Welpen umwelttauglich machen ...

  • Ein Draht kann natürlich von Anfang an bestehen. Aber Vertrauen basiert auf Erfahrung. Erfahrung von Sicherheit.

    Jemandem vertrauen zu können, ist ein so elementares Grundbedürnis, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass die Natur uns alle, egal ob Mensch oder Tier, da mit so einer grossen Versorgungslücke im Regen stehen lassen würde, bis ein noch junges Lebewesen die Zeit hatte, nennenswerte Erfahrungen in diese Richtung zu machen.


    Deshalb gehe ich davon aus, dass es sowas wie einen Vertrauensvorschuss gibt - grad bei Welpen, die man eben erst abgeholt hat, ist das doch sogar ganz gut zu sehen. Sonst ist keiner da, also muss man sich erstmal diesem Menschen hier anschliessen und diesem einen Vertrauensvorschuss einräumen, dass der ähnlich wie die Mutterhündin vorher für Sicherheit und Co sorgt. Dötze jeder Spezies sind nun mal noch auf wen anders angewiesen. Wenn da der eine ausfällt, muss die Bereitschaft, einem anderen diesen Vertrauensvorschuss zu geben, einfach da sein, sonst überlebt es sich schlecht.


    Solange dieser Vertrauensvorschuss nicht mißbraucht wird, kann sich da sehr schnell und sogar trotz gelegentlicher Pleiten und Pannen etwas ganz Solides draus entwickeln.


    LG, Chris

  • Vielleicht meint er / sie sowas wie naive Abhängigkeit.
    Ein Draht kann natürlich von Anfang an bestehen. Aber Vertrauen basiert auf Erfahrung. Erfahrung von Sicherheit.


    so eine tiefe Erfahrung braucht länger als 2 Tage.


    Selbst bei den Einsteins unter den Hunden und den absolut unfehlbaren, talentierten HH.....

    warum so negativ? Warum naive Abhängigkeit und kein Urvertrauen, weil keine negativen Erfahrungen gemacht wurden. Oder Vertrauen, was auf Sympathie/Intuition fußt

  • warum so negativ?

    Ist für mich nicht negativ.


    Ist eher wie "verliebt sein" und "lieben"


    Verliebt sein kann man innerhalb von 2 Sekunden, wenn es funkt die richtigen Gesten gegeben werden, die richtigen Andeutungen fallen und die Pheromone entsprechend in der Luft hängen.


    Das kann zur Liebe werden, aber auch als Strohfeuer oder One-Night-Stand verpuffen


    Liebe wächst langsam (wie meiner Meinung nach WIRKLICHES Vertrauen, das gewisse Sicherheit und nicht nur erhoffte bringt, auch!)

  • Gewisses anfängliches "Urvertrauen" ist die Basis, um überhaupt miteinander arbeiten und lernen zu können, sich gegenseitig kennen zu lernen und zusammen zu wachsen. Daraus kann sich natürlich tiefes Vertrauen und Sicherheit entwickeln. Aber auch verlieren, ansonsten gäbe es die ganzen Führungsprobleme, die manche haben, später nicht.


    Es ist ein sehr instabiler Zustand, der in der Entwicklung in jede Richtung offen ist. Tiefes Vertrauen, das nicht einfach da ist, weil man als soziales Wesen darauf angewiesen ist, sondern auf vielen, vielen Erfahrungen beruht, ist dann nicht mehr so leicht zu erschüttern.

  • Die Debatte darüber, ob Welpen Urvertrauen haben oder nicht, ist ebenso müßig wie die Diskussion darüber, ob Babys mit einem sogenannten Urvertrauen auf die Welt kommen oder nicht.


    Tatsache ist, dass der Instinkt einen Welpen leitet, das zu tun, was für sein Überleben nötig ist. Das ist der Grund dafür, warum er auf seinen Menschen bezogen ist. Vertrauen zu diesem Menschen - besser vielleicht eine Beziehung - erwächst aus den positiven Erfahrungen mit und in der Gegenwart dieses Menschen, also aus konkreten Erlebnissen mit seinen "Bezugspersonen".


    Wer Welpen umwelttauglich bzw. umweltsicher machen will, muss also - soweit wie möglich - dafür sorgen, dass die Erlebnisse des Welpen mit allen Facetten seiner Umwelt (überwiegend) positiv sind bzw. durch die Nähe seines Menschen positiv erlebt oder verarbeitet werden können. Dadurch wächst im Laufe der Zeit eine Bindung zwischen dem Hund und seinem Menschen, die die Basis dafür bildet, dass ein souveräner Hund heranwächst, der jeder Alltagssituation gewachsen ist.


    Viele Grüße, Mara

  • Also erst nicht vertrauen, weil man könnte ja enttäuscht werden? So denken Welpen?

    Nein.


    Es geht um Bindung. Und dafür hat die Natur das sog. Kindchen Schema gemacht. Wir Menschen zumindest springen an, bei grossem Kopf und grossen Augen. Und dann gehen hormonelle Prozesse in Gang. Auch gehört zum "Kindchen Schema" der unwiederstehliche Geruch von Welpen. Ich musste meine Wellpen einfach beschmusen. Ich hätte sie auch aufessen können so toll haben die gerochen.


    Der Welpe wiederum, nur der, der beim Züchter auf Menschen GEPRÄGT ist, der schliesst sich recht schnell an.
    Das ist auch schlau von der Natur eingerichtet.
    Und dann wächst die Bindung. Da muss Mensch was für tun. Sich mit dem Tier beschäftigen, sich in das Tier einfühlen.


    Und bis zu Woche x gibt es eine weitere wichtige Prägephase. Und es ist fatal den Welpen nur im Keller zu halten, auch nur auf dem Hof ist nicht wirklich klasse. Weil der Hund schon in dem Alter seine Umwelt explorieren sollte.
    Und dazu gehören Bilder der Umwelt. Autos, Menschen, mal ein Pferd oder eine Kuh ist nicht schlecht.
    Hühner angucken, oder auch Wildpark, wenn nichts anderes vorhanden.


    Ich bezweifle jedoch, dass der Hund Schaden nimmt, wenn er nicht im Zoo und im Wildpark und auf dem Bauernhof war bis zur 20. Woche.
    Dass es mal knallt in der Umwelt sollte ein Hund auch kennenlernen.


    Ich denke auch, dass ein Welpe nicht Kölln, Berlin und Hamburg kennenlernen muss, oder ein Richtfest, eine Gartenparty, eine Abiabschlussfete.


    Ebensowenig einen 10. Kindergeburtstag bei Mc Donald oder eine Silberhochzeit.


    Wenn man einen Welpen hat und zum Richtfest eingeladen ist, dann überlegt man halt, ob man den Hund mitnehmen kann und dann nimmt man ihn mit oder eben nicht.


    Ich würde ihn auch lieber mitnehmen, als ihn 10 Stunden alleine zu lassen. Es gibt ja Boxen und Autos, wo Hund schlafen kann. Und auf einem Fest kann Hund gut viele Menschen sehen und hat dann eben was für die 3 Erbsen im Hirn. Eine win-win-Situation.


    Aber wenn ich nun grad keinen kenne, der ein Richtfest feiert, kann ich auch mal den sonntäglichen Flohmarkt angucken gehen, da sind auch viele Menschen.
    Ich finde es schon gut, wenn Hunde sich auch im Gedränge wissen, wie sie sich verhalten können. Aber ich muss das nun nicht üben, das können meine einfach, weil sie sicher sind, mir vertrauen und wissen, dass unangenehme (und auch schöne) Situationen auch zu ende gehen.

  • Alle zwei Tage für drei Stunden (mit An- und Abfahrt) findest Du übertrieben?


    Je nach Jungspund - JA


    Es gibt genügend Hundehalter, die von ihren Jungspunds erzöhlen, dass sie nach einem 3-Stunden-Programm erst mal 2-3 Tage Ruhe brauchen um das Programm zu verarbeiten. Nicht bereits am übernächsten Tag wieder ein 3-Stunden-Programm.


    Viele HH verwechseln überdrehtes Verhalten aufgrund von Überforderung gern mal mit "aufgeweckt sein", "motiviert sein" etc. unschön dabei, ein "hyperaktiver" Hund aus Überforderung kann nichts lernen oder neue Eindrücke verarbeiten.



    Wir leben unseren Alltag, den unser Ersthund auch kennt. Was sollen wir 4-6 Monate machen - der Welpe bleibt den ganzen Tag daheim und am Abend auch noch mit einem von uns?


    Die meisten Halter von Jungspunds müssen eben ihren Alltag etwas an den Jungspund anpassen.


    Oder wenn zu viele Programmpunkte im Alltag unbedingt sein müssen, dann muss man eben die Punkte, die nicht notwendig sind, streichen. Wiederholt in Tierparks o.ä. Zu gehen muss nicht sein, oder ist das bei euch berufsbedingt notwendig.


    Meine Jungspunds bsp. Kannten mit 7 Monaten meistenteils auch noch keine Stadt, geschweige denn Menschengewühl. Das hat sie trotzdem nicht davon abgehalten, bei ihrem ersten Mal völlig sicher und souverän durch Menschengewimmel der Marke "Internationale Rassehundeausstellung" zu laufen.



    Letztendlich muss jeder selbst wissen, was er mit seinem Jungspund macht.


    Wer selbst meint, seinem Jungspund ein "Über-Mutti"-Programm aufstülpen zu müssen, bitte.
    Aber dann bitte nicht die Erwartung haben, dass jeder so ein Programm zu fahren hat, der nen Jungspund daheim hat.

  • Nochmal mein Einwand: Warum muss der Hund das aushalten?Muss der Hund mit auf die Kirmes oder den Weihnachtsmarkt? Was hat er davon?

    Der Hund hat nix davon. Nur Stress (auch wenn der Hund so etwas kennt, kann mir niemand sagen, dass Menschenmassen, Laute Musik, bunte Lichter und diverse Gerüche in dieser geballten Form angenehm sind).
    Ich persönlich lasse meinen Hund Zuhause lassen, wenn ich auf den Weihnachtsmarkt gehe. Aber dennoch kann es sich ergeben, ihn mitnehmen zu müssen. Etwa, wenn man in einer anderem Stadt ist oder auch spontan hingeht und Hund eben dabei hat etc.
    Dass man dann etwas abseits bleibt und sich nicht ins dichteste Gedränge mit Hund begibt sollte dann aber auch selbstverständlich sein.

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