Wenn Menschen Angst haben...

  • Mir ist es wichtig, dass niemand von meinen Hunden erschreckt, belästigt oder überrascht wird, d.h. meine Hunde tragen im Dunklen Leuchthalsbänder, sind an belebten Orten gut sichtbar an der kurzen Leine und haben von Welpenbeinen an gelernt, dass fremde Menschen ignoriert werden. Wenn mich jemand bittet, die Hunde im Wald/Feld anzuleinen oder festzuhalten, dann mache ich das auch sofort und ohne herumzudiskutieren. (Und bei Leuten, denen man schon von Weitem ansieht, dass sie Angst haben, warte ich gar nicht erst darauf, dass sich mich darum bitten, da rufe ich die Hunde vorher schon ran.)

    Was mich allerdings furchtbar nervt, ist pampiges Herumgemotze von hundeängstlichen Menschen – das hat nichts mit "Die sollen sich doch zusammenreißen!" zu tun, sondern mit ganz simpler Höflichkeit. Meine Hunde tauchen nie plötzlich unangeleint hinter irgendwelchen Ecken auf und ich kann nichts dafür, dass jemand Angst hat; wenn man die Hunde also von Weitem kommen sieht, kann man mir gerne rechtzeitig und freundlich Bescheid geben und muss nicht losmotzen, schreien oder keifen.

    Ähnliches Phänomen mit jungen, übervorsichtigen Eltern: Ich werde immer mal wieder gefragt, ob das Kind die Hunde streicheln darf. Bis vor einiger Zeit habe ich dann gerne Kontakt zu einem meiner Hunde zugelassen, der mag Kinder nämlich gerne und ist richtig vorsichtig und nett dabei. Aber seit ich ein paar Mal mit wirklich hysterischen Eltern zu tun hatte, die Hunde überhaupt nicht "lesen" können und hinter jedem Leftzenlecken gleich einen Angriff sehen, sind meine Hunde für Kinder tabu. Das tut mir Leid für die Kinder, aber wenn eins dieser panischen Elternteile hinterher behauptet, dass mein Hund zubeißen wollte, habe ich den Ärger und darauf kann ich gut verzichten.

  • Ich leine die Hunde an und halte so viel Abstand wie möglich. Mehr mache ich nicht und ehrlich gesagt sehe ich es auch nicht ein, mich in Luft aufzulösen. Ich kann verstehen, dass manche Leute vor Hunden Angst haben, hatte ich früher auch. Aber ich habe auch vor manchen Dingen Angst und muss damit leben. Das ist mein persönliches Problem. Wenn jemand schreiend vor einem angeleinten, weiter entfernten Hund davonläuft (ja, schon mal erlebt), dann tut mir das leid, aber was hätte man sonst noch tun sollen?
    Mir begegnen aber zum Glück selten Menschen, die ihre Angst deutlich zeigen.
    Also wird eben angeleint, ich weiche aus, gehe einen anderen Weg, warte auch mal und die Hunde sind im Dunkeln beleuchtet. Ich denke, das sollte reichen.

  • Ich glaube es ist so schwierig, weil Menschen mit richtigen Ängsten nicht normal kommunizieren können. Ich hab (in einem ganz anderen Bereich) auch (angeworbene) Ängste, da kann ich nicht sagen "Ich habe Angst, bitte tu dies oder das".
    Leute, die richtige Angst vor Hunden haben, machen ja meistens genau das falsche: Sie bleiben stehen, sagen entweder gar nichts und fixieren, oder sie schreien, laufen und fuchteln und werden grad erst deswegen interessant oder bedrohlich. Das darf man nicht persönlich nehmen, die machen das nicht so, weil sie es so möchten.
    Oftmals weiß dann auch der HH gar nicht wie ihm geschieht, das frisst wieder Zeit und in dieser Zeit steigern sich die armen Menschen noch mehr rein.

    Ich habe da auch schon eine Erfahrung gemacht, wo ich einfach nur den Kopf schütteln kann (auch völlig hysterische muslimische (?) Mutter mit angstvollem schreienden Kind), obwohl mein kleiner weißer langhaariger und glupschäugiger Hund nun wirklich nicht aussieht wie der Klischeekampfhund aus dem TV.

    Ich mache da eigentlich auch nicht mehr als ihr schon schreibt. Anleinen, zeigen, dass man Hundi unter Kontrolle hat, zügig weitergehen, kein Blickkontakt des Hundes. Mehr kann man da nicht tun.

    Ich stimme euch auch zu, grad um die anerzogene Angst von Kindern tut es mir sehr leid. Wer nun wirklich so Stress hat, dass das Leben einem Spießrutenlauf gleicht, dem würde ich am liebsten auch mal nahelegen, was zu tun. Aber ich bin nun wirklich nicht in der Position völlig Fremden Ratschläge zu erteilen oder sie für irgendetwas zu verurteilen.

  • Leute, die richtige Angst vor Hunden haben, machen ja meistens genau das falsche: Sie bleiben stehen, sagen entweder gar nichts und fixieren, oder sie schreien, laufen und fuchteln und werden grad erst deswegen interessant oder bedrohlich. Das darf man nicht persönlich nehmen, die machen das nicht so, weil sie es so möchten.

    Beim plötzlichen Aufeinandertreffen kann ich das auch gut verstehen – wenn man nicht damit rechnet, einem Hund zu begegnen oder der Hund sehr plötzlich vor einem steht (z.B. aus einer Haustür oder einem Gebüsch kommt) und man mit dem persönlichen Panikauslöser Nummer 1 konfrontiert wird... da wäre ich auch nicht mehr ruhig und zu klarer Kommunikation fähig.

    Aber ich habe z.B. immer mal wieder so seltsame Begegnungen, wo man auf einem gut überschaubaren Feldweg jemandem entgegen kommt, der sich völlig normal verhält, nix sagt – und dann mit 3m-Abstand plötzlich anfängt, panisch zu kreischen, während die Hunde ihn mit dem Ar*** nicht angucken und die Nasen in einem Grasbüschel versenkt haben. In solchen Situationen würde ich mir schon eine klare, höfliche Kommunikation wünschen.

  • Ich leine Naama an und lasse sie durchaus auch mal absitzen wenn und Leute begegnen. Da warten wir dann und nehmen dies einfach als Übung.
    Die Leute freut's, mein Hund lernt, sich zusammenzunehmen, und bei mir ganz langweilig rumzusitzen.
    Im Dunkeln haben wir ein Leuchthalsband, ich reflektiere wie verrückt und habe eine kleine Taschenlampe an der Jacke baumeln.
    Hier laufen fast alle in Schwarz und ohne Licht rum :ka: die Radfahrer ebenso, Licht haben die wenigsten.
    Ich möchte mich sichtbar machen für die andern Verkehrsteilnehmer, auch für die Fussgänger.
    Im Dunkeln ist mein Hund immer, wirklich immer angeleint. Muss aber dazu sagen dass wir in der Stadt wohnen, draussen in der Pampa würde ich es vielleicht anders machen, ich weiss es nicht.

    Ich nehme Rücksicht, löse mich alledings nicht in Luft auf.
    Mit meinen Ängsten und Phobien muss auch ICH klarkommen, nicht die Leute die mir begegnen.

    Wenn ich sehe, dass jemand wirklich Panik hat wegem Hund, frage ich ob ich irgendwie helfen kann, das war bisher ein paar Mal der Fall und wir hatten ausnahmslos gute Gespräche.
    Liegt vielleicht auch daran dass wenn ich mit dem Hund unterwegs bin, Zeit habe - weil ohne diese ginge ich nicht mit dem Hund :smile:
    Und so nehme ich mir dann auch gern die Zeit für die Menschen.

    In der ganzen Zeit seit Naama bei uns ist, kann ich nichts Negatives berichten, es hat sich noch immer jede Situation zum Guten gewendet.

  • auch wenn ich wahrscheinlich gleich gesteinigt werde, ich werde den Eindruck nicht los dass Ängste immer mehr gesellschaftlich akzeptiert und auch unterstützt werden.

    Fängt schon in der Kindheit an. Die Kinderimpfungen bekamen wir von der Schulschwester, ein Pieks und ab in die Pause. Jetzt bekommen Kinder betäubungssalbe auf die Impfstelle, die halbe Familie ist anwesend, usw.
    Klar wird so eine Angst begünstigt. Bei uns damals hieß es "nun stell dich nicht so an, bei einem Piekser ist noch niemand gestorben".

    Angst vor Hunden ist durch die vielen Streuner in meiner Heimat ganz alltäglich. Schon von Kind auf haben wir aber gelernt "bleib ruhig und schau den Hund nicht an, geh ganz normal an ihm vorbei und dann lässt er dich in Ruhe. Wenn du rennst, trittst oder schreist wird er eher beissen" und ja, auch wenn man mit Hund aufgewachsen ist wird einem bisschen anders wenn man auf eine Gruppe von 5-10 Streunern trifft und dort durch muss.

    Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los dass man heutzutage auf so viele Sachen Rücksicht nehmen muss, dass man sich jedes Wort, jede Handlung drei Mal überlegen muss damit man ja keinen damit stört.

    Klar sind Ängste irrational aber wenn sie einen im Alltag einschränken dann ist es die Aufgabe der Person sich professionelle Hilfe zu holen und daran zu arbeiten und nicht die Aufgabe der Umwelt sich so zu verbiegen dass die Angst der Person ja nicht Eintritt.
    Hätte ich warum auch immer Angst vor Muslimen wäre es wohl nicht wirklich gesellschaftlich akzeptabel wenn ich jedes Mal loskreischen würde wenn ich einen Muslim sehe. Oder Angst vor Kindern oder vor geistig behinderten oder oder oder...

  • Heute hatte ich zB eine sehr nette Situation.
    Ich war mit Bliss im Wald und uns kam eine Truppe Wanderer entgegen. Als sie uns sahen, ließen sich die beiden vorderen Damen direkt in die Gruppe zurückfallen. Und das ist für mich ein Zeichen, Platz zu machen. Ich bin mit Bliss ein paar Meter in den Wald und habe sie abgelegt. Die eine der beiden Frauen hat sich im Vorbeilaufen sehr freundlich bei mir bedankt.

    Aber ich habe z.B. immer mal wieder so seltsame Begegnungen, wo man auf einem gut überschaubaren Feldweg jemandem entgegen kommt, der sich völlig normal verhält, nix sagt – und dann mit 3m-Abstand plötzlich anfängt, panisch zu kreischen, während die Hunde ihn mit dem Ar*** nicht angucken und die Nasen in einem Grasbüschel versenkt haben. In solchen Situationen würde ich mir schon eine klare, höfliche Kommunikation wünschen.

    Das kenne ich auch. gerade wenn ich mit Tex unterwegs bin. Klar, der ist groß...interessiert sich aber überhaupt nicht für Fremde. Ich war mal mit ihm an der Talsperre und Tex spielte im Wasser. Da kamen zwei ältere Leute am Ufer entlang und blieben stehen (man hätte ja auch um uns rumaufen können...wenn da Badegäste liegen, läuft man ja auch nicht mitten durch :roll: ). Tex guckte die aus einiger Entfernung im knietiefen Wasser kurz an, wuselte dann aber weiter. Ich sagte "Gehen sie ruhig vorbei, der geht nicht zu Ihnen". Der ältere Mann guckte kurz abschätzig und meinte dann pampig "Jaja...Das kennt man. Die wollen alle nur spielen". Da habe ich gesagt "Mit Ihnen nicht, tut mir leid. Der kennt sie nämlich gar nicht".
    Sowas nervt mich dann schon. Ich bin zwar sehr umsichtig, sehe aber auch nicht ein, das Feld zu räumen, nur weil ich Hundehalterin bin.

    Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los dass man heutzutage auf so viele Sachen Rücksicht nehmen muss, dass man sich jedes Wort, jede Handlung drei Mal überlegen muss damit man ja keinen damit stört.

    Das empfinde ich leider auch so.

  • Ich denke auch, dass sich die gesellschaftliche Akzeptanz von Hunden gewandelt hat. Ich besitze ein älteres Hunderatgeberbuch, in dem ein Foto mit einem vor der Schule wartenden Boxer abgebildet ist. Der Boxer wartet dort auf seinen Kumpel unangeleint. In der heutigen Zeit undenkbar....
    Die gezielte Angstmache habe ich auch schon erlebt, ein Kind aus unserer Straße sollte zum Abendessen reinkommen und hat getrödelt. Die Mutter:"Du kommst jetzt rein, sonst kommt der große schwarze Hund!" (unser Benny). :mute: Anleinen und "aus dem Weg gehen " machen wir auch, bis jetzt wurden wir auch nicht angepöbelt. Allerdings hat unser Nachbar versucht, uns eins auszuwischen, indem er Benny bei der Gemeinde angeschwärzt hat. Der Hund wäre aggressiv, würde Kindern Angst einjagen usw., halt alles, was man einem großen schwarzen Hund so zutraut. Er ist abgeblitzt mit dem Hinweis, der Hund wäre noch nie negativ aufgefallen und hätte sich nichts zu Schulden kommen lassen. Ganz ohne Rechte stehen wir den Ängsten Anderer gegenüber auch nicht da.

  • @pardalisa Solche Situationen kenne ich auch. Aber wie gesagt, Menschen mit Ängsten sind irrational und können nicht wie normale Menschen handeln. Da ist es egal, ob man die Situation auf sich zukommen sieht oder sie sich plötzlich auftut.
    Ängstliche Menschen geraten auch oftmals von jetzt auf gleich in einen Panikmodus, auch wenn die 2m vorher noch völlig normal auf einen zugelaufen sind. Im Gegenteil, die versuchen oftmals noch normal auf einen zuzugehen und normal zu handeln, die Angst zu unterdrücken - und dann geht es doch nicht mehr und alle Dämme reißen.

    Deswegen hilft es oftmals nicht zu sagen, man solle sich nicht anstellen, oder dass der Hund angeleint ist oder Sitz kann oder ein pinkes Geschirr trägt oder sonstwas.

    Richtige Ängste sitzen tiefer. Und woher die nun herkommen oder ob Kinder heutzutage völlig verweichlicht werden (wie Avocado andeutet - sowas sagt man auch nur, wenn man keine Todesängete bisher ausgestanden hat), das geht mich nichts an und ich bilde mir kein Urteil drüber. Ich bin dann auch nicht dafür da die Leute zu therapieren oder sie für ihre Angst auch noch lächerlich zu machen oder ihnen helfen zu wollen. Ich geh vorbei und trage nur meinen Teil dazu bei, dass die Begegnung möglichst kurz und schmerzlos ist. Das hilft mir zumindest bei meiner Angst.

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