Gewalt im Namen der 'Resozialisierung'

  • Wieso wird eigentlich gerne von einer Person auf alle anderen geschlossen? Da rennt ein Hansel rum (oder wegen mir auch 10), der arbeitet scheisse und schon machen es alle anderen auch so?


    Fuer mich gibts im Umgang (egal ob Training oder nicht) genau eine Situation in der Gewalt akzeptabel ist. Und das ist um mich/meine Hunde zu schuetzen. Also eine absolut seltene Ausnahmesituation.

    Und so machen es alle (!) die ich in diesem Bereich kenne!

    Wenn man natuerlich auch Dinge wie z.B. Zwang in Form von 'du haeltst das jetzt aus/dein Theater fuehrt fuer dich nicht zum Erfolg' usw. als Gewalt ansieht, dann sieht es anders aus ;)

  • was ist denn mit "klarer ansage" gemeint?
    Viele schreiben das immer, aber wie sieht das aus?
    Ist das ein wütendes und lautes anschreien, ein Leinenruck mit lauter stimme, oder was ganz anderes?

    Jette meinte mal beim Trimmen nach mir schnappen zu müssen.

    Was folgte war ein lautes: Jetzt hackt es ja wohl!

    Danach der Griff zum Mauli, den kriegte sie drüber und mit selbigen auf der Schnauze landete sie wieder auf dem Trimmtisch und wurde weitergetrimmt.

    Danach war dann auch gut, es gab keine Wiederholung des Schnappidils während des Trimmens und Schaden genommen hat das liebe Hundemädel auch ned.

  • Das was die Alte da praktiziert, ist so wenig akzeptiert, dass die Guteste mittlerweile nach Osteuropa auswandern musste, da sie das in D nicht tun darf

    welche guteste? Die Hundehalterin oder die Trainerin?

  • Ps: nur vorsichtshalber: können wir bitte Leute nicht verunglimpfen? "Die alte" zb find ich sowohl ggü älteren Semester, als auch einer professionellen Hundetrainerin gegenüber diskriminierend, und ggf sogar rufschädigend.

  • was ist denn mit "klarer ansage" gemeint?
    Viele schreiben das immer, aber wie sieht das aus?
    Ist das ein wütendes und lautes anschreien, ein Leinenruck mit lauter stimme, oder was ganz anderes?

    Da ich auch mit klaren Ansagen arbeite:

    Kommt auf den Hund an.

    Bei Koda beispielsweise, böse anstarren, scharfer, strenger Tonfall, ganz selten muss ich auch mal laut werden.

    Bei Baldur werde ich deutlich gröber und vor allem sehr viel körperlicher, einschränken, ins Fell packen, anstubsen und schubsen. Der reagiert auf obiges nämlich Null, dafür relativ gut auf diese körperliche Korrektur.

    Problem ist hier, dass ich sehr vorsichtig damit sein muss, nicht weil Baldur sich das groß zu Herzen nehmen würde, nein, weil Koda darauf auch teilweise reagiert und dann natürlich total verstört ist, weil das dem Sensibelchen viel zu viel ist.


    _________

    Ich muss sagen, ich mag diesen inflationären Gebrauch des Wortes "Gewalt" nicht. Wenn "nein" sagen, die Leine auf Spannung bringen und Co schon Gewalt ist, den Hund halb tot prügeln auch auch "nur" Gewalt ist, stellt es das alles irgendwie auf eine Stufe und das ist es selbst beim sensibelsten Hund absolut nicht.

    Oder ist das für die Extremisten hier tatsächlich quasi das Gleiche?

  • Bei Hunden die ein bestimmtes Verhalten zeigen wird man ohne eine "passende Antwort" keine Verbesserung bewirken.


    Wie diese Antwort ausfällt ist völlig individuell und kann einfach Null pauschal beantwortet werden.

    Stimmt grundsätzlich, aber dieses "eine passende Antwort" ist genau so nebulös und nichtssagend wie "eine klare Ansage machen"..alles natürlich ohne Gewalt.... ja... und dieses Jahr fallen Pfingsten und Weihnachten auf einen Tag....


    Und auch ja, wie diese Antwort ausfällt ist tatsächlich IMMER individuell, so wie schon der grundsätzliche Umgang mit einem Hund immer individuell sein sollt. ABER: Wie diese Antwort ausfällt ist der Grundeinstellung zu Hunden und zur Gewalt desjenigen geschuldet, der diese Antwort gibt.


    Ein Trainer oder HH der GRUNDSÄTZLICH eine ablehnende Haltung zu aversiven (Erziehungs)Methoden hat, wird IMMER einen non-aversiven Weg suchen ... und finden.


    Es ist schon interessant, wie wenig sensibilisiert viele Menschen gegenüber Gewalt sind. Das ganze Video strotzt nur so davon. Was sagt das über Menschen aus, die das nicht sehen (wollen)?


    Gewalt ist nicht dann Gewalt, wenn jemand mit einer Eisenstange auf jemanden einprügelt,... Gewalt ist auch, wie hier, wenn ein ganz offensichtlich völlig unsicheres und verstörtes Tier, permanent an die Grenzen seiner Unsicherheit gebracht wird, statt ihm die Möglichkeit zu geben einen anderen Weg zu nehmen. Was hier trainiert wird ist, dass der Hund gefälligst auszuhalten hat, was mit ihm gemacht wird... völlig unabhängig davon, warum der Hund überhaupt so reagiert.


    Denn dieses Verhalten hat einen Grund und den gilt es, zumindest in einem guten Training, erst mal herauszufinden. Erst dann kann man entsprechend daran arbeiten. Hier wird der Hund völlig planlos immer und immer wieder in Situationen gebracht, in denen er Agressionen entwickelt und zeigt. Dann wird ihm die Auswegosigkeit seiner Handlung gezeigt, so dass er sich fügt, seine Aggression aber weiterhin behält. So ein Hund ist eine tickende Zeitbombe und was da praktiziert wird ist unverantwortlich und grotten dämlich.


    Würden wir unsere TS Tiere für die Vermittlung so trainieren, wäre das im Grunde die bewusste Freisetzung von gefährlichen Hunden ins öffentliche Leben.

  • Ich habe mir das Video jetzt nicht angesehen..... Ich denke das was man unter "Gewalt" versteht ist in der Regel nur Management, man löst das Grundproblem nicht, sondern deckelt nur, in der Hoffnung das es nie so brodelt, das der Hund explodiert. Außerdem lernt auch der Mensch am Erfolg - d.h. Gewalt funktioniert und zwar sofort - das wirkt für den Menschen selbstbelohnend, er hat Erfolg und möchte dieses Gefühl wieder erleben. Das Gewalt meist nur kurzfristig funktioniert spielt keine Rolle - bzw diese Trainer suggerieren das man etwas falsch macht - denn es hat ja anfangs funktioniert.


    Langsames strukturiertes Training ist den meisten Menschen zu mühsam. Es dauert bis man Erfolge sieht, es gibt deprimierende Rückschritte, die Umwelt übt Druck aus, man muss viel leisten. Ein Hund in der heutigen Welt hat zu funktionieren, genau wie wir Menschen.

  • Gewalt ist nicht dann Gewalt, wenn jemand mit einer Eisenstange auf jemanden einprügelt,... Gewalt ist auch, wie hier, wenn ein ganz offensichtlich völlig unsicheres und verstörtes Tier, permanent an die Grenzen seiner Unsicherheit gebracht wird, statt ihm die Möglichkeit zu geben einen anderen Weg zu nehmen. Was hier trainiert wird ist, dass der Hund gefälligst auszuhalten hat, was mit ihm gemacht wird... völlig unabhängig davon, warum der Hund überhaupt so reagiert.

    :bindafür:


    Jepp, und so alt, diese Strategie ...


    Exakt das ist es, was ich in dem Video sehe (das arme Tierchen). Einen völlig verstörten, verunsicherten und mit nahezu allen Situationen überforderten Hund. Ist aber typisch, als Ergebnis bei HH, die selbst unsicher sind und die Hunde nicht durch diese Welt führen, ihnen nicht beibringen, sie nicht unterstützen.


    Das Ergebnis, so mein Schluss, soll nicht ein selbstsicherer Hund werden, sondern einer, der sich ergibt (und das bleibt dann leider eine Zeitbombe).


    Langsames strukturiertes Training ist den meisten Menschen zu mühsam. Es dauert bis man Erfolge sieht, es gibt deprimierende Rückschritte, die Umwelt übt Druck aus, man muss viel leisten. Ein Hund in der heutigen Welt hat zu funktionieren, genau wie wir Menschen.

    Stimmt. Aber in diesem Video (fast hätte ich geschrieben: GsD, aber das wäre völlig verfehlt) gibt es keinen wirklichen Erfolg. Theoretisch würde ich formulieren, (wie flying-paws ), dass dieses Video zu Werbezwecken ungeeignet ist. Aber wie ich zu meinem Erschrecken tatsächlich las, vll. doch nicht (nur schon die Likes und Kommentare ...). Deswegen denke ich, das findet haargenau die richtige Klientel, die dort das hineininterpretieren was man hineininterpretiert sehen möchte.

  • Ich mag hier keine Gewalt-Messlatte anlegen.


    Was aber in den ersten 10 Minuten zu sehen ist, ist gewaltloser Widerstand.


    Der Hund wird dort NICHT bedrängt.


    Schaut euch doch mal das VerhaltensMUSTER dieses Hundes an: ER nimmt sich den Raum, bei dem er entscheidet, wann er bedroht. Massiv bedroht. (Ich möchte nicht wissen, wie weit er ohne Maulkorb gehen würde, aber das ist Spekulation.) Der HUND bedrängt, und er entscheidet situativ, wann er bedrängt.

    Das ist gut zu sehen bei der Sequenz in der Fußgängerpassage - hier erscheinen andere Hunde nur auf der Bildfläche, in unterschiedlichen Distanzen - und der Cane Corso hat seine bewährte Verhaltensstrategie PARAT.


    In den (ca.) ersten 10 Minuten ist zu sehen, wie die Trainerin (und später auch deren Helfer) mit diesem Verhaltensmuster umgehen, nämlich für den Hund völlig verblüffend: Sie lassen sich eben nicht wie gewohnt von seinem Verhalten einschüchtern - und zeigen dieses Nicht-eingeschüchtert-Sein völlig gewaltlos.


    Zum angewandten "Nein" habe ich schon etwas geschrieben. Im Video ist nicht erkennbar, wie dieses "Nein" etabliert wurde. Es ist möglich, dass dies unter Einsatz von Gewalt "gelehrt" wurde. Es ist auch möglich, dass dies durch passiven Widerstand etabliert wurde.

    Ersteres lehne ich ab, letzteres begrüße ich.


    ..............


    Ein solches, über mehrere Jahre gefestigtes Verhalten lässt sich nicht sofort und übergangslos abstellen. Extinktion benötigt Zeit, weil auch alternative Verhaltensweisen Zeit zum etablieren benötigen.


    hasilein75 Ich zweifel deine Aussage nicht an, vermute, du hast mehr Kenntnisse zu dieser Trainerin. Ich halte nur das Video nicht dafür geeignet, deine Aussage zu untermauern.


    @Cindychill Deine Ausgangsfrage wäre ohne das Video für mich klarer. Der im Video als Ausgangsbasis angewandte "passive Widerstand" ist für mich ein sehr wertvolles und befürwortenswertes Instrument zur Verhaltensmodifikation.

  • Manchmal muß man mit dem Hund zusammen an seine Grenzen gehen und sie zusammen überschreiten, um ihm zeigen zu können, dass etwas nicht so schlimm sein muss, wie er es sich vorstellt.

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