Ein Hund für einen Autisten

  • Hallo :winken:
    Nur noch kurz...
    Ich kann deine Gedanken gut verstehen. Du hast deinen Sohn mit Hunden erlebt und es hat ihm gut getan. Natürlich möchtest das für deinen Sohn gerne dauerhaft so haben. Ich finde es toll, dass du dich so kümmerst und wünsche dir und deinen Kindern von Herzen alles Gute.
    Aber ich denke auch, mit etwas Abstand betrachtet (lies einfach in ein paar Tagen nochmal alles), wirst du vielleicht sehen, dass vieles einfach Wunschdenken ist... Es könnte auf Dauer zu einer Stress Situation für euch alle werden.
    In Eigenregie wird das nichts werden. Vielleicht gibt es Möglichkeiten, das alles doch gefördert wird (von der Krankenkasse?) und ihr irgendwann einen ausgebildeten Hund bekommt. Aber damit kenne ich mich nicht aus... wie gesagt... alles Gute

  • Von Welpe war nie die Rede :) Möchte ich nur mal kurz einwerfen.
    Ansonsten, wie schon geschrieben, ist vermutlich alles gesagt. Ich verstehe eure Bedenken und nehme mir eure Ideen für mich mit. Habt noch einen schönen Abend.

  • Ich kenne auch Besuchs-/Assistenzhunde, die in Altenheime, Kindergärten, Pflegeheime, Krankenhäuser usw. gehen. Und die Besuche dort sind für die Hunde harte Arbeit mit hoher Konzentration. Nach einer halben-dreiviertel Stunde sind sie fertig. Das geht bei einem ungelernten jungen Hund einfach nicht. Schon gar nicht 24/7.


    Mein Welpe, der bald bei mir einzieht, wird die Ausbildung in ca. einem Jahr ebenfalls machen, vorausgesetzt, sie ist dafür geeignet. Wesensfest, ruhig, aggressionslos, sensitiv und souverän muss sie sein und bei Angst vor Kindern, Rollstühlen, Behinderten, Geräuschen jeder Art usw. ist sie raus. Und die Ausbildung mit Prüfung dauert einige Monate. Das alles geht nicht mit einem x-beliebigen Hund, der jung und unbedarft zu Euch kommt. So einen Hund, den ihr möchtet, gibt es nicht direkt aus der Wurfkiste.

  • Er soll einfach nur Teil unserer Familie sein.

    Ich habe hier das Schlüsselwort (für mich) mal fett geschrieben. Bitte lies den Satz: NUR ein Teil der Familie im Kontext dessen, was der Hund bei euch leisten muss (wie in deinem ersten Beitrag geschrieben).


    Wenn du das ehrlich liest und analysierst, wirst du feststellen, dass nur eben nicht nur ist.

    tägliche schlechte Stimmung und Konflikte zwischen den Menschen. Hunde sind sehr sensibel, das stresst sie ungemein.
    Und Hunde zeigen Stress mit unerwünschtem Verhalten, das sich schnell zu einer Riesenbaustelle auswächst.

    Oh ja. Je nachdem stresst die mehr oder weniger. Und ich glaube, dass das, was der Hund bei euch "aushalten" muss, stresst die allermeisten Hunde. Dann folgt die eine oder andere Baustelle, die euch - und den Hund - zusätzlich stresst, usw.

    Ich schliesse mich den anderen an und sehe ehrlich gesagt nicht, dass ein Hund passt. Zumindest nicht so, dass es (in meinen Augen!) fair gegenueber dem Hund waere.

    Das sehe ich ganz genauso. Dem Hund gegenüber ist das nicht fair mMn und ich würde das keinem Hund antun wollen

    Autismusassistenzhunde lehne ich vollkommen ab. Das ist ständige Quälerei für den Hund, die Vorhersehbarkeit fehlt für den Hund völlig, es gibt keine Möglichkeit für den Hund sich richtig zu verhalten um Impulsdurchbrüche zu verhindern. Das finde ich ein grausames Leben. Im Gegensatz zu Menschen fehlt dem Hund das Bewusstsein, um zu verstehen, dass er nicht gemeint ist.

    Da schreibst du was sehr richtiges. Ein Blindenhund (um nur ein Beispiel zu nennen) hat auch immer wieder Freizeit. Ein Autismusassistenzhund, der nicht nur Besuchshund ist und zwischen den Besuchen immer Freizeit hat, lebt ständig in einer - in seinen Augen - unberechenbaren Umgebung. Hat ständig Stress, bekommt häufig oder weniger häufig Streit und impulsive Gefühlsausbrüche mit. Das kann kein Hund auf Dauer leisten und dabei gesund bleiben.

  • Ich finde es sehr bedenklich, dass alle möglichen Anforderungen an den Hund gestellt werden aber nirgends etwas davon steht, was man für den Hund tun wird...


    Mit ein bisschen Gassi gehen ist es nicht getan. Und der Hund ist nicht nur dazu da, die Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen. Er hat selbst auch Bedürfnisse! Und in erster Linie kümmert sich der Mensch um den Hund und nicht anders herum.


    Schau doch mal beim DRK. Da gibt es oft Besuchshunde.

  • Von Welpe war nie die Rede :) Möchte ich nur mal kurz einwerfen.
    Ansonsten, wie schon geschrieben, ist vermutlich alles gesagt. Ich verstehe eure Bedenken und nehme mir eure Ideen für mich mit. Habt noch einen schönen Abend.

    Hoffentlich bist du nicht verschreckt, aber das ist alles komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint. Schon mit Alltag, Kindern, Hund - ist es manchmal... anstrengend. Hau da noch Arbeit und einfach mal ne Erkältung drauf und es wird zur Nervenprobe.


    Für euren Fall gibt es eine Lösung, die möglichst viele Vorteile und möglichst wenige Nachteile bringt. Für euch alle!
    Nur aktuell ist das kein Hund (welchen Alters und welcher Rasse auch immer), der das mal eben leisten kann.

  • Mach dich doch mal schlau, ob es bei euch in der Umgebung die Möglichkeit von Besuchshunden gibt.


    Schreib doch mal deine PLZ (zumindest die ersten beiden Stellen) vielleicht kann dir jemand Tipps geben, was es bei dir in der Nähe gibt.

    Eigentlich gehen Besuchshundedienste keine Verträge mit Privatpersonen ein.



    Mein Weg wäre wohl auch der, professionelle Besuchshunde für Therapiezwecke zu finden, oder eben wie du es ja jetzt schon handhabst, Hunde von Freundschaften für überschaubare Pflegezeiten aufzunehmen.

    Besuchsdienste sind keine anerkannten professionellen Berufe, sondern meist Ehrenämter von ausgebildeten Mensch-Hund-Teams einer bestimmten Organisation.


    Und eins nochmal betont: Besuchshunde sind nicht für Therapiezwecke. Es gibt keine therapeutische Ausbildung, keinen Therapieplan und keine Therapiedokumentation!


    Es gibt aber Therapeuten (Ergo-, Logotherpeut etc.), die mit ihrem Hund einen privaten bezahlten Kurs in tiergestützter Intervention gemacht haben. Dabei ist auf eine Esaat oder Isaat Zertifizierung Verlass, der Rest ist halt vielschichtig.
    Eine staatliche Anerkennung oder Professionalisierung gibt's leider noch nicht. Das muss man im Hinterkopf behalten.

  • Hallo!


    Ich finde es gut, dass du dir vor einer möglichen Anschaffung Gedanken machst und nicht blind irgendeinen Hund anschaffst.
    Eure Situation ist schon sehr speziell und fordert viel von einem Hund.
    Normalen Familientrubel können die meisten Hunde ab, wenn sie von Anfang an daran gewöhnt sind und genug Rückzugsmöglichkeiten haben. Wäre das bei euch möglich? Also z.B. ein Raum in den die Kinder nicht kommen? Wir haben selber sechs Kinder (16, 15, 12, 10, 6, 6) und der 10-jährige hat eine geistige und körperliche Behinderung. Unsere Hunde gehen ins Elternschlafzimmer, wenn sie mal komplett die Nase voll haben. Tagsüber ist das für die Kinder nämlich streng verboten.


    Hunde binden sich normalerweise an die Person, die sich am meisten um sie kümmert. Und das wirst du sein. Ich halte es für sehr unverantwortlich eine 11/12jährige alleine mit dem Hund raus zu schicken. Mal eben bis zum nächsten Baum zum pinkeln, ok, aber nicht mehr. Einen Hund ordnungsgemäß zu führen benötigt Erfahrung und Voraussicht, die Kinder in dem Alter nicht haben können. Außerdem solltest du bedenken, dass deine Mädchen älter werden. Hund ist dann vielleicht nicht mehr so die Priorität.
    Gleichzeitig von dem Hund zu verlangen offen und empathisch auf deinen Sohn zu zu gehen und gleichzeitig sich von Stimmungsschwankungen nicht beeindrucken zu lassen, ist ebenfalls nahezu unmöglich. Natürlich gibt es Hunde, die weniger feinfühlig und stimmungsempfindlich sind, aber dass sind dann auch nicht unbedingt die Hunde, die Hobbytherapeut für deinen Sohn spielen wollen. Es geht ja schließlich nicht nur um ein paar Stunden, sondern um das gesamte Leben des Hundes.
    Die meisten Hunde ruhen übrigens im Haus (und dösen!) und die wenigsten Hundehalter wollen zu viel Action im Haus. Das versetzt den Hund nämlich gerne mal in eine dauerhafte Erwartungshaltung und er kommt nicht zur Ruhe.
    Hier wird zwar auch im Haus gespielt, aber nicht unkontrolliert und mit klarem Beginn und Ende. Und das mussten Hunde und Kinder erst lernen.
    Wie willst du denn die Spaziergänge regeln, wenn dein Sohn nicht gerne draußen ist? Bleibt er dann alleine bzw. mit seinen Schwestern? Ist das wirklich leistbar, wenn du wieder arbeitest und er wieder zur Schule geht (?). Es sind ja nicht nur 2-3 Stunden Spaziergang/Beschäftigung/Training am Tag. Hunde machen auch zusätzlich Dreck, müssen gepflegt werden, haben Arzttermine, usw. Das summiert sich. Gleichzeitig ist man überrascht wie viel Zeit man dann doch außer Haus verbringt und an Orten wo Hund nicht mit kann. Einkaufen, Arzttermine, Therapie, Sport, Musikschule, Kind A mal eben dahin bringen und Kind B abholen, Elternabend, usw. Ich zumindest habe das vor unserem ersten Hund total unterschätzt.

  • Hoffentlich bist du nicht verschreckt, aber das ist alles komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint. Schon mit Alltag, Kindern, Hund - ist es manchmal... anstrengend. Hau da noch Arbeit und einfach mal ne Erkältung drauf und es wird zur Nervenprobe.
    Für euren Fall gibt es eine Lösung, die möglichst viele Vorteile und möglichst wenige Nachteile bringt. Für euch alle!
    Nur aktuell ist das kein Hund (welchen Alters und welcher Rasse auch immer), der das mal eben leisten kann.

    Nein, bin ich nicht:) Ihr macht euch hier viel Mühe, mir ausführlich zu antworten und ein realistisches Bild zu zeichnen.

  • Auch ich empfehle eine Katze und das Buch "Und dann kam Billy". :gut:
    Oder besser einen Kater, denn "Hektik, Stress und (plötzliche) laute Geräusche" nehmen Kater oft gelassener hin als Kätzinnen, die zicken da eher mal rum.
    Und bellen wird der Kater ganz bestimmt nicht!

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