Rudel wird zerschlagen

  • Ich bin am Boden zerstört, denn meine Schwester, die sich bisher um unsere hilfsbedürftige Mutter gekümmert hat, ist schwer erkrankt, und ich muss mein Zuhause auf dem Bauernhof verlassen und kann nur einen Hund, und zwar den Border Collie, mitnehmen zu meiner Mutter, über 700 km vom Hof entfernt, wo ich jetzt eine gute Woche ohne Hunde absitze, bis mir eine weitere Woche bleibt, um meine Sachen zu packen - und unseren Super-Spock, den König der Koolies, abzugeben!!

    Nur die Cattle-Kröte wird bei Herrchen bleiben - der stinkesauer auf mich ist, weil ich Spock mit Hilfe der Vorbesitzerin ein neues Zuhause, natürlich mit richtig Arbeit, suchen will. Aber zwei Hunde, Spock & Kröte, und niemand außer Herrchen, das würde aus dem Ruder laufen, denn Madame Cattle-Kröte fängt an, ihr eigenes Ding abzuziehen, und meinem Freund fehlt für gewisse Dinge einfach der Blick, er sieht oft nicht, wann er eingreifen muss.

    Außerdem fehlt ihm für manche von Spockies Spleens das Verständnis, er liebt ihn heiß und innig, überfährt ihn aber manchmal mit seiner Liebe wie ein Kleinkind, das mal "ei" machen will und dem Hund den Finger ins Auge bohrt. Die ruppigere und deutlich unempfindlichere Cattle-Kröte passt besser zu ihm.

    Ich verdanke meiner Mutter den Hundevirus, der mein Leben so unendlich bereichert hat, daher könnte ich mich selber nicht mehr im Spiegel ansehen, wenn ich sie jetzt alleine ließe.

    Nichtsdestotrotz, Spock zu verlieren, belastet mich ähnlich stark wie die schwere Krankheit meiner Schwester, aber er hat es verdient, nicht für eine ungewisse Zeit quasi in der Warteschleife auf sein bisheriges Leben mit viel Auslauf, viel Ansprache und dem Privileg als Obermacker zu hängen. Er ist jetzt vier, in der Blüte seiner Leistungsfähigkeit, und nach gut zweieinhalb Jahren bei uns wünsche ich mir nach der Genesung meiner Schwester nichts sehnlicher, als dass er das allerbeste Zuhause findet, auch wenn es mich schier zerreißt bei dem Gedanken.

  • Kannst du ihn nicht vorübergehend irgendwo unterbringen?
    Oder auch mitnehmen irgendwie wenn du dir da eine Wohnung nimmst?

    Wenn dein Mann bei euch wohnen bleibt, dann ist doch die Pflege deiner Mutter erst mal nur vorübergehend geplant oder würdet ihr das im Zweifel auf Jahre so mit ˋFernehe“ beibehalten?
    Das wäre dann schon irgendwie hart, wenn du praktisch dein ganzes Leben inkl das Führen deiner Ehe dauerhaft aufgibst für die Pflege. Ich war noch nie in so einer Situation von daher ist mit Ratschlägen eigentlich doof, aber ich glaube nicht, dass man sich - längerfristig- komplett aufopfern sollte. Dein, Mann, deine Hunde, dein Leben. Das ist zu viel finde ich. Vielleicht gibt es noch eine Lösung mit einem Pflegeplatz und sowas wie einer Bahncard damit du ganz oft hin kannst oder so.

    Fühl dich auf jeden Fall gedrückt.

  • Meine Mutter würde nie mit mir mitkommen, solange meine Schwester auf unbestimmte Zeit im Krankenhaus ist. Auch meine Schwester wird meine Unterstützung brauchen, weil niemand weiß, wann und in welchem Zustand sie wieder nach Hause - sie und Mama bewohnen gemeinsam ein Haus - kommen wird.

    Außerdem ist Mamas ganze Infrastruktur hier, Ärzte, weitere Familie, die wenigen und wichtigen sozialen Kontakte, die sie noch hat, und auf dem Hof wäre ich alleine mit der Verantwortung, denn ich habe manchmal mehrtägige Kundentermine, d. h. ich bin über Nacht weg, und es ist schon schwierig, unregelmäßige Betreuungsmöglichkeiten für einen Hund zu finden, geschweige denn für einen alten Menschen mit all seinen Schrullen und wechselndem Pflegebedarf. Hier wohnt wenigstens mein Bruder mit Familie nur wenige Schritte entfernt, der immer mal kurzfristig einspringen kann, und auch meine Schwägerin ist ein Goldstück und guckt, wenn Not am Mann ist.

    Doch das Haus ist zu klein, um hier mit Frau und zwei Kindern einzuziehen, sonst wäre ich verschont geblieben.

    Mein Freund ist Bauer, der kann und wird seinen Hof nicht verlassen, wovon soll er leben, und außerdem ist sein eigener Vater krank, so dass es völlig ausgeschlossen ist, ihn ggf. auch noch in die Betreuung meiner Mutter einzubinden.

    Ich habe noch nie einen Hund abgegeben, immer nur anderer Leute Hunde aufgenommen, so auch Spockie, der bei der Vorbesitzerin Gefahr lief, als guter Viehhund in der Arbeitslosigkeit zu versauern, so dass sie ihn schweren Herzens ziehen ließ, weil sie ihm ein "besseres" Leben wünschte, als sie es ihm durch kurzfristig veränderte Lebensumstände hätte bieten können.

    Nun, jetzt trifft es mich, und ich hätte nie gedacht, dass einen der nahende Abschied von diesem feinen, schlitzohrigen Kerl so fertig machen würde, ganz abgesehen von dem großen Leid in meiner Familie.

  • Ich bin zum Glück in dieser Situation noch nicht gewesen, mein Mann und ich haben bloß gedanklich durchgespielt, wie es wäre, wenn...
    Vielleicht kannst Du eine Abgabe Deines Hundes erst einmal vertagen.
    Bei Deiner Mutter- vorübergehend- nach dem Rechten schauen und ebenso, was sich bei Deiner Schwester ergibt. Unterstützungsangebote dort vor Ort erkunden.
    Ganz im Ernst: ich glaube, die Chance ist groß, dass man an einer solchen Belastung: Mutter/ Schwester pflegen (reicht allein schon!), Beziehung (teilweise?) aufgebe, Job aufgeben, Zukunftsangst?, selbst kaputt zu gehen. Das wäre nicht nur schlimm für Dich, sondern damit nützt Du dann auch keinem mehr (blöde Formulierung, ich find gerade keine bessere), sondern bräuchtest dann auch Unterstützung.
    Daher fänd ich- langfristig- besser, auszuloten, welche Unterstützungen es gibt. Vor Ort bei Deiner Mutter und Schwester (und der Familie des Bruders), alternativ bei "Euch". Hast Du schon Kontakte zu Kranken-/Pflegeversicherung, Sozialstation oder ähnliches aufgenommen und geschaut, ob es nicht vielleicht auch Möglichkeiten von außerhalb der Familie gibt?
    Auf jeden Fall: pass auf Dich auf. Das klingt sehr platt, aber es sollte wirklich das wichtigste sein, dass man seine eigene physische wie psychische Gesundheit im Blick behält.

  • Das tut mir so leid! Aber bevor du den Buben komplett abgibst, schau erstmal ob du nicht für eine Übergangszeit eine pflegestelle mit Arbeit für ihn findest.

    Wir standen hier vor 3 Jahren vor einem ähnlichen Problem. Einer hätte sein Leben komplett aufgeben müssen um meine Großeltern zu pflegen. Sie zogen dann von sich aus in eine Seniorenresidenz, denn keiner von uns hätte eine 24/7 Pflege zweier Personen geschafft, ohne selber dabei vor die Hunde zu gehen. Schau nach Möglichkeiten der Hilfe. Wirklich! Such dir Unterstützung im Sinne von Pflegediensten usw.

    Ja, ich weiß, man fühlt sich verpflichtet, man liebt seine Familie, man will und muss für Sie da sein, aber man darf sich selber dabei nicht zerstören. Das hilft niemandem. Für eine gewisse Zeit, kann der Koolie sicher auch mal arbeitslos bleiben. Für ein paar Wochen.

    Ich würde jetzt nicht hoppla hop meinen geliebten Hund abgeben. Sortier erstmal die Situation und deine Gedanken richtig und dann schau was und wie du es organisieren kannst und wie der Zustand deiner Schwester sich entwickelt.

    Deine Mutter und deine Schwester werden nicht wollen, dass du dein Leben opferst dauerhaft. Und ein paar Wochen (2-3 Monate) sind für den Koolie zu überbrücken.

    Lg

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