Vanessa Bokr - Meinungen und Erfahrungen

  • Weil ich ja weiter vorne von Grenzen etc. geschrieben habe:

    Ich erlebe gerade wieder mit, was passieren kann. Hund mit entsprechendem Grundgeruest wurde mAn falsch verkauft. Da ist er voellig grenzenlos aufgewachsen. Er wurde weder misshandelt noch sonstwas. Die Leut haben diesen Hund geliebt und das getan was sie in ihrer Situation konnten und fuer richtig hielten.

    Tja. Jetzt steht da ein adulter, sehr ernster Ruede, der keine Grenzen kennt und diese auch nicht ohne massive Gegenwehr akzeptiert. Der hat genau 0,0 Probleme damit in einen Konflikt zu gehen und den auszutragen.

    Und wieder ein versauter Hund mehr *sfz*

  • wiejetztich okay, so kann ich das für mich nachvollziehen. Hunden/Tieren menschliche Motivation(en) zu unterstellen ist eine Form der Vermenschlichung. Da passt Murmelchens Beispiel super gut! Bei den Bedürfnissen denke ich, Essen, Trinken, Lösen, Schlafen, Sicherheit usw. muss/hat jedes Tier und Mensch, das ist grundsätzlich so. Aber welches Bedürfnis wäre für dich jetzt "vermenschlicht"?

  • Wenn man mich fragt, was meine Hunde für mich sind, dann wäre die erste Reaktion wohl „meine Hunde“. Müsste ich es näher definieren, käme „Familie“ dem schon sehr nahe, aber Familie, wie ich es definiere (und diese Definition hat wenig mit Blutsverwandschaft zu tun). Mein Mann, meine Hunde und ich, wir teilen uns einen Wohn- und Lebensraum und wollen uns da alle zusammen gemeinsam wohlfühlen. Und das ist schon ein anständiger Job für alle Beteiligten, dass darf man nicht unterschätzen. Meine Hunde können das, aber es ist nicht das, wofür die Gattung Hund ursprünglich gemacht ist.

    Und deshalb ist es mir umso wichtiger, dass es klare Regeln für den Umgang miteinander gibt, aber auch jeder seine Eigenheiten, Rückzugsbereiche und Tabuzonen hat, die von allen anderen akzeptiert werden. Und da haben Hunde nunmal eigene Bedürfnisse. Die sich von denen des Menschen unterscheiden.

    Und es gibt Kompromisse, die von den Beteiligten eingegangen werden. Aber auch da sollte man immer bei im Auge behalten, was der Andere leisten kann - und was er nur temporär und was er dauerhaft leisten kann. Und dass sich Kompromisse für alle lohnen müssen. Und um das aufrecht zu erhalten, muss mir klar sein, dass Hunde etwas anderes als Menschen sind. Und dass es an uns Menschen liegt, eine Struktur zu schaffen, innerhalb der Hund Hund sein kann und darf.

    Innerhalb dieser Regeln herrscht bei uns indoor sehr viel Freiheit, die Hunde können sich meist aussuchen, wo sie sich aufhalten und was sie gerade tun (so lange es nicht mobben und stänkern einschließt). Und so lange sie sich auf Zuruf auf ihren Platz zurückziehen bzw. herkommen und auch mal was Blödes wie Augentropfen etc. dulden.

    Aber für die Struktur sind wir Menschen verantwortlich, ich mehr als mein Mann.

    Freunde kommen von Außerhalb. Dafür gelten ganz andere Regeln und da hab ich ganz andere Erwartungen. Denen muss ich auch nix strukturieren :smile:

  • Vll. hilft das hier weiter:

    https://www.dwds.de/wb/vermenschlichen

    'Vermenschlichen' (wie auch: 'Vermenschlichung') bezieht sich in der Deutung auf 2 Synonym-Gruppen:

    - humanisieren

    und

    - anthropomorphisieren (s. auch: Anthropomorphismus)

    Das sollte man nicht durcheinander werfen, finde ich sowie das eine dem anderen weder die Berechtigung, geschweige denn die Deutung streitig machen dürfte.

    Gehe davon aus, wenn V.B. (sowie Menschen wie Normen, Trainer, TS etc. pp., wie auch Foristen, z.B. Helfstyna u.a., wie auch viele andere HH, so auch ich selbst) den Begriff 'vermenschlichen' in Kontext zu Fehlern in der Beziehung zwischen Mensch-Hund (oder anderes Tier) setzen, dann bezieht sich das in der Hauptsache auf das 'Anthropomorphisieren', welches in der Selbstdefinition bereits im Zusammenhang einen fehlerhaften Umgang mit Tieren (u.a.) beschreibt. Also völlig statthafter Gebrauch.

    Soweit mein Sprachverständnis, ist das von vornherein derartig definiert, wie auch allgemeinsprachlich üblich, also nicht zu bemängeln sowie m.E. klar aus dem jeweiligen Kontext zu unterscheiden und zu erkennen. :ka:

    Spricht Hundundmehr von 'vermenschlichen' bzw. kritisiert sie den Gebrauch bei anderen Menschen (inkl. der Interpretation, was sie damit auszudrücken wünschen), dann meint sie vermutlich eher etwas rund um 'humanisieren' bzw. verbindet es damit (oder wirft beides in einen Topf, inkl. das Menschsein an sich - was aber auch dem Humanen nah verwandt ist. K/A, irgend so etwas muss es ja sein).

    (Nebenbei: Gehe weiterhin davon aus: Feddersen-Petersen bezieht sich mit ihrem "muss nicht a priori falsch sein" sowie den weiteren Erläuterung im Grunde genommen auf beides. Wobei der Anteil des "nicht falsch" auf 'humanisieren' abzielt und der nicht extra ausformulierte, aber implizierte Teil sich auf das Anthropomorphisieren bezieht - versteht sich eigentlich von alleine, finde ich).

    Klar, das ist dröge Theorie, klingt natürlich nicht so kuschelig und davon geht einem auch nicht gleich das Herz auf :cuinlove:, denn das Wort 'vermenschlichen' auf seine positiven, humanistischen Deutungen zu begrenzen, wirkt wesentlich sympathischer. Macht es aber nicht richtiger, geschweige denn einfacher für die zwischenmenschliche Kommunikation, noch würde es sich auf die Gesamtproblematik rund um Mensch-Hund konstruktiv auswirken. Denn es hat seinen Grund, dass es zwei Deutungswege gibt. Will sagen: Man hat sich dabei etwas gedacht.:bindafür:

    (Und irgendwie bin ich heilfroh, nicht zum ersten Male, dass nicht ein jeder Sprache einem anderen vordiktieren kann, also dass es solche Werke gibt, in denen man das wunderbar nachschlagen kann :nicken: ... sonst realisierten wir - früher oder später - babylonische Sagen).

  • Bei den Bedürfnissen denke ich, Essen, Trinken, Lösen, Schlafen, Sicherheit usw. muss/hat jedes Tier und Mensch, das ist grundsätzlich so. Aber welches Bedürfnis wäre für dich jetzt "vermenschlicht"?

    Die Grundbedürfnisse sind wahrscheinlich gleich, das stimmt.

    Vielleicht ist Bedürfnis auch nicht ganz der richtige Ausdruck.

    Aber passend dazu führte ich gestern ein Gespräch mit einer Kollegin, bei dem es im Kern darum ging, dass sich ihr Hund und der ihrer Bekannten gegenseitig auf die Glocke hauen, wenn sie Leckerchen verfüttern. Das ist wohl am Wochenende passiert und sie war total schockiert, weil die Hunde eigentlich „Freunde“ sind. Sie hat dem Hund ihrer Bekannten Boshaftigkeit unterstellt.

    Das meine ich mit Bedürfnis verkennen.

  • Wenn ich mir die Liste mit den 60+ Hunden aus der HHF anschaue und mir auch die verschiedenen Videos ins Gedächtnis rufe, dann sind das überwiegend keine Rassen, die üblicherweise als Partnerersatz, Kindersatz oder Kuscheltier angeschafft werden.
    Sondern eher solche, die häufig als maskulines Rennomierobjekt und Schwanzersatz dienen. Was ein ganz anderes Thema ist - auch und gerade in Bezug darauf, wie die ursprünglichen Besitzer mit den Hunden umgegangen sind.

    Dagmar & Cara

    Ah, ich denke, das hält sich die Waage (jetzt mal nur an all die vielen :herzen1:-Videos in youtube gedacht, bei denen eindeutig Vermenschlichung/Verniedlichung/Verharmlosung usw. dann doch die Oberhand haben. Der Schwanzverlängerer als solches sind eindeutig bei solchen Rassen unterrepräsentiert. Und wenn ich die Einschätzung beider Zuständiger für die Liste von HHF hinzu nehme, die dort in etwa lautete: "überzählig völlig unerzogene Rüpel", wie auch z.B. die Reportage mit VB (bei privaten Haltern), dann würde ich dazu neigen: ja, werden Schwanzverlängerer und Misshandelte drunter sein. Aber in der Mehrzahl, halte ich es für fraglich.

    Es gibt wohl auch die Klientel (soll gar nicht so selten sein), die aus solchen Hunden, die eigentlich schon als recht ... hhhm ... mit Potential ausgestattet gelten, liebend gerne Kuscheltiere machen, sie am allerliebsten zusammen mit ihren Babys und Kleinkindern, beim Kuscheln mit Entlein ... usw. usf..

    Davon ab, vermenschlichen bzw. anthropomorphisieren geht nicht nur in die eine kuschelige Richtung, sondern funktioniert auch umgekehrt. Das zeigt sich schon in Deinem Satz, von dem ich einen Teil hervorgehoben haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob man es vermehrt in Richtung Objekt statt Subjekt deutet (oder umgekehrt), es mündet in 'maskuliner Schwanz-Ersatz? Soll heissen: Das ist auch ein menschlicher Ersatz (wie eben bsw. Kinder-Ersatz), eine Form von Vermenschlichung.

  • Ich sags mal so: Für die meisten aktiven Hundefreunde hat der Hund eine ganz eigene Bedeutung, die Nutztiere gar nicht und andere Haustiere oft nicht in der gleichen Weise haben. Und das liegt meiner Meinung nach daran, dass Hunde und Menschen auf einzigartige Weise miteinander kommunizieren können. Mit meinen Katzen konnte ich durchaus auch kommunizieren, aber mit den Hunden ist es nochmal was ganz Eigenes.

    Und ja: Sie spiegeln uns (die Spiegelneuronen wurden ja schon angesprochen). Vermutlich deshalb ist die Versuchung zur Anthropomorphisierung groß. Oder dafür, sie zum Ausdruck des eigenen Narzissmus zu machen, wie dagmarjung es beschrieben hat. Und sie eben nicht als das zu nehmen, was sie sind.

    Bei Anekdötchen oder so schleicht sich das bei mir durchaus auch ein. Und das war früher auch nicht anders, das kenne ich von meiner Elterngeneration auch sehr gut.

    Und mit dem weitaus meisten Hunden gehts trotzdem gut, die richten sich ein. Oder entwickeln Malessen, die zwar sie stören und ggf. Noch den Halter, sich aber nicht schädlich aufs Umfeld auswirken. Aber eben nicht mit allen Hunden. Und die Hunde der HhF stehen recht exemplarisch für Rassen, bei denen da eine reelle Chance besteht.

    Und solche Hunde waren vermutlich früher tatsächlich nicht so oft joblos in Privathand. Wenn, dann im „Milieu“ (da dann ggf. aber auch nicht joblos), mit denen ist man dann aber auch eher selten in Berührung gekommen.

    Un- bzw. Missverständnis, gekoppelt mit „Will aber“ und zunehmend weniger Einsicht dafür, dass nicht jeder alles kann.

    Kleine Anekdote dazu am Rande: Meine Eltern hatten sich auch mal für einen Deutschen Jagdterrier interessiert, weil sie die so hübsch und goldig fanden. Der Jäger, den sie angequatscht hatten, hat erstmal lange, laut und herzlich gelacht und ihnen dann sehr nachdrücklich erklärt, dass sie weder von ihm noch einem der Jäger im Umkreis jemals einen Hund bekommen werden. Die waren stockstinkesauer, haben es dann aber glücklicherweise nicht weiter verfolgt.

    Mein Großvater - schwierige Geschichte - war Diensthundeführer beim Militär, er hat mir sehr viel davon erzählt. Und er hat Hunde zeitlebens geliebt und respektiert. Aber er hat auch davon erzählt, dass er Hunde, die nicht sauber getickt haben, erschossen hat. Schnurz, ob die von einem vorhergehenden unfähigen Hundeführer (und da gabs wohl einige von) versaut worden sind. Mit Bedauern und Wut auf die verursachenden Menschen, aber ohne zu zögern oder die Notwendigkeit im Geringsten zu hinterfragen.

    Das war schon sehr anders damals. Und alles Andere als besser, so insgesamt betrachtet. Ich bin heilfroh, dass der Umgang mit Hund und Mensch hier heute weitgehend besser (wenn auch nicht gut) ist. Aber der höhere Stellenwert der Hunde bringt halt auch schwierige Nebenwirkungen.

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