Kastration um des lieben Frieden willens?

  • Ich finde auch, dass man Terrier und Labrador nicht vergleichen kann und ich würde mir auch nicht anmaßen zu sagen: "Ich schaffe das, dann schaffst du das auch und wenn nicht kannst du deinen Hund nicht richtig erziehen." Manche Hunde sind einfach eine andere Hausnummer von Natur aus.
    Hier geht es ja aber auch gar nicht so sehr um Erziehung, sondern tatsächlich mehr um Einstellung oder wie man damit umgeht. Ich lese hier nur die ganze Zeit, dass der Hund keinen Bock auf andere Rüden hat (warum ist doch egal) und man trotzdem immer mit dem Hund dorthin geht, wo viele andere Rüden sind. Dann aber auch nichts tut (blocken, ausweichen, mit dem Halter reden). Weiterhin beschwert man sich über die anderen Rüden, weil diese dem eigenen Hund auf die Nerven gehen. Dieses Problem haben so viele von uns! Und wir alle bekommen es mehr oder weniger gebacken, auch wenn es schwer ist. Man kann es nicht ändern, dass man das große Los gezogen hat und man kann die anderen nicht grundlegend ändern, sondern nur sich selbst. Entweder man regt sich jetzt noch unendlich lange darüber auf oder man trifft für sich selbst einfach die Entscheidung:
    a) Ich probiere es mit einer chemischen Kastration und vielleicht erträgt mein Hund die anderen Rüden dann besser oder
    b) ich gehe dort spazieren wo ich und mein Hund seine Ruhe haben.
    Das löst zwar nicht das Betreuungsproblem aber vorrangig wird sich doch hier in letzter Zeit über die aufkommende Rüdenunverträglichkeit aufgeregt, die total normal ist und die man nicht einfach abstellen kann. Eine Kastration ist vermutlich auch kein Garant wie so viele hier schon betont haben.

  • Das hat aber rein gar nichts mit Erziehung zu tun ob dein Hund andere Hunde mag oder nicht. Das kannst du nicht beeinflussen. Du kannst ihn zwingen das zu ertragen, aber das ändert nichts an seinen Bedürfnissen.


    Wenn ich also eine Hunderasse habe, die da eher weniger tolerant gegenüber anderen Hunden ist (warum auch immer, schlicht keine Lust- will seine Ruhe oder springt leicht auf Provokation an usw.), dann muss ich das wohl akzeptieren und dementsprechend damit umgehen. Es kann nicht jeder den Luxus haben einen Tut-Nix zu führen, der zu jedem nett und lieb :ka:

  • Terrier haben halt schon oft ein höheres Aggressionspotential und sind doch auch leichter zu provozieren.


    Klar sind die auch erziehbar, aber ist deutlich schwieriger, auch für die Hunde selbst.


    Also nein nicht vergleichbar. Nicht mal bei meinem eigentlich so einfachen Terrier.

  • Als ob ich mein ganzes Leben lang nur einen einzigen Hund erzogen hätte... Auch Terrier lassen sich erziehen.

    Natürlich.


    Aber glaubst du tatsächlich, dass es möglich ist, einem Hund "anzuerziehen", dass er andere Rüden nicht mehr blöd findet, noch dazu in einer Gegend mit sehr hoher, großteils freilaufender Hundedichte?

  • Je länger man wartet, umso mehr festigt es sich halt.

    Das ist auch der Grund, warum ich aktuell wieder überlege, weil jetzt eben ein paar Situationen waren, die ich so gerne vermeiden würde. Und da wäre die Frage, ob dafür nicht eine baldige Kastra sinnvoll wäre, wenn ich sie überhaupt mache lasse.

    Warum nicht der Chip? Das scheint doch der einfachste Weg zu sein, erst mal?

    Ich bin da dran - das macht hier aber nicht jeder TA.
    Da macht hier nämlich niemand - nur die komische Deutsche. :D
    Ich muss erstmal rausfinden, wer den hier überhaupt setzt und was das kosten würde.

    Gibt es denn Gassibekanntschaften, Nachbarn, Jugendliche oder vielleicht gar der Züchter, die Du fragen könntest?

    Die Züchterin ist über eine Stunde entfernt und hat nicht wirklich Interessen an ihren ehemaligen Welpen. Die Nachbarn mit Hundeinteresse haben einen. Oder Katzen, was halt auch nicht geht. Daher nein, ich hab niemanden, der auch mal helfen würde.

    Zum Thema Pöbeln: ist die Pöbelei nicht explizit sexuell motiviert, ist es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Kastration tatsächlich Abhilfe schafft. Viele intakte Rüden haben zwischen zwei und vier Jahren eine Phase der 'Unverträglichkeit,' in der sie besonders andere Rüden kaum in ihrem Dunstkreis tolerieren. Lässt man die Sache dann nicht einfach auf sich beruhen, sondern arbeitet aktiv daran, dass das Tier andere Hunde in seiner Umgebung zwar zu tolerieren hat, sich mit ihnen aber nicht abgeben muss, beruhigt sich die Situation häufig wieder.

    Woran erkenne ich denn, ob es sexuell motiviert ist? Er macht das nur mit Rüden - Hündinnen, vor allem Terrierhündinnen, findet er super. Terrierrüden - nun ja. Die braucht er nicht unbedingt alle. Es ist auch nicht so, dass er die nicht im Dunstkreis tolerieren kann (selbst bei den Terriern). Er starrt nicht, wird nicht steif oder geht vorwärts - er reagiert derzeit nur, wenn die blöd sind zu ihm.
    Auch nicht immer - oft gelingt es ihm, solche Situationen souverän zu lösen. Aber ich merke eben, dass bei Rüden die Zündschnur kürzer geworden ist.


    Gestern morgen zum Beispiel sind wir an einem Terrier vorbei, der sofort auf ihn los ist. Felix war im Freilauf. Der andere war unter Kontrolle - die Besitzerin hatte ihn schnell am Geschirr gegriffen und wollte anleinen. Da kam Felix sofort zu mir zurück, statt drauf zu gehen, obwohl der andere ihn schon echt anpöbelte.
    Danach sind wir durch 8-9 Hunde eines Dogwalkers im Freilauf (alle frei!) - das ging absolut problemlos.


    Ach, ich weiß echt nicht, was richtig ist für uns...

  • Ich bin da dran - das macht hier aber nicht jeder TA.
    Da macht hier nämlich niemand - nur die komische Deutsche.
    Ich muss erstmal rausfinden, wer den hier überhaupt setzt und was das kosten würde.

    Dann mach das mal - suche evt engagierte Kontakte in der Internetszene. Denn auch in GB kommt ganz langsam ein Paradigmenwechsel, und mehr Trainer und TAs kommen von der US-Sichtweise ab, alles baldmöglichst zu kastrieren, sobald es aus dem Uterus ist. Sowohl bei Echtbekanntschaften in UK wie auch virtuellen habe ich viele, deren TAs da durchaus aufgeschlossen sind. Liegt vielleicht auch an der Rasse, bei der kaum ein seriöser Züchter eine grundlose Kastra empfiehlt.


    Frag einfach - und bringe gute Gründe an. Das Medikament ist inzwischen auch in GB längst sehr erprobt - wenn der lokale TA es immer noch mit den herkömmlichen "Rüdenspritzen" verwechselt, würde ich mir echt Gedanken machen, wie up to date er sich hält....

  • Als ob ich mein ganzes Leben lang nur einen einzigen Hund erzogen hätte... Auch Terrier lassen sich erziehen.

    Wozu der Vergleich zu Labrador Veranstaltungen, wenn dir der Unterschied zwischen den Hundetypen ja dann bewusst sein dürfte?


    Terrier und Retriever sind für völlig unterschiedliche Aufgaben und Lebensweisen gezüchtet worden.


    Zumal mir persönlich wichtig ist: Geht es meinem Hund gut? Nicht nur: Kann ich den irgendwie dahin pressen, wo ich ihn haben will?


    Die Kastration ist dem Hund nicht bewusst - aber täglicher Stress und Ärger schon. Das beeinträchtig sein Leben mehr als die abben Eier. Ist ja kein Mensch. Hier tun ja alle so, als wären Kastrierte Tiere nur noch halbe Persönlichkeiten - das geht mir zu weit. Es wäre ja auch keine Frühkastration.


    Bei uns ist die Hundedichte auch sehr hoch. Hätte mein Hund damit dauerhaft Stress - mit dem ständigen Geruch läufiger Hündinnen in der Nase oder eben durch Stunk mit Rüden - dann wäre das für mich ein Grund, ihn zu kastrieren, damit er ein entspanntes Leben und angenehme oder neutrale Hundebegegnungen haben kann. Ich hätte keine Lust, nur noch alleine weit weg in der Pampa rumlaufen zu können und fände das für den Hund auch blöd.


    Meine Priorität wäre nicht, ihn zum Ertragen hinzuerziehen. Ich würde es ihm angenehmer machen wollen (und mir auch). Der Hund hat sich das nicht ausgesucht, ständig in Situationen gezwungen zu werden, die ihn überfordern und stressen, weil er sich als intakter Rüde anders verhalten möchte - eben Konkurrenten vertreiben und Hündinnen nachsteigen.


    Ich hätte mich nur ungern zur Kastration entschieden, aber unter den Umständen die Theobroma beschreibt, finde ich es nicht falsch. Was man selbst wie machen würde, das weiß man ja erst, wenn man drinsteckt. Darüber sollte man sich imemr klar sein, bevor man den moralischen Zeigefinger erhebt.


    Zumal es ja auch noch um die Bedürfnisse der ganzen Familie geht. Nicht nur um eine Person und einen Hund.

  • Ich habe nicht alles gelesen, hoffe aber trotzdem was nützliches beitragen zu können.
    Mein alter Rüde war ebenfalls vollkommen unverträglich mit intakten Rüden. Es fing an als er knapp ein Jahr alt war, mit rund 1,5 Jahren wurde er kastriert. Bis zum Ende seines Lebens (er wurde fast 15 Jahre alt) hat er auf 99% der intakten Rüden aggressiv reagiert. Nicht mal ein Jahr vor seinem Tod brach er sich noch das Bein in einer Auseinandersetzung mit einem anderen Rüden, weil er selbst als alter Opa nicht auf Prügeleien verzichten wollte.


    "Einfach verbieten" ist dabei ebenfalls so eine Sache, er hatte große Freude daran andere Rüden herauszufordern und sich bei jeder Gelegenheit die sich ihm bot mit anderen angelegt. Das ist auch ein Stück weit selbstbelohnendes Verhalten und er war häufig so aufgeladen wenn wir anderen Rüden begegneten dass ich schon starke körperliche Schmerzeinwirkung hätte anbringen müssen um ihn in seinem Handlungsmuster zu unterbrechen. Da Starkzwang nicht in mein Erziehungskonzept passt und er dadurch auch sicher nicht lernen würde in Zukunft andere Rüden zu mögen habe ich es dabei belassen an der Leinenführigkeit zu Arbeiten damit wir es schaffen, dass er in sinnvollem Abstand im Kommando an anderen Rüden vorbeigehen kann (nach sehr viel Arbeit war das etwa ab seinem 4-5 Lebensjahr bei 90% der intakten Rüden möglich).


    Ich konnte mit ihm Zeit seines Lebens und trotz Kastration und Training keine Hundewiese besuchen, sobald er im freien Spiel eine eigene Entscheidung hätte treffen können hätte er sich fürs Prügeln und Pöbeln entschlossen (auch bestand wenn er abgeleint war immer die Gefahr, dass er einen anderen sich nähernden Hund vor mir sieht und dann Gas gibt um außerhalb meiner Reichweite dann nach Herzenslust Provozieren und Prügeln zu können).


    Mit den meisten Hündinnen und kastrierten Rüden kam er dagegen sehr gut klar, so dass dort nach Absprache auch freies Spiel möglich war.


    Was ich sagen will ist, dass weder Kastration noch Erziehung jeden Rüden in einen freundlichen Tut-Nix verwandeln, je nachdem wie explosiv der Hund ist und wie stark der Drang zum Aggressionsverhalten ist, bekommt man sowas einfach nicht raus.
    In so einem Fall muss man sich dann auch ein stückweit mit dem Verhalten arrangieren und z.B. Hundewiesen meiden, oder für den Hund eine Einzelbetreuung suchen (oder eben eine wo keine anderen intakten Rüden sind).

  • @RafiLe1985


    Ich habe 4 Hunde DER GLEICHEN Rasse und sie reagieren von Natur aus, also fern von Erziehung und Sozialisation völlig unterschiedlich auf ander Hunde!


    Eine ist freundlich und unaufdringlich
    Eine ist überfreundlich und überschwänglich, im Stress schnappt sie auch mal zu.
    Mein Rüde ist distanziert, pöbelt andere an, tut aber nix.
    Mein Kleinchen findet Fremdhunde gänzlich uninteressant, sie dürfen aber existieren.


    Wenn Du WIRKLICH schon so viele Hunde "erzogen" hast, sollte Dir aufgegangen sein, dass jeder einzelne anders tickt und dass man Zu- und Abneigungen nicht "erziehen" kann.
    Man kann eine gewisse Toleranz "anerziehen" aber mehr auch nicht!


    Wenn Dir DAS nicht bewußt ist, hast Du noch nicht wirklich viele verschieden Hunde in der Hand gehabt......


    :klugscheisser:

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