Hundehaltung mit täglicher Fremdbetreuung

  • Wenn man sich vollständig abhängig macht von Fremdbetreuung des Hundes (also Vollzeit-Beruf), dann ist das bestimmt der falsche Ansatz, um überhaupt einen Hund zu halten.


    Es kann immer mal vorkommen, dass eine Ausnahme-Situation eintritt und ein Hund halt über eine gewisse Zeit fremdbetreut werden muss. Dies aber schon von Anfang an in die Planung einzubeziehen bei der Hundehaltung, finde ich falsch (von der finanziellen Seite her mal gar nicht zu reden).


    Ich kann mal von meinen Erfahrungen berichten betr. Fremdbetreuung, die aber nicht als Normal-Lösung für die ganze Arbeitswoche vorgesehen war, sondern nur für jeweils 2 - 3 Tage, wenn ich auf Geschäftsreise weg musste.


    1. Lösung: Eine sehr gute Freundin mit 2 eigenen Hunden (ein grosser, ein kleiner). Meine Ersthündin Morelka passte sich problemlos in den "fremden" Alltag ein, alles kein Problem. Diese Betreuung musste ich aufgeben, weil der grosse Hund meiner Freundin starb und sie sich daraufhin einen Labrador-Welpen holte, völlig undenkbar für meine kleine, zerbrechliche, kranke Chi-Hündin. Also fiel diese Lösung von heute auf morgen weg.


    2. Lösung: Nachbarn mit einem alten Appenzeller, die Frau arbeitete Schicht, der Mann war pensioniert und konnte sich um die Hunde kümmern. Da der Appenzeller sowie meine Chi-Hündin beide alt waren und seeeeehr gemütliche Spaziergänge liebten, war dies kein Problem, sah also nach idealer Lösung aus.
    Das zerbrach aber auch von heute auf morgen, als bei der Frau ein sehr bösartiger Gehirntumor diagnostiziert wurde und der Mann all seine Energie, Kraft und Zeit für diese dramatische, neue Situation aufbringen musste.


    3. Lösung: Eine Hundefreundin mit eigenem Hund ("bester Freund" meiner Hündin). Auch das sah nach Ideal-Lösung aus, stand aber von Anfang an auf wackligen Füssen, weil sie nebst meiner Hündin auch noch andere Hunde hütet mit "älteren" Rechten. Also fiel auch diese Lösung wieder weg, vor allem auch, weil die andern Besitzer mit Ferienhunden sehr unzuverlässig ihre Termine meldeten und nach Lust und Laune ihre Hunde brachten... so konnte ich nie verbindlich planen, ob meine Hündin bei ihrem besten Freund einige Tage verbringen konnte oder ob es wegen anderer Hunde nicht klappte.


    Fazit: Meine Hunde gehen jetzt notgedrungen in eine Hundepension, falls ich mal weg muss. Da ich unterdessen aber pensioniert bin, kommt dies nur noch äusserst selten vor.
    Für eine Montag - bis Freitag-Lösung würde ich sowas niemals in Betracht ziehen, dann lieber kein Hund.

  • Ich war ein halbes Jahr Fremdbetreuung für den Hund meines Bruders. Den Hund hat es nie etwas ausgemacht. Der hat unter meinem Schreibtisch geschlummert bis ich Arbeitspausen für ihn gemacht habe. Zum Abendessen wurde er abgeholt.
    Das "seelische" Problem hatten eher Frauchen und Herrchen.
    Ich bin mir sicher bei diesem Hund würde auch eine wirklich fremde Person zur vertrauten werden können.


    Das mit dem Hund nicht teilen müssen/wollen finde ich persönlich als Aussage ein wenig gruselig. Gerade bei meiner Hündin bin ich froh über jeden Menschen, den sie vertraut.
    Aber die dürften mir nicht die Erziehung versaubeuteln, dann würde ich auch so reagieren.


    Hätte ich mir einen Hund bei einem Vollzeitjob ohne Hundemitnahmeerlaubnis angeschafft? Nein.
    Würde ich jemanden verurteilen, der das tut? Nein, solange eine Betreuung vorhanden ist.


    Hier im Forum wird recht häufig die Creme de la Creme der Hundeerziehungsansichten gelebt. Was ich wirklich als gute Orientierung empfinde. Aber manchmal ist das Leben eben nicht Mouse au Chocolate.

  • Ich hatte noch nie eine Fremdbetreuung in dem Sinne, aber für 10 Minuten morgens und abends würde ich keinen Hund halten.
    Natürlich gibt es danach noch das Kuscheln etc., aber mir würde tatsächlich der große Spaziergang und das Erkunden einfach fehlen.


    Ich bin happy, dass ich jetzt die Hunde mit zur Arbeit nehmen kann.
    Ist natürlich für Hunde auch anstrengend, weil sie nicht 100% abschalten können, aber danach pennt er wie ein Stein.


    Ich möchte es nicht mehr anders haben, hatte vorher einen Bürojob, da waren die Hunde lange alleine, sowas will ich nicht mehr haben.
    Obwohl ich danach noch gut 10km gelaufen bin, aber dauerhafte Fremdbetreuung oder so lange allein bleiben, will ich einfach nicht mehr.

  • Für mich sind es hauptsächlich drei Aspekte:

    • Ich möchte was von meinem Hund haben. Wenn der Hund den ganzen Tag in der Fremdbetreuung ist, ist er abends platt. Und um ganz früh morgens bei Dunkelheit und Kälte eine halbe Stunde um dem Block zu laufen... Da möchte ich mich doch ausgiebiger mit meinem Hund beschäftigen. Wenn man fix von 9 bis 17 Uhr arbeitet jeden Tag, wie viel Zeit bleibt da noch für den Hund? Man kommt heim, bereitet das Abendessen vor, isst anschließend. Dann noch die Küche wieder aufräumen, schwupps ist es halb 8. Der ganze restliche Haushalt konzentriert sich dann aufs Wochenende, wodurch auch da wenig Zeit bleibt für den Hund... Mir wäre das schlicht zu stressig und ich würde mich dann auch nicht groß der Hundehaltung erfreuen können, weil sie eher zu einer „Pflichtaufgabe“ wird. Muss halt gemacht werden...
    • Der finanzielle Aspekt ist auch nicht zu vernachlässigen. Im Durchschnitt hat der Monat 22 Arbeitstage. Jeden Monat 550€ für Hundebetreuung. Da kann ich doch gleich auf 80% runter gehen. Da hab ich dieselbe finanzielle Einbuße... Und bei 6h/Tag Abwesenheit brauche ich dann keine Fremdbetreuung mehr.
    • Man muss auch damit rechnen, dass eine Fremdbetreuung nicht dauerhaft geht, besonders wenn der Hund irgendwann alt und krank ist. Wer betreut denn freiwillig einen inkontinenten Hund, z.B.? Oder einen dementen Hund?

    Ich arbeite zwar auch Vollzeit (41,5 Std.), aber ich kann mir rund 50% dieser Zeit äußerst flexibel einteilen, d.h. nach 13 oder spätestens 14 Uhr kann ich es mir nach meinen Wünschen gestalten. Ich gehe dann erstmal mit den Jungs. Im Sommer auch gerne mal ausgiebiger. Ich kann mich ja dann nochmal abends für zwei, drei Stunden dran setzen. Oder ich arbeite mal am Wochenende ein paar Stunden. Teilweise habe ich mich auch schon so optimiert, dass ich gar keine 41,5 Stunden mehr brauche um meine Arbeit zu schaffen.


    Insgesamt bleibe ich auf jeden Fall dabei: Hätte ich einen 0815-Vollzeit-Bürojob ohne Flexibilität, hätte ich definitv keinen Hund. Und zwei Hunde sowieso nicht.

  • Warum sind den eure Hunde nach dem Sitter müde/platt? :ka:
    Also meine Sitterin achtet auf Ruhe.
    D.h. ist sie nicht unterwegs mit dem Rudel, dann ist im Haus Ruhe angesagt.


    Jeden Monat 550€ für Hundebetreuung. Da kann ich doch gleich auf 80% runter gehen.

    Das ist doch individuel.
    Ich würde bei Betreuung Mo-Fr ca. 300 CHF im Monat zahlen.
    (In ZH säh das wohl anders aus, aber hier zahle ich 15 CHF/Tag).
    Und 20% reduzieren "lohnt" sich finanziell nicht immer für das Geld.
    Ein Durchschnittlicher AN verdient mind. etwa 5000 CHF Brutto. 20% davon sind 1000 CHF.


    - - -
    Zu dem Thema Fremdbetreuung durch Familie oder Proffessionell.
    Ich finde es absolut heuchlerisch zu sagen, Fremdbetreuung Familie ist was anderes als ein guter Hundesitter.
    Kann man Pauschal nicht sagen.
    Bei einem guten Sitter ist das für mich genau das gleiche.
    Nur weil die Person zu Familie gehört, gibt man den Hund nicht weniger zu Betreuung.


    Bei uns ist es so, dass ich den Hund sogar lieber zu Sitter bringe als zur Familie, weil sie da mehr Ruhe hat, entspannter ist und da mehr auf Einhaltung der Regeln geachtet wird.

  • @Vakoule


    Wie gesagt, für mich selbst habe ich dauerhafte Fremdbetreuung von Anfang abgelehnt (vielleicht ändert sich das ja auch in paar Jahren, für manche Entscheidungen braucht man halt länger), sehe aber durchaus dass das sehr gut funktionieren kann. Wäre auch makaber wenn nicht, denn schliesslich hatte ich die letzten 4,5Jahre einen Sharinghund mit festen Tagen. Ich bin also der "emotional stark involvierte Dauer-Sitter".


    Ich verstehe RafiLe aber auch vollkommen. Die von ihr aufgezählten Punkte sind exakt die, die mich abhalten. Und ja, ich hatte meine Hunde zeitweilig, auch über Monate, in einer wirklich tollen Hundepension - und abends waren sei platt. Dafür war ich dann auch dankbar, wohlwissend dass der Zustand temporär ist. Bei aller Ruhezeit, es ist doch trotzdem sehr kopflastig was in so einer Hundepension passiert und das muss entsprechend verarbeitet werden.


    Und der finanzielle Aspekt. für 15CHF/Tag bzw. 300CHF/Monat bekomme ich hier im Hamburger Umfeld ganz gewiss keine Ganztagesbetreuung die meinen notwendigen Ansprüchen auch nur nahekommt. Die Hundepension die für mich alle Punkte erfüllt (u.a. flexible Zeiten) läge preistechnisch bei 540€/Monat. Das ist einfach eine Hausnummer! Klar gehts günstiger. Privat zum Beispiel. Aber ganz ehrlich? Ich bräuchte die Zuverlässigkeit einer professionellen Pension, denn auch die zuverlässigste Privatperson macht mal Urlaub oder ist krank, oder oder oder.

  • Ich empfinde die Diskussion ein bisschen wie "Kita für unter 3 Jahre".
    Kinder und Hunde zu vergleichen wird hier ja nicht gern gesehen und doch gibt es meiner Meinung nach viele parallelen.


    So denke ich, dass auch Hunde vielleicht sogar von weiteren Bezugspersonen profitieren. Guten, vertrauten Bezugspersonen.
    Zum einen direkt: jemand zum Laufen, Kuscheln etc
    Zum anderen indirekt : Herrchen /Frauchen/ diverse ;) sind entspannt und können die Freizeit genießen mit dem Vierbeiner.


    Sie sind doch nicht blöd und wissen, wo zu Hause ist.


    Also bei einem regulären 8 Stunden Arbeitstag finde ich Betreuung individuell auf den Hund abgestimmt super, bei einem 12 Stunden Tag empfinde ich die Hundehaltung als egoistisch und dem Hund gegenüber ungerecht.

  • bekomme ich hier im Hamburger Umfeld ganz gewiss keine Ganztagesbetreuung die meinen notwendigen Ansprüchen auch nur nahekommt

    Deshalb ja

    Das ist doch individuell.

    ;)


    Ich mag einfach diese indirekte Unterstellung man wird seinem Hund nicht gerecht, wenn man ihn viel Fremdbetreuen lässt.
    Ich reagiere da vielleicht etwas "empfindlich" weil ich mir damals in der Übergangszeit zwischen der Lösung "Hund durfte ins Büro" und "Hund darf nun nicht mehr ins Büro" einiges anhören durfte.
    Am Ende entscheidet der Halter mit dem Hund, ob das gelebte Konzept passend ist.
    Wir haben das passende Konzept gefunden, was alle zufrieden stellt.


    Es gibt noch so viele Hunde, die weit weniger haben als das.
    die nur den Garten sehen oder X Stunden am Tag alleine sind und Abends dann noch mal 10 min um den Block Pipi machen dürfen. Klar sind das Extreme die nicht erstrebenswert sind. Aber Zwischen Schwarz und Weiss gibt es noch Grau und wie welches Grau funktioniert ist eben, wie gesagt, individuell.


    - - - -



    Das ist einfach eine Hausnummer!

    Ja für Deutschland natürlich schon.
    Hier kosten die teureren (die nicht besser sind und mir in 99% sogar schlechter gefallen) 50 CHF - 1000 CHF im Monat.
    Ja teuer :ugly: .
    Jetzt 20 % von 42 h = 7h +0.5 h Mittag... mmmh 8h alleine bleiben. Ist dann doch etwas lang. Also Reduktion auf 75 % 6.3 h +0.5 h Mittag = 7 h. 7h OK


    Durschnittslohn CH --> 5500 CHF bei 75 % --> -1375 CHF :skeptisch2:
    Und jeden Franken den jmd mehr als 5500 CHF verdient, da lohnt es sich immer weniger, rein "finanziell".


    Ich würde gern weniger Arbeiten, weil ich gerne mehr Zeit für mich und den Hund hätte. Aber nicht weil es sich "finanziell" lohnt.
    Das tut es einfach nicht.

  • Mein Ersthund wurde im ersten Jahr fremdbetreut, d.h. er war privat bei einer Familie, wo er halt so nebenherlief. Kuschelte mit den Kindern, konnte in den Garten, wurde auch mal mitgenommen irgendwohin und kleine Pipirunden gab es.


    Trotzdem war ich die Nr. 1 und wenn ich ihn nachmittags / abends abgeholt habe sind wir als erstes eine große Runde in den Wald gegangen. Das der Hauptteil der Beschäftigung / Auslastung meine Aufgabe ist, war mir schon wichtig.


    Inzwischen sind meine beiden Hunde während meiner Arbeitszeiten alleine zuhause, ich gehe in der Mittagspause eine kleine Löserunde und abends die große Runde / auf den Hundeplatz.

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