Rassestandard und Individuum

  • Hätte mal gerne eure Meinung und eure Erfahrung zu dem Thema gehört.

    Eine Rasse ist ja festgelegt durch 1. Optik, 2. Charakter, 3. Eignung (?).
    Wenn das alles ein einheitliches Bild gibt, wird es unter dem Dachverband als Rasse geführt.
    Eine Beschreibung der Rasse ist in der heutigen Zeit ja auch leicht zu finden durch das Internet. Man hat für jede Rasse irgendwo nen Eintrag oder Bericht von Züchtern, Besitzern, Liebhabern und halt noch den teilweise schwammigen Rassestandart. Zudem gibt es noch Bücher (die teilweise allerdings Mist schreiben).
    Wenn man also die Informationsquellen zusammennimmt hat man eine relativ große Bandbreite an rassetypischem Charakter der dann zwar vielfältig ist, aber es ist und bleibt eine Rasse (trotz verschiedener Linien, Vorlieben unterschiedlicher Züchter usw).

    Durch ein anderes Forum kam ich drauf, aber es wird auch oft genug hier zur Sprache gebracht, dass ein Hund einer Rasse auch ganz anderes sein kann und man muss immer das Individuum sehen.
    Ja, jeder Hund ist ein Individuum, auch innerhalb eines Wurfes erlebt man große Unterschiede der einzelnen Welpen.
    Aber, ganz ehrlich, ich hab meine Zweifel das es wirklich so häufig vorkommt, das ein Rassehund absolut gegensätzlich zu der Rassebeschreibung ist. Er wird den ganzen Spielraum vielleicht beanspruchen, aber letztendlich ist es genau die gekaufte Rasse.

    Oder ist das so falsch gedacht und diese Ausnahmen gibt es doch viel häufiger als ich mitbekomme? Muss man sich da wirklich drauf einstellen, das mein Schäferhund später den Charakter eines Labradors hat, weil ist ja ein Individuum und hat seinen Standart nicht gelesen?

    Kennt ihr solche Hunde (und ich meine jetzt nicht welche, die vom Besitzer versaut wurden, sondern die von Wurfkiste an sich nicht rassetypisch entwickeln)?

  • Also meine Schäferhündin hatte den Charakter eines Labradors und das fand ich gut so :D .

    Ich glaube jeder Hund ist ein Individuum , aber vieles hängt auch von der Sozialisierung und der Umwelt in der er lebt ab.

  • Ich würde mal behaupten, die Frage wie oft die Ausnahmen von der Regel vorkommt, hängt stark davon ab, welche Population man betrachtet.

    Habe ich eine Rassepopulation die kontrolliert auf Aussehen und Eignung gezüchtet wird, wirst du nur selten Ausnahmen finden. Je weniger Ansprüche man aber an das Zuchttier stellt, wo es am ende nur noch um hübsch aussehen und halbwegs nett sein geht, da wird die Streuung gerade im Charakter deutlich weiter und unberechenbarer werden.

    Ich kann jetzt nur für meine beiden Rassen sprechen. Innerhalb der Population der FCI kennt man seine Pappenheimer und weiß, was wo zu erwarten ist. Natürlich gibt es mal die Ausnahme, aber wirklich unberechenbar wird es erst in der "Hobby"zucht außerhalb der FCI.

  • Ich kann nur von Schäferhunden und Dackeln sprechen, da ich damit die meisten Erfahrungen habe.
    Ich denke, wenn einer Rasse z.B. 5 typische Rasseeigenschaften nachgesagt werden, dann treffen nicht immer genau alle 5 Eigenschaften auf jeden Hund zu, sondern vllt. nur 3 oder 4 davon, da es wie schon gesagt immer auf den jeweiligen Charakter des Hundes ankommt.

    Einem Dackel wird z.B. nachgesagt, dass er mutig und stur bzw. eigenständig ist, dass er erdverbunden ist (also gerne buddelt) und enormen Jagdtrieb hat.

    Auf meinen letzten Dackel traf dies alles zu, meine jetzige Hündin ist weder mutig (sie ist ein kleiner Schisser), noch gräbt sie irgendwo - könnte sie ja schmutzig werden. :D
    Aber trotzdem hat sie dackeltypische Eigenschaften, die man in diesem Ausmaß nur beim Dackel findet.

  • Ich kann jetzt nur für meine beiden Rassen sprechen. Innerhalb der Population der FCI kennt man seine Pappenheimer und weiß, was wo zu erwarten ist. Natürlich gibt es mal die Ausnahme, aber wirklich unberechenbar wird es erst in der "Hobby"zucht außerhalb der FCI.

    So ist es bei meiner Rasse auch.
    Beim Aussie erlebe ich eine "Von-bis-Spanne" was die Rasseeigenschaften angeht. ZB vom sportlichen Familienhund bis zum Vollblutarbeiter oder vom zurückhaltenden Menschenfreund bis zum reservierten Muffelkopp. Von ein bissche zuhause aufpassen bis zum kernigen Wachhund. Dazwischen ist je nach Linie eben alles möglich und man muss genau schauen, wo man sich einen Hund holt.

    Und auch da gibt es noch unterschiedliche Ausprägungen innerhalb der Würfe. Das ist dann aber wieder Charaktersache des Individuums und bewegt sich völlig innerhalb der Eigenschaften, die diese Hunde mitbringen sollten. Als Beispiel: Meine Hündin und ihr Wurfbruder sind beide sehr Aussietypisch. Beide arbeiten gerne, sind keine Zimperlieschen und sind tolle Begleiter. Ihr Bruder ist aber vom Charakter her viel ruhiger gelagert als Bliss und nicht so leicht aus der Ruhe zu bekommen. Bliss ist viel impulsiver als er und hat mehr "Pepp". Dennoch: Alle Hunde aus dieser Zucht sind typisch und ähnlich gelagert. Da fällt keiner durch das Raster und alle Hunde bringen die rassetypischen Eigenschaften ins verschiedenen Ausprägungen mit. Und genau so sollte Zucht ja auch sein, finde ich.

    Ich würde immer von den Rasseeigenschaften ausgehen, die ein Hund auch mitbringen sollte und nicht hoffen, dass der Hund doch aus der Art fällt. Das passiert ja eigentlich ziemlich selten und auf dieser Grundlage eine Rasse auszuwählen halte ich für mächtig naiv.

    Ja, jeder Hund ist ein Individuum, auch innerhalb eines Wurfes erlebt man große Unterschiede der einzelnen Welpen.
    Aber, ganz ehrlich, ich hab meine Zweifel das es wirklich so häufig vorkommt, das ein Rassehund absolut gegensätzlich zu der Rassebeschreibung ist. Er wird den ganzen Spielraum vielleicht beanspruchen, aber letztendlich ist es genau die gekaufte Rasse.

    Das sehe ich genauso.

  • Mein Emil ist in vielem Sheltietypisch. Bellt gerne, sehr auf seinen Halter konzentriert, lernwillig, reserviert zu fremden. In der Rassebeschreibung steht "niemals nervös" und das hat Emil offenbar nicht gelesen. Nervös bis hin zu unkontrollierten Zitteranfällen :( :

  • Erst mal sollte man festlegen, was denn die Persönlichkeit eines Hundes ausmacht?

    Ist es Trainierbarkeit, Geselligkeit, impulsives Verhalten, Nervenstärke, Durchsetzungsvermögen, Arbeitsfreudigkeit, Problemlöseverhalten, Eigenständigkeit, Reserviertheit oder Jagdanlage?

    Es gibt noch viele "Parameter" mehr und jede Eigenschaft hat eine gewisse Spannweite.
    Ich denke einzelne Rassen, die für einen bestimmten Zweck gezüchtet werden/wurden haben in den einzelnen Eigenschaften recht ähnliche Verteilungen, während es beim individuellen Hund natürlich wiederum kleinere (oder größere?) Abweichungen geben kann.

    Nehmen wir mal den Collie.

    Ich würde sie grob als gesellig, gut tranierbar, weniger impulsiv und mit passivem Problemlöseverhalten und mittlerer bis kleiner Eigenständigkeit beschreiben.

    Weicht ja schonmal ab von zB. einem Aussie, den ich deutlich impulsiver, durchsetzngsstärker und arbeitsfreudiger einstufen würde.

    Trotzdem kann es natürlich auch Collies geben, die andere Hunde Schei*e finden.

    So würde ich es zumindest sehen. Natürlich ist ein Hund individuell und 2 Vertreter der gleichen Rasse können völlig unterschiedlich sein. Aber in der Regel bewegen sie sich in gewissen Rahmen, die ihre Rasse nunmal ausmacht. Große Ausreißer sollte es demnach selten geben (und je besser die Auslese, desto seltener) aber natürlich gibt es unter 500 Labbis den einen, der Wasser hasst :D

  • Er hat das Ansehen eines intelligenten, stets wachsamen, munteren, sowie
    harmonisch gebauten Hundes, der den Eindruck von Eleganz und stolz
    erweckt.


    VERHALTEN / CHARAKTER :

    Dieser Hund ist bekannt für seine Loyalität und seine Lern- und
    Dressurfähigkeit, was ihn zu einem besonders angenehmen
    Gesellschaftshund macht.


    Zu meinem Kleinpudel passt das recht gut. Nur ist er manchmal etwas stur. :hust:
    Aber loyal, wachsam und munter passt total. :dafuer:

  • Ich habe einiges durch an Rassenbücher über einen Mops.
    Man ließt vieles und dann zieht der gewünschte Rassehund ein. Man hat gewisse Vorstellungen vom Hund.

    Einen Mops wird nachgesagt, er sei mutig und dadurch Größenwahnsinnig. Er ist dickköpfig und freundlich zu Mensch und Tier.

    Zu Caro kann ich sagen: Ja, sie ist mutig. Das finde ich gerade sehr gut an ihr. Sie hat schließlich vier Jahre ihres Lebens verpasst und wurde auf nichts geprägt. Da kommt einen die mit den Kopf durch die Wand Taktik besser gelegen als wenn sie panisch mit der Umwelt umgeht.

    Dickköpfig. Ähm. Nö. Würde ich nicht behaupten. Sie liebt es zu Arbeiten und ist immer mit dabei. Sie versucht nicht, ihren Willen durchzusetzen.

    Freundlich zu Menschen: Ja. Sie liebt Menschen. Diese liebe musste ich ihr abgewöhnen, denn sie wollte mit jeden Menschen kuscheln. Jetzt geht sie nur noch auf Freigabe zu anderen Menschen und kann an menschen auch mal vorbei gehen.

    Tiere: Werden liebevoll ignoriert. Mit Katzen will sie aber kuscheln.

    Hunde: Sie findet es nicht nett, wenn Hunde in sie Reinbrettern. Ein Grundlegendes Problem hat sie aber nicht mit ihnen.

    Auf Mopstreffen habe ich andere Möpse gesehen.
    Mutig fand fast jeder Besitzer seinen Hund.
    Dickköpfig irgendwie auch. Aber ehrlich gesagt werden wohl die wenigsten erzogen und die Grundkommandos sind "Hier" und "Sitz". Mehr braucht ein Mops wohl nicht. :mute:

    Freundlich zu Menschen: Eigentlich auch alle.

    Anderen Hunden: ich empfand einige als "Rassistisch". Es waren auch paar nicht-Möpse da, die wurden teilweise angegangen.

  • Ich kann nur für den Labrador sprechen. Ich kenne sowohl Labbis aus seriöser VdH-Zucht, als auch viele "Vermehrerhunde". Die, die aus dem Standard "rausfallen" sind eher die Vermehrerhunde.

    Newton hat seine Rassebeschreibung auf jeden Fall sehr genau gelesen... ;)

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