Ein Hund für einen Autisten

  • Nur weil ein Hund alles mitmacht, heißt es nicht, dass es ihm dabei gut geht.

    Meine Maya hat auch "alles mit sich machen lassen". Die ist immer erstarrt wenn sie Angst hatte oder sich bedraengt fuehlte (ich hab das immer Schreckstarre gennant). Heisst nicht dass es bei @Sharima003 s Hund auch so war, aber ich wollte nur nochmal hervorheben, dass ein Hund der sich viel gefallen laesst sich nicht automatisch dabei gut oder wohl fuehlt, sondern gar das Gegenteil (Angst) dazu fuehren kann, dass er sich nicht wiedersetzt ...

  • Was ist wenn der Hund nicht tröstet sondern sich dann zurückzieht? Der therapiehund soll sich ja mit den Emotionen auseinandersetzen aber ein ungeschulten Hund würde ich das nicht antun.

    Kurz zum Begriff: "Therapiehund" = Hund, durch dessen Einsatz unter Anleitung eines Therapeuten Behandlungsziele erreicht werden. Der Hund alleine kann diese Erfolge nicht erzielen, sich nicht mit Emotionen auseinandersetzen und wäre mit der Anforderung, eine Begegnung alleine zu steuern, komplett überfordert. Die Therapie übernimmt immer der Mensch, niemals der Hund.


    Unabhängig davon können Hunde sich nicht den Emotionen der Menschen entziehen, mit denen sie in einem Haus leben. Da hilft auch ein räumlicher Wechsel nichts. Ein Hund, der mit Menschen erfolgreich arbeiten soll, muss sensibel auf Stimmungen reagieren und würde dies aus Loyalität auch immer wieder tun.


    Der freiwillige Rückzug des Hundes wird in der Ausbildung erlernt, aber ist immer nur ein Signal für den zügigen Abbruch einer Sitzung und niemals ein Entspannungsmittel oder eine gar Lösung.

  • Es geht so ziemlich immer schief, wenn jemand einen Hund für ein Kind anschafft.


    Ein Hund bedeutet einen hohen Aufwand für die Erwachsenen in der Familie, ähnlich wie ein weiteres Kind. Das muss man von Herzen WOLLEN (nicht nur als nette Idee empfinden), um es nicht als Belastung zu empfinden!


    Wenn in der Familiensituation mindestens ein Elternteil sich selbst heiß und innig einen Hund wünschen würde, wäre alles vermutlich machbar.


    Aber so wie es ist, bitte nicht!!

  • Nur weil ein Hund alles mitmacht, heißt es nicht, dass es ihm dabei gut geht.


    Unser Jacky ist auch ein ähnliches Exemplar wie die erwähnte Trixie, er kann aber jederzeit die Kinderzimmer verlassen oder gehen, aber wenn er frei wählen darf ist er am liebsten mittendrin.


    Er bekommt alles was sich Herr Hund wünscht, Ruhe, spazieren gehen, spielen, toben etc und wir wissen wieviel Glück wir mit ihm haben, denn er gibt unserem Sohn so viel.
    Unser Hovi ist da nicht so der Typ für, er mag die Kids zwar, kommt wenn er grade Lust hat auch mal mit ihnen mit, aber kuscheln oder sowas möchte er nicht.


    Durch unseren einen Sohn haben wir auch Kontakt zu Kids mit Problemen und es ist wahnsinnig schwer den Eltern und Kindern klar zu machen, das unser Jacky das zwar mit unseren Kindern macht, ich ihn aber bei Besucher Kindern schütze muss, weil es sonst zu viel für ihn wird - das muss man aber auch erkennen. (Unserer dreht nämlich wie ein Clown dann hoch)


    Der Wunsch kam nämlich am Anfang oft, oh er macht das so toll und er soll das auch bei unseren Kindern machen. Das Verständnis ist leider nicht immer vorhanden.

  • Alles eine Frage der Organisation und für den ABSOLUTEN Katastrophenfall eines guten sozialen Netzwerkes.


    Ich bin alleinerziehend, immer schon gewesen, September 2017 zog ein Welpe ein, mein Sohn war derweil 8. Welpe deswegen, weil ich absehbar länger zuhause arbeiten konnte.


    Lösen nachts alle 2 Stunden vor die Tür und zurück - da hatte ich wenig Sorgen mein schlafendes Kind alleine zu lassen.
    Um 5 aufstehen, Lösen, Frühstück vorbereiten, Hund füttern, anziehen, Kind wecken blablabla.
    Gassi auf dem Weg zur Haltestelle mit dem Kind (gleichzeitig erstes MiniTraining)
    Während meiner Arbeit pennt der Hund. Den sehe ich (außer zum Lösen in Welpenzeiten) vor 12 Uhr nicht wieder.
    Längere Runde mit ausführlichem Training wahlweise zwischen 13 und 15:30 wenn wir Junior vom Schulbus abholen oder ab 17 Uhr, dann kommt Junior mit.
    Abgestimmt wird das am Vortag, ich involviere meinen Sohn in die Entscheidung.


    TA Termine lege ich so, dass Keks entweder bei Oma und Opa sein kann oder auf Zeiten, an denen er in Hort und co versorgt ist.
    Ansonsten lernen Kinder von Alleinerziehenden ohnehin sehr schnell sehr selbstständig zu sein.
    Da geht es um grundlegende Dinge wie zB Einkaufen - wenn er nicht mit will, muss er einen Moment alleine zuhause warten.
    Auch ich kann mal Zahnweh haben - dann muss der Kleine eben versorgt sein, mitkommen oder alleine warten.


    Natürlich ist schön anders, aber MÖGLICH ist es auf alle Fälle, wenn man möchte

  • @Munchkin1


    Natürlich ist es oft möglich - wenn es einem selbst das wert ist. Ich nehme an, du hast Hund/e auch eher für dich selbst, nicht für das Kind und willst so leben, also mit Hund und eben dem Drumherum, das Planung erfordert und mühsam sein kann.


    Die Ausgangslage die ich in den Eingangspost reinlese ist eine Alleinerziehende mit 3 Kindern, eines davon mit mindestens erhöhtem Betreuungsbedarf und dem Wunsch nach einem Hund eher fürs Kind. Und das ist eine Kombination wo man selbst zu zweit erziehend an Grenzen kommen kann.


    Ich leide auch nicht darunter, dass ich (Partner macht mit den Hunden exakt nichts, außer ich bin ernstlich krank) den Alltag so planen muss, dass keiner zu kurz kommt. Ich hatte Hunde lang vorm Kind und mir bereitet es eine innere Befriedigung so zu leben, dass auch die ureigensten Bedürfnisse vom Getier erfüllt werden, auch wenn das früh aufstehen, spät ins Bett gehen, selten Urlaub etc bedeutet und vereinzelt auch sehr teuer kommt, aber...ich habe Hunde, weil ich Hunde mag und die Einschränkungen, die damit einher gehen, nicht als solche empfinde. Es ergeben sich trotzdem zig Situationen, die ohne Kind leichter waren oder wo eine oder die andere Seite nicht ganz auf ihre Kosten kommt.


    Es weiß hier niemand, wie stark betroffen das Kind ist. Ich argumentiere hier mit meiner Autismuserfahrung im Hinterkopf, wo ein alleine lassen des Kindes auch mit 8 nicht möglich wäre (und ganz offiziell wär das heitzutage auch mit jedem anderen Kind sehr problematisch. Das Schlüsselkind von damals ist heute rasch mal Vernachlässigung, wenn was wär), Förderung und Therapie so viel Zeit und Energie (und Geld) braucht, dass ein Hund nicht mehr drin wäre, selbst falls die Eltern gerne für sich einen hätten, also auch mit "Hundeeinschränkungeb" bewusst leben wollten.
    Übrigens auch ein Autist, dem Hunde gut tun (und auf den meine nervöse Kläffe mit totaler Entspannung reagiert) - Besuchshunde, Kindergartenhunde, Schulhunde.
    Der eigene Hund wäre spätestens dann ein Problem, wenn er nicht nach getaktetem Plan funktioniert. Ich denke hier an ein Kind, das nicht damit zurecht kommt, wenn heute Schnee liegt, obwohl gestern keiner lag oder wenn das Schild der Bushaltestelle wegen Bauarbeiten 15m versetzt steht. Ein Kind mit motorischen Ticks, das sich durch Gleichförmigkeit und Berechenbarkeit beruhigt. 5 Stunden Autobahn fahren zum Beispiel.
    Da einen Hund dazu wäre für Hund und Eltern ein energetischer Supergau. Wahrscheinlich auch fürs Kind.

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