Beiträge von Tanja84

    Wir haben früher das ein oder andere Mal darüber nachgedacht Aiko kastrieren zu lassen, weil ihm, sobald er eine läufige Hündin wahrgenommen hat, das Hirn weggeflogen ist. Komplett unansprechbar und im Tunnel. Wenn wir ihn gelassen hätten, hätte er alle zwei Meter markiert und sich an jeder Urinpfütze festgeleckt. Rüden, die er kannte hat er in seiner Nähe gedulded, hätte diese aber nie näher an sich herangelassen. Unbekannte Rüden hätte er unangespitzt in den Boden gerammt.Gegen eine Kastration haben wir uns entschieden, weil er eh ziemlich unsicher ist und dann die Tendenz hatte nach vorne zu gehen. Wir haben immer die Befürchtung gehabt, dass er durch eine Kastration noch unsicherer wird.

    Dann mussten wir ihn mit 14 Jahren wegen eines Hodentumors kastrieren lassen und haben Blut und Wasser geschwitzt, dass unsere Befürchtung wahr wird.

    Tja, der Kerl ist draußen unglaublich aufmerksam geworden, ist ansprechbar wie noch nie (wenn sein schlechtes Gehör es zulässt xD) und ist zu ihm bekannten Rüden total nett. Er sucht von sich aus während des Spaziergangs Kontakt zum Rüden meiner Eltern und steckt ihm gerne mal die Zunge ins Ohr :lachtot:Das wäre vor zwei Jahren undenkbar gewesen. Unbekannte Rüden ignoriert er größtenteils.

    Ansonsten hat er sich nicht verändert. Lediglich das Fell ist schlechter geworden. Er hat immer das ganze Jahr über gehaart, aber nicht so viel wie seit der Kastration.

    Als wir vor zwei Jahren unsere Emma urplötzlich aufgrund eines inoperablen Tumors gehen lassen mussten bin ich in besagtes Loch gefallen und habe wochenlang Rotz und Wasser geheult, sobald ich an sie gedacht habe. Trotzdem habe ich nach zwei Tagen angefangen auf Tierschutzseiten zu schauen. Und ich hätte dankbar und ohne schlechtes Gewissen einem Hund ein neues zu Hause gegeben. Es ist kein Verraten oder Vergessen wollen, du musst kein schlechtes Gewissen haben. :streichel:

    Ihnen ganz den positiven Stress zu nehmen möchte ich persönlich nicht. Ich stelle mir das immer ein bisschen vor wie ein Kind, dass sich sehr überschwänglich freut, weil man mit ihm ins Schwimmbad geht. Da würde man ja auch nicht sagen, man fährt nicht mehr ins Schwimmbad, weil das Kind sich jedesmal so freut..


    Und ich finde halt auch, das macht das Leben doch aus. Schöne Momente gemeinsam erleben. =)

    Das schließe ich mich an. Hier ist es zum Beispiel so, dass Aiko total abdreht, wenn wir uns zum Spazieren fertig machen. Er hüpft dann mit leicht irrem Blick durch den Flur, sobald wir aus dem Haus raus sind ist alles gut und er läuft brav an der Leine. Die wenigen Minuten (positiven) Stress sehe ich nicht als problematisch.




    Aiko wird von uns liebevoll "Stresserella" genannt. Er ist sehr reizoffen, reagiert auf vieles mit Stress und kann diesen ganz schlecht kompensieren und schleppt ihn noch lange mit sich rum. Bspw. Schwiegermutter im Nachbargarten, die es nicht verstehen wollte, dass sie die Hunde nicht aufdrehen soll. Emma ist am Zaun rumgehüpft, kam rein schüttelte sich wortwörtlich den Stress ab, legte sich hin und schlief. Aiko hingegen hat stundenlang gefiept und keine Ruhe gefunden.

    Er reagiert(e) mit Aggression, Selbstverletzung (Pfoten blutig beißen), stundenlanger Fieperei, konnte nicht fressen, Blähungen mit starken Bauschmerzen, Durchfall, hat sich phasenweise kahle Stellen ins Fell gekratzt, übermäßig viel gekläfft.

    Unser größter und unumgänglichster Stressauslöser - das Spazierengehen - haben wir durch monatelanges und langweiliges Spazieren der immer und immer wieder gleichen kleinen Runden in den Griff bekommen. Nach einiger Zeit war normales Spazierengehen kein Thema mehr, sofern keine blöden Hundebegegnungen oder zu viel Wild dazwischen kamen.

    Andere Stressauslöser meiden wir einfach; wir würden Aiko nie mit in die Stadt nehmen, oder ein Restaurant mit ihm besuchen. Hätte man sicherlich auch hinbekommen, war uns aber nie wichtig.

    Notwendige Übel wie einen planbarer Tierarztbesuch legen wir in die frühen Morgenstunden, damit ihm möglichst Wartezeiten erspart bleiben. Besuch laden wir nur selten ein (war vor Aiko aber auch schon so).

    Änderungen im Tagesablauf haben ihn früher total aus der Bahn geworfen, das hat sich mittlerweile glücklicherweise gelegt. Alle paar Wochen hatte mein Mann „Spätdienst“, musste erst gegen 10 Uhr das Haus verlassen, statt um 8 Uhr. Spätestens an Tag drei fing Aiko an zu kippen und war so drüber, dass ihm ganz alltägliche Situationen, die ihn sonst nicht die Bohne interessierten, zu viel wurden und er als Ventil knurrte und abschnappte. Wir haben ihm einfach Freiraum gegeben, die Tür zum Flur stand immer offen und Aiko hat gelernt von sich aus auf Distanz zu gehen. Wenn es ihm zu viel wurde hat er sich ins Schlafzimmer verzogen und dort Ruhe gefunden.

    Stress kann man nicht vermeiden und deshalb managen wir so gut es geht. Kleine Portionen Stress muss, darf und kann er aushalten, unnötig viel und unnötig langen Stress versuchen wir zu vermeiden.

    Emma hat Aiko auch immer "angeschwindelt", wenn es hier Kauzeug gab. Emma war immer früher fertig, ist dann zur Terrassentür gegangen, wir haben sie rausgelassen, sie ist bellend über die Terrasse getrabt in Richtung Garten - Aiko, der Dorfsheriff schlechthin konnte sich natürlich nicht den Job klauen lassen und ist hinterher - sobald er nah genug an ihr dran war ist sie ein Ministück mit starrem Blick zum hinteren Teil des Gartens gesprintet - Aiko (die hohle Frucht :lol: ) im gestreckten Galopp und kläffend in die hinterste Ecke des Gartens gestürmt - Emma hat abgebremst ist ins Wohnzimmer geschwebt und hat den Kauartikel geklaut. :respekt:

    Wir haben es uns auf der Couch gemütlich gemacht, Aiko extrem kuschelig. Ich kraule ihm den Popo, er fängt an ganz zaghaft an meinem Saum des Pullovers und an meiner Hand mit den Schneidezähnchen zu knabbern :herzen1: Wir genießen die innige Zweisamkeit ganz gefangen in unserer Kraul-Knabberwelt. "Pitsch" ein kurzer Schmerz und jetzt fehlt mir ein Stückchen Haut an der Hand :lol: Das war wohl zu gründlich geputzt

    Ich würde auch nicht mehr zu lange warten und einen platzenden Tumor riskieren.

    Eine unglaublich schwere Entscheidung und doch der letzte Liebesbeweis. Ich wünsche dir ganz viel Kraft :streichel:

    Ich bin da ganz bei SabineAC69 : wir haben den selben Tierarzt :nicken:

    Wir sind bei "unserer" Praxis hängen geblieben, weil wir uns dort gut aufgehoben fühlen und die technische Ausstattung gut ist (Röntgen, Endoskopie, Ultraschall, Labor etc.). Wir haben uns nie über den Tisch gezogen gefühlt, man zeigt uns Behandlungsalternativen auf und berät uns anständig.

    Allein so Kleinigkeiten, dass sich die Tierärztin auf den Boden kniet, um Aiko eine Spritze zu geben, anstatt ihn auf den Tisch zu setzen und ihm dadurch jede Menge zusätzlichen Stress zu ersparen :herzen1:

    Alle Tiere werden wertschätzend und vollwertig behandelt und Ernst genommen. Es wird kein Unterschied zwischen Wellensittich und Hund gemacht. Das haben wir in anderen Praxen leider ganz anders erlebt.