Gibt es Rassen, die nicht "überzüchtet" sind, ohne Krankheiten oder sogar "Qualzucht?"

  • Ich bin immer noch unsicher, was da überhaupt gesucht wird. Der funktionale Körperbau? Hängt, wie schon angemerkt wurde, vom Verwendungszweck ab, und nicht unbedingt von irgendwo festgelegten "idealen" Winkelungen und Proportionen. Das Fehlen von durch das Zuchtziel bedingten Erbkrankheiten? Oder auch das (fast) frei sein von zufälligen Erbkrankheiten? Wenn ja, dann sind in der obigen Liste einige Rassegruppen, die ein gehöriges Päckchen rumschleppen...


    Problematisch fide ich auch, wenn Arbeitslinien pauschal als gesünder gesehen werden. Kann sein, muss aber nicht. Klar sind sie üblicherweise frei von Übertypisierungen, die in Showlinien vorkommen können und die Funktionalität beeinträchtigen. Aber sie sind nicht per se korrekter gebaut (auch krumme Haxen können Leistung bringen), und sie sind schon gar nicht frei von Erbkrankheiten - sie sind oftmals nur weniger untersucht.


    Leider wurde von der TS nicht klargestellt, was mit "überzüchtet" gemeint ist - meine Vermutung geht in Richtung "übertypisiert".

  • Ich würd jetzt zB den Gos reinschmeißen.

    Robust, gesund, wetterfest, keine Ohrenprobleme, nicht überzüchtet, so um die 20kg, gibts in Unfarbe, man braucht keine Datenbanken durchforsten, um gesunde Linien zu finden.

    Blöd nur: langes Fell, Schlappohren und sieht halt nach gut durchgemischten Straßenzotteln aus.

    :ugly:

    Damit wären se wieder raus.

  • Ich bin immer noch unsicher, was da überhaupt gesucht wird. Der funktionale Körperbau?

    Du ich auch. Und ich hatte sogar den "Lapinporokoira" gegooglet, der zumindest der Beschreibung sehr nahe kommt (ohne ihn mies reden zu wollen), der hat auch was in der Akte stehen (inkl. HD).:ka:

    Klar sind sie üblicherweise frei von Übertypisierungen, die in Showlinien vorkommen können und die Funktionalität beeinträchtigen. Aber sie sind nicht per se korrekter gebaut (auch krumme Haxen können Leistung bringen), und sie sind schon gar nicht frei von Erbkrankheiten - sie sind oftmals nur weniger untersucht.

    Dass Arbeitslinien weniger als die Showlinien untersucht werden, kann ich mir kaum vorstellen (bin mir aber nicht sicher, ob ich Dich richtig verstanden habe). Ansonsten, ist tatsächlich die Frage, woran "korrekter Gebaut" sich überhaupt orientiert :ka: Beim HSH ist es noch einfach, würde ich sagen, der braucht seine Grösse. Was will man im Herdenschutz mit einem Hund, der nur 20 Kilo auf die Waage bringt, Frühstück für Wölfi? Oder mit nem NOrdischen, der erst mal eine Runde jagen geht, u.U. die eigene Herde, vll. auch mit Wölfi. :ka:


    Wie schon geschrieben, Form follow function, und es hat halt im Zusammenleben mit dem Menschen mannigfaltig Funktionen/Aufgaben. Ob das immer das Gesündeste ist, lasse ich mal hingestellt. Schaue ich mir den hochbeinigen Mähnenwolf an, bricht der sich bestimmt schneller die Haxen, als andere Wölfe. Aber für das Überleben und die Reproduktion in seinem Habitat wird es für ihn von Vorteil sein.


    Im Grunde genommen, also bis auf die Schwächen in der Argumentation (z.B. Schlappohren generell als Problem zu werten oder sich einen Körper zu erdenken und fertig), weiss ich auch nicht weiter.

  • Also wenn man die Sache wirklich so angehen will, würd ich sagen: gar keinen Hund kaufen und warten, bis man sich seinen Wunschkandidaten im Reagenzglas züchten lassen kann.

    :ka:

  • Einmal eine andere Frage: Was ist fuer euch das "perfekte" Exterieur? Wie muss z.B. eine Hinterhand aussehen, um Hueftprobleme zu praeventieren, oder die Fusswurzelgelenke, um Arthrose vorzubeugen? Nach Rasse gehen ist da glaube ich schwer, aber wenigstens kann man dann sagen "dieser Hund wird in Zukunft keine Probleme bekommen, die sich wegen seinem Koerperbau entwickelt haben". Ich google gerade, finde aber keine Seite, wo alles zusammengefasst steht. Es kommt natuerlich auch immer darauf an, wofuer man den Hund nutzen will.

  • Für mich muss ein Hund seiner Funktion entsprechen.

    Der Dackel hat die Funktion, in den Bau zu gehen und sich da mit Dachs und Co auseinander zu setzen. Dafür ist er so kurz gezüchtet und das ist der Sinn. Genauso wie beim Corgi, die sich ja bei den ausschlagenden Rindern wegen ihrer geringen Größe "ducken" können.


    Ich kenne einen Pudel, der ist 23 Jahre alt und hat bis auf Kontrollen und mal Zähne machen nie den Tierarzt gesehen. Ein anderer meiner Bekannten ist vor einiger Zeit mit 19 gestorben.

    Den Pudel muss man aber pflegen, zumindest ab und zu kurz machen. Ja nun, ist das schon Qualzucht? Der ist ja nicht behindert in seiner Anatomie. Wir haben uns diese Hunde doch so gezüchtet und da fast kein Hund auf dieser Welt frei allein abseits der Zivilisation rumläuft, ist es auch irgendwie müßig drüber zu sprechen, ob ein Hund jetzt "ursprünglich" genug ist, zu überleben, wenn morgen plötzlich alle Menschen von der Welt verschwunden wären.


    Gefühlt hatte man so einen Thread schon x mal. Da dreht man sich immer im Kreis. Sind Dackelbeine jetzt Qualzucht oder funktional? Ab wann ist der Hund übertypisiert? Ist ein kurzes, aber "arbeitssames" Leben erfüllter als wenn der Hund 17 wird, aber eine Dauerbaustelle ist?

    Ich hab da auch inzwischen wenig Lust drauf, dass dann immer mit Showhunden argumentiert wird. Viele Showhunde sind auch im Sport sehr erfolgreich oder in anderen Sparten. Ein Showhund ist ja nicht nur der explodierte Bobtail oder der dicke platte Mops.

  • Leider wurde von der TS nicht klargestellt, was mit "überzüchtet" gemeint ist - meine Vermutung geht in Richtung "übertypisiert".

    Das habe ich der ursprünglichen Frage (die nicht von mir kam) entnommen, deshalb habe ich doch den Link zum andern Thread mit eingebunden, s. Posting Nr. 1! Es ist eine Auslagerung aus dem Qualzuchten-Thread!


    Ich selber würde "überzüchtet" auch mit übertypisieren in Verbindung bringen verbunden mit sehr "hoher Produktion", also ein Modehund, der sehr, sehr oft vermehrt/gezüchtet wird, so dass sich Fehler, Schwächen und Krankheiten immer weiter potenzieren und bald in jedem Hund dieser Rasse vorhanden sind.

  • Für mich ist übrigens „Perfektion“ auch nochmal was ganz Anderes als funktional, ohne hohe genetisch bedingte Krankheitswahrscheinlichkeit und erwünschte, aber Leid verursachende Merkmale. Und nach „Perfektion“ zu suchen birgt doch gerade wieder die Gefahr von Übertypisierung mit sich.


    Gesunde Rassen wären aus meiner Wertung heraus solche, bei denen das Hundeindividuum eine gute Chance hat, fit und beweglich ein hohes Alter zu erreichen und sich während des größten Teil seines Lebens mit Freude und ohne Schmerzen bewegen und beschäftigen zu können.


    Und da sehe ich eine ganze Menge mehr als die, die bisher genannt wurden.

  • Für mich ist übrigens „Perfektion“ auch nochmal was ganz Anderes als funktional, ohne hohe genetisch bedingte Krankheitswahrscheinlichkeit und erwünschte, aber Leid verursachende Merkmale. Und nach „Perfektion“ zu suchen birgt doch gerade wieder die Gefahr von Übertypisierung mit sich.

    Woher nimmst Du denn jetzt plötzlich die Perfektion? Das ist doch gar nicht die Frage...

    Also hier nochmals der Ursprung des Threads, weil offenbar niemand meinen Link gelesen hat:


    8033da9f66856db10e.png


    Das war die ursprüngliche Frage im Qualzucht-Thread, aber als dann alles auseinander driftete, habe ich diese Frage nochmals aufgegriffen und in einem eigenen Thread zu beantworten versucht, bzw. meine Sichtweise dargelegt, damit die Diskussion hier weitergehen kann.


    Eigentlich müsste ein Mod solche Themen, die auseinander driften, splitten, aber das habe ich hier noch nie gesehen... (ist jetzt ein Neben-Schauplatz).

  • Für mich ist übrigens „Perfektion“ auch nochmal was ganz Anderes als funktional, ohne hohe genetisch bedingte Krankheitswahrscheinlichkeit und erwünschte, aber Leid verursachende Merkmale. Und nach „Perfektion“ zu suchen birgt doch gerade wieder die Gefahr von Übertypisierung mit sich.

    Woher nimmst Du denn jetzt plötzlich die Perfektion? Das ist doch gar nicht die Frage...

    Naja ... "Rasse die nicht ueberzuechtet ist und keine Krankheiten hat" = Rasse muss anstaendiges Exterieur haben um Krankheiten vorzubeugen = Rasse muss seinem Nutzen entsprechend perfekten Koerperbau vorweisen und dieser Koerperbau muss sich in dem Rassestandard wiederspiegeln, oder nicht?

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