Beiträge von Tanja84

    Wir haben gerade das Thema alter Hund abgeschlossen :( :

    Und ich hätte es in den letzten Monaten nicht gepackt eine Umschulung oder Ausbildung zu meistern. Das letzte halbe Jahr habe ich nicht eine Nacht durchgeschlafen, weil Aiko entweder raus musste - oder mein Übergluckenhirn mir eingeredet hat, dass gleich etwas sein könnte |)


    Die letzten Wochen war ich überglücklich, dass ich in meinem Job super flexibel sein kann und ich jederzeit einfach den Rechner sperren und später weiterarbeiten kann. Das würde ich in einer Ausbildung jetzt nicht erwarten. Sonst hätten wir es nur schwer hinbekommen abzudecken, dass Aiko nicht alleine zu Hause ist. Er konnte immer problemlos alleine bleiben - von jetzt auf gleich konnten wir nicht einmal mehr beide den Raum verlassen, ohne dass ihn das massiv gestresst hat. Tierarzttermine konnte ich dank flexibler Arbeit auch einfach irgendwann während des Tages wahrnehmen.

    Wir spielen auch mit dem Gedanken jemanden einzuschalten.


    Wir sind tatsächlich nur ganz feige "geflüchtet" :( :. Bzw man hat uns nicht mehr auf den Hof gelassen. Hund am Tor abgenommen und abgewimmelt. Man hat wohl gemerkt, dass wir den Umständen gegenüber sehr verhalten waren und nicht einfach ganz naiv einen Hund mitnehmen. Gesagt haben wir nichts. Vorher kritisch gestellte Fragen unsererseits wurden weitestgehend ignoriert.

    Wir waren bei einer Zucht eine Labradorhündin besuchen und wir sind immer noch schockiert. Sie hat ein furchtbares Gangbild. Sie hat O-Beine und wippt dadurch mit dem Popo beim Laufen ganz extrem auf und ab. Die Ohren schmutzig und verkrustet. Schnell war uns klar, dass das nicht unser Hund wird. Wir haben dann den Spaziergang abgebrochen und sind zum Hof zurückgegangen. Dort präsentierte man uns dann noch einen Rüden im gleichen Alter. Verfettet, die Backenzähne komplett braun. Nach 2 Kilometern spazieren gehen konnte er nicht mehr. :verzweifelt: Zwischendurch offerierte man uns noch einen 2,5 Jahre alten Rüden und einen 12 Wochen alten Welpen. :mute: 4 angebotene Hunde in knappen 20 Minuten reiner Gesprächzeit finde ich schon eine Leistung.

    Wir sind dann vom Hof geflüchtet.

    Das war ein ziemlich ernüchternder Tag.

    16 Jahre und 2 Monate – ein schönes Alter aber wir hätten dich gerne noch lange Zeit bei uns behalten.


    Es dürfte so ziemlich genau 14 Jahre her sein, als wir dich kennengelernt haben. Wir hatten geplant einen Hund aufzunehmen, wollten uns allerdings noch etwas Zeit lassen, da unser Haus noch nicht fertig war, als Schwiegermutter erzählte, dass eine Familie aus der Nachbarschaft ihren Hund abgeben möchte. Der wäre nicht schön, hätte aber einen tollen Charakter. Wir haben mit deinen Vorbesitzern Kontakt aufgenommen und haben gesagt, dass wir dich gerne kennenlernen möchten, wir dich aber erst Richtung September aufnehmen könnten, weil wir noch in der Bauphase wären. Das wäre alles kein Problem, du müsstest nicht schnell weg. Wenn wir dich haben wollten, dann könntest du gerne noch ein paar Monate bleiben. So machten wir einen Termin zum Kennenlernen aus.


    Unser erstes Kennenlernen werde ich nie vergessen. Wir klingelten und im Flur brach das Chaos aus – lautes Gepolter und Geräusche, die eigentlich nur wilde Tiere von sich geben können. Dann ging die Tür auf und in einem Affenzahn kamst du jodelnd mit einem Hausschuh in der Schnute aus der Tür gerannt, drehtest Kreise über die Straße, sehr stürmisch wurden wir begrüßt, dann verschwandest du wieder jodelnd im Haus um kurz darauf von vorne zu beginnen. „Meine Güte, hat der einen Dachschaden – aber er ist so hübsch!“ war das erste, was ich von dir dachte :lol:


    Mehrmals holten wir dich zum spazieren gehen ab, aber ganz sicher, ob wir dich aufnehmen sollten waren wir uns nicht, weil du mit deinen zwei Jahren absolut unerzogen warst und wenig kennengelernt hast. Dann kam der Tag, an dem mein Herz über den Verstand siegte. Wir brachten dich nach einem Spaziergang zurück, dein Vorbesitzer stand in der Küche und versuchte dich mit einer Scheibe Wurst zu locken und du hast dich mit eingezogener Rute hinter mir versteckt. Das war der Moment, in dem du dich endgültig in mein Herz geschlichen hast. Wir wollten dich schnell dort rausholen und brachten dich am 26.06.2010 übergangsweise zu meinen Eltern. Jeden Tag holten wir dich ab und du begleitetest uns auf die Baustelle. Am 28.08.2010 waren wir dann endlich fertig und wir zogen zusammen in unser Haus ein.



    Es war nicht immer einfach mit dir, ich habe oft geweint und war verzweifelt, manches mal haben wir überlegt dir ein neues zu Hause zu suchen. Aber wir hatten dich doch so ins Herz geschlossen. Also haben wir uns aufgerappelt und nach neue Ansätzen gesucht, Vertrauen aufgebaut, Strukturen etabliert, engere Grenzen gesetzt um an anderen Stellen viel mehr Freiraum zu geben, es einfach aufgeben aus dir einen 100%ig erzogenen Vorzeigehund zu machen. Und Stück für Stück sind wir zusammengewachsen – immer noch mit Ecken und Kanten – aber harmonisch. Ich möchte keinen einzigen Tag, keine einzige Situation mit dir missen, denn jede Erinnerung – egal ob schön oder nicht – ist das, was dich ausmacht, das bist einfach du :herzen1: 14 Jahre hast du unser Leben auf den Kopf gestellt und bereichert und dafür danke ich dir. Du warst für uns etwas ganz Besonderes. Du warst eigensinnig, stur und diskussionsfreudig, sehr mitteilungsfreudig, konntest so unglaublich charmant sein und uns innerhalb von Sekunden um den Finger wickeln.




    Die letzten Wochen waren hart und haben uns alle an unsere Grenzen gebracht. Mein Männlein, wir haben zu deinem Wohl entschieden und hoffen inständig, dass unsere Entscheidung in deinem Sinne war. Montagnachmittag nach einem langen und tränenreichen Gespräch, einem ständigen Auf und Ab der Emotionen, haben wir entschieden dich gehen zu lassen. Die letzte Nacht war ein Abschied deinerseits – ich glaube du hast etwas geahnt. Du hast dich zwischen uns gelegt und bist die ganze Nacht zwischen unseren Beinen liegen geblieben. Wenn du wach wurdest hast du geschaut, ob wir beide noch da sind, dann hast du dich wieder eingerollt und selig weitergeschlafen. Den ganzen Tag über hast du unsere Nähe gesucht, wenn wir anfingen zu weinen bist du zu uns gekommen und hast dir das Köpfchen streicheln lassen, und das obwohl du dich die letzten Tage kaum noch anfassen lassen wolltest :( :



    Gestern gegen 20 Uhr hat die Tierärztin dir geholfen über die Regenbogenbrücke zu gehen. Ganz sanft bist du eingeschlafen. Wir hoffen, dass du gemerkt hast, dass wir bei dir waren. :(



    Die Stille im Haus ist unerträglich. Du fehlst an allen Ecken und Enden, ständig fällt mein Blick auf die leere Couch und zerreißt mich innerlich. Mir ist heute Morgen – wie so oft – „ganz Ausversehen“ ein Stück Käse auf den Boden gefallen. Als ich mich umdrehte lag es immer noch da… :(



    Aiko, mein Männlein, wir haben dich unsagbar lieb. Grüße Emma von uns. Irgendwann kommt der Tag, an dem wir alle wieder zusammen sind.