Verträgliche Hunde und gar keine Sozialkontakte?

  • Das ist "so". Ich hatte letztes Jahr 3 Wochen lang die Möglichkeit in Indien Straßenhunde in Neu Delhi zu beobachten.

    Ich denke, dass es in erster Linie "so" ist, dass es verschiedene Arten von sozialer Organisation bei Straßenhunden gibt, die u.a. davon abhängen, in welchem Lebensraum sie sich befinden und ob es sich um Haushunde, ausgesetzte Haushunde oder komplett verwilderte Haushunde handelt.


    Aus einer dreiwöchigen Beobachtung in einer Metropole mit sehr beschränkten Ressourcen von Hunden aller drei Gruppen würde ich nun nicht generell auf "alle Hunde", deren Kommunikation und deren soziale Bedürfnisse schließen wollen. ;)

  • Ich denke, dass es in erster Linie "so" ist, dass es verschiedene Arten von sozialer Organisation bei Straßenhunden gibt, die u.a. davon abhängen, in welchem Lebensraum sie sich befinden und ob es sich um Haushunde, ausgesetzte Haushunde oder komplett verwilderte Haushunde handelt.
    Aus einer dreiwöchigen Beobachtung in einer Metropole mit sehr beschränkten Ressourcen von Hunden aller drei Gruppen würde ich nun nicht generell auf "alle Hunde", deren Kommunikation und deren soziale Bedürfnisse schließen wollen. ;)

    Du möchtest also nicht von einer Beobachtung unter begrenzten Ressourcen unterschiedlichster Gruppen (die sich jedoch alle diesbezüglich gleich verhalten haben) auf ein Leben ebenfalls mit begrenzen Ressourcen schließen? Obwohl es wohl kaum näher an der Lebenssituation (verschiedenste Hundetypen, relativ enger Raum, begrenzte Ressourcen, aber ohne das irgendwelche "Trendfolgenden Menschen" das forcieren) geht? |)
    Mal davon ab, dass dieses kein Verhalten offensichtlich kein 3 wöchiges Ausnahmestadium war, weil ich da jetzt da war :pfeif:

  • bordy:
    In erster Linie möchte ich differenzieren und die sachliche Diskussion nicht auf einen persönlichen "Wer hat Recht"- Wettkampf mit Dir verlagern.
    Ich respektiere Deine Meinung, aber sie deckt sich nicht mit meiner.

  • Zum Fiddeln kann ich noch beitragen.
    Es ist ja nicht nur Spielverhalten. Eine Hündin, die wir häufig im Training sehen und schon länger kennen, ist wirklich ein Extrem-Fiddler. Sie versucht es nichtmal mit Spielen, sie weicht auf Welpenverhalten aus. Körperhaltung, extremes Schwanzwedeln, Maul des anderen abschlecken, sofort hinschmeißen, wenn der andere näherkommt, Bauch präsentieren, aber auch schnell wieder aufstehen, weiter um den anderen drumrumtanzen... sehr unruhig. "Grinsende" Mundwinkel, Ohren zurück.
    Ich hab keine Ahnung, wieso sie das macht, sie hatte eigentlich keine schlechten Erfahrungen.
    Meine Hündin reagiert wenig darauf, wenn, dann legt sie sich gemütlich hin und macht ein bissel Maulgerangel mit. Fühlt sich aber superwohl dabei. Meine ist selber unterwürfig, bei Hundebegegnungen aber eher ein "freeze"-Typ. Kommt sie zum Menschen, bevor der andere Hund sie erreicht, wirft sie sich dem Menschen an die Beine, fiept und möchte gestreichelt werden, fiddelt da etwas herum. Kommt dann der andere Hund, wird sie entweder zickig oder lässt sich liegend komplett kontrollieren, fängt aber asap wieder mit Fiepen und an-die-Beine-drücken an.
    Grüßle
    Silvia

  • Das ist "so". Ich hatte letztes Jahr 3 Wochen lang die Möglichkeit in Indien Straßenhunde in Neu Delhi zu beobachten.Sehr auffällig war, dass es eigentlich ausschließlich zwischen offensichtlich sehr jungen Hunden oder wenn es um Paarung ging zu Szenen kam die hier wohl als "Hallo sagen" verstanden worden wären.
    Ansonsten wurde sich tendenziell eher aus dem Weg gegangen und wenn ein Individuum das (aus welchen Gründen auch immer - meistens aber natürlich Ressourcen) missachtete, wurde das ganze auch sehr klar und deutlich eingeordnet. Natürlich kann man auch das als Interaktion deuten, aber ich bezweifle doch stark das die Hunde diese Art der Begegnung erstrebenswert finden. Sie entstehen halt aus der Enge und der Konkurrenz um Ressourcen. Ich bin mir doch ziemlich sicher das die Hunde gerne auf die großen Ausweichwege verzichten würden, wenn sich die Konkurrenz in Luft auflösen würde.

    Kann ich so bestätigen. Ich war im Nov/Dez '17 auch ein paar Wochen im Ausland, wo es viele Straßenhunde gab - nichts würde diesen Hunden ferner liegen als lustig über die Wiese zu toben, wie man es auf unseren Hundewiesen häufig sieht. Die Interaktion untereinander war mMn sehr ernst - und deutlich. Manchmal habe ich das Gefühl, viele Hunde hier können gar keine Grenzen mehr setzen.


    Meine Hündin hat so gar keinen Bock auf Fremdhunde.
    Mit unserem 2. Hund kommt Sie klar, lässt sich auch mal zu einem Spiel hinreissen, aber auch nur, wenn ihr gerade langweilig ist.


    Ich traue fast jedem Hundehalter zu, erkennen zu können ob der eigene Hund Hundekontakte mag oder nicht - demnach erübrigt sich die Diskussion für mich eigentlich. Einem Hund der Spaß an Interaktion mit anderen hat, würde ich es nicht verwehren.


    Schön wäre es, wenn es irgendwann als normal empfunden werden würde, wenn Hunde nicht immer "Hallo sagen" müssen oder Spielen wollen...

  • Ich weiß nicht, ob ich es tatsächlich als "unnormal" einordnen würde, dass sich Familienhunde anders verhalten als Straßenhunde. Was, wenn das keine Frage von "richtigem" oder "falschem" Verhalten ist, sondern von "Kann ich es mir leisten, zu jedem anderen Hund in meiner Umgebung scheißfreundlich zu sein"? So ein Straßenhund hat doch ganz andere Dinge im Kopf als der durchschnittliche deutsche/österreichische/schweizerische Familienhund. Ich glaube nicht, dass sich mein Hund beispielsweise jemals Sorgen um die nächste Mahlzeit gemacht hat. Er ist von klein auf gewohnt, dass regelmäßig Futter im Napf erscheint, und er nimmt das sehr selbstverständlich hin. Ich glaube nicht, dass sich mein Hund jemals ernsthaft darüber Sorgen gemacht hat, ob er in Sicherheit lebt. Er ist in die Sicherheit hineingeboren. Jeder um ihn herum sorgt sich um ihn, kein Mensch will ihm etwas Böses.
    Meinem Hund wird das Leben auf einem Silbertablett serviert, welchen Grund hätte er, um sich "ernsthaft" zu verhalten? Er muss um keine Ressourcen konkurieren, er muss sich nicht um seine Sicherheit sorgen. Er muss andere Hunde nicht toll finden, aber er kann. Er muss nicht mit anderen spielen, aber wenn es ihm Spaß macht und ihm der andere Hund sympathisch ist - weshalb sollte er nicht?

  • Was, wenn das keine Frage von "richtigem" oder "falschem" Verhalten ist, sondern von "Kann ich es mir leisten, zu jedem anderen Hund in meiner Umgebung scheißfreundlich zu sein"? So ein Straßenhund hat doch ganz andere Dinge im Kopf als der durchschnittliche deutsche/österreichische/schweizerische Familienhund. Ich glaube nicht, dass sich mein Hund beispielsweise jemals Sorgen um die nächste Mahlzeit gemacht hat.

    Das ist wohl das Erste, was einem in den Kopf kommt, wenn man darüber nachdenkt - ging mir genauso.


    Ich weiß nicht, wie es in anderen Ländern ist, aber dort wo ich mich rumgetrieben habe musste augenscheinlich kein Hund hungern, eher im Gegenteil. Garküchen und Touristen scheinen genug abzuwerfen. Einzig Räude war häufiger mal ein Problem, sonst waren die Hunde fit - also Energie und Zeit für Spielerei wären da gewesen.


    Das Hunde sich um ihre nächste Mahlzeit oder um ihre allgemeine Sicherheit "sorgen", glaube ich nicht.

  • Dass halte ich auch für unwahrscheinlich, da sie es meist nicht anders kennen - die Straßenhunde. Ich hatte ja einen Streuner, der vier war als ich ihn bekam. Die Kommunikation mit anderen Hunden war erstaunlich. Er konnte wunderbar deeskalieren aber sich auch völlig "unsichtbar" zwischen vielen - auch unverträglicheren- Hunden bewegen. Aber auf viele deutsche Hundewiesenhunde hat er immer völlig fassungslos reagiert. Soviel Unhöflichkeit und Distanzlosigkeit. :ugly:


    Er war normal ein Schaf aber denen hat er doch mal erklärt, dass es so nicht geht. Völlig klar und souverän, ohne Zähne aber selbst dass war vielen Besitzern schon zuviel. Ich denke, ein Hauptproblem ist, dass vielen Hunden von anderen Hunden nie Grenzen gesetzt werden (und manchmal auch nicht von den Besitzern). Weil seine Herzensdame so reinrasselnde Hunde jedesmal an den Rand des Nervenzusammenbruchs aus "wie geh ich mit der Situation nun um" gebracht haben, hat er irgendwann fremde Hunde immer schon auf Distanz geblockt. Hat mir das Leben sehr erleichtert, denn wenn er dass gemacht hat, hat sie ihm völlig vertraut und war entspannt - ich krieg dass so nicht hin. xD

  • Also ich kenne nur die Fotos meiner Eltern aus Indien, die haben da länger gelebt, und ich muss sagen, dass die Hunde dort eher nicht nach von Touristen gepäppelt aussehen. Selbst wenn sie gefüttert werden: Sie sind deutlich mehr auf sich alleine gestellt, als der Familienhund.
    Ein Straßenhund muss zusehen, dass er nicht überfahren wird. Unsere Hunde werden an der Leine geführt, damit das nicht passiert.
    Ein Straßenhund muss lernen, wo man sich ruhig zum Schlafen hinlegen kann. Unsere Hunde lernen doch von klein auf: Das hier ist ein menschliches Zuhause, hier kann nix passieren.
    Ein Straßenhund muss sich im Zweifelsfall verteidigen. Hier im Dogforum werden die verschiedensten Techniken diskutiert, wie man fremde Hunde effektiv abwehrt, damit sie dem eigenen nicht zu nahe kommen.
    Ein Straßenhund muss selbstständig nach Nahrung suchen, auch wenn das nur bedeutet: Komm um die und die Uhrzeit da und da hin, da gibts reichlich. Mein Hund kann mit mir auch am anderen Arsch der Welt sein, und er kriegt immer noch Futter genug.
    Und den Umgang, den ich z.B. auf Korsika gesehen habe: Da bekommt der Straßenköter auch mal einen Tritt ab, wenn er sich zu Nahe an den falschen Ort heranwagt. Wenn jemand meinen Hund auch nur ein einziges Mal treten würde...


    Dass sich viele Haushunde auch komplett distanzlos verhalten, mag ich nicht bezweifeln, aber ich denke nicht, dass mein Hund ein psychisches Problem hat, weil er auch mal spielt.

  • Ist Spielen nicht ein Verhalten, dass von erwachsenen Tieren (auch Menschen) nur gezeigt wird, wenn sie sich einigermaßen sicher und "versorgt" fühlen, sprich, wenn die Grundbedürfnisse (Futter, Wasser, sicherer Schlafplatz, etc.) abgedeckt sind?


    Dann wäre es ja nachvollziehbar, dass Straßenhunde nicht spielen. Die haben andere "Sorgen".

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