Qualzuchten III

  • Nochmal zum Mops:

    Unsere Entscheidung für einen Hund ist ja noch nicht sooo lange her. Und ich musste mir wirklich ALLES anlesen, da wir vorher zwar 18 Jahre Katzen hatten, aber Hunde nie in unserem Fokus standen. Und ich habe wirklich viel gelesen!

    Wir sind bei einem Bolonka gelandet und wollten auch ein Exemplar, dass nicht so schrecklich klein ist. Nun liegt unserer genau im Rassestandard und hat nur in sofern Einschränkungen, dass er immer rückwärts niest, wenn er sich zu sehr freut. Das trainieren wir aber und haben es gut im Griff.

    Ein Mops stand nie ernsthaft zur Diskussion, aber auf dem Weg der Informationen, fand ich (quasi "am Wegesrand") wahnsinnig viele Berichte, dass ein Mops der einzig wahre Hund sei, weil der Charakter so wundervoll sei, dass man nie wieder etwas anderes als eine Mops haben möchte. Das macht einen als einen absoluten Hundeneuling natürlich neugierig und ich habe auch ein bißchen über Möpse gelesen. Schnell war klar, dass die Tiere ein bzw. viele massive Probleme haben und nicht in Frage kommen.

    Was ich aber erst hier im DF erfahren habe: Welpen haben diese Probleme größtenteils nicht. Erst wenn sie heranwachsen und es im Kopf alles zu eng wird, dann treten die Probleme auf.

    Wäre ich nun doch an einem Mops interessierter gewesen und hätte mir einen seriösen VDH-Züchter gesucht und dort die putzigen und vermutlich freiatmenden Welpen gesehen, dann wäre ich nicht davon ausgegangen, dass mich die rassetypischen Probleme treffen könnten. So deutlich habe ich das nämlich nie irgendwo gefunden.

    Daher tue ich mich schwer damit, jeden Halter einer Brachy-Rassen direkt zu verurteilen, denn ich wäre vermutlich auch darauf reingefallen.

    Das Hunde krank gezüchtet werden, ist auch völlig unvorstellbar und sollte meiner Meinung nach unterbunden werden. Ich habe immer noch das Video vom Tierheim Reutlingen im Kopf, wo sich dieses arme Mops-Wesen furchtbar quälen muss. Total schrecklich...

    LG

    Britta

  • Man muss auch einfach bedenken, dass viele Menschen echt unfähig sind (sorry) Informationen entsprechend zu filtern und zu bewerten:ka: Ich hab in meinem Umfeld so viele völlig durchschnittliche Menschen, die Impfgegner sind, Homöopathie verwenden, an Chemtrails oder gar eine Weltherrschaft der Juden glauben. Wie soll man dann bitte erwarten, dass sie sich über Qualzuchten informieren können?

  • Also ich war vor ziemlich genau 6 Jahren im Rassefindungsprozess und da sprach mich ein Frenchi auf meinem Arbeitsweg sehr an.

    Und ich habe dann beim googeln ganz flott ne Menge zum gesundheitlichen Zustand gefunden und direkt wieder Abstand genommen. Es ist also mitnichten so, dass man vor einigen Jahren noch nichts dazu gefunden hat im Internet.

    Ich denke auch, dass das selektives Lesen ist.

  • Und 95% der Quellen da draußen sagen dir auch, dass impfen sinnvoll ist und diese Leute glauben trotzdem lieber dem einen Schwurbler auf YT als der STIKO. Also warum nicht auch der Züchterin, die behauptet IHRE Möpse wären definitiv freiatmend und die Hysterie völliger Blödsinn:ka:

    Das ist ein unguter Trend in allen Lagen des Lebens, aber es wundert mich leider nicht.

  • Ja, es ist viel selektives lesen. Deshalb häng ich mich ja so dran auf, dass da so viel beschönigt wird "wurde früher überzüchtet", "heute achtet man auf die Gesundheit" - genau das will ein potenzieller Käufer auch oft hören.

    Ich denke, dass man da auch nochmal unterscheiden muss, ob jemand die passende Rasse für sich sucht (da findet man sicherlich mehr abschreckende Informationen) oder ob man gerne einen Mops/French Bully/etc hätte und sich informiert ob die Rasse zu einem passen könnte.

    Insbesondere die zweite Konstellation wird natürlich durch die Medien verstärkt, wenn überall die "lustigen" Bullys im Trend sind...

    EDIT: Quasi: ich will einen passenden Hund vs. ich will einen Hund der Rasse x

  • Und das schwierige dabei: Die seriösen Quellen bemühen sich meist um Fairness, relativieren deshalb und erwähnen in der Bemühung um Objektivität auch positive Seiten einer Rasse. Die weniger seriösen, die entweder eine rosarote Brille aufhaben oder schlicht die Ware Hund an den Mann bzw. die Frau bringen wollen, sehen dagegen keine Notwendigkeit irgendwas zu relativieren, sondern zeichnen ein Idealbild. Beim Interessenten kommt also eine Mischung an aus "alles bestens" und "einiges gut mit ein paar Haken". :ka:

  • Der Mensch neigt wirklich zum selektiven Lesen. Man wendet sich dem zu, was man am liebsten lesen möchte bzw. wie man es am liebsten hätte, dass es sei.

    So kann ich zwar nachvollziehen, warum es ist wie es ist, aber so wirklich Verständnis dafür habe ich nicht. Wenn ich mich für eine Rasse wirklich interessiere (und ich meine wirklich, nicht nur: ohhhhhhhhhhh, wie schön), dann google ich die Krankheiten gleich mit, das interessiert mich nämlich besonders, weil ich mich für die jeweilige Rasse dann sehr interessiere, mit allem was dran hängt, nicht nur den Schleifchen.

  • Wir hier googlen nach Rassekrankheiten weil wir wissen das es die gibt.

    Aber andere wissen es eben nicht und bitte, wie soll man nach etwas suchen von dem man nichtmal weiß das es das gibt?

    Ihr dürft das generelle Wissen das wir hier im DF über Hunde haben nicht auf die Leute da draußen übertragen!

  • Ihr dürft das generelle Wissen das wir hier im DF über Hunde haben nicht auf die Leute da draußen übertragen!

    Dieses Wissen habe ich nicht über das DF, sondern schon seit mehreren Jahrzehnten. Das Thema Rassehunde und Krankheiten ist schon ziemlich alt, vermutlich älter, als viele Foristen. Die ersten Berührungspunkte hatte ich damit schon im Teenager-Alter (und Gott, dös ist schon watt her), und hatte auch noch keinen eigenen Hund.

    Kann es nicht mehr genau sagen, aber die ersten Dokus, meine sogar mit der Kulisse der Crafts, müsste so ca. länger als 30 Jahre her sein. Und schon damals ging es um Auswüchse, wie Falten, Fehlstellungen/Gebäudeprobleme, Masse, Fontanelle, nach innen wachsende Wimpern, Brachys, sonstige verschiedene Erbkankheiten .... Hier und dort sogar mal ein Artikel in Boulevard-Blättchen, Nachrichtenmagazinen, Fachzeitschriften, Rassebüchern ... und natürlich Hundekreise (Trainer, Tierärzte, Vereinsmitglieder .... und Tierärzte, tolle Quelle :nicken:), also wie Mundpropaganda und ja, die Vorfahren, die teilten wir Wissen auch noch. Gerade dann, wenn man sich auf die Suche nach einem Rassehund macht, ist man daran interessiert, einen gesunden Hund zu bekommen und auch damals galt schon, nicht jedem blumigen Geschwafel einfach so Glauben zu schenken. Dann machte man sich auf und zapfte eben seine Quellen an, heute würde man formulieren, aktivierte sein Netzwerk :hust:, zum Zwecke: Mehr schlau als vorher.

    Jaha, so war das damals, vor dem Internet-Hype und natürlich auch noch lange vor Foren, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Man könnte sogar sagen, einige Rassen kamen dann tatsächlich für einige Zeit aus der Mode und quasi erst unter den Bedingungen des modernen Informationszeitalter wieder so richtig in Mode :ka:

    Aber ich kann ja mal irgendwen fragen, vll. habe ich Glück, ob jemand eine grössere Umfrage starten möchte (so ich alleine auf der Strasse, das wird nicht repräsentativ sein), ob den Passanten bekannt ist, dass es bei Hunden Rassekrankheiten gibt, also ob das Exklusivwissen ist oder eher unter Allgemeinwissen fällt. Und gleichzeitig vll. direkt mit fragen, wie sie sich informieren würden. Ach ich würde wetten, alle superschlau und dann wissen sie es ganz genau.

    Aber irgendwie hat das was: Guten Züchter suchen, nicht nur wg. Leistung/Optik, sondern auch Gesundheit, was eng verbunden ist mit dem Thema Krankheit, das ist elitäres Wissen. Jow, vermutlich genau so elitär wie: Die Erde ist keine Scheibe.

  • Naja... So oft wie ich von Nicht - Hundehaltern ohne Bezug zu Hunden höre und lese, dass "alle Hunde von Züchter krank gezüchtet sind", glaube ich nicht, dass das Vorkommen von Rassekrankheiten den DFlern vorbehalten ist.

    Also das grundsätzliche Wissen um die Existenz von rassespezifischen Erkrankungen ist schon breit gestreut in der Gesellschaft, leider dann auch oft Unsinn (Beispiel Schäferhund - gerader Rücken - HD) aber wenn ich mir nen Hund zulegen will, guck ich da doch drauf.

    Die Dackellähme kennt auchso gut wie jeder - deshalb begreife ich noch viel weniger, dass etwas so Offensichtliches wie BOAS so vielen nicht ins Hirn rein will.

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