Ersthund - Starthilfe, Unsicherheit, Zweifel?

  • Für mich klingts ein Stück weit so, als wenn du dir das alles ganz toll ausgemalt hast, dir vorgestellt hast, wie es sein wird mit Hund. Und jetzt ist es anders. So ganz anders. Es schränkt dich im Alltag ein. Und es enttäuscht dich, weil es nicht mit dem Bild in deinem Kopf überein stimmt.


    Ich würde ja ein Glas Wein oder einen schönen Tee empfehlen. Füße hochlegen. Überlegen, was gut läuft. Was schlecht läuft. Liste machen. Und dann schauen, ob du damit leben kannst, dass es nicht so läuft wie gedacht, das manches vielleicht lange dauert, anderes nie gehen wird. Und dass es eben nicht von jetzt auf gleich klappt, egal, wie gut du vorbereitet bist. Es ist ein Lebewesen und Lernen braucht Zeit. :)

  • Finde das absolut nicht ungewöhnlich. Also weder wie der Hund sich nach 1 Woche benimmt (ist nichts, der hat doch einen Kulturschock zu verarbeiten), noch dass Du unglücklich bist. Man spricht gerne vom Welpen-Blues, dass die Leute sich endlos auf einen Hund freuen und dann heulend auf der Couch sitzen, weil sie auf einmal fürchten das nicht zu schaffen, während der kleine Wutz die Scheuerleiste frisst.

    Mach Dich doch nicht verrückt, sondern such Dir einen guten Trainer. Ich kann Dir, je nachdem wo in Berlin du lebst, auch jemand empfehlen.

    Setz dich auf dein Sofa, öffne die schon empfohlene Flasche Wein und atme tief durch.

    Du hast Dich doch so lange auf den Hund gefreut, vllt mit ein bisschen Lassieromantik im Hinterkopf und das ist natürlich mit nem TS Hund nochmal illusorischer. Ich habe Lassie zuhause (jedenfalls optisch), charakterlich bestehen da leider keine Ähnlichkeiten, muss ich auch mit leben.


    Lass Dich mal drücken :bussi:

  • Hi @LaraAnna!


    Herzlichen Glückwunsch erst mal zum Familienzuwachs!

    Ich finde es normal, dass Du jetzt grad gestresst bist und Dich mit Problemen konfrontiert siehst, mit denen Du nicht gerechnet hast.

    Als Leo hier neu war, hatte ich auch zeitweise das Gefühl, nicht zu wissen, warum ich mir das "angetan habe".

    Der Hund ist halt jetzt erst mal neu für Dich. Plötzlich ist da jemand :-)

    Ich würde mir an Deiner Stelle ein gutes Buch nehmen, und mich mit Deiner Hündin einfach mal irgendwo hinsetzen. Sofa, Boden, was auch immer.

    Einfach mal zusammen chillen und gar nichts machen. Schönen Tee dazu oder ein Glas Wein, lern den Hund erst mal kennen. Eine WG muss ja auch erst mal zusammen wachsen, der Anspruch, dass sich alles sofort richtig anfühlen muss, kann getrost in die Ecke gestellt werden.

    Zu dem Verhalten draussen würde ich mal einen Trainer hinzu ziehen. Leo hatte auch so Anwandlung, Hunde angehen, dunkel gekleidete Männer anbellen etc. Das haben wir nun gut im Griff :-)

    Es ist auch keine Schande, dass man sich da nicht zu helfen weiss. Jeder Hund tickt ja auch anders und grad wir Ersthundebesitzer haben halt noch nicht die Abgeklärtheit von Personen, die schon mehrere Hunde hatten.

    Wir haben Leo nun fast seit einem Jahr und sind ein super Team. Aber das musste sich auch erst zurecht ruckeln.

    Ihr bekommt das mit etwas Unterstützung sicher toll hin.

    Leo ist übrigens auch ein Direktimport aus der Ukraine.



    LG

  • Ich werde es nie verstehen... wieso wünschen sich Leute jahrelang einen Hund und nehmen dann den nächstbesten als anfängerfreundlich angepriesenen Auslandsimport? Wenn man sich jahrelang wünscht und sehnt, hat man doch alle Zeit der Welt, sich auszumalen, wie das eigenen Leben aussieht, wie das zukünftige Zusammenleben aussehen könnte und welcher Hund dann auch tatsächlich dafür geeignet wäre...

  • Ich würde den Hund erst mal ankommen lassen - keine richtigen Spaziergänge, keine absichtliche Konfrontation mit fremden Hunden und Menschen. Dafür Routine. Gleicher Tagesablauf, gleiche Futterzeiten, kein Sozialisierungsprogramm, zum lösen an die gleiche Stelle oder das gleiche kleine miniründchen und das für Wochen. Dann um 50 Meter erweitern und so weiter. Keinen Kontakt zu lassen, nimm sie auf die abgewante Seite, geh einfach weiter.

    Ein Hund mit Maulkorb auch wenn du ihn eigentlich nicht brauchst hilft damit dich Leute in Ruhe lassen.


    Bellen in der Wohnung kann Unsicherheit sein - oder Wachtrieb. Was ist es denn für eine Rasse/Mix oder hast du ein Foto. Wenn du jetzt eine Rasse mit starkem Wachtrieb hast kann das in einem Berliner Mehrfamilienhaus natürlich schwierig werden. Es kann aber auch einfach Unsicherheit sein. Ich würde es erst mal ignorieren und sie ruhig von der Tür wegführen.

  • Klingt wie meine Hündin (die ist aus Serbien) am Anfang. Wir haben das mit einer tollen Trainerin alles in den Griff bekommen. Sie ist ein sehr braver und kooperativer Hund geworden.

    Dass du verunsichert bist, weil es nicht so läuft, wie du dir das vorgestellt hast, versteh ich - war bei mir auch so.


    Ich würde euch dazu raten, euch einen Trainer zu suchen und mit dem zusammen daran zu arbeiten. Ich habe viel zu lange alleine rumgedoktert und dann mit den falschen Trainern, was erstmal nur alles schlimmer gemacht hat. Erspart euch das lieber |)

    Ich kann euch die Trainer von hier empfehlen: trainieren statt dominieren

  • Das klingt 1zu1 nach mir, was du da schreibst.


    Ewig einen Hund gewünscht, Jahre gewartet, viel Theorie gelernt und als es soweit war, einen Hund aus dem Ausland adoptiert. Der Hund bellte Menschen an, rastet bei anderen Hunden an der Leine aus und begafft mich jede Sekunde in der Wohnung oder kommentiert Geräusche aus dem Treppenhaus.


    Mir ging es wie dir, statt Freude kamen Zweifel, statt Lachen eher Tränen. Willkommen in der Überforderung, da Fantasie und Realität doch recht weit auseinander liegen. :hundeleine04:


    Hier helfen nur zwei Dinge:

    • routinierten Alltag entwickeln
    • dem Hund viel Ruhe gönnen

    Auslandshunde sind im absoluten Kulturschock. Alles ist neu, das Hirn wird massiv ausgelastet beim kleinsten Spaziergang. Also sollte man auch alles ganz einfühlsam und ruhig angehen. Nicht eine Stunde wild durch die Pampa rennen sondern: Wochenlang die gleiche Strecke, jeden Tag (viel erkunden lassen, nicht nur mitschleifen). Am Wochenende vielleicht mal etwas neues ausprobieren, was nicht zu stressig ist. Kurze Leine ist übrigens anstrengend für Hunde, arbeite mit längerer Leine für ein besseres Spaziergefühl. Routine ist tatsächliche der Rettungsanker für solche Hunde. Sobald sie einigermaßen einschätzen können, wie das Leben läuft, werden sie entspannter und nehmen andere Reize nach und nach besser auf. Du entwickelst ein Bauchgefühl, wie gut der Hund mit welcher Situation klar kommt.


    Ich war übrigens ein halbes Jahr unsicher, ob meine Entscheidung richtig war. Meine Hündin konnte auch nicht gut allein bleiben und meine Beziehung fing quasi zeitgleich an zu zerfallen. Doppelstress. Aber ich verspreche dir: Wenn du dich jetzt durchbeißt, werdet ihr euch lieben.


    Empfehlung am Schluss: Such dir einen Hundetrainer der zu dir zu Besuch kommt. Lass dir Tipps geben. Es hilft für deine innere Ruhe ungemein, einen Profi an der Hand zu haben. Wir gingen oft mit ihren Hunden spazieren, damit meine Hündin sich an souveränen Hunden orientieren konnte. Das half ihr und mir sehr. Warte noch 2 Wochen und dann hol dir einen Vertrauensperson fürs Training dazu (es wirst vielmehr du trainiert und weniger der Hund :bindafür:). Übrigens kann ich Klickertraining extrem empfehlen. Damit konnten wir an ihren Ängsten und Unsicherheiten sehr gut arbeiten. (Google mal Zeigen und Benennen).

  • Mein Freund und ich haben nun seit einer Woche unsere Luna bei uns, sie stammt aus Ungarn, wurde uns als anfängerfreundlich vermittelt, verträglich mit allen, lieb, verschmust und so weiter.

    Ja, das ist leider die Masche dieser Tierschutzorganisationen. Sie würden sonst ihre Hunde nicht an unbedarfte Leute wie Euch vermittelt bekommen. Stell Dich auf einen Hund ein, der eine Lebensaufgabe wird und Euch massiv einschränken wird, weil alles mögliche niemals gehen wird. Such Dir einen Trainer und lass Dich anleiten. Noch ist der Hund in der anfänglichen Schockphase wegen des Umzugs. Richtig kennengelernt hast Du ihn nach einem guten dreiviertel Jahr. Der erste Ruck kommt nach drei Wochen - dann ist denen klar, dass sie nicht nur zu Besuch sind, dann mit drei Monaten und dann wie gesagt nach dem langen Zeitraum.

  • Ich finde ehrlich gesagt nicht, dass man nun direkt anfangen muss, alle möglichen Horrorszenarien zu prophezeien, nur weil sich ein Hund direkt aus dem Ausland nicht sofort wie ein hier ausgewachsener und perfekt erzogener Hund verhält :muede:


    Für mich liest sich das erst mal weder dramatisch noch ungewöhnlich, und auch wenn es für Hundeanfänger sicher nicht die allerbeste Idee ist, einen Hund direkt aus dem Ausland zu holen, könnte ich mir vorstellen, die Ernüchterung wäre bei einem Welpen, der nix kann, nicht kleiner gewesen.


    Ich fasse mal zusammen:

    -der Hund kommt noch nicht gut zur Ruhe in der Wohnung

    -er zieht an der Leine

    -er bellt andere Hunde und Menschen an, die ihm unterwegs zu nahe kommen

    -er meldet Geräusche aus dem Treppenhaus


    Ja nun, das ist wirklich erst mal nichts dramatisches. V. a. wenn man bedenkt, dass der Hund grad mal eine Woche in Deutschland ist. Klar weiß niemand, wie sich der Hund noch entwickelt, aber den Status quo finde ich nicht besorgniserregend, also erst mal tief durchatmen.


    Der Hund ist grad einfach mit allem etwas überfordert, an der Leine kann er draußen nicht ausweichen, also wird gebellt. Ich würde daher auch erst mal alles etwas ruhier angehen lassen, Spaziergänge eher kurz halten und wenn möglich irgendwo, wo nicht so viel los ist. Es ist auch sinnvoll, sich einfach mal mit dem Hund auf eine Wiese zu setzen, und ihn in Ruhe schnuppern und schauen zu lassen, statt Strecke zu machen.

    Bei Begegnungen würde ich auf einen großen Abstand achten, schirm deinen Hund ab von Sachen, die ihm Angst machen und lass auch niemanden (weder Hund noch Mensch) an dir vorbei kommen. Dadurch lernt der Hund mit der Zeit, dass du regelst und er dir vertrauen kann.


    Und auch wenn es abgedroschen klingt, aber Geduld ist wirklich das Wichtigste. Grad wenn man sich schon ewig einen Hund wünscht und sich alles in Gedanken haarklein ausgemalt hat, schlägt man idR recht hart in der Realität auf. Denn vieles ist dann einfach ganz anders als in der Theorie. Es dauert, bis man mit dem Hund ein Team wird, auch die Erziehung ist nicht in ein paar Tagen abgehakt. Ein Hundetrainer, der weiß, was er tut ist sicher auch nicht verkehrt. Sollte allerdings keiner sein, der nur irgendein SitzPlatzFuß Standardprogramm abspult oder den Hund für das Verhalten an der Leine straft.

  • Vielleicht noch mal zur Ergänzung meines "Horrorszenarios": Ich arbeite ja viel mit solchen Menschen und Hunden und der Realitätsabgleich ist ein wichtiger Punkt um überhaupt im Training vorwärts zu kommen. Da muss man die rosarote Vorstellungswolke von Hundehaltung halt schon mal wegpusten. Vor allem, wenn man sich so einen Hund kauft.

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