Mein Hund bellt plötzlich alle Menschen an und lässt sich kaum beruhigen

  • Hey und danke für die Aufnahme.


    Ich habe mich hier angemeldet, weil ich Probleme mit meinem Dobermann Zeus feststelle. Zeus ist 15 Monate und lebt bei mir seit er 8 Wochen alt ist.


    Seit etwa 2 Monaten stelle ich plötzliche Verhaltensänderungen an ihm fest. Er war von Anfang an ein sehr gehorsamer Hund und ich habe mir große Mühe gegeben ihn richtig zu erziehen. Zeus fand fremde Menschen nie wirklich toll und das sollte er auch nicht. Es war aber bis vor kurzem so, dass er Fremde grundsätzlich ignoriert hat, solange sie nicht bedrohlich wirkten. Wenn wir unterwegs waren konnten wir problemlos an allen Leuten vorbeigehen, ohne das Zeus sich da drum gekümmert hat. Waren Menschen mir gegenüber aufdringlich oder wirkten gefährlich hat er gebellt und eindeutig versucht mich zu beschützen und das war ok, deshalb habe ich das nie unterbunden, schließlich wollte ich den natürlichen Schutztrieb nicht verbieten.


    Naja, in letzter Zeit hat er angefangen fast alle Leute die uns begegnen anzubellen. Ich glaube nicht, dass er aggressiv ist oder irgendwem etwas tun würde, aber es nervt mich dass er plötzlich meint mich vor jeder zweiten Person die uns über den Weg läuft warnen zu müssen. Ich lasse ihn natürlich nicht zu den Leuten hin, aber genau hier liegt das große Problem. Er steigert sich da total rein, kläfft wie verrückt, springt auf und ab und beißt in die Leine. Er hat mir auch schon zweimal versehentlich in die Hand gezwickt, nicht stark oder so, aber ein No-Go für mich.


    Da er vor einem Monat im Freilauf plötzlich zu einem älteren Mann hinlief und sich vor ihn stellte und ihn anbellte und sich nicht abrufen ließ gibt es seit dem auch keinen Freilauf mehr, was bei ihm glaube ich zu noch mehr Frust führt. Ich habe leider keinen Garten und Spaziergänge an der Leine ersetzen im Endeffekt ja keinen Freilauf.


    Ich bin aktuell ziemlich genervt von ihm. Wir wollten nächstes Jahr die BH machen und haben dafür auch schon sehr viel und von Anfang an geübt , aber momentan verhält er sich schlimmer als in der Welpenzeit und ich sehe da aktuell keine Erfolgschancen.


    Und bevor die Kommentare über das Wesen vom Dobermann kommen. Ja ich weiß, dass Dobermänner einen natürlichen Schutztrieb haben und Fremden gegenüber eher skeptisch sind, genau das fand ich ja bei meiner Rassewahl toll. Aber ICH möchte kontrollieren können wie er sich wann gegenüber Leuten zu verhalten hat.


    Ich hoffe hier sind Leute die mir Tipps geben können wie ich das wieder in den Griff kriege, da Spaziergänge langsam keinen Spaß mehr machen und ich ihn gerne wieder frei laufen lassen würde ohne dass andere Menschen sich vor ihm erschrecken.

  • Waren Menschen mir gegenüber aufdringlich oder wirkten gefährlich hat er gebellt und eindeutig versucht mich zu beschützen und das war ok, deshalb habe ich das nie unterbunden, schließlich wollte ich den natürlichen Schutztrieb nicht verbieten.

    Na ja, so wie das klingt, durfte er von Anfang an entscheiden, wer aufdringlich war oder gefährlich wirkte, und nun wird er immer erwachsener und ernster und findet zunehmend mehr Menschen überflüssig. Finde ich nicht ungewöhnlich, habe aber auch keine Dobermann-Erfahrung.


    Arbeitest Du daran denn mit einem Gebrauchshunde-erfahrenen Trainer? Das wäre glaube ich bei dem Kaliber Hund besser als Forentipps. Ansonsten kann Helfstyna beispielsweise da sicherlich noch was qualifizierteres zu sagen als ich.

  • Für mich klingt das so, als hättest du ihm nicht vermittelt, dass du dich darum kümmerst, Situationen einzuschätzen und zu managen. Du schreibst ja, du hast ihn machen lassen und das Verhalten nicht unterbunden/umgelenkt. Was heisst denn, er durfte auf Menschen reagieren, die gefährlich oder aufdringlich wirkten? Was haben diese Menschen gemacht, wie sich verhalten?

  • Waren Menschen mir gegenüber aufdringlich oder wirkten gefährlich hat er gebellt und eindeutig versucht mich zu beschützen und das war ok, deshalb habe ich das nie unterbunden, schließlich wollte ich den natürlichen Schutztrieb nicht verbieten.

    Und genau da liegt der Fehler.

    Du hast dem Hund sehr schnell beigebracht, dass er solche Dinge regeln muss.

    Du hast ihm da die Entscheidung überlassen und hast die Situation nicht souverän geregelt und jetzt glaubt dir dein Hund nicht mehr, dass du die anderen Dinge selber Regeln kannst und nimmt das in die eigene Hand.

    Das hat nichts mit "Schutztrieb verbieten" zu tun, sonder fällt einfach unter souveräne Führung im Alltag und das fehlt deinem Hund jetzt. Einem Dobermann braucht man nicht zwei mal sagen, dass er wachen soll, kommt dann aber noch dazu, dass der Hund nicht die besten Nerven hat, was bei Dobermännern gern mal vorkommt, gerade wenn sie auch nicht aus kontrollierter Zucht kommen bzw bei der Aufzucht da etwas gescludert wurde, kommt sehr schnell dabei raus, dass sie dann eben anfangen, die komplette Umwelt zu kontrollieren und zu maßregeln, um sich selbst Sicherheit zu geben.

    Du hast einem unsouveränen Hund die Aufgabe übertragen, auf dich auzupassen und dass es dich jetzt nervt, wird der Hund wiederum nur als weiteres Anzeichen interpretieren, dass du nicht in der Lage bist, das selber zu regeln und er weiterhin das Heft in die Hand nehmen muss.


    Schlag dir die BH erstmal aus dem Kopf. Sucht euch einen Trainer mit Gebrauchshundeerfahrung, der dir erstmal beibringt, wie du den Hund im Alltag souverän führst, damit er dir wieder abnimmt, dass du solche Situationen regeln und er dir da vertrauen kann, das kann man nicht per Kurzanleitung im Internet erkläre, da brauchst du Begleitung vor Ort und zwar nicht auf dem Hundeplatz, sondern Einzeltraining in eurem Wohnumfeld.

  • ich würde deinem Hund zeigen, was er Tun soll und das ist ruhig an anderen Menschen vorbei gehen. Meiner hatte das Problem auch lange bzw. immer noch ab und an besonders im dunklen. Ich habe dem Hund eine Alternative angeboten, bzw. ihn abgelenkt. Auch jetzt schaue ich mir immer meinen Hund an. Fixiert er jemanden, hohle ich ihn sofort zu mir ran und ins Sitz, oder schaffe Platz in dem ich einen Bogen laufe. Der Hund kommt bei mir immer auf die abgewandte Seite so das ich zwischen Hund und dem anderen Menschen bin. Und ich toleriere nie, dass er wen anbellt und auf wen zuspringt, was er auch tun würde. Freilauf gibt es trotz guten Rückrufes nur in Gebieten die ich gut kontrollieren kann.

  • Nicht zu vergessen, JETZT wird der Teenager so langsam erwachsen.




    Aber ICH möchte kontrollieren können wie er sich wann gegenüber Leuten zu verhalten hat.

    Das hättest Du allerdings schon in der Welpen, Junghundephase so machen müssen! ;)

    Er hat dies nun anders gelernt.

    Jetzt dagegen zu steuern, wird schwierig - weil er ja schon seine Erfahrungen gemacht hat. Er weiß ja, was er kann und was er "darf".

  • Ja ich weiß, dass Dobermänner einen natürlichen Schutztrieb haben und Fremden gegenüber eher skeptisch sind, genau das fand ich ja bei meiner Rassewahl toll. Aber ICH möchte kontrollieren können wie er sich wann gegenüber Leuten zu verhalten hat.

    Joa..das wird aber halt nix, wenn man den Gebrauchshund von klein an entscheiden laesst wann er jetzt wen bedrohlich findet und den HF schuetzen darf/soll.

    Und sei es unbewusst: Du hast ihn zu dem aktuellen Verhalten hin erzogen!


    Such dir nen passenden Trainer, der Ahnung von Gebrauchshunden und souveraener Fuehrung hat. Der kann dir am besten helfen.

  • Das fliegt einem irgendwann um die Ohren, wenn man so einem Gebrauchshund in der Junghundezeit Verhalten durchgehen lässt, was man eigentlich hätte abbrechen müssen, da der Hund i.d.R. mit zunehmendem Alter dieses Verhalten dann immer öfter und vehementer zeigt.


    Ich würde dir zu einem geeigneten Trainer raten.

  • Mich triggerts ein bisschen, wenn geschrieben wird, dass man nicht glaubt, dass der eigene Hund aggressiv ist. Aggression ist was ganz Natürliches und gehört gerade bei Beutegreifern zum ganz normalen Verhaltensspektrum, sonst wären die nicht lebensfähig. Ich würde das nicht mal meiner tiefenentspannten Althündin hier absprechen wollen. Noch viel weniger einem jungen Gebrauchshundrüden, der gerade in Saft und Kraft kommt.


    Abgesehen von den Tipps zum Training, die hier von den erfahrenen Gebrauchshundehaltern gekommen sind: Ich würde an Deiner Stelle geistig erstmal 3 Schritte zurück gehen von dem, was ich mit dem Hund so für die nächsten Wochen und Monate geplant habe und mir von ihm erwarten, sondern den Hund anschauen und prüfen, was der gerade kann (und was nicht) und braucht. Sprich: Die Erwartungen an den Istzustand anpassen. Das kann Dir dabei helfen, nicht genervt und frustriert wegen Deines Hunds zu sein (das kommt aus enttäuschten Erwartungen), und Dich auf die Führung zu konzentrieren, die Du ihm jetzt geben solltest.


    Ich drück mal die Daumen.

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