Der "gefährliche" Hund

  • Die Spekulationen gehen in den sozialen Netzwerken, aber hier ja auch, in alle Richtungen.
    So wie viele über die beiden Toten richten und urteilen, so tun es wieder Andere über den Hund. Und praktisch keiner kennt den Hund noch kannte er die Halter.
    Wer schreibt, er sehe eine Chance, den Hund am Leben zu lassen, wird als blauäugig und aktionistisch verunglimpft, wer meint, der Hund muss zwangsläufig eingeschläfert werden, als Mörder usw.
    Und beide Seiten spielen sich als Experten auf, das nimmt sich nichts.
    Ich selber kann hier einfach diese Gewissheit nicht aufbringen, in keine Richtung. Ich kann mir zwar tatsächlich nicht vorstellen, wie es funktionieren soll, den Hund so unterzubringen, dass keine Gefahr (mehr) von ihm ausgehen kann und er trotzdem ein hundewürdiges Leben hat. Aber weiß ichs? Nein.
    Ich kann mir genausowenig vorstellen, dass der Hund die letzten acht Jahre so verbracht hat, dass seine Haltung nichts mit seinem Verhalten zu tun haben soll. Und die Informationen dazu finde ich persönlich zu dürftig. Aber wissen kann ich es doch nicht. Niemand kann es wissen.
    Schade jedenfalls, dass es so vielen Menschen unmöglich zu sein scheint, Empathie sowohl für die Toten und ihre Angehörigen als auch für den Hund aufzubringen. Das muss sich überhaupt nicht gegenseitig ausschließen.

  • Ich sehe das etwas differenzierter: Zum einen ist der Hund sicherlich nicht aus einer puren Laune heraus derart agressiv geworden. Es war ja offenbar schon länger bekannt dass da was nicht stimmt. Es wird also sicherlich auch an der Haltung und Erziehung dieses Hundes gelegen haben, wenn nicht sogar hauptsächlich daran, dass es so weit gekommen ist...die Menschen sind also nicht unschuldig an dem was passiert ist.
    ABER: Der Tod von 2 Menschen ist absolut furchtbar und eine sehr sehr traurige Sache. Jetzt drauf zu hauen finde ich auch absolut krank und daneben.
    Der Hund kann aber auch nichts dafür...er hat das getan was er glaubte in dieser Situation tun zu müssen...er weiß icht das töten von Menschen "strafbar" und fürchterlich ist. Es ist ein Tier...es kann keine Verantwortung nach unseren Maßstäben tragen. Wird ein Hund mit einer für ihn ausweglosen Situation konfrontiert so hat er zwei Möglichkeiten: Sich ergeben und warten dass er getötet wird (leider schon erlebt) oder er geht auf Angriff und versucht sich selbst mit allen Mitteln zu retten. Was anderes geht einfach nicht...insofern wäre es falsch dem Hund "Vorwürfe" zu machen.
    Aber dennoch kann ein solcher Hund mMn nicht mehr in unserer Gesellschaft leben..die Gefahr die von ihm ausgeht ist einfach zu groß..gerade weil er nicht begreift was er falsch gemacht hat

  • Nein, Empathie ist kein reines Gefühl.

    Die Fähigkeit die Perspektive zu wechseln, das kann man lernen. Ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Jeder eine andere Erlebniswelt hat. Darüber Nachdenken wie die Beteiligten die Situation erlebt haben könnten. Einfach nur versuchen die Lage zu verstehen, reicht meiner Meinung nach schon.

    Parallelen zur Inhaftierung und Sicherungsverwahrung von Straftätern mag ich nicht ziehen. Finde ich absurd.
    Ich bin da ganz pragmatisch, der Hund weiß nichts vom Tod, der hat auch keine Angst davor, er lebt im Hier und Jetzt. Daher denke ich, dass wenn er wirklich in Isolationshaft (mir fällt kein anderes Wort ein) muss, ist der Tod nur die Erlösung.

  • Find nur ich diese Aussagen absolut krank?Hier geht es um zwei tote Menschen!!!

    Den lieben langen Tag werden hier auf Boxen Lobeshymnen gesungen etc pp.
    Keiner von uns kann die Haltung dieses Hundes in irgendeinerweise beurteilen, das sind teils Gerüchte, teils Anmaßungen und teils Vermutungen.

    Der Tod der Besitzer ist FAKT! Tatsache, fertig.

    Dann kam er halt bei Besuch in die Box, trug viel ein Maulkorb und kam vielleicht nicht so viel raus, wie die 6h-Gassihunde hier im Dogforum.
    Und anscheinend hat er sich auf dem Balkon lösen müssen (die Umstände dazu kennen wir nicht).
    Und du findest das ist alles ist Grund genug, damit man dem Hund gegenüber Empathie empfindet, wenn dieser zwei Menschen tötet?
    Tut mir leid, ich dachte Facebook ist hart, aber solche Aussagen...Ich bin sprachlos. Gehts noch?
    Alleine die Aussage „mir fehlt jegliches Mitleid den Besitzern gegenüber“. Sorry aber, mir fallen grad jegliche Beleidigungen ein..

    Nein Finn, es geht nicht nur dir so ...
    Ich Trottel habe gestern Abend den Fehler begangen und in fb auf der TH Seite Kommentare gelesen ... ich kann es nicht nachvollziehen was da geschrieben steht und ich halte mich für einen gefestigten Menschen, der schon mehr als einmal in derbe Abgründe schauen musste.

    Ich weiß nicht wie Menschen ticken, die Mitmenschen so verunglimpfen? Hilflose Menschen kamen zu Tode, Menschen die nicht auf der Sonnenseite des Lebens einen Platz fanden, Menschen die viel Leid erfuhren, Existenzängste leben mussten, die gewiß Fehler machten im Zusammenleben mit ihrem Hund, aber sind das alles Gründe sie im Nachgang immer und immer wieder zu diffamieren ...
    WARUM verhalten sich die Schreiber so?
    WAS bringt ihnen das?

    Braucht es wirklich 1 zu 1 Bildmaterial von den verstorbenen Opfern? Ist es das, was gesehen werden möchte, um zu erkennen wozu Hunde fähig sein können?

  • Dass jemand mehr Mitleid mit dem - seit 2011 als gefährlich begutachteten - Hund empfindet als mit den von ihm getöteten Menschen schockiert mich immer noch bzw. immer wieder.
    Heute wieder ein Riesenartikel in der HAZ, fast identischen Umfangs wie die Berichte über die Amokfahrt in Münster.

    Und dann hier noch so - sorry - dämliche Statements: Vielleicht hat der Hund ja die Menschen gar nicht getötet. Ja, vielleicht haben ja beide zeitgleich einen Herzinfarkt bekommen, sind tot umgefallen und dann hat der Hund sie gebissen. Oder vielleicht irrten sich die Gerichtsmediziner und es waren keine Hundebisse, sondern... (ich weiß nicht was sonst).
    Dumme Aussagen sind schon schlimm, schlimmer noch sind aggressive Menschen. Wie ich lese, wurden Tierheimmitarbeiter massiv beleidigt, als Mörder beschimpft, wurde versucht einzubrechen, um Chico zu befreien, wurde die Stadt Hannover mit Beschwerden bzgl. der Einschläferung überschüttet...
    Die Toten von Münster sind fast vergessen..., aber für den Hund wird demonstriert, geschrieben, geschrien. Seine eventuelle Unterbringung in jenem Sicherheitsbereich kostet bis zu 400 € - monatlich. Sicher kein Problem, dies durch Spenden aufzubringen. Und wofür? Ein Zeit im Käfig austauschen gegen eine neue Zeit im Käfig?

    K. von Meding schreibt in seinem Kommentar zu dem Bericht mit dem Titel "Und wer denkt an die Opfer?": " Das Drama von Groß-Buchholz offenbart... vor allem eine menschliche Tragödie, die uns zu denken geben muss. Mitten in der Stadt hat eine Familie gelebt, der das Schicksal übel mitspielte. Gezeichnet von einem Mordanschlag des Familienvaters und den schweren Erkrankungen des Sohnes, haben sich Mutter und Sohn ein Tier angeschafft, das sie wohl schützen sollte - aber in ihren Händen zur Waffe wurde, die sich gegen sie selbst richtete." (HAZ, S.13)

  • Mittlerweile wurden Details zu den Umständen der nicht duruchgeführten Begutachtung im Jahr 2011 bekannt.

    Ein vom Vormundschaftsgericht eingesetzter Betreuer zog eine Hundetrainerin hinzu, die den Hund als tickende Zeitbombe einschätzte und vermutete, dass er zur Kampfmaschine gemacht wurde. Sie empfahl Leine, Maulkorb und Begutachtung.

    Der Betreuer informierte das Vormundschaftsgericht entsprechend, das wiederum das Veterninäramt verständigte. Der Halter wurde vergeblich zur Vorstellung des Tiers aufgefordert. Man stellte dann Überlegungen an zur Einstufung des Hundes als gefährlich, bejahte das und kam zum Ergebnis, dass der Hund aus der Familie geholt werden soll. Warum das dann nicht veranlasst wurde, ist bisher nicht bekannt.

    Behördenversagen? Hund war der Stadt bekannt | NDR.de - Nachrichten - Niedersachsen - Hannover/Weser-Leinegebiet

    Das Drama um Hund Chico und seine Besitzer – NP - Neue Presse

    Ich bin nach der Berichterstattung bis gestern davon augesgangen, dass bezogen auf die Begutachtung von der Stadt nichts veranlast wurde, tatsächlich scheint man sich aber intensiv mit dem Fall und der weiteren Vorgehensweise beschäftigt zu haben, es fehlte dann aber an der Umsetzung, warum auch immer.

  • witzig ist ja, im DF wird gleich um alles ein rieeeesen Drama gemacht und um Mitleid fast gebettelt. wehe man sagt mal etwas, dann ist man der buh-Mann und versteht nicht wie schlimm das gerade für einen ist.
    hier sind zwei Menschen die sowieso schon vom Schicksal gezeichnet waren auf brutale Weise umgekommen. und es wird noch provokant geschrieben man könne keine Empathie empfinden und selber Schuld.
    ne, bei sowas wird mir wirklich schlecht.

    dass es nicht nur eiteitei Hunde da draussen gibt und es auch Arschloch Hunde gibt die nicht so sind weil Mensch sicher ganz böse zu ihnen war sondern weil sie einfach drauf Bock haben können und wollen wohl viele nicht verstehen. aber dass es so weit geht...nein, das kann ich nicht verstehen...das ist einfach nur krank.

  • Bei diesem Hund dürften die Unterbringungskosten nur die Spitze des Eisbergs sein - aufwendige (er ist ja nicht "gastfreundlich") tierärztliche Untersuchungen müssen da allemal noch draufkommen, und dann die nötigen Behandlungen. Jedes Mal unter Gottweißwas für Sicherheitsvorkehrungen.

    Und das alles nur, um diesen armen Kerl lebenslang einzusperren - wem nützt das?

  • Die Toten und Verletzten von Münster haben aber hier ja auch nichts verloren. Das sind doch zwei ganz ungerschiedliche Dinge, die man nicht in einen Zusammenhang bringen kann und auch nicht sollte.
    Das ist einfach nur Whataboutismus. Dann dürfte sich niemand mehr um irgendwas kümmern, weil es immer etwas Schlimmeres oder Dringlicheres gibt.

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