Hartz IV - und dann?

  • Muß denn eine Praxis erst in den Ruin getrieben sein, bis sie drauf bestehen kann, dass erbrachte Leistungen auch bezahlt werden?

    Ich wollte das "manchmal" in meinem Beitrag noch korrigieren, das klingt vllt. nach einer zu großen Anzahl von Leuten, die dann auf Raten zahlen.
    Ersetze den letzten Teil des Satzes also durch: "wenn es ab und zu vorkommt, dass Leute hohe(!) Rechnungen auf Raten zahlen, weil sie die genannte Summe nicht auf einmal aufbringen können".


    Letztlich kommt es ja immer auf die Einzelsituation an. Wie ich schon schrieb, wir haben unsere Stammtierärztinnen, die wir sicher nicht wechseln wollen, und dort insgesamt sicher auch schon eine nette Summe gelassen. Bisher nix dramatisch Hohes, Gott sei Dank. Immer gleich bezahlt etc. Da fände ich persönlich es schon entgegenkommend (auch wenn sie es nicht müssen), wenn mir als "Stammkunden" bei einer höheren Rechnung mal Ratenzahlung ermöglicht wird, sofern ich mir den Betrag nicht sofort leisten kann.
    Ich glaube, in manchen Fällen merkt man den Leuten eh schon gewissermaßen auch an, wie zuverlässig sie sind und ob sie den Betrag wirklich zahlen würden. Ich würde da auch ganz offen und ehrlich sein und erklären, wie viel ich monatlich abzahlen kann und warum und wann evtl. mehr geht etc.
    Ich sage ja nicht, das ein TA jedem, der hineinspaziert, Ratenzahlung ermöglichen sollte. Klar ist das letztlich Kulanz vom TA aus und wenn es ihm wirtschaftlich nicht möglich ist, ja, dann muss ich das wohl auch akzeptieren und mir was anderes überlegen.

    • Neu

    Hi


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    • So, dann mal aus dem Geschäftsleben:
      Rechnungskontrolle mit Geldeingangsüberprüfung ggf. Mahnung:
      Pro Rechnung 15-20 Minuten, die nirgendwo auftauchen. Unbezahlte Arbeitszeit quasi, wenn dafür nicht extra eine Kraft eingestellt oder dafür abgestellt wird.


      Mach ich das bei etwa 150 Rechnungen im Monat bin ich bei etwa 37 Stunden reines Bearbeiten von Rechnungen.


      37 Stunden.
      Geh ich mal von nem Handwerk- Stundenlohn ( ca.60,-) aus, wären das mal eben 2200,- die keiner bezahlt, die nicht in Rechnung gestellt wird, die aber als Arbeitszeit geleistet wird.
      Ich möchte mal sehen, was los wäre, wenn auch noch Bearbeitunsgebühren auf den Rechnungen auftauchen.
      :hust:


      Klar, kann man es über nen höheren Stundensatz abfedern, dass man das eben selbst macht und nicht nen externer Dienstleister. Aber das ist dann ja auch wieder nicht richtig.
      Nur in diesen 37 Stunden kann ein TA keine Patienten behandeln... Das muss dann irgendwann nebenher gemacht werden, außerhalb der Öffnungszeiten.


      =)

    • An "Drittfirmen" hält man sich weil diese die Bonitätsprüfung übernehmen. An der Nase kannst du nicht erkennen ob eine Rate gezahlt wird. ;-)
      Der Arzt ist Profi am Tier und der Finanzdienstleister in seinem Job.

      Dass TÄ und auch andere Dienstleister immer mehr auf Finanzierungsunternehmen zurückgreifen hat ganz einfache Gründe:


      Erstmal ist es für viele Kunden schon was anderes, wenn sie ihre Rechnung durch ein solches Unternehmen bekommen und nicht vom TA um die Ecke, mit dem man morgens beim Bäcker nett plaudert. Das alleine erhöht schon die Zahlungsmoral.


      Dann fällt dieser ganze nervige Mahnkram weg. Wobei die Kunden ja oft genug persönlich beleidigt sind, wenn der TA (oder andere Dienstleister) es wagt, schon nach 6 Wochen die erste Mahnung zu schreiben, man wüßte doch, dass man zahlen würde, sobald das Geld mal über ist.....


      Und zu guter Letzt kann der Dienstleister ganz anders mit seinem Umsatz rechnen. Er schreibt nicht mehr 100 Rechnungen, die im Laufe der nächsten 8 Wochen kleckerweise gezahlt werden (während ja vom Dienstleisterkonto trotzdem diverse Zahlungen ab gehen), sondern er bekommt das Geld komplett (abzüglich Berabeitungsgebühren) direkt innerhalb der nächsten Tage auf sein Konto überwiesen.


      Bei Kunden, mit positiver Bonität übernimmt die Bfs dann auch noch das komplette Risiko, wenn die nicht zahlen, bleibt das Geld trotzdem auf dem Konto des Dienstleisters.


      Hat für den Dienstleister also eigentlich nur Vorteile.

    • Ich hab es gerade mal für mich überschlagen...
      Wären etwa 550,- Umsatz, die ich machen könnte, wenn ich diese 37 Stunden nicht im Büro sitze, sondern beim Kunden bin.
      Verbringe ich diese Stunden während der regulären Öffnungszeiten im Büro, kann ich einfach ja nicht für die Kunden unterwegs sein...
      Bedeutet im Umkehrschluss, ich würde auf 550,- Umsatz verzichten, die es mir - wenn ich sie machen könnte - aber möglich machen, bei nem anderen Kunden mal kulant zu sein und zu stunden oder ein späteres Zahlungsziel zu vereinbaren.
      Andere Möglichkeit: Abrechnung und co. außerhalb der regulären Öffnungszeiten. Die bei mir übrigens von 8-19:00 Uhr gehen, einfach um den Kunden bestmöglich zur Verfügung stehen zu können. Und das schließt auch ein, in akuten Notfällen (Beinbruch, Krankheitsfälle, familiären Notfällen), am Wochenende auszurücken.... Oder morgens um 5:30 Uhr, abends um 22:00...


      Freizeit wird eh :hust: überbewertet...


      So, dann frag ich mal die Arbeitnehmer, ob er Bock hätte, von seinem Chef den Karton mit Quittungen mitzubekommen, um die am Wochenende in der Freizeit durchzuarbeiten. Kostenlos natürlich.
      Wer macht es? Wer kümmert sich in der Freizeit um die Buchhaltung des Unternehmens für das er arbeitet? Ohne Gehalt? =)


      So, dann kommt ja gern das Argument: "du musst es ja nicht machen. Du musst dich ja nicht selbständig machen. Du musst ja keine Firma gründen. Ist ja deine Entscheidung."


      Gut, dann fände ich es schade, wenn die ganzen Unternehmer, egal ob neu oder langjährig, nicht mehr mit Enthusiasmus und Herzblut eine Firma führen. Freizeit dafür opfern und Arbeitsplätze schaffen.
      Auch Tierkliniken sind nichts anderes als ganz normale Firmen, die irgendwann mal mit ganz viel Einsatz gegründet wurden.
      Würden all diese Unternehmer sagen - "ich geb auf. Lass mich wieder einstellen. Kein Risiko mehr. Geregelte Arbeitszeiten." ----- hätten wir ganz schnell nur noch Fressnapf, Klinikketten, staatliche Pflegedienste, keine HuPs oder Nachhilfeinstitute mehr, keine kleinen TÄ-Praxen, Hundephysio, BARF-Shops, Biohöfe, Hundetrainer. ....


      Irgendwer muss es ja machen... Und ich persönlich bin froh, dass es immer Menschen gibt, die gründen und die damit mir als Kunden damit die Möglichkeit geben, zu wählen, zu welchem Dienstleister ich gehe.
      Und ja, auch der Dienstleister ist ein Mensch, der sich - zumindest für mich - die Arbeit ein bisschen erleichtern darf, in dem er zB Finanzdienstleister für sowas ranzieht, damit er sich nicht auch noch mit Kunden rumschlagen muss, die mit ihrer Begründung, warum sie nicht zahlen, teilweise unter der Gürtellinie landen.


      Ich persönlich - nein, wenn ich an einem Tag: 2 Hunde und 3 Meerschweinchen hätte einschläfern müssen, 3 schwere OPs gehabt hätte, 5 Tierbesitzern hätte mitteilen müssen, dass ihr Liebling nur noch wenige Wochen-Monate zu leben hat - dann hätte ich keinen Nerv, mich durch Mails zu kämpfen, dass die Medikamente der op ja nur 200,- gekostet haben, daher nicht eingesehen wird, 1000,- zu bezahlen und man geduldig auf ein Schreiben vom Gericht warte... Dass man Halsabschneider wäre, den Beruf verfehlt, etc...


      Sorry, nein, dafür würde mir einfach der Nerv fehlen.

    • Aber ganz ehrlich: wenn Du die Büroarbeit, die zu Deinem Job (den Du Dir selbst ausgesucht hast) eben auch dazu gehört, nicht auf Deinen Stundenlohn umlegst und somit selbst nicht berücksichtigst, dann ist es doch Dein eigener Fehler :ka:
      Ich verstehe die Argumentation nicht ganz - jeder Unternehmer kalkuliert seine Preise selbst und ist am Ende selbst dafür verantwortlich. Wenn ich eine Position, die zwangsläufig anfällt, wie die Büroarbeit, nicht mit einkalkuliere, kann ich doch die Büroarbeit selbst dafür nicht verantwortlich machen?!? Wenn ich Materialkosten habe, muss ich die mit einkalkulieren. Wenn ich Gebäudekosten habe muss ich die miteinkalkulieren. Und wenn ich Büroarbeit machen MUSS die mich vom eigentlich arbeiten abhält, muss ich das auch mit einkalkulieren. Ich versteh da nicht so ganz wo das Problem ist. Klar ist es toll, günstige Preise anzubieten und so konkurrenzfähig zu sein - nur wenn die Preise dann halt nicht alle Positionen beinhalten die mit dem Job zu tun haben, dann ist man doch am Ende selbst schuld.

    • Wenn eine Klinik die Mehrkosten durch die Leute mit mieser Zahlungsmoral auf die Preise umlegt ist das Geschrei doch auch wieder groß, weil dann ja alle dafür mitzahlen dürfen |)

    • und nochmal kurz zum Auafallrisiko des Kunden, das ja dann der Finanzdienstleister trägt:


      Der hofft auf das Ausbleiben der Zahlungen, denn das bringt richtig Geld. Die Inkassoabteilung kassiert dann richtig ab, darf nach RVG abrechnen und rechnet grundsätzlich falsch, zu Lasten des Kunden, ab. Die Kostenaufstellungen sind für den Kunden meist nicht nach zu vollziehen und auch falsch berechnet, hier mal 5€ mehr, da mal 2€ mehr. Summiert sich halt.
      Gleichzeitig wird mit Paragrafen um sich geschleudert, die teilweise gar nicht einschlägig sind, einfach um die Leute einzuschüchtern - das steht hinter dem "Es erhöht die Zahlungsmoral wenn die Leute solche Post bekommen". Die Kostenpositionen haben teilweise sehr viel mit Betrug zu tun, sind aber grundsätzlich so niedrig gehalten, dass sich niemand beschwert, die Menge macht es.
      Und sollte beim Kunden nix zu holen sein, haben die meisten Finanzdienstleister noch eine Rückbersicherung - die dann natürlich auch die überhöhten Inkassogebühren mit abdeckt.
      Gibt mittlerweile Lehrstühle die sich mit den Stukturen von dieser Art von Finanzdienstleistern beschäftigt.
      Natürlich kann man sagen, hey dann sollen die Leute nicht in Verzug kommen, dann haben sie das Problem nicht - stimmt ja auch. Nur ist das Ganze mittlerweile ein Millionengeschäft und das Geld wird oftmals mit rechtlich absolut nicht haltbaren Drohungen eingetrieben, die Rechnungen sind absichtlich nicht korrekt - und das soll man wirklich gut heißen?!?


      Ich meine, wenn man dieses Thema Finanzdienstleister anschneidet, dann bitte auch von allen Seiten und mal ein bisschen weiter denken - man hat den Kopf ja auch nicht nur für die schicke Frisur.

    • Man kann mittlerweile wie gesagt ein gerichtliches Mahnverfahren in weniger Minuten von Zuhause per Internet starten - wie einfach soll es einem der Gesetzgeber denn noch machen?!

      Was hast du davon, wenn der Schuldner pleite ist und/oder kurz vor der Privatinsolvenz steht oder ist? Gar nix. Kosten, Mühen und Zeit investiert für nischt.


      Der TA hat den großen Nachteil, dass seine Kunden Privatpersonen sind. Bei Firmenkunden ist eine Bonitätsprüfung simpel (und auch nicht umsonst), aber auch nicht immer 100% ig. Das jeder Unternehmer ein Restrisiko trägt, ist wohl klar und das man einen geringen Prozentsatz an uneinbringlichen Forderungen jährlich einkalkuliert, wohl auch.


      Aber bitte: Wenn ich einkaufen gehe, muss ich an der Kasse auch bezahlen und kann nicht anfangen rum zu diskutieren.


      Und das hat doch nichts damit zu tun, wie viele TA-Praxen es gibt und ob der Beruf Geld einbringt oder nicht. Es obliegt jedem TA und jeder Klinik, die Spielregeln fest zu legen.



      Der Hund wurde dann operiert unter der Bedingung, dass er nicht mehr abgeholt wird. Der TA hat für den Hund einen neuen Eigentümer gefunden, der für einen Großteil der Op-Kosten aufgekommen ist.

      DAS finde ich großartig, einfallsreich und dem Tier ist geholfen. Da hat sich jemand Gedanken gemacht, auch eigenes Geld investiert, aber dafür gesorgt, dass der Hund zukünftig die Versorgung bekommt, die auch bezahlt werden kann.

    • Wenn ich eine Position, die zwangsläufig anfällt, wie die Büroarbeit, nicht mit einkalkuliere, kann ich doch die Büroarbeit selbst dafür nicht verantwortlich machen?!? Wenn ich Materialkosten habe, muss ich die mit einkalkulieren. Wenn ich Gebäudekosten habe muss ich die miteinkalkulieren.

      Ja... und dann landet der TA (dessen Gebührenordung den Punkt "Bearbeitung der Kostenaufstellung und des Mahnwesens im Büro" leider nicht enthält) ganz schnell beim 2,5 - 3 fachen Gebührensatz. Und dann wird gemeckert, dass TÄ so teuer sind, dass sich nur Reiche Tiere halten können.

    • Jeder Ta, der meinen Hund behandelt, ihr die Schmerzen nimmt, ihr hilft und ihr Leben rettet, hat sein Honorar zu 100% verdient und ich bin dankbar diesen TA bezahlen zu dürfen !

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