8 Monate alten Rüden chemisch kastrieren lassen?

  • Hallo zusammen,


    es geht um den 8 Monate alten Deutschen Pinscher meiner Eltern.


    Klein Benni hat seit einigen Wochen die Damenwelt für sich entdeckt, fiept rum, leckt Pipi und klappert mit den Zähnchen. Soweit so gut! Meine Mutter hat dem Kerl Agnus Castus gegeben, was bisher sowohl bei Bennis Vorgänger als auch bei unserem Rüden immer etwas Linderung gebracht hat. Bei Benni wirkt es wohl nicht. Donnerstagabend verlor er tröpfchenweise Blut aus dem Penis. Gestern waren meine Eltern beim Tierarzt. Dieser stellte eine vergrößerte Prostata fest und er war "entsetzt", wie so ein junger Rüde schon so dermaßen unter der Damenwelt leidet. Benni hat eine Spritze bekommen um den Hormonhaushalt etwas zu regulieren. In vier Wochen sollen meine Eltern wieder kommen und der Kleine soll chemisch kastriert werden. :/
    Jetzt die große Frage: ist das wirklich sinnvoll? Der Kerl ist von "Erwachsen sein" natürlich noch meilenweit entfernt. Ich habe ein riesen Störgefühl dabei. Was würdet ihr in dieser Situation machen? Den Chip setzen lassen oder abwarten und darauf hoffen, dass sich Benni mit der Damenwelt arrangiert?
    Gibt es vielleicht noch andere Mittelchen, die dem Pubertier helfen könnten, ohne dass so ein riesiger Eingriff in seinen Hormonhaushalt erfolgt?


    Danke schon mal für eure Ideen

  • Klingt haargenau nach unserer Geschichte.


    Ich wollte nie so früh eine Kastration, gerade nicht bei einer großen Rasse, die zum erwachsenwerden ja länger brauchen.


    Mit 9 Monaten fing er mit Fiepen und Schnüffeln, sowie Pipiauflecken an. Bald darauf stellte er das Fressen komplett ein und entwickelte eine sehr heftige Magenschleimhautentzündung. Es kamen stressbedingt Auffälligkeiten am Herzen hinzu. Irgendwann konnte er keinen Kot mehr absetzen und nicht mehr pieseln.
    Untersuchung beim Tierarzt ergab, dass die Prostata mehr als doppelt so groß war, wie sie hätte sein dürfen.
    Auch Bodo bekam umgehend eine Spritze um den Hormonhaushalt runter zu fahren und nach 4 Tagen hatten wir unseren "alten" Hund zurück. Er hat gefressen, die Magenentzündung ging zurück und er hat auch wieder normal Häufchen gemacht.
    Gassigehen war sofort entspannter und er war wieder ansprechbar, was vorher nicht möglich war.


    Auch unsere TÄ war erstaunt, wie stark dieser kleine Kerl reagierte, aber sie riet ebenfalls zu Chip oder ggf. Kastration.
    Nach ca. 3 Wochen ließ die Wirkung der Hormonspritze nach und wir hatten das gleiche Spiel von vorn. Die TÄ erklärte uns, dass es eher unwahrscheinlich wäre, dass er mit zunehmendem Alter gelassener würde. Zudem war die Entzündung der Prostata auch nicht ohne und so haben wir den Umweg über den Chip gespart und ihn 1 Woche später (mit 10 Monaten) kastrieren lassen.

  • Ich bin kein Befürworter von Kastrationen, schon gar nicht bei so jungen Hunden.
    Aber in dem Fall würd ich es ernsthaft überdenken. Bei gesundheitlichen Problemen und das ist eine Prostatavergrößerung, würde ich, wär es mein Hund, kastrieren lassen.

  • Allerdings würde ich tatsächlich nicht den Chip setzen, sondern es gleich richtig - endgültig - machen lassen.
    Den Chip kann man nicht beliebig oft wiederholen und die Wahrscheinlichkeit, dass dann letztlich doch die OP folgen muss, ist recht groß, erklärte man uns.
    Außerdem greift der Chip immer wieder in den Hormonhaushalt ein (es ist ein auf und ab, was man ja auch an der Veränderung an den Hoden sieht).
    Daher würde ich persönlich mich jedes Mal wieder für die operative Kastration entscheiden, denn der Rüde leidet schon sehr unter der Situation.

  • Deine Eltern haben jetzt ja ca. 4 Wochen Zeit, um den Hund zu beobachten.
    Uns hat es die Augen geöffnet, wie viel Leid ihm durch die Hormonspritze schon genommen wurde. Man konnte von Tag zu Tag sehen, dass es ihm besser ging und er nicht mehr hektisch jede Pipipfütze suchen MUSSTE und darüber alles vergessen hatte.


    Hätte er auch unter der Hormonspritze keine Veränderung gezeigt, hätten wir es nicht machen lassen.


    Als Tipp vielleicht noch: Wenn Deine Eltern sich für die Kastration entscheiden, dann würde ich versuchen einen Zeitpunkt zu erwischen, wo die Hormonspritze noch nicht ganz aufgehört hat zu wirken. Denn zuerst einmal wurden bei Bodo die Beschwerden wieder schlimmer. Es dauert ja, bis die Hormone nach der Kastration abgebaut sind. Und dann darf man die Spritze wohl nicht mehr setzen. Also ich würde - käme ich nochmal in die Situation - nicht mehr so lange warten.

  • Euer Rüde ist noch sehr jung. Ich würde ihn auch sehr ungern kastrieren lassen...


    Wie habt ihr seine übersteigerte Reaktion auf die Damenwelt gehandhabt? Habt ihr ihn einfach gewähren lassen? Bzw. habt ihr irgendwie versucht, erzieherisch einzuwirken?


    Ich würde jetzt mal die Wirkung der Spritze abwarten und wenn es wieder los geht, entsprechend erzieherisch darauf reagieren. Er darf sich da nicht reinsteigern dürfen! Fordert konsequent seine Aufmerksamkeit ein, notfalls gibt es halt erstmal nur noch kurze Leine. Bringt ihn auf andere Gedanken. Macht mit ihm einen Abenteuerspaziergang im Nirgendwo, wo er auf Kooperation mit euch angewiesen ist. Querlauf über Baumstämme, Überquerung von einem kleinen Bach, Feld-Wald-und-Wiesen-Agility.


    Wenn sich trotz intensiver Bemühungen keine medizinische Besserung einstellt, d.h. er dieselben Beschwerden erneut bekommt, würde ich nicht lang fackeln und einmalig einen Chip setzen lassen. Das gibt euch erstmal sechs Monate Zeit.


    Dann würde ich einen neuen Versuch starten. Chip auslaufen lassen, erneut schauen, ob es sich gebessert hat bzw. ob er erzieherisch beeinflussbar ist, und wenn nicht, würde ich ihn kastrieren lassen.


    Dieses Hin und Her ist sicher nicht optimal aber bei einem derart jungen Rüden würde ich alle Möglichkeiten erstmal ausloten wollen.


    Mein Rüde war und ist (manchmal heute noch) von der Damenwelt sehr angetan. Ich will und wollte eine Kastration aus verschiedenen Gründen aber unter allen Umständen vermeiden. Es war ein hartes Stück Arbeit, weil ich wirklich gute neun Monate ganz intensiv erzieherisch mit ihm arbeiten musste. Aber im Endeffekt hat es geklappt und ich bin froh, dass ich damals die Kraft aufgebracht habe.


    Vielleicht klappt es bei euch auch?

  • Ich würde jetzt mal die Wirkung der Spritze abwarten und wenn es wieder los geht, entsprechend erzieherisch darauf reagieren. Er darf sich da nicht reinsteigern dürfen! Fordert konsequent seine Aufmerksamkeit ein, notfalls gibt es halt erstmal nur noch kurze Leine. Bringt ihn auf andere Gedanken. Macht mit ihm einen Abenteuerspaziergang im Nirgendwo, wo er auf Kooperation mit euch angewiesen ist. Querlauf über Baumstämme, Überquerung von einem kleinen Bach, Feld-Wald-und-Wiesen-Agility.

    Das klingt in der Theorie super, haben wir auch versucht.
    Aber wir haben im ganzen Umkreis keinen Platz gefunden, der ihm nicht gut genug gerochen hätte.
    Und ganz ehrlich? Wenn da vorher ne heiße Hündin gelaufen ist, war ihm das Programm, was wir aufgestellt hatten, total egal. Ganz im Gegenteil, es hat nur noch mehr Stress verursacht, weil er ja gar nicht konnte, wie er wollte.
    Und wenn gesundheitliche Probleme wie eine entzündete Prostata und Blut aus dem Penis dazu kommen, ist für mich der Zeitpunkt für Experimente vorbei.
    Das kann nicht nur mit Erziehung zu tun haben. Zumal ein Hund mit entzündeter Prostata (unser jedenfalls) keinen Bock auf wilde Spiele oder Agility hat. Der ist dann echt krank.


    Ich würde immer von Kastration als Erziehungsmittel abraten. Hund läuft weg, Hund leckt Pipi - das mag man alles mit Erziehung hinkriegen.
    Aber eine massive gesundheitliche Beeinträchtigung wird man so nicht lösen.
    Du rätst ja auch niemandem mit einer echten Grippe, dass er eben öfter mal ein Paar Socken stricken soll, zum Ablenken ;)


    Manchmal geht es leider nicht anders.

  • wie ist er denn charakterlich so drauf?
    wenn er eh eher zu unsicherheit neigt, würde ich schon gucken, ob es da vielleicht noch alternativen gibt...doch mal chippen, hormonbehandlung nach der kastra oder sowas in der art...


    wenn er aber gut mit 4 pfoten im leben steht, ist es zwar immer noch nicht schön, aber auch ich würde dann dazu raten ihn direkt kastrieren zu lassen. klar hat das auch nachteile, aber so wie du es schreibst werden die vorteile deutlich überwiegen.

  • Ich würde jetzt mal die Wirkung der Spritze abwarten und wenn es wieder los geht, entsprechend erzieherisch darauf reagieren

    Wenn der Hund sogar schon Prostataprobleme hat, kannste nix mehr erzieherisch erreichen. Da reagiert einfach der Körper.

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