Ersthalter Rassefrage

  • Der Vergleich Hund-Pferd ist so ne Sache.


    Wenn jemand, der noch nie was mit Pferden zu tun hatte, ein Fohlen holt und auf eigene Faust "ausbildet" wird er das Pferd später auch mit ziemlicher Sicherheit nicht halten können, und auch jeder andere wird erst mal ordentlich Ausbildung reinstekcen müssen, um es zu können.


    Alle Losreisser-Pferde, die ich kenne (aufgrund falscher Ausbildung als Jungpferd) sind es geblieben - sie tun es zwar nicht bei korrektem Handling, aber wenn man Fehler macht, passiert es wieder.


    Und da nützt scharfes Werkzeug mal grad gar nix. Klar kann man aufrüsten, ändert am Problem aber nichts. Und schärfere Werkzeuge sind NIE eine Lösung, immer nur Management, machen alles oft nur schlimmer, weil sie Stress, Angst und Aggression verursachen.


    Das Problem steckt drin, und kommt bei Unachtsamkeit einfach zum tragen. Das ist beim Hund genauso, deswegen kommt hier je immer wieder der Hinweis: Man muss schon beim Welpen die Grundlagen schaffen, versäumt man das aus Unerfahrenheit, ist es schwer, wieder aufzuholen.


    Nur: Pferde sind seltenst aggressiv und reissen sich los, um auf Artgenossen und Menschen loszugehen.

    • Neu

    Hi


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    • Schutztrieb bedeutet ja nun nicht, der Hund geht auf alles und jeden los, der einem entgegen kommt oder einem etwas reicht.


      Der Schutztrieb des Neufundländers ist derart, daß er, wenn ihm eine Situation nicht geheuer vorkommt, er seine Menschen erst mal aus der Gefahrenzone bugsieren will. Geht das nicht, geht er einen Schritt auf den "Bedroher" zu und knurrt aus tiefster Brust und zeigt seine Gebiss in ganzer Pracht. Bevor er dann tatsächlich angreift, ohne Biss, sondern mit Umwerftaktik, muß schon einiges mehr passieren.

      Wahrscheinlich liegt es bei mir auch daran das ich psychisch nicht ganz so stabil war. (Wobei für beissen hätte wahrscheinlich auch noch viel passieren müssen) Trotzdem würde ich nicht davon ausgehen das man bei Schutztrieb nichts machen brauch und alles wie von selbst läuft. :ka:

    • Natürlich muß man die Situation unter Kontrolle behalten, den Hund beruhigen und versuchen eine Eskalation zu verhindern.


      Es sind ja nun nicht nur "üble Gestalten die böse Absichten haben", es reicht ein angesäuselter Spätheimkehrer, der sich zielstrebig auf einen zu bewegt oder eine Gruppe, sich schupsender und miteinander pöbelnder Jugendlicher, um einen Neufundländer aufmerksam zu machen. Aber, da er wie geschrieben, nicht sofort zum Angriff startet, kann man das gut händeln.

    • Ein erfahrener Halter zeigt dem Welpen halt schon von Anfang an, dass er die Umwelt beurteilt und der Hund nicht selbstständig handeln soll.
      Sie arbeiten vorbeugend und vorausschauend. Und versuchen nicht, angeborenes, rassegemäss ERWÜNSCHTES Verhalten zu unterdrücken, sondern lenken es in richtige Bahnen.


      Das gilt für Schutztrieb, das gilt für Jagdtrieb, das gilt für Territorial-Verhalten usw - das muss man eben einschätzen können, was da kommen wird oder kann, und wie man es kanalisiert und kontrolliert. BEVOR es sich manifestiert.


      Das heisst halt auch, dass man gemäss der Veranlagung des Hundes auf seine Zeichen und die Umwelt achten muss. Wenn man in die Verlegenheit kommt, einen Hund "halten" zu müssen, ist man viel viel zu spät dran, um noch irgendwas erreichen zu können. Man sollte schon mitbekommen, dass der Hund eine mögliche "Gefahr" anzeigt (oder beim Jagdhund mögliche Beute usw...) und darauf reagieren, bevor für Aussenstehende da was zu sehen ist. Und dem Hund dann sagen (können), was zu tun ist.


      sonst nimmt ein starker, mutiger Hund (und Schutzhunde müssen das sein, dafür sind sie gezüchtet) die Sache nun mal selbst in die Hand.



      Unerfahrene (oder unfähige, je nachdem) Halter reagieren meist erst, wenn der Hund ein Verhalten schon deutlich zeigt.
      Und dann versuchen sie es zu deckeln oder abzustellen. Was nur dazu führt, dass es an anderer Stelle wieder rausbricht.


      Dann die komplette Fehleinschätzung, ein Hund wäre immer so "lieb" gewesen und dann wurde er auf einmal "böse". Sowas hab ich hier leider gehäuft in der Nachbarschaft. Die Leute behandeln ihre Mastiffs und Dobermänner (das sind die aktuellen Fälle hier bei mir) wie süsse knuddelige lustige Hunde, solange sie jung sind, und fallen aus allen Wolken, wenn die Hunde dann erwachsen werden. Dann heisst es "Ich weiß nicht warum der plötzlich so böse geworden ist".


      Da könnte ich kotzen. Arme Hunde! Die hätten halt ausgebildet werden müssen.


      Dann müssten sie jetzt nicht mit Körperkraft "gehalten" werden.

    • Schutztrieb bedeutet ja nun nicht, der Hund geht auf alles und jeden los, der einem entgegen kommt oder einem etwas reicht.

      Kann aber dazu führen.


      Unsere Hündin würde das tun, wenn man sie nicht ständig und immer im Griff hätte.
      Obwohl wir ständig daran arbeiten.
      Obwohl sie wie unser Rüde erzogen wurde, der zwar auch Schutztrieb hat, aber gut händelbar ist.



      Je nach Rasse und Individuum kann der Wunsch nach Schutztrieb ordentlich nach hinten losgehen.
      Muss nicht so sein, aber man sollte sich dessen schon bewusst sein.

    • Je nach Rasse und Individuum kann der Wunsch nach Schutztrieb ordentlich nach hinten losgehen.
      Muss nicht so sein, aber man sollte sich dessen schon bewusst sein.

      Darüber sind wir uns, so denke ich, doch einig. Denn selbst ein Chihuahua kann zu einem wadenbeißenden "Schutzhund" werden.

    • Ja... Das ist ja ein wenig ins Allgemeine abgedriftet ;-)


      Ich hols nochmal schnell zurück:


      Ganz unbeleckt, was die Hundehaltung angeht sind wir ja auch nicht: Meine Frau ist auf einem Bauernhof großgeworden und hatte dort immer Kontakt mit (zumeist Schäfer-) hunden. Und von Besuchen dort weiss ich gut genug, was ein Schutz/Wachhung ist. Ich selbst bin zumindest die ersten 12 Jahre mit Hunden aufgewachsen... wobei ich zu der Zeit natürlich kaum in Erziehungsfragen involviert war ;-). Generell möchte ich keinen Schutzhund oder mich nebenbei zum Wachdienst mit Hund umschulen lassen, aber wenn so eine gewisse Mentalität in der Rasse liegt, kommt mir das zumindest sehr entgegen:


      Bei "uns" ist es nunmal so, dass wir Haus und Garten in einer kleinen Stadt (beinahe noch Dorf) haben, und dort recht ländlich liegen. Eine Maßgabe meiner besseren Hälfte war es, dass sie zumindest nicht Angst haben muss, wenn sie abends mal im Dunklen eine Gassitour alleine macht. Daher kam eigentlich nur etwas Größeres in Frage... zudem ich ja auch, wie ich schon einige Seiten vorher schon schrieb, größere Hunde auch optisch schon bevorzuge.


      Auch die Leinenführigkeit bei großen Hunden kam ja schon zur Sprache: Auch wenn ich sicher bin, dass ein vernünftig erzogener Hund eigentlich nicht ziehen oder reissen sollte, so stehen dem angehenden Kollegen aber auch 110kg von mir gegenüber, die er erstmal wegzureissen hätte ;-).

    • Dass ihr Hund nicht ziehen sollte, ist den meisten Leuten wohl bewusst :ugly:


      Frage ist halt, ob man weiß, wie man das einem ungestümen Riesenbaby beibringt.


      Ich glaube nicht, dass es gut ist, jemandem, der Angst alleine in einem Dorf hat, einen Hund mit Schutztrieb an die Hand zu geben.


      Solche Hunde sollten nicht von unsicheren Personen geführt werden. Auch ein Hund ohne ausgesprochenen Schutztrieb meldet, v.a. im Dunkeln, und sieht abschreckend aus.
      Das reicht wohl völlig.


      Aber wenn der Hund eigenmächtig nach vorne geht und jemanden stellt (oder gar packt), nur weil der ihm unheimlich vorkommt, wirds ungemütlich. Für den Hund.


      Und ohne Ausbildung (die zivilen Personen gar nicht erlaubt ist) kannst du nicht mal davon ausgehen, dass der "Schutzhund" im entscheidenden Moment, wenn jemand wirklich angreift und sich NICHT schnell beeindrucken lässt, auch wirklich da rein geht und schützt.
      Das ist nämlich nicht gesagt, dass er das tut, und er darf es in zivilen Händen auch gar nicht!


      Du hast eher damit zu tun, dass der Hund agiert, wenn du es nicht brauchen kannst - aber es nicht tut, sollte es jemals zu einer bedrohlichen Situation für deine Frau kommen.


      Wo wohnt ihr denn, dass sie man da im Dunkeln Angst haben muss?


      Ich würde mal drüber nachdenken, was ihr wirklich wollt. Ohne nur nach der Optik zu gehen.


      Statussymbole sucht man nach Optik aus. Familienmitglieder nicht.


      Wie sieht es mit Freilauf aus, mit Sozialkontakt für den Hund und solchen Dingen?


      Darüber sind wir uns, so denke ich, doch einig. Denn selbst ein Chihuahua kann zu einem wadenbeißenden "Schutzhund" werden.

      Ist meiner Meinung nach was ganz anderes, ob ein Hund die Tendenz, nach vorne zu gehen, als Veranlagung hat (Und zwar gewünscht) oder aus Unsicherheit so agiert. Der Chihuahua wird höchstwahrscheinlich nur Theater machen und nicht wirklich entschlossen sein, den Kampf aufzunehmen. Das liegt ja nun mal gar nicht in der "Natur" des Hundes, da hat man züchterisch ziemlich selektieren müssen, um Hunde zu bekommen, die den nötigen Mut und die Entschlossenheit besitzen, wirklich zu schützen und die eigene Haut zu riskieren.


      Bedarf vollkommen anderen Trainings, hat vollkommen andere Ursachen.


      Ich finde eben nicht, dass "Hund gleich Hund" ist.

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