Wenn der Hund abgehauen ist ...

  • Ich habe Calvin immer gelobt wenn er zu mir zurück gekommen ist,egal wie lange er dafür gebraucht hat.Heute ist mir der Kragen geplatzt,als er einem Hasen wie von Sinnen hinterhergelaufen ist Richtung Straße und auf mein Rufen nicht reagiert hat.Sonst hört er zuverlässig und rennt keinem Hasen nach.


    Heute war anders: ALs er endlich zurückkam habe ich die Leine neben ihn geknallt und ihn angeschrien.Er duckte sich,als hätte ich ihn vermöbelt :shocked: Ich weiß nicht,ob das richtig war.Ich kann das nicht einschätzen,jedenfalls hörte er danach wie ne 1

    Das diente deiner Emotionsregulation und verunsichert und verängstigt den Hund.
    Ob das richtig oder falsch ist, da hat jeder ne andere Meinung zu.

  • Ich lobe nach solchen Aktionen nicht. Kekse gibt's nur, wenn ich rufe und Hund mehr oder minder umgehend kommt.
    Zum einen wäre ich viel zu sauer, um dann noch eine Party fürs kommen zu feiern (und das authentisch rüberzubringen), zum anderen denke ich, dass nach so selbstbelohnenden Aktionen wie hetzen/jagen meine Belohnungen (oder Strafen) nicht so greifen, wie sie sollten.
    Bzw, ich lobe damit ja nur das allgemeine Herkommen und verhindere nicht, dass er nächstes mal wieder abhaut.

  • Ob das richtig oder falsch ist, da hat jeder ne andere Meinung zu.

    Auf jeden Fall authentisch und wird einen Hund nicht mehr verunsichern und verängstigen als ein Frauchen, dass ganz anders handelt, als es sonst rüberkommt (Dass Hunde Emotionen sehr gut lesen können, ist ja kein Geheimnis).


    Wie gesagt: Hängt auch viel vom Naturell des Hundes ab.


    Meine kleine Hexe ist nicht durch ein wütendes Verscheuchen zu "verängstigen" oder zu "verunsichern".

  • Wenn mein Junghundspinner genau hört, daß ich ihn rufe und dann TROTZDEM aus irgendeinem Grund abdampft, werde ich einen Teufel tun und ihn freudig begrüssen, wenn er sich zurückbequemt. Dann gibt es eine Ansage bzw kann er dann sehen, wo er bleibt.
    Bei uns sitzt der Abruf seitdem deutlich besser.
    LG von Julie

  • Ich habe manchmal den Eindruck, dass von den Hunden auch ganz schön viel verlangt wird. Klar, der Rückruf ist wichtig, und es ist unfassbar nervig, wenn ein Hund den so gar nicht beherrscht.
    Aber wenn da so ein Hase vorbeiflitzt ist es eigentlich logisch, dass ein Hund hinterher will oder sogar muss.
    Darf er nicht, klar - aber ich frage mich, ob man dem Hund dann nicht irgendwas anderes bieten muss, was ihm richtig viel Spaß macht!


    Aber das sind nur allgemeine Überlegungen dazu, ich stelle mir selbst diese Frage auch öfter. Z. B. immer dann, wenn ich sauer bin, dass Ylvi wieder sonstwo herumstöbert. Sie will halt herumstöbern und nicht einfach nur laufen. Ich frage mich dann: Ist es richtig, sauer auf sie zu sein, weil sie nicht das macht, was ich möchte oder müsste ich den Spaziergang nicht etwas mehr so gestalten, dass sie ihre Neigungen ausleben kann?

  • Nun, das ist ja so ne Sache, wo ich immer mit mir hadere.


    Maxe, hat den Pondi auch vermöbelt, wenn der abgängig war. In aller Regel aber noch auf dem Hinweg, nicht beim Wiederkommen. Ich gestehe, ich habe das Laufen lassen, weil Maxe das besser konnte, als ich. Ich hätte den Pondi ja nie eingeholt. Und es hat einfach ein paar Jahre lang sehr gut funktioniert (bis Maxe das nicht mehr geschafft hat).
    Die meisten halten das aber eher für Mobbing, als für sinnvolle Erziehung.


    Geordy hatte anfangs diese Aufklärermacke... der ist im Affenzahn zu irgendeinem Menschen gerast, hat den einmal kontrolliert und ist im selben Tempo zu mir zurückgerast. Im Leben hätte ich den dafür nicht maßregeln können. Aber erfreut war ich da trotzdem nicht drüber, ganz im Gegenteil, war äußerst unangenehm. Der ist für so eine Aktion schlicht nur an der Leine gelandet (an der Schleppe hat er das nie gemacht). Über sein Wiederkommen freuen, fand ich völlig unangebracht, aber maßregeln genauso. Mir ist echt nichts anderes dazu eingefallen. Im Grunde mußte ich das abhaken unter: selbst Schuld, weil im Vorfeld versagt.


    Fin ist im Junghundalter 2,3, 4mal durchgestartet zum Jagen. Dann habe ich für Geordy den Ball ausgepackt und Party gemacht (er ist dageblieben, das ist besser). Wenn Fin wieder kam, hat der nen Anranzer gekriegt und Leinenknast. Der macht das nicht mehr. Dableiben ist Party und Lecker, wofür er sich jetzt entscheiden kann, bevor er durchstartet. Allerdings ist Fins Jagdmotivation auch recht gering. Den kann man einfach sehr schnell überzeugen, dass Spiel und Futter besser ist.

  • Hallo,


    soziale Ausgrenzung muss für ein hochsoziales Wesen sicher eine sehr harte Strafe sein (die Intensität der Beziehung dürfte da wohl auch ein nicht geringe Rolle spielen - ich kann jemandem nicht den sozialen Kontakt vorenthalten, wenn dieser ihm nichts bedeutet) und ich gebe zu bedenken, dass dies wirklich nicht für jeden Hund geeignet ist - sollte auch deshalb meiner Meinung nach nicht leichtfertig und schon gar nicht inflationär eingesetzt werden, nur weil es mal augenscheinlich "gewirkt" hat.



    Heute war anders: ALs er endlich zurückkam habe ich die Leine neben ihn geknallt und ihn angeschrien.Er duckte sich,als hätte ich ihn vermöbelt

    Dass er sich einschleimt, hat oft nichts mit "Schuldbewusstsein" zu tun, sondern eher mit der Vermeidung von Eskalation. Auch wenn er womöglich gar nicht einschätzen kann was der Auslöser deiner drohenden Haltung ist. Ich komme zu dir und du flipst aus ...da würde ich auch erstmal kleine Brötchen backen, selbst wenn mir der Grund unklar ist - insbesondere wenn ich in gewisser Weise von dir abhängig bin und keine sicherere alternative zur Verfügung steht.


    Wenn ein Hund abhaut UND lange wegbleibt dann kommen meiner Meinung nach gleich mehrere Faktoren zusammen. Ich würde mich unter anderem fragen: Warum löst er sich überhaupt dermaßen von mir? Kann er überhaupt "wissen" dass, das ein Fehler ist sich von mir zu entfernen (es macht wenig Sinn etwas zu bestrafen was man nur selbst als Fehler sieht)?
    Sollte ich mit ihm evtl. mehr "Bindungsarbeit" leisten - so etwas wie gemeinsames spielen gehört für mich dazu? Wie attraktiv werde ich wohl für ihn sein? Warum findet er etwas anderes spannender als mich? Wie tickt er, kann ich ihm einen ähnlichen "Kick" mit mir zusammen anbieten?
    Sind meine Erwartungen an ihn "kleinschrittig" genug? Und habe ich ihm überhaupt in ebenfalls sehr kleinen Schritten "erklärt" dass es keine gute Idee ist meine Regeln zu ignorieren? Wie bzw. als was nimmt er mich war?
    Ich würde mir also Gedanken darüber machen WAS in unserer Beziehung möglicherweise verkehrt gelaufen sein könnte, wenn mein Hund sich locker für länger als eine Minute (und eine Minute ist nach meinem Empfinden schon recht lang!) von mir entfernt. Ich hab mal Leute getroffen die sagten ihr Hund wäre zwischenzeitlich schon mal eine Stunde weg
    :shocked:
    Freilauf wäre da für mich zunächst keine Option!


    Den Hinweis meinen Hund nicht zu bespaßen, wenn er zu anderen Passanten geht nachdem er mich lange nicht mehr gesehen hat kann ich natürlich dennoch nachvollziehen, ob es darauf noch ankommt nachdem er sich schon eine Stunde jeder Kontrolle entzogen und sich selbst bespaßt hat? naja...das würde mir aufgrund obiger Gedanken weniger Sorgen machen - wer weiß wer od. was den in der letzten Zeit schon alles bespaßt hat.
    Nach meinem Empfinden sollte für den Hund die Bespassung bei anderen deutlich an Gewicht verlieren, wenn ich mich entferne - er kann noch mal sehnsüchtig zurück gucken ...auch zweimal ;) und vielleicht auch noch das Tempo ein wenig rausnehmen in der Hoffnung:" Vielleicht geht ja doch noch was?"....aber wenn ICH gehe dann gehen WIR...!


    Tschüss und viele Grüße
    Ralf

  • Ich traue da Hunden durchaus zu, soviel Intelligenz, Beobachtungsgabe und Besitzerkenntnis zu entwickeln, um auch etwas komplexere Zusammenhänge begreifen zu können.


    Diese "mechanistischen" oder anthropozentrischen Ansätze, daß ein Tier nicht fähig ist, die Gedanken ein paar Minuten zusammenzuhalten, und nur von einer Sekunde zur nächsten lebt, ergo immer nur die allerletzte Aktion bestimmend für die Reaktion sein darf, ist doch wohl überholt. Hunde können Handlungsketten planen, sie sind zur bewußten Täuschung fähig, sie besitzen Empathie - warum sollten sie bei enger Bindung zu ihrem Menschen nicht die authentische Reaktion auf eine Regelverletzung richtig einordnen können?


    Ich habe genau die gleiche Erfahrung wie Cattlefan gemacht, mit mehreren Hunden. Sie haben das bleibend richtig verknüpft, daß ein Übertreten der Grenzen Ärger bringt, und ein Einhalten der Grenzen demzufolge nur Vorteile hat.


    Mein Matteo war ein "Ausbruchskünstler", der als sich Junghund durch den Zaun gefressen, ihn untergraben, drübergesprungen ist und dann die Nachbarschaft beehrt hat. Bin ich dann gerufen worden, habe ich ihn ohne im Geringsten auf seine Freudenbekundungen, daß Frauchen jetzt mitmacht, einzugehen, in den Garten zurückgescheucht. Entschlossener, deutlich mißbilligender Tonfall, Gestik und Mimik eingeschlossen. Und ja, das hat gewirkt, ohne seinem Vertrauen zu mir Abbruch zu tun.

  • Ich würde mir also Gedanken darüber machen WAS in unserer Beziehung möglicherweise verkehrt gelaufen sein könnte, wenn mein Hund sich locker für länger als eine Minute (und eine Minute ist nach meinem Empfinden schon recht lang!) von mir entfernt.

    Ups. Also wenn Frau Reh 5m vor Pondi den Weg gequert hat und er von 0 auf 100 geradewegs hinterher ist, dann hätte ich mich im Leben nicht gefragt, was an unserer Beziehung wohl falsch ist.


    Bei anderen jadlich motivierten Hunden, würde ich das auch nicht tun.


    Lediglich Geordys Aufklärermacke passt in die Richtung. Allerdings eher in die Richtung, was er meinte, was sein Job wäre.


    Im Übrigen bin ich ziemlich glücklich darüber, dass die Collies nicht an mir kleben, sondern sich so sicher fühlen, dass sie auch ohne mich überleben. Für Alleinbleiben, für Warten bis man dran ist, wäre es doch ziemlich kontraproduktiv, wenn Hund nicht mal eine Minute ohne mich sein könnte.

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