Gewalt im Namen der 'Resozialisierung'

  • Warum ist Gewalt im Umgang gegenüber aggressiver/vermeintlich aggressiver Hunde eigentlich ein doch relativ aktzeptierter Weg?



    [media]https://www.youtube.com/watch?v=s9URK0IHKuU[/media]

  • Ich habe das Video mit dem Rottweiler gesehen und fand das schon ganz komisch.


    Ich glaube, weil es oft von Erfolg gekrönt ist und viele Menschen nicht sehen, was da wirklich passiert.

  • Das was die Alte da praktiziert, ist so wenig akzeptiert, dass die Guteste mittlerweile nach Osteuropa auswandern musste, da sie das in D nicht tun darf

  • Was ihr da zu Gewalt und deren Anwendung sagt, ist ja alles richtig.


    Ich verstehe nur den Zusammenhang der Frage mit dem eingestellten Video nicht.


    Warum ist Gewalt im Umgang gegenüber aggressiver/vermeintlich aggressiver Hunde eigentlich ein doch relativ aktzeptierter Weg?



    Kannst du bitte begründen, warum du dieses Video dafür genutzt hast?

  • also zb bei 11.17, dann 13.10, den Hund zu streicheln wenn er aufhört zu knurren, die Szene in der Stadt,

    allgemein, den Hund eigentlich sehr zu bedrängen und in Situationen zu bringen, um ihn dann runterzubügeln


    Und dieses ständige Nein, das ist so klassisch eigentlich: Erst sagt Mensch xmal ein fruchtloses Nein (weil der Hund eh nicht gelernt hat, was Mensch damit meint), und dann folgt der körperliche Zugriff

  • Der Hund wird ja schon recht bedrängt auch phsychische Gewalt ist Gewalt.

    Allerdings find ich das Video schwer zu beurteilen da man nicht weiß wiel ange dieses "Stadttraining" war.

    Wenn es am Stück oder an einem Tag war ist es schlicht weg flooding was für mich auch unter Gewalt fällt.



    Ich denke warum das mit wie auch immer gearteter Gewalt akzeptiert wird ist wie schon gesagt wurde der schnelle Erfolg und viele sehen gar nicht was da abläuft.

  • Bei 11.17, bzw. einige Sekunden später - das ist die HALTERIN, die dort mit Leinenruck und dem Kniestoßen agiert. Das ist tatsächlich Gewalt, und das lehne ich ab.


    Ob das allerdings von der Trainerin so gezeigt wurde, ist zumindest in diesem Video nicht ersichtlich.


    Das was die Alte da praktiziert, ist so wenig akzeptiert, dass die Guteste mittlerweile nach Osteuropa auswandern musste, da sie das in D nicht tun darf


    ich kenne die Guteste nicht, weshalb ich mich nur zu dem Video äußern kann, und was da zu sehen ist.


    Zu den Besitzern des Cane Corso: Völlig verunsicherte Menschen ihrem Hund gegenüber, die Vermutung liegt nahe dass sie überhaupt keinen "Plan" hatten, wie sie ihrem Hund ihre Vorstellungen von Umweltverhalten deutlich machen konnten. Das ist jetzt über 4 Jahre (der Cane Corso ist jetzt 5, und hat mit um die 8 Monate Schritt für Schritt angefangen, den "Personenschutz" für seine Menschen zu übernehmen; "Personenschutz" nutze ich als Synonym für sein Pöbel- und Schutzverhalten, welches zu sehen ist). In diesem Teufelskreis waren sie gefangen und haben nur noch Management betrieben.

    Ihr größtes Manko: Sie konnten ihrem Hund nicht deutlich machen, dass sie MEINEN was sie sagen, und das was sie sagen auch durchsetzen. Das hat der Verhaltensentwicklung des Hundes den Raum gegeben, um eben genau dieses - für den Hund logische - Verhalten zu entwickeln.


    Zum Cane Corso: Ein imposanter Rüde, der mit viel Selbstsicherheit seine über Jahre erlernte Strategie angewandt hat. Was für ein toller, denkfähiger Kerl er eigentlich ist, hat sich sehr schnell gezeigt, als er ein passendes Gegenüber hatte...


    Damit zum Video: Die ersten 10 Minuten ca. haben mich beeindruckt.

    Mit der nötigen Sicherung (Maulkorb, angekettet) hat die Trainerin dem Hund folgende Botschaften mitgegeben:

    - ich nehme dich und dein Verhalten wahr

    - Ich bin nicht von dir eingeschüchtert

    - ich lasse mich nicht beeindrucken

    - ich mache mein Ding

    - ich bin nicht dein Feind


    Der Hund nutzte Gewalt (Drohung - mehr konnte er aufgrund der Sicherungsmaßnahmen nicht) - die Trainerin NICHT.


    Damit hat sie das sehr gefestigte Verhaltensmuster des Hundes durchbrochen; Es war sehr schnell zu sehen, wie die "Rauchwölkchen" aus seinem Schädel stiegen und wie überrascht er war, dass seine bisher doch so bewährte Strategie absolut nicht den Erfolg zeigte, den er über Jahre gewohnt war.

    Bei ihm war das so schnell (zumindest im Video kommt das so rüber) eingesetzte, KURZE Streicheln goldrichtig, weil es noch mal die Botschaft untermauerte: Ich fühle mich von dir nicht bedroht, und ICH bin auch nicht dein Feind (bedrohe dich nicht).


    Dass sie rückwärts ging, ist übrigens eine Pauschalweisheit: Einer Gefahr drehe ich nicht den Rücken zu. Pauschal, weil das nicht generell (zutreffend immer) zutrifft; in diesem Fall hat es noch mal das Gesamtverhalten der Trainerin in dieser Situation untermauert.


    Das sehr imposante Drohverhalten des Hundes ... ist an ihr einfach abgeprallt.

    In dieser Situation fand ich sie absolut souverän, gelassen und entspannt.

    Auch das vor dem Hund sitzen und mit der Feder hantieren war sehr selbstsicher, überzeugend und gewaltfrei durchgeführt - und hat den Hund beeindruckt und aus seinem alten Verhaltensmuster rausgeholt.


    (ich selber hätte Herzwummern gehabt - dieser Hund IST einfach beeindruckend bedrohlich, und ohne ihn besser zu kennen... puh, da fehlt mir tatsächlich was, um innerlich gelassen bleiben zu KÖNNEN)


    Völlig unnötig war das Leinenrucken und die beiden Kniestöße der Halterin in einer der gezeigten Sequenzen (bei ca. 11.30). Das war Gewalt, und die fand ich völlig unangebracht ... und auch kontraproduktiv. Die Leine etwas kürzer fassen (um den Handlungsraum des Hundes einzuschränken, damit den Halter kein plötzliches Reinspringen des Hundes in die Leine die Standfestigkeit raubt), dafür direkt mit dem Bein den Hund einzuschränken (ohne Kniestoß) wäre gewaltlos gewesen, hätte dem Hund aber deutlich gemacht dass es der Halterin ernst ist mit ihrem "Nein".

    Bei dieser Sequenz bin ich mir nicht sicher, wie vehement die Halterin ihr Knie eingebracht hat - ohne "Wucht" wäre es gewaltfrei, eine körperlich untermauerte Raumeinschränkung.

    Mit "Wucht" lehne ich ab, weil sich das auf der Schmerzschiene bewegt, und Schmerz (auch leichter) aktiviert Aversionsverhalten. Das ist in diesem Lernprozess kontraproduktiv, denn gerade das vom Hund gezeigte und über Jahre gefestigte Verhalten bewegt sich ja auf dieser Aversionschiene - der Hund hat gelernt, Angriff zur Verteidigung anzuwenden

    Mir kommt der Knieeinsatz in dieser Sequenz zu wuchtig vor - ist also genauso dämlich unangebracht wie der Leinenruck.


    Die Sequenz in der Fußgängerzone ... ja, da war der erste gezeigte Hundekontakt ziemlich blöd gelaufen. Hier hätte die Halterin 3 Sekunden eher mit einem Lob und den Hund zu sich holen den Kontakt beenden sollen. Blöd gelaufen, das war - auch für den anderen Hundhalter - unnötig wie ein Kropf. Die Halterin ÜBT aber noch. Auch für sie ist es Umdenken und lernen.

    Die im Anschluss gezeigten Begegnungen mit den vielen "Neins" waren dagegen gut.

    Hier war schon deutlich zu sehen, dass der Hund schon gelernt hatte dass ein "Nein" von seinen Haltern ernst gemeint ist - und die Häufigkeit war zu dem Zeitpunkt notwendig, weil das "Nein" ein Feedback auf die vom Hund gefassten Gedanken war - er war IMMER auf dem Sprung, sein noch im Kopf vorhandenes bewährtes Verhalten anzuwenden, und das frühzeitige "Nein" hat ihm mitgeteilt, den Gedanken nicht in die Tat umzusetzen.

    Da bedarf es noch sehr, sehr viel Übung und Aufmerksamkeit seitens der Halter, um dieses alte Verhaltensmuster tatsächlich "auszulöschen" und durch ein neues zu ersetzen.

    Der Weg ist allerdings schon gut.


    Wie sehr dieser Hund auch anders kann, hat sich dann in der freien Bewegung mit anderen Hunden gezeigt.


    Auch die ganzen Konfrontationsbegegnungen mit Menschen (Sportler, "alte Frau", Bedrängung durch mehrere Menschen) waren FÜR DIESEN HUND passend. Im Videozusammenschnitt mutete das als Flooding an, wie eng (in der Zeitfolge) diese Konfrontationen tatsächlich waren, weiß ich nicht.

    Da es sich aber anscheinend um einen "Crashkurs" während eines Aufenthaltes in Ungarn (?) handelte, ist das schon ziemlich viel für einen so begrenzten Zeitraum.

    Bei dem Cane Corso hat es aber gepasst, weil in den einzelnen Sequenzen sehr schnell zu sehen war, dass er LERNTE diese Situationen als "doch nicht so gefährlich" einzuschätzen.


    Dieser Hund war weder grundsätzlich artgenossen- noch menschenaggressiv.


    Eine Gewaltanwendung seitens der Trainerin sehe ich in diesem Video nicht.

    Da ich die Trainerin nicht weiter kenne, kann ich auch nicht sagen, ob ihr üblicher Umgang mit Hunden Gewalt einschließt.


    Das Video ist ein Zusammenschnitt, WAS hinter den Kulissen stattgefunden hat, weiß ich nicht.

    Mir fehlt daher die Begründung, warum dieser Trainerin ein Umgang mit Gewalt nachgesagt wird.


    Kurz Streicheln, wenn der Hund aufhört zu knurren, ist Gewalt?

    Für mich nicht.

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