Hat der Tierschutz einen schlechten Ruf?

  • Ist aber teils auch wieder die Krux bei der Sache, wie man's macht, ist es verkehrt. Ich kenne durchaus auch Tierheime, die keine Vor- oder Nachkontrollen machen und auch nicht irgendwelche Fragebögen ausgefüllt haben wollen, die dann den Ruf haben, es interessiert ja keinen, wo die Tiere hinkommen.


    Ich verstehe jeden, der solche Kontrollen ablehnt, verstehe aber auch die Vereine, die sich da im Zugzwang befinden. Sei es, weil man eben nicht als unseriös dastehen will, sei es, weil man tatsächlich schon schlechte Erfahrungen gemacht hat und zumindest nachprüfbare Angaben auch tatsächlich überprüfen möchte.

  • Das würde übrigens kein einziger (seriöser!) Züchter machen... Alle Welpenverkäufer abklappern... Wenn es aus gewissen Gründen nicht passt, dann wird das ehrlich gesagt und begründet und gut ist.


    "Sie werden von uns leider keinen Welpen bekommen. Wir züchten mit jagdlichen Linien und da ist die Rettungshundearbeit keine angemessene Ersatzbeschäftigung."


    Punkt. Muss man so akzeptieren. (Ob das so stimmt oder nicht, sei dahin gestellt.) Und dann ruft man halt beim nächsten Züchter an. Und spätestens wenn man vom dritten Züchter mit jagdlich geführten Hunden zu hören bekommt, dass es nicht passt, muss man sich halt mal an die eigene Nase packen und seine Entscheidung überdenken.

  • und zumindest nachprüfbare Angaben auch tatsächlich überprüfen möchte.

    Wenn jemand betrügen möchte, bekommt er das hin, glaub mir. Da habe ich von Berufswegen leider schon viel zu viel erlebt... Da wird man eine Vorkontrolle "faken" können....

  • Ich hab aber auch Anfragen von auswärtigen Vereinen bekommen, die Fragebögen für den Prüfer mitschickten und dass die teilweise nicht wissen wollten, welche Farbe die Unterwäsche in der Kommode hat, war schon das einzige. Das war teilweise furchtbar übergriffig, was da abgefragt wurde. Manchen wäre es am Liebsten gewesen, ich hätte heimlich die Schubladen durchwühlt, Fotos von den Nachbarn gemacht und die Kontoauszüge gestohlen.

    Ok, krass. Bin ein wenig fassungslos, sowas ist natürlich völlig daneben. Da leben wir hier wohl auf einer rosaroten TS-Wolke, Sachen in der Art hab ich zum Glück noch nicht gehört.

  • Mit "Tierschutz" ist hier Hundeschutz gemeint?


    Weil gerade hier im Forum haben Wildtierschützer einen äussert guten Ruf.

    Geht Wildtierschutz nicht eher in Richtung Umweltschutz?
    (Sollte er zumindest in meinen Augen, also dass es da nicht um jedes Individuum, sondern um Ökosysteme geht. Das ist ja ein ganz anderer Fokus oder sollte es zumindest sein.)


    Oder meintest du sowas wie Igelhilfe usw.? Das läuft ja häufig auch über Tierheime.

    Ich arbeite selber aktiv im Tierschutz mit und meiner Erfahrung nach haben die Leute eine negative Einstellung dem Tierschutz gegenüber, die ..

    - keinen Hund bekommen haben (z.B. weil sie 10 Stunden am Tag arbeiten und der Hund allein wäre, der Hund im Zwinger leben müsste etc.)

    - der Hund Arbeit bereitet und nicht einfach mitläuft

    - alle Menschen/Hunde aus dem Tierschutz über einen Kamm scheren

    Nichts davon trifft auf mich zu, trotzdem bin ich sehr, sehr skeptisch geworden, wenn es um TS-Hunde geht.


    Als ich auf der Suche nach meinem ersten Hund war, war ich auch über Monate hinweg regelmäßig im örtlichen Tierheim. Nachdem sich das Interesse an Elin dann konkretisierte, durfte ich mit ihm Probegassigänge machen. Das lief soweit ganz gut, er war halt nicht leinenführig, aber das war völlig okay für mich.
    Das TH wusste genau Bescheid über meine Vorstellungen und meine Lebenssituation und dass ich vorher noch keinen Hund hatte. Ein ganz wichtiges Kriterium war für mich der Jagdtrieb, denn der Hund sollte nach Gewöhnung mit Kleintieren im Raum sein können.
    Zig mal wurde mir beteuert, dass er keinen Jagdtrieb hätte ... Und generell ein absolut anfängerfreundliches Exemplar sei, uneingeschränkt menschenfreundlich, könne alleinbleiben, blabla, tausend positive Eigenschaften, ...
    Hat alles nicht gestimmt. Ob sie ihn wirklich SO falsch eingeschätzt haben oder ob sie nur auf Teufel komm raus vermitteln wollten, keine Ahnung.
    Die Gassistrecke am TH ist völlig frei von Wild, da hüpfen nur Vögel rum und es gibt Pferde. Auf die reagiert er auch nicht. Nach der Vermittlung hatte ich dann einen Hund, der quasi schreiend auf den Hinterbeinen stand, wenn irgendwo eine Katze oder ein Hase am Horizont auftauchte.

    Bestimmte Typen von Menschen, Bewegungen usw. haben ihn getriggert und er ging nach vorne. Eher Schnappen als Beißen, aber leider ohne Knurren oder sonstige deutliche Warnsignale. Für mich als Hundeanfänger war das eine ordentliche Herausforderung damals.

    Alleinebleiben konnte er auch nicht.


    Dass ein Hund Arbeit macht war klar, aber einen anfängerfreundlichen Hund für meine konkrete Lebenssituation hatte ich mir dann doch anders vorgestellt.

    (Es hat sich trotzdem alles gut eingespielt und entwickelt und heute ist Elin ein toller Hund, aber die Vermittlungsarbeit war halt echt ... bescheiden.)

    Dazu kam noch, dass Elin in den Wochen vor der Vermittlung massiven Durchfall hatte. Das hab ich häufiger angesprochen, aber er wurde nicht untersucht und es hieß nur, dass das vom Stress im TH käme und sich nach der Vermittlung von selber erledigen würde.
    Ein paar Tage, bevor er einzog, wurde er dann doch noch durchgecheckt und es stellte sich ein heftiger Giardienbefall heraus. Wow ...


    Dementsprechend gebe ich nicht mehr viel auf dieses Tierheim im Speziellen bzw. wäre auch bei anderen TH sehr viel vorsichtiger.


    Ich habe einige Freunde und Bekannte mit Hunden aus dem TS, und viele haben tatsächlich ähnlich schlechte Erfahrungen gemacht. Da hat man dann überwiegend den Luxus, seinen Alltag für den Hund umkrempeln zu können und lebt gut damit, aber geschilderte Vorstellungen im Gespräch mit dem TH/der Orga und vermittelte Hunde passen ziemlich oft nicht zusammen.



    Und dann sind da die Tierschützer. Wie schon geschrieben können viele nicht ganz so gut mit Menschen. Kann ich bestätigen.

    Das kann ich auch bestätigen.
    Wenn ich jetzt DEN Hund im TS entdecke und mir sicher bin, dass das passt, dann nehme ich die Menschen in Kauf. Aber es schreckt mich sehr davon ab, mehr als unbedingt nötig Kontakt zu haben.
    Sowohl bei Orgas als auch Tierheimen hab ich echt schon viele überdurchschnittlich anstrengende Menschen kennengelernt.
    Nicht nur anstrengend in Bezug auf diese enorm emotionale Schiene, sondern auch anstrengend durch sehr herablassende/grobe/unwirsche Art gegenüber ganz normal-netten Interessenten, anstrengend durch teils eher ... rudimentäre Sachkenntnis, durch das Auftreten insgesamt irgendwie. :ka: Trifft natürlich auch nicht auf alle zu, aber viele habe ich so erlebt.

    Züchter kenne ich nur eine Hand voll näher, aber die sind alle durchweg bodenständig und sachlich und einfach normal-freundlich. Angenehm im Gespräch.

    Verallgemeinern lässt sich das alles natürlich nicht, aber nach meinenErfahrungen gibt es da schon eine deutliche Tendenz (leider).



    Hier ist als nächstes ein Züchterwelpe geplant (aus mehreren Gründen, aber die Erfahrungen mit "dem" TS in meinem Umfeld stützen die Entscheidung).
    Falls irgendwann wieder ein Hund aus dem TS einzieht, dann auf alle Fälle nur aus dem Inlands-TS mit möglichst klarer Vorgeschichte. Oder private Abgabe im Bekanntenkreis oder so. Ich will in der Rechung einfach möglichst wenig unbekannte Faktoren haben, sowohl bezogen auf die Vorgeschichte des Hundes als auch auf den Mensch/die Orga, worüber die Vermittlung stattfindet.

  • Klar kann man am Ende immer betrügen, aber wie viele Leute stecken dann tatsächlich soviel Energie da rein, wenn man aus zig Quellen nen Hund auch ohne lästige Nachfragen bekommen kann.

    Und in jedem Fall ist man am Ende nicht schlechter dran, als wenn man gleich auf Vorkontrollen verzichtet.

  • Da wird man eine Vorkontrolle "faken" können....

    Uns wurde bei der Vorkontrolle erzählt, dass es Leute gibt, die ihre komplette Wohnsituation faken.. da stellten Freunde ihr Haus zur Verfügung, weil man angegeben hatte, dass man in einem Haus wohnt, um vermeintlich bessere Karten zu haben. An den falschen Namen auf dem Klingelschild hatten die Interessenten aber nicht gedacht :tropf:

  • Ich persönlich habe leider keine guten Erfahrungen gemacht. Für mich wäre es damals auch in Ordnung gewesen einen Junghund aufzunehmen, wenn ich etwas über seine Vergangenheit weiß. Ich hatte mich an entsprechende Rasse-in-Not-Gruppen gewendet.


    Meine Situation damals:

    • Großstadt-Wohnung (1. OG, 60m2) in der Nähe eines Naherholungsgebiets (kein Leinenzwang)
    • Hund kann mit zur Arbeit
    • Gesichertes Einkommen
    • Hundeschule bereits ausgesucht und besucht
    • Draußen-Mensch
    • Hundesport kann, muss nicht.


    Ich wurde damals von allen Orgas abgelehnt, weil ich Vollzeit arbeite. Obwohl der Hund mitgedurft hätte und ich für Tage, wo der Hund unpässlich ist, einen Plan B gehabt habe bzw ich von zu Hause aus arbeiten konnte.


    Ich durfte nichtmal zu den Kennenlernspaziergängen kommen, ich wurde einfach kategorisch ausgesiebt.


    Bzgl Auslandstierschutz höre ich ausschließlich im Forum schlechtes, draußen auf der Straße nur Gutes. Aufgrund der Großstadtsituation und weil Franz so verträglich ist, lerne ich viele HH kennen, die Mehrheit hat Auslandshunde und es sind fast alle super zufrieden. Aber vermutlich trifft man die mit angstaggressiven Problemhunden auch nicht zur Rush Hour auf der Hundemeile.


    Ich finde es übrigens sehr zwiespältig zu sagen, man solle lieber einen Auslandshund aus einer Tötungsstation holen, statt Geld in eine gesunde und gute Zucht zu investieren (mMn auch Tierschutz). Denn solange die ganzen Hunde aus den Tötungsstationen und Tierheimen nach Deutschland geholt und vermittelt werden, wird sich an der Situation dort vor Ort nicht viel ändern. Und warum soll ich ausbaden, dass die Vermehrer in Spanien das halt irgendwie nicht so eng sehen? Und ggf. gefährliche Krankheiten nach Zentraleuropa einschleppen?


    Ich finde es super gut, wenn Leute dieses Risiko auf sich nehmen und einem Hund aus dem TS eine Chance auf ein schönes Leben geben. Aber die werden oft genauso "produziert" (und was nicht taugt wird aussortiert) und ich finde die Argumentation dann schon arg abwegig zu sagen "es muss ja nicht für jeden ein Hund produziert werden, weil es schon genügend Hunde gibt" nur weil ein gewissenloser Mensch im Ausland da sinnlos Hunde produziert hat. Wenn hier jemand nen Hund vom Vermehrer nimmt wird man im Forum schon speziell angeredet. Wenn der Vermehrerhund aus dem Ausland kommt ist man ein Held. Komische Sache irgendwie...


    Bzgl. "Jeder kriegt nen Hund vom Züchter". Nö, sicher nicht. Aber da die meisten Züchter nebenbei Vollzeit arbeiten, ist denen auch klar wo das Geld für so einen Flausch herkommen muss und man wird nicht schon aufgrund von Berufstätigkeit aussortiert.

  • Ich habe mich vor einigen Jahren für einen Hund aus dem Tierheim interessiert und hätte neben der Vorkontrolle auch unangemeldeten (!) Nachkontrollen zustimmen sollen.


    Natürlich kann man nicht alle Tierheime über einen Kamm scheren, aber wenn der erste Kontakt so ausfällt, bleibt es halt auch der letzte ...

  • Wenn hier jemand nen Hund vom Vermehrer nimmt wird man im Forum schon speziell angeredet. Wenn der Vermehrerhund aus dem Ausland kommt ist man ein Held

    Ist jetzt bissel OT, aber weil solche Argumente häufiger kommen: im Endeffekt geht es um Angebot und Nachfrage. Wenn ich beim "Produzenten" kaufe, generiere ich eine Nachfrage, sorge also direkt dafür, dass weiter produziert wird.


    Wenn ich also direkt beim Vermehrer kaufe (völlig egal, in welchem Land der sich nun grad befindet), sorge ich dafür, dass der weiter Hunde produziert. Wenn der Hund aber einmal im Tierheim hockt, dann spielt das keine Rolle mehr. Ob ein ausgedienter Jagdhund, ungewollte Welpen oder was auch immer nun direkt getötet werden, den Rest ihres Lebens hinter Tierheimmauern verschwinden oder halt vermittelt werden, das interessiert den Vorbesitzer doch nicht mehr.


    Man muss auch klar differenzieren, dass es bei einer Vermittlung immer nur um das eine Individuum geht. Durch Vermittlung ändere ich nix an den Ursachen, das ist eine andere Baustelle. Idealerweise sollte Vermittlung natürlich Hand in Hand mit Aufklärung und Prävention gehen, aber bei jeglicher Tiervermittlung (egal ob In- oder Ausland) geht es grundsätzlich erst mal "nur" darum, die Lebensbedingungen dieses einen Tieres zu verbessern.

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