Qualzuchten III

  • Natürlich hecheln Hunde. Der Unterschied ist das wann und das wie.

    Und das Argument "die waren schon vor X Jahren so" ist, in egal welchem Thema, echt Grütze. Vor einigen Jahren durften Frauen nicht wählen oder selbst entscheiden, ob sie einem Beruf nachgehen. Menschen mit dunkler Hautfarbe wurden vor nicht allzu langer Zeit versklavt. Wäre das ok, "weil es schon immer so war"? Nein. Man hat die Umstände nämlich kritisch betrachtet und eingesehen, dass das nicht der richtige Weg war.

    Und das weitere Argument "Das macht die Rasse aus" ist eben so einzuordnen. Die platte Schnauze, das "niedliche" Gesicht macht auch die Bulldogge aus. Das "süße" kleine Stummelschwänzchen. Die "lustigen" Falten vom Shar Pei. Das "wunderschöne" Fell vom Pekinesen, welches den Hund darunter verschwinden lässt. Macht alles die Rassen aus. Ja.

    Ist aber von irgendwelchen Menschen mal so festgesetzt worden OHNE die Tiere danach zu fragen, wie sie das denn finden. Und DAS und NUR DAS sollte eigentlich im Vordergrund stehen: Das Tierwohl. Und da muss man dann halt auch mal realistisch betrachten, dass die menschgemachten Typisierungen einfach Käse sind und zu Lasten der Tiere gehen.

  • Ich sehe das durchaus kritisch mit den Qualzuchten, aber ich glaube auch, dass da gerne übertrieben wird - von Menschen, die die jeweiligen Rassen nur von Fotos kennen. Ich glaube nicht, dass die meisten Züchter sich das seelenruhig anschauen würden, wenn sie den Eindruck des Leidens hätten. Die meinen es ja in der Regel gut mit ihren Tieren, zumindest habe ich noch nichts anderes an Züchtern kennengelernt.

    Man muss keine Rassevertreter persönlich kennen um medizinische Studien zu lesen, Kennelclubauswertungen und Co.

    Niemand sagt, dass immer alle Hunde betroffen sind, aber wenn man schon mal Zwergrasse und brachycephal gleichzeitig hat und nen Züchter/Aussteller, der weder kritisch ist, noch Fachwissen hat und mit den gängigsten Begriffen nix anfangen kann, dann... äh... dann ist das eher zum Weinen.

    Meine ehemalige Tierärztin hat Chavalier King Charles Spaniels gezüchtet. Das war lange nicht mal Tieärzten klar, wie heftig das mit Chiari Malformation, Syringomyelie usw innerhalb der Rasse ausschaut (Übrigens auch beim Japan Chin und beim Affenpinscher mittlerweile von einigen Seiten besonders empfohlen, mal näher hinzusehen, wieviele Hunde davon betroffen sind, die Erkrankung scheint gehäufter vorzukommen, wenn Kurzschädelhunde noch kürzere Schädel kriegen. Is ja nicht nur die Nase verkürzt) . "Die sind halt so."

    Jetzt züchtet sie nicht mehr. Nicht, weil diese Hunde "schlecht" sind, sondern weil es arme Schweine sind, wenn man es bewusst in Kauf nimmt, dass ein gewisser Anteil an Hunden einer Rasse auch schwer krank ist, nicht subklinisch oder tatsächlich gesund, nur um ein bestimmtes Aussehen zu erreichen.

    Das gilt natürlich für wesentlich mehr Rassen, dass die Selektion auf eine bestimmte Form hin, einem Teil der Rassevertreter Probleme bereitet.

    Es geht echt mit meinem Verständnis von Tierliebe nicht zusammen, dass einem nicht daran gelegen ist, möglichst wenige Tiere mit "körperformbedingten Problemen" zu erzeugen, dazu muss ich aber mal sehen, was alles Probleme machen kann.

    Es tut der Liebenswürdigkeit des Individuums keinen Abbruch, wenn es irgendein gesundheitliches Problem, eine Einschränkung hat. Es ist nur völlig absurd, die sozusagen Behinderung zum "Das is soooo niedlich, toll, lustig, das müssen ab jetzt möglichst alle haben" zu machen

    Und spätestens bei "der erstaunte Blick muss so sein" bei Glotzaugen, die in jedem Gebüsch hängen bleiben, krieg ich die Krise. Nicht wegen der Hunde, wegen der Menschen, die das so möchten.

    Standards die verlangen, dass Augen halb raus hängen und für Hunde übliche Augenposition als Fehler sehen. Sehbehinderung in Form von Schielen is auch total supi oder wird zumindest als häufiges Nebenprodukt in Kauf genommen, damit nur ja das Babyface erreicht wird.

    Und wenn dann noch auf "Rasse Sowieso war schon immer so" gepocht wird. (Abgesehen davon, dass es halt kein Röntgen, CT oder sonstwas gab. Die Kugel maximal, wenn gar nicht ging, was man kreierte)... die Chins gab es wohl mal auch in 10kg plus. Und auf alten Bildern und Gemälden auch ohne "Man soll bis ca. 30% weiß im inneren Augenwinkel sehen. '

    Es war n asiatisches Schönheitsideal und Statussymbol Frauen ab der Kindheit die Füße so zusammenzubinden, dass die zu unbrauchbaren Klumpen verwuchsen (der Lotusfuß). Und auch sonst hat jede Zeit und Kultur sehr bescheuerte Ideen. Wenn ich Tang-Dynastie, Mittelalter, 1980 oder sonstwas spielen will, sei es jedem unbenommen. Aber ewig alles nachmachen. Oder eher so tun, als würde man irgendwas so machen wie anno 567.

    Wenn Lebewesen so bleiben müssen, wie man sie sich irgendwann mal gebaut hat (Oder gar noch überzeichnet werden) weil "Es immer so war" und zwar durch künstliche Selektion, nicht durch natürliche (die auch schräge Dinge hervor bringt, aber die funktionieren irgendwie, wenn sie sich für die Gesamtheit durchsetzen) dann ist das, egal auf welche domestizierte Tierart und welche Rasse bezogen, doch irgendwie zumindest hinterfragenswert, vorallem, wenn man um die Probleme weiß, die genau die erwünschten Merkmale mit sich bringen.

    Die Natur lässt aussterben, der Mensch sagt "Aber es steht im Standard, das muss so sein. Davon abweichen, bloß weil es irgendwie sinnvoller wär, für die reine "Lebensfunktionalität". Niemals. Dann reiß ich nix mehr bei Ausstellungen.

    (Oder wahlweise bei Instagram). Und außerdem WILL ich, dass es so ist. "

    Das gillt meiner Meinung nach übrigens für die gesamte Showzucht, die gesamte Zucht auf Basis von Aussehen. (Das sich dann auf wundersame Weise gerne in Extreme weiter entwickelt. Was waren manche Hundetypen nicht für - verhältnismäßig - unspektakuläre Erscheinungen, bis sie in den Showring kamen. Um mal keine brachycephale Rasse zu nennen: Der Azawakh direkt aus Mali oder Burkina Faso importiert, schaut teilweise viel plumper und langweiliger aus, als der europäische Showhund. So unreinrassig. Lieber nimmt mancher Züchter genetische Verarmung in Kauf, als den unedlen Köter. Der Witz an der Geschichte: der unedlere Köter ist wohl originaler und in seiner Welt funktionaler, als der noble.)

  • das das weiße im Auge zu sehen ist, ist ein Charakteristikum der Rasse, um dem Gesicht einen erstaunten Ausdruck zu verleihen!

    Geil, Basedowsche Augen für den erstaunten Ausdruck, das ist echt die Krönung.

    Ich werde jetzt das erste Mal die Ignore Funktion nutzen dass ich das nicht mehr lesen muss.

  • die Hunde/Rassen sollen und müssen doch nicht alle gleich funktionieren!!!

    Wenn ich täglich Sport betreibe, kann ich mir keinen Kurznasenhund aneignen... sitze ich täglich nur mit dem Arsch auf der Couch, kann ich mir kein Arbeitstier holen was täglich ausgelastet werden muss...

    Was ist deiner Theorie nach der Grund dafür, dass die Plattnase weniger bzw ein Minimum an körperlicher Auslastung "braucht" bzw eher durchhält?

    Und komm nicht mit "das war schon immer so", die hier im Thread gezeigten Chinesischen Schopfhunde, die ja nun echt nie zu was anderem als zum Liebhaben gezüchtet wurden, habe ich selbst schon 3 stündige Wanderungen machen sehen. Ja, auch schon 35 Stk gleichzeitig, das halte ich für durchaus aussagekräftig.

  • Ihr werdet hier keine Qualzuchtrassenzüchterin bekehren!:klugscheisser:

    Ich bin auch immer wieder erschrocken mit welcher Selbstverständlichkeit Halter die Einschränkungen ihres Tieres hinnehmen.

    Der Standardspruch: Rasse xyz ist aber doch noch schlimmer dran! Schuld oder noch schlechter sind immer die anderen, nie man selber!

    Es zeigt und aber doch auch deutlich, welche Einstellung zum Tier wir haben: Es soll in erster Linie unseren Bedürfnissen dienen und die Bedürfnisse des Tieres kommen eben erst dann...wenn überhaupt!

    Wer ein Hähnchen aus einer Fabrik kauft und isst, sich mit einem Mantel mit Pelzkragen schmückt, den juckt es erst mal auch nicht, wenn sein Hund nicht gut Luft kriegt oder sich das Fell blutig kratzt.

    Im Gegenteil, kann man dann doch seine "Tierliebe" beweisen, indem man jeden 2. Tag beim Tierarzt sitzt und tausende von Euros in die Behandlung des süßen Lieblings investiert.

    Da muss sich jeder immer wieder selber an die eigene Nase packen.

    Wie Rückert schon schreibt, es sind die Käufer dieser Kreaturen, die für den Nachschub sorgen, ansonsten würden die Züchter und Vermehrer auf ihren Hunden sitzen bleiben und das Problem würde sich zumindest stark minimieren.

  • Eine längere Nase und gesunde Augen bekommst du wenn du immer wider die Exemplare auswälst welche verhältnismäßig lange Nasen und verhältnismäßig normale/gesunde Augen haben.

    Da die Rasse noch nicht ganz so kritisch dasteht wie Mops und co. sollte das ja noch möglich sein ohne das man discotiren muss ob die Übergangsphase den entstehenden Hunden zuzumuten ist.

    Wenn du sagst das geht nicht dann geht ja das verloren was die Rasse ausmacht, dann macht die Rasse ja nicht viel aus dann kann man das züchten auch gleich lassen wenn es bei der Rasse nur um die paar gesundheitlich problematischen Eusserlichkeiten geht.


    Ich finde gerade weil Mann seine Rasse liebt, sollte man rechtzeitig Probleme erkennen bevor man mit verschlossenen Augen in eine züchterische und gesundheitliche Sackgasse schlittert.

    Meine beiden niderläufigen Terrier sind sicher auch nicht die Spotlichen Hochleister, aber 20km wandern und 10 km bei gemäßigtem Tempo und normalen Temperaturen am Rad laufen bekommen sie ohne großes Trainigng hin.

    Das sollte auch jeder nolmale gesunde Menschen wenn er weder Kleinkind noch sehr alt ist hinbekommen.

    Und 10km gehen ist doch wirklich keine extrem weite Strecke das sollte auch jeder Normale gesunde Hund der weder Welpe noch Greis ist, hinbekommen.

  • Gegenfrage: Warum nicht? Warum gehst du davon aus, dass kleine Hunde nicht genauso sportlich sein können wie Große? Warum meinst du, 10 Kilometer seien zu viel für deine Hunde, während meine beiden 3-Kilo-Hunde jedes Wochenende mit mir locker 10 Kilometer unterwegs sind?

    Dass man einen Zwerg nicht vor einen Hundeschlitten spannen oder Gebrauchshundesport mit ihm machen kann ist ja wohl klar. Aber Hundesport, mehrstündig Wandern etc. sind keine "Spezialleistungen". Das sollte wirklich jeder gesunde erwachsene Hund schaffen.

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