Windhunde und mediterrane Rassen sowie deren Mischlinge

  • Glaubt ihr nicht, DER Windhund ist eine aussterbende Rasse?


    Ich denke, man muss sich einfach an den Gedanken gewöhnen, dass zukünftig ein Windhund nicht mehr sein wird, als ein hochbeiniger und schmalerer (Familien)Hund |)


    Die Bereitschaft, seinen Windhund rassegerecht auszulasten, scheint ja auch schwindend... Anstatt mehr Rennbahnen in Deutschland geschaffen werden, haben die letzten Jahre sogar mind 2 (von denen weiß ich) ihre Tore für immer geschlossen... :ka:


    Es ist ja auch scheinbar niemand aus der neuen Generation dafür bereit, die Arbeit und Zeit (natürlich alles ehrenamtlich) dafür zu investieren... d.h. die Not, seinen Windhund rassegerecht auszulasten, scheint auch nicht so groß zu sein |)


    Sind überhaupt noch irgendwo auf der Welt richtige Windhundrennen erlaubt?

    Also versiegt auch hier das Interesse, richtige Rennhunde zu züchten...



    Und die Jagd mit Galgos ist ja auch sehr umstritten... Nicht dass es faszinierend ist, aber die Haltung und das Aussortierung dieser Hunde ist ja ausschließlich negativ behaftet (und diese Hunde landen dann ja auch rein als Sofadeko in deutschen Haushalten)... Wie lange wird es also diese Hunde noch geben???


    Meine letzte Ausstellung die ich besucht habe, war Donaueschingen... Was ich da v.a. bei meiner Lieblingsrasse Afghanischer Windhund gesehen habe, war alles, nur kein Funktionaler Jagd- und Hetzhund mehr.... (Wobei dort zum Teil wirklich die Frage war, ob der Hund überhaupt noch ein funktionaler Hund ist... :flucht: )

    Und der Trend geht einfach dorthin... Nicht nur beim Windhund...

    Der Viszla zb ist doch DER neue Familienhund schlechthin, einen Labrador hat ja inzwischen jeder...


    Ich sehe einfach für die heutige Zeit gar keinen Sinn mehr darin, einen Windhund so zu züchten, wie es ursprünglich vorgesehen war... Einfach weil die Verwendung in keinster Weise mehr gebraucht, gewünscht etc zu sein scheint...



    Die Frage ist, lohnt es sich überhaupt, den Windhund auf seine ursprünglichen Eigenschaften zu züchten? Passt er noch in unsere Welt? :ka: Ist es für einen Windhund überhaupt ein artgerechtes Leben, wenn er "nur" rennen darf (nicht mal hetzen) , weil man z.b nur Hundewiesen oder Ausläufe benutzt?

  • Guter Gedankengang.

    Und vl ist es für den Windhund per se auch gar kein großer Verlust besser in sein momentanes Umfeld zu passen?


    Ich persönlich liebe ja das Jagdverhalten, insbesondere der whippets. Aber mir ist natürlich bewusst dass ein hetzverhalten nicht gut in die heutige Welt passt.

    Aber wie sind ja auch viel vielseitiger, sie zeigen an, sie finden alles was sich bewegt ausgesprochen faszinierend, das jagen mit den Augen, buddeln, Freude an Bewegung ohne äußere Motivation, ein zwar sanftes aber robustes Gemüt, tauglicher Körperbau, die Verträglichkeit, keine Neigung zur hysterie, diese zwei Gesichter zwischen draußen und drinnen bzw. Ruhe und Aktivität.


    Alle Windhunde hier sind absolut taugliche begleithunde, manche mit und manche ohne rennen (aber fast alle mit regelmäßigem Freilauf), die bei Wildsichtung durchstarten aber das machen alle anderen Hunde hier auch erst mal.

    Ich würde sie nie unterschätzen aber fände einen Hund der auf fährte geht auch weitaus schwieriger zu Handeln

  • Praktisch kein Windhund rennt echtes Hetztempo außerhalb einer Jagdsituation und trieblich getriggert. Jogging aus Spaß an der Freude ja, aber was sie körperlich wirklich können, tun sie im Alltag nicht.

    Und das ist anderen Leuten immer so schwer zu erklären!

    Die sehen meinen Whippet mit ihrem Hund rennen und meinen "Och, der ist ja garnicht so schnell.". Ab und zu zieht Hami das Tempo mal etwas an, dann sind die schon sehr erstaunt.

    Aber das ist nichts im Vergleich zu dem was er könnte! Und das verstehen die Leute dann einfach nicht, bzw wollen es mir nicht glauben.

    Da heißt es dann "Ach was, du übertreibst." und der Whippet kommt gedanklich bei denen auf die Liste.

    Das der in einem Lidschlag übers Feld und weg ist, das kriegen die sich nichtmal vorgestellt.

  • Ja, das sind komplett berechtigte Fragen und Gedankengänge.


    Wobei man Mitteleuropa noch nie Bedarf für Windhunde hatte ,drum gibt es auch keine eigenen Rassen, das haben Jagdgesetze gegen Wilderei schon sehr früh vereitelt.


    Jagdlicher Einsatz ist in Europa nur in England und Spanien möglich. Griechenland womöglich, Grad Kreta mit dem Zwischentyp Krotikos. Russland eventuell, die ehemaligen Ostblockländer haben wohl eine illegale Wildererszene auch, haben aber immer auch mehr Renngeschehen gehabt.


    Kommerzielle Rennen sind im deutschsprachigen Raum verboten, ebenso Wetten drauf, das hat Windhundsport, zum Glück, oder auch nicht, immer im Amateurbereich gehalten.


    In manchen amerikanischen Bundesstaaten ist Jagd mit Windhunden durchaus üblich, Südafrika, Teile Asiens, die arabische Welt, Australien und Südamerika haben schon Windhunde im Jagdeinsatz und nicht nur Haustierwindhunde.


    Die kommerzielle Rennindustrie steht, teils völlig zurecht, teils naja in der Kritik und grad in den USA wurden auch Bahnen geschlossen und steht der Racing Greyhound bissl an der Kippe.

    Bei den Spaniern ist der Aussortierensprozess der Galgos, die Haltungsbedingungen oft ein riesiges Problem, aber gleichzeitig auch nicht alles überall nur schlimm. Ob der Galgo und Podenco trotz der enormen Menge, die gezüchtet wird, überlebt, hängt davon ab, wie sich die Jagdgesetze entwickeln, in England ist seit 2005, glaub ich, nur noch Jagd auf Kaninchen und Ratten mit oder besser durch Hund erlaubt, das hat die Windhund und Lurcherwelt abseits der Haustierhaltung auch verändert.


    Global gesehen sind Windhunde als Hunde, die eh nicht jagen dürfen, und die nicht wie etwa der Greyhound explizit auf Keeness selektiert werden, womöglich sogar in der Unterzahl, grad der deutschsprachige Raum hat im Prinzip null "Windhundkultur", insofern fände ich es schade, wenn seine Interpretation dieses Typs dominierend würde.

    Böse gesagt, wir haben nicht die Landschaft und nicht die Jagdgesetze für diesen Hundetyp, wir brauchen ihn tatsächlich eigentlich nicht.

    Wir brauchen, wenn, dann eigentlich bloß pet sighthounds und die verändern sich halt irgendwann von dem Typ generell weg.

  • Gleichzeitig find ich toll, dass man langsam drauf kommt, dass diese Hunde natürlich andere Sachen auch können, sind ja Hunde.

    Und der Galgo, der als ausgemusterter Jagdgebrauchshund dann im deutschen Wohnzimmer sitzt und außer interessant ausschauen nix kann und muss, weil er ist ja arm, scheinen sich auch zu ändern.

    (Dafür werden grad rumänische Tierschutzwindhunde gern als Sporthunde für alles und insbesondere den Windhundsport angepriesen, wo man noch vor 15 Jahren massiv angegangen wurde, wenn man nur überlegt hat, einen Galgo, der nicht kaputt ist, auch nur an einer Rennbahn vorbei gehen zu lassen. Der Paradigmenwechsel ist spannend und auch nicht ganz unkritisch zu sehen, was die einen komplett verteufelt haben, verkaufen andere grad zu locker, denn es war und ist generell nie mit jedem Hund ne gute Idee gewesen. Meine sind zb so durchgeröntgt, dass sie manchmal dürfen, aber sie haben nicht die Voraussetzungen sich unbeschadet körperlich immer so voll zu belasten)


    In Kontinentaleuropa ist letztlich Windhundsport die einzige Möglichkeit, züchterisch langfristig so irgendwie im Typ zu bleiben, auch wenn künstliche Jagd rein nach Tempo bemessen oder Lure coursing als Abklatsch taktischer Jagdmanöver, die nicht real nachstellbar sind, die Hunde auch wieder etwas verändert und ein europäischer Sporthund ein beschissener echter Jäger ohne Taktik sein könnt.


    Dinge verändern sich. Gegebenheiten. Ansprüche.


    Ich hab für mich lange überlegt und ich will möglichst viel von dem Hundetyp und seinen Fähigkeiten trotzdem haben, was letztlich in nem Leistungsliniennhund mündete. In der Welt gefällt mir auch nicht alles, aber der Hund hat ne Nische, für die er explizit auch gezüchtet wurde.

    Vielleicht kommt doch noch mal ein Revival des Windhundsports. Und wenn es dann noch flat racing auch gäbe oder überhaupt ein paar Änderungen am Sportsystem.

    Nunja, man wird sehen.

  • Bist du dir bei der Streckenangabe sicher? in 1 km Entfernung sieht man ja seinen Hund kaum noch. Rufreichweite ist da auch nicht mehr wirklich gegeben.


    Der Hund kann prinzipiell so weit weg, wie der Gehorsam es zu lässt, aber maximal so weit, wie die Umgebung es zu lässt. Wenn z.B. zwischen einem selber und dem Hund einer oder mehrere Querwege kreuzen kann das zu Problemen führen, wenn aus dem Querweg andere Spaziergänger kreuzen.

    https://www.youtube.com/channel/UCKFhxHYBWJEDTNj2PhKXYrQ


    Am Ende des älteren Videos ist ein Blick auf die Wiese, bis zu den Büschen sind es 500 Meter, danach kommt noch eine gleich große Wiese. Ihre Runde geht über die ganze Wiese, die Grenzen habe ich durch Zuruf gesteckt, und sie hält sich dran. Heute reicht bei solchen Distanzen ein Pfiff. Besonders, wenn sie mich durch die Büsche nicht sieht.


    Das Hochformatvideo ist eher chillig, sie hatte sechs Wochen Bettruhe wegen einer Verletzung und das war am dritten Tag, den sie wieder raus durfte. Sie humpelt noch ein Weilchen, und danach läuft sie auch wieder. Wir wollen nichts überstürzen. Vielleicht sagt jemand mal etwas dazu, wie sie mit fremden Menschen umgeht, und ob das zu aufdringlich ist...


    Heute hatte sie ein Erlebnis mit einem Schwan. Ich hatte sie an ihre Trinkstelle am Fluss geschickt, und da saßen ein paar Enten und ein Schwan. Der Schwan hat sich total aufgeplustert, als sie kam. Sie hat sich im respektvollen Abstand vor ihn gesetzt und hat ihn so lange neugierig angesehen, bis er sich beruhigt hat und freiwillig ins Wasser gegangen ist. Wäre der da noch länger gesessen, hätte sie ihn bestimmt zu einem Wettlauf aufgefordert, damit er ihr aus dem Weg geht... Schade, dass ich die Kamera nicht laufen hatte.


    Die ist echt blöde, anstatt die Viecher zu fangen, verscheucht sie sie lieber.


    Jetzt gibts erst mal anti-Aufgeregtheitstraining in Anwesenheit von Kaninchen. Mal schauen, was vom letzten mal noch hängen geblieben ist. und los...

  • Huhu, gehen eure Windhunde ins Wasser?

    Unser Windspielmädchen war bis jetzt maximal mit den Pfoten im (flachen) Wasser, mal gespannt ob sie den Sommer über noch mehr Begeisterung fürs Nass entwickelt dog-face-with-floating-hearts-around-headface


    Liebe Grüße

  • Ich kenne wenige schwimmende Windhunde, allerdings einige die es durchaus genießen bis zu den Beinen/Bauch durchs Wasser zu rennen.

    Meine Lotte (Podenco) geht in jeden Bach/See, sie genießt die Abkühlung, aber freiwillig immer nur bis zum Bauch, schwimmen geht sie nur wenn sie muss.

    Emma (Galgo-Mix) geht wenn es extrem heiß ist auch mit den Pfoten mal ins Wasser und lässt sich dann mit Stöckchen und seeehr viel Motivation auch mal zum Schwimmen überreden

    Bin (Galgo-Labrador) setzt nicht mal eine Pfote ins Wasser.

  • Gina geht so tief rein, wie ich es ihr vorgemacht habe. Also etwa so tief, wie meine Gummistiefel hoch sind. Das reicht um den Bug zu kühlen, gelegentlich geht sie in die Hocke bis zur Hälfte Bauch. Da muss es aber schon recht warm sein.

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