Wieso sind anderthalb Stunden (oft zwei) Ausflug mit unterschiedlichen Erlebnissen (Wald, mal ein anderer Hund zum Spielen, Straßenbahn fahren, Dummy aus der Elbe holen...), dazu zwei halbstündige Runden durch (verschiedene) Straßen unserer Umgebung am Morgen und am Abend und zwischendurch im Garten herumschnüffeln nicht ausreichend - wenn gleichzeitig andere von euch schreiben, Ole wäre überbeschäftigt?
Es ist für den Hund schon ein Unterschied, ob einfach viele Reize auf ihn einprasseln, mit denen er sich auseinandersetzen muss, oder ob gezielt mit dem Hund gearbeitet wird und er da möglichst das tun kann, wofür er mal gezüchtet wurde. Nach beidem ist der Hund zwar erst mal müde, der Grund ist bei ersterem aber nicht unbedingt, dass tatsächlich die Bedürfnisse des Hundes befriedigt wurden.
Mal als Beispiel, ich wohne mit meinem Hund in der Stadt, d. h. wenn wir hier spazieren gehen, dann ist zumindest nachmittags immer viel los. Da muss sie im Grunde ständig aushalten, dass Fahrräder nah an ihr vorbei schießen, Jogger vorbei trampeln, schreiende Kinder an uns vorbei toben, dazu treffen wir noch zig andere Hunde, mit denen sie sich auseinandersetzen muss. Dann noch der Autoverkehr, Baustellenlärm, tausend Gerüche von anderen Hunden, Müll im Gebüsch, usw usf
Sie kann also im Grunde nicht einfach entspannt durch die Gegend schnüffeln, rennen, Hundedinge tun, sondern muss sich ständig hier beherrschen, da beherrschen, aufpassen, warten, rüber gehen, Ablenkungen ignorieren... Wenn ich dann zwischendurch noch hier und da nen Ball werfen würde, würde noch mehr Stress oben drauf kommen.
Nach so einer Runde ist der Hund richtig platt, aber nicht, weil sie tatsächlich ihre "Triebe" befriedigen konnte, sondern im Grunde ist das totale Reizüberflutung. Normalerweise fahre ich deswegen immer raus zum Gassi gehen, damit wir unsere Ruhe haben. Wenn wir aber doch mal ein paar Tage hintereinander solche Spaziergänge haben (wie jetzt grad weil Auto kaputt), merke ich richtig, wie sie fahrig, unruhig, unkonzentriert wird und sich in irgendwelches Ersatzverhalten flüchtet.
Wenn wir hingehen richtig trainieren, z. B. Dummy, ist das für den Hund zwar auch anstrengend, aber man arbeitet damit im Grunde mit seinen Instinkten. Laufen, suchen, Jagdverhalten ausleben, gepaart mit Konzentration und Impulskontrolle. Und das Ganze in einem festgelegten Rahmen mit definiertem Anfang und Ende, damit der Hund nicht den ganzen Spaziergang die Erwartungshaltung hat, dass jetzt bald der Dummy ausgepackt wird.
D. h. jetzt natürlich nicht, dass man den Hund nun von allem fern halten muss oder der Schaden nimmt, wenn mal ein paar Tage mehr los ist, aber insgesamt tut es vielen Hunden schon gut, wenn man ein paar mal pro Woche gezielt was sinnvolles trainiert und ansonsten schaut, dass der Hund im Alltag eher entspannen kann. Wie eng man das Ganze sehen muss, kommt natürlich auf den Hund an (und auch auf den normalen Alltag des HH, das Lebensumfeld etc.), aber da kann man sich langsam heran tasten.
Daher würde ich wohl die Spaziergänge jetzt erst mal nur in eher reizarmer Umgebung und ohne extra Action machen. Stattdessen vielleicht 2 mal pro Woche eine Dummy-Einheit einlegen, wo dann aber mehr gemacht wird, als den Dummy mal in den Fluss zu werfen, sondern der Hund ordentlich sein Hirn benutzen muss.