Ersthund - Starthilfe, Unsicherheit, Zweifel?

  • Vielleicht noch mal zur Ergänzung meines "Horrorszenarios": Ich arbeite ja viel mit solchen Menschen und Hunden und der Realitätsabgleich ist ein wichtiger Punkt um überhaupt im Training vorwärts zu kommen. Da muss man die rosarote Vorstellungswolke von Hundehaltung halt schon mal wegpusten. Vor allem, wenn man sich so einen Hund kauft.

    Stimmt leider, allein durch die schlechte Sozialisation hat meine Hündin bspw. nie gelernt, dass Menschen nett sein können. Ich stelle ihr 100 nette Menschen vor, sie kann das aber nicht verknüpfen und der 101. ist wieder erst einmal blöd (ebenso fremde Hunde).


    Ich muss also immer ein Auge offen haben, wenn wir draußen sind und potenzielle "Gruselfaktoren" vor ihr sehen. Dann kann ich frühzeitig Bescheid geben, dass die Person / der Hund ok sind, ausweichen und friedvoll spazieren. Man gewöhnt sich aber ans Management betreiben. Tatsächlich ist die größte Hürde, dass der Mensch sein Denken zum Hund anpasst (und nicht den Hund in die Traumvorstellung quetscht).

  • Ich muss ehrlich sagen, einem Hundeanfänger empfehle ich persönlich immer einen Welpen vom Züchter denn dann wächst man zusammen und bekommt die Entwicklung des Hundes mit und kann sofort etwas im Umgang mit dem Hund ändern wenn sich was in die falsche Richtung entwickelt.

    Ich persönlich würde daher den Hund zurück geben, denn da braucht ihr schon viel Glück und "Können" dass ihr den Hund so hinbekommt, dass der mal einigermaßen in euren Alltag passt.

  • Für mich liest sich das erst mal weder dramatisch noch ungewöhnlich,

    Wenn es weder dramatisch noch ungewöhnlich ist, dann ist die TE wahrscheinlich ganz zu Unrecht verzweifelt.:roll:


    Sehr viele, die hier schreiben, fühlen sich schon mit einem ganz normal aufgezogenem Welpen überfordert, da kann ich mir sehr gut vorstellen, wie es einem Hundeanfänger, mit einem ehemaligem Straßenhund gehen muß.


    Selbst ich als erfahrene Hundehalterin würde mir das nicht antun. Aber ich habe auch weder ein Helfer- noch ein Rettersyndrom. :muede:

  • Wenn es weder dramatisch noch ungewöhnlich ist, dann ist die TE wahrscheinlich ganz zu Unrecht verzweifelt.

    Ich kann es verstehen, dass man erst mal überfordert ist, wenn man noch nie einen Hund hatte und sich alles ganz anders ausgemalt hat. Aber das ist in erster Linie ein unerzogener Hund, der grad mit dem neuen Alltag überfordert ist und sich hier erst mal zurecht finden muss.


    Und wie du schon schreibst, geht es doch ganz vielen Erst-HH mit nem Welpen genauso. Der beißt, pinkelt wo er geht und steht, dreht auf und kommt nicht zur Ruhe usw. usf. Wenn ich mir hier die unzähligen "Welpenblues" - Threads anschaue...


    Es ist halt einfach so, wenn man einen Hund will, der sofort funktioniert, dann muss man nach einem erwachsenen Hund suchen, der hier in Deutschland in ähnlichen Umständen wohnt, wie man sie selbst bieten kann. Bei allen anderen Hunden, die man unerzogen übernimmt (egal, woher die kommen und wie alt die sind), muss man halt erst mal ordentlich Arbeit investieren :ka:


    Wo da nun schon wieder das große Drama sein soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Und wenn ich sehe, wie viele Hunde draußen an der Leine pöbeln und an selbiger rum zerren, obwohl die von Welpe an beim Besitzer sind :hust:

  • Darf ich fragen, was für eine Rasse/Mix das ist? Stell Mal ein Bild ein. Das könnte helfen den Hund auch von der Genetik her besser zu verstehen und zu reagieren.


    Wir haben ebenfalls einen TS Hund aus Ungarn (Vizsla mit 7mt mit wenig Erfahrung zu uns gekommen). Und wir haben so manches Mal geheult, Blut und Wasser geschwitzt und gezweifelt. Das erste halbe Jahr war maximale Einschränkung. Normale Spaziergänge nicht machbar. Die Balance zwischen neues lernen und Stress abbauen war enorm schwierig. Draussen war sie sehr schnell überfordert. Wir haben durchgebissen, gelesen, eine Trainerin zur Unterstützung gehabt, an uns gearbeitet, mit dem Hund gearbeitet und Tage, Wochen, Monate hauptsächlich zuhause verbracht. Aber! Gerade heute war ich mit meinem Vater und Hund im Wald. Eine Stunde, wildreiches Gebiet. Vespa lief an der schleppenden Leine, ich musste nie eingreifen. Klar, ein Auge auf ihr und ab und zu Ansprache. Aber ich habe mich bestens mit meinem Vater unterhalten. Der hat mehrfach erwähnt, welchen Unterschied er sehe und wie toll sie das macht. Vorgestern hatte ich Besuch - der meinte, Vespa sei ganz anders, letztes Mal hätte er noch Angst gehabt. Jetzt nicht mehr. Eine andere HH mit Vizsla seit Welpe bei ihr war vor paar Tagen sehr beeindruckt und meinte, vielleicht wäre Hundetrainerin noch was für mich. Damit will ich jetzt nicht mich selber feiern (obwohl... :hurra:), aber vorallem sagen, dass das geht. Vespa kann immer noch nicht alle Reize ertragen und wir stellen uns auf sie ein. Aber sie ist ein toller Hund und ich geniesse es mit ihr sehr. Es ist machbar. Aber es kostet etwas. Wenn du wirklich willst, erreichst du auch vieles. Eine Woche ist noch nichts. Schraube deine Erwartungen an den Hund UND an dich runter.


    Dein Hund braucht dich. Nicht als Hundeprofi, aber als möglichst gelassener, freundlicher und fairer Mensch. Sie gibt ihr bestes. Es wird Zeit brauchen. Wenn du darauf Bock hast, hol dir Hilfe und go. Versuch deine Ruhe wiederzufinden, unabhängig von ihr. Lehre ihr rasch alleine zu bleiben - das gibt dir Freiheit. Geh weniger laufen und sich dir mehr Orte zum sein draussen. Schlepp dran und chillen. Fokussier auf das Wichtige und lass alle unnötigen Anforderungen an den Hund sein. Der ist noch nicht mal Richtig da.


    Wenn du keine solche Herausforderung meistern willst, gib sie bald zurück.


    Aber ja, es kann gut gehen wenn man realistisch bleibt und dran bleibt.

  • Darf ich fragen, was für eine Rasse/Mix das ist? Stell Mal ein Bild ein. Das könnte helfen den Hund auch von der Genetik her besser zu verstehen und zu reagieren.

    Das ist doch bei Straßenhunden so gut wie überhaupt nicht zu beurteilen.

    Ich sehe hier zwei Möglichkeiten.

    1. Arschbacken zusammen, Ärmel hochkrempeln und mit einem wirklich wirklich guten Trainer arbeiten, der euch mindestens im ersten Jahr begleitet. Außerdem die Anforderungen an den Hund zurückschrauben und das rosarote Bild, das man vorher vom Zusammenleben mit Hund hatte, im Keller verstauen.
    2. Den Hund abgeben (möglichst schnell) und es überlegter nochmal versuchen...möglichst nicht mit einem Auslandshund.

    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich es mich mittlerweile massiv ärgert, wie viele Auslandshunde in die völlig falschen Hände vermittelt werden.

  • Wo da nun schon wieder das große Drama sein soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht.

    Das Drama ist ja noch lange nicht fertig, der Hund hat noch nicht alles ausgepackt. ;)


    Ich hab halt zur Hundehaltung eine andere Einstellung; das Leben ist schon schwierig genug, da muß ich mir nicht auch noch zusätzlich Schwierigkeiten mit einem verhaltensgestörten Hund aufbürden.

  • Wo da nun schon wieder das große Drama sein soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht.

    Das Drama ist ja noch lange nicht fertig, der Hund hat noch nicht alles ausgepackt. ;)


    Ich hab halt zur Hundehaltung eine andere Einstellung; das Leben ist schon schwierig genug, da muß ich mir nicht auch noch zusätzlich Schwierigkeiten mit einem verhaltensgestörten Hund aufbürden.

    Hab ich doch weiter oben geschrieben, dass man nicht weiß, was noch kommt. Hast das überlesen? :???:


    JETZT sehe ich da noch keinen verhaltensgestörten Hund. Wenn man sich das nicht zutraut, OK, aber dann bitte als Alternative auch keinen Welpen, sondern einen erwachsenen Hund, der bereits eine Grunderziehung hat.

  • Ach was ich noch vergessen habe und damit ich nicht falsch verstanden werde:

    Kein Hund ist perfekt. Auch nicht, wenn sie aus nem guten Stall kommen und den bestmöglichen Start ins Leben hatten. Erziehungsfehler, Entwicklungsphasen oder Charaktereigenschaften können einem immer das Leben schwer machen. Verzweifeln und sich die Haare raufen gehört mMn immer dazu, wenn man sich einen Hund holt. Aber ich bin auch der Meinung, dass ein Hund nicht zur Lebensaufgabe werden sollte, wenn man für diese Aufopferung nicht bereit ist.

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