Mein Tag beim Jagdhundeausbilder

  • Nachdem ich nun mehrere Hundeschulen/-vereine in Darmstadt und Umgebung abgeklappert hatte und es mir nirgends richtig gefallen hat, bzw. die Methoden einfach absolut unbrauchbar für meinen Jagdhund Darrell, ein Beaglemix, waren, entschloss ich mich, mir bei jemandem Hilfe zu suchen, der sich wirklich mit Jagdhunden und deren spezielle Bedürfnisse auskennt.



    Über das Jagdhundhalterforum fand ich in Stefan Fügner einen Jagdhundeausbilder mit langjähriger Erfahrung. Dieser baut gerade ein Netzwerk auf, bei denen ein erfahrener Jagdhundeausbilder die Patenschaft für einen Jagdhund in Nichtjägerhände übernimmt und diesem Hilfestellungen bei der Erziehung gibt.



    Wir arbeiteten den ganzen Nachmittag und es war besonders für mich sehr lehrreich und informativ, ebenso interessant.



    Ich lernte nicht nur viele Dinge über Jagdhunde, besonders über Bracken, sondern auch, wie ich die Aufmerksamkeit meines Hundes auch bei starker Ablenkung auf mich lenke und wieder zu mir bekomme und wie ich meinem Hund in Extremsituationen Ruhe vermittle.



    Gleich am Anfang kamen wir an 2 Hunden vorbei und Darrell wollte da natürlich gleich hin und zerrte an der Leine. Herr Fügner nahm die Leine, rief den Hund mit "Hier". Als dieser nicht reagierte zupfte/ruckte er leicht an der Leine und blieb stehen. Sobald der Hund reagierte wurde er ins Sitz gebracht und gelobt. Er musste sitzen bleiben bis er sich etwas beruhigt hatte.
    Dann ging er wieder einen Schritt auf die fremden Hunde zu. Darrell rennt wieder vor, und dasselbe Spiel begann von vorne. Doch als er diesmal saß, drehte er den Kopf von den Hunden weg und versuchte diese zu ignorieren.
    Noch einmal wurde das ganze wiederholt, wobei er die fremden Hunde nun völlig ignorierte und sich nur auf das Kommando (und den Kommandogeber) konzentrierte. Daraufhin folgte er ohne zu Zerren oder Sonstiges weiter und beachtete die Hunde nicht mehr. Wir trafen kurz darauf noch mal einen dieser Hunde und nun sollte ich die Übung selbst wiederholen. Darrell setzte sich sofort, versuchte gar nicht zum anderen Hund zu kommen und ignorierte diesen.



    Wir gingen durch ein Feld das voll von Rehen war.
    Auch hier wurde mir gezeigt, wann ich genau den Hund abrufen muss. Auch auf das typische Verhalten von Bracken auf der Jagd wurde ich hingewiesen.
    Bei Sichtung der Rehe oder der Aufnahme einer Fährte wurde Darrell sofort heran gerufen und wieder ins Sitz gebracht. Dort blieb er solange sitzen, bis er sich, trotz der fliehenden Tiere und des Geruchs, wieder beruhigt hatte.
    Schon nach wenigen Wiederholungen setzte sich der Hund, nachdem ich ihn heran gerufen hatte, von alleine neben mich.



    Darrell hat große Angst vor Schäferhunden, da er mit 6 Monaten von einem gebissen wurde.
    Wir kamen an einen Gitterhoftor vorbei, hinter dem ein Schäferhund tobte. Herr Fügner nahm Darrell an die Leine und führte ihn langsam an das Hoftor heran. Immer einen Schritt weiter und dann forderte er das "Sitz", bis mein Hund ruhig wurde.


    Ich hab kaum geglaubt wie schnell mein Hund an Sicherheit und Ruhe gewann.


    Der Ausbilder rief den Hund hinter dem Tor zur Ordnung und durch die Ruhe und Autorität des Ausbilders war der Schäferhund so beeindruckt, dass er sich in seinen Zwinger verzog. Darrell war immer noch nervös, aber nicht zu vergleichen mit den Anfällen die er sonst beim Anblick eines Schäferhundes bekommt. Er ignorierte den anderen Hund so gut es ging und konzentrierte sich darauf, das geforderte Kommando "Sitz" auszuführen. Durch dieses Erfolgserlebnis (er bliebt ruhig, der andere geht) hat er an Selbstbewusstsein gewonnen und wir sind ein großes Stück weiter gekommen.



    Für mich war es eine tolle Erfahrung zu sehen, was man mit Ruhe, Hartnäckigkeit und Autorität erreichen kann und ich bin sehr bemüht mich zu bessern.



    Ich hätte nie gedacht, dass man mit solch einfachen Methoden so schnell eine Wirkung erzielt.



    Mein normalerweise sehr hibbeliger Hund war kaum wieder zu erkennen und lag ruhig und entspannt unter dem Tisch im Cafe, indem wir den Tag, die Übungen und die Erfahrungen noch mal durchsprachen, ebenso wie ich das Training weiter gestalten könnte.



    Für mich und meinen Hund war es ein sehr erfolgreicher Tag. Mir wurde genau gesagt und gezeigt wie ich bestimmte Übungen am besten mache und ich wurde auch direkt korrigiert.



    Zusammengefasst war es sehr lehr- und hilfreich und ich kann nur jedem (Jagd-) Hundebesitzer empfehlen, sich einen Jagdhundhalter-Paten zu suchen.


    Liebe Grüße Miriam&Darrell

  • Zitat

    Sorry, aber für mich liest sich das nicht als Positiv-Beispiel... aber meine Ansprüche sind da wohl auch ein paar andere *hüstel*


    Bitte erklär das ein bißchen genauer.

  • ich finde es auch nicht so positiv, weil:


    wenn jemand es nötig hat mit der leine an einem hund herum zu rucken, dann ist das schon mal nicht sehr kompetent.


    auch das man mit einem hund so dicht an einen anderen geht, der sein revier verteidigt, ist inkompetent.
    denn das ist für den sich nähernden hund ziemlich unangenehm und hat nichts damit zu tun das er sich solchen situationen aussetzen "muss" damit er ruhig wird.
    das ist schlichtweg unhöflich und kein gut sozialisierter hund würde von sich aus zu einem anderen ans revier gehen.
    das macht man nicht und da kann man sich üble bisswunden einhandeln!


    es ist sehr schön das der jagdhundeausbilder über das spezifische jagdverhalten aufgeklärt hat und das er dem hundebesitzer aufzeigt ab wann der eigene hund schon mit seinem jagdverhalten beginnt.


    aber leinenruck ist absolut unnötig.
    einfaches stehenbleiben hätte es auch getan.


    was ich übrigens sehr kritisch betrachte ist, das der ausbilder sich den hund nimmt und ihn zum "funktionieren" bringt.
    das ist falsch und ich würde einen hund nur im absoluten notfall selbst nehmen.
    die aufgabe eines ausbilders ist es dem hundeführer beizubringen wann er was wie machen soll.
    nicht es vorzumachen, davon lernt es der hundeführer nicht.



    da ich bisher noch keinen jagdhundeführer kennengelernt habe, der seinen hund kompetent und ohne zwang ausbildet stehe ich einer solchen patenschaft sehr kritisch gegenüber.
    es gibt nur ganz, ganz wenige gute jagdhundeausbilder.
    sehr wenige, leider.



    lg christina

  • Hi,
    ich war von dem Thema eben angenehm überrascht, aber beim Lesen kamen mir auch Zweifel.


    Zuerst hat mich gestört, dass jemand anderes als du mit deinem Hund arbeitet.
    Wenn unsere Trainerin uns etwas vormacht, hat sie dafür ihren eigenen Hund dabei.


    Das Zupfen an der Leine und auch das Ausprechen von Kommandos, die ein Hund noch nicht beherrscht, während er etwas anderes macht, erscheint mir weniger sinnvoll.


    Und zu guter Letzt erstaunt mich, dass ihr an einem Nachmittag so viel erreicht habt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Hund von so riesen Schritten nicht gestresst ist.
    (Wenn mein Hund gestresst ist, funktionieren übrigens auch Dinge, die sonst nicht gehen. Auf dem Flohmarkt z.B., wo 1000 Hunde unterwegs waren, ignorierte er alle gekonnt. Sonst wurde alles angebellt. Deshalb hab ich ihn erst mal nicht mehr dahin mitgenommen. Mittlerweile fällt ihm das leichter. )


    Ich bin mit Snoop auch in einer Jagdhundeausbildung unter Mitarbeit eines Jägers. Allerdings dauert der Kurs schon von vorne herein 8 Monate und kann auch noch länger dauern.
    Auf Zwangsmittel (Leinenruck, Sprühhalsbänder etc.) wird völlig verzichtet und auch die Schußfestigkeit fällt weg. Dafür lernen wir natülich das artgemäße Verhalten einschätzen und Ersatzbeschäftigung wie Fährte und Apportieren.


    Grundsätzlich finde ich die Idee gut, aber noch besser finde ich unsere Lösung, wo in erster Linie eine gewaltfreie Hundeschule den Weg bestimmt und der Jäger als Co-Ausbilder dort mitarbeitet.


    LG Christine

  • Zitat


    Gleich am Anfang kamen wir an 2 Hunden vorbei und Darrell wollte da natürlich gleich hin und zerrte an der Leine. Herr Fügner nahm die Leine, rief den Hund mit "Hier". Als dieser nicht reagierte zupfte/ruckte er leicht an der Leine und blieb stehen. Sobald der Hund reagierte wurde er ins Sitz gebracht und gelobt. Er musste sitzen bleiben bis er sich etwas beruhigt hatte.

  • Zitat


    Auf Zwangsmittel (Leinenruck, Sprühhalsbänder etc.) wird völlig verzichtet und auch die Schußfestigkeit fällt weg.


    *Dumme-Frage-an* Wieso fällt die weg? Meinst du das üben oder generell?*Dumme-Frage-aus*

  • Sorry, hatte meinen Beitrag vergessen:


    Zitat


    Gleich am Anfang kamen wir an 2 Hunden vorbei und Darrell wollte da natürlich gleich hin und zerrte an der Leine. Herr Fügner nahm die Leine, rief den Hund mit "Hier". Als dieser nicht reagierte zupfte/ruckte er leicht an der Leine und blieb stehen. Sobald der Hund reagierte wurde er ins Sitz gebracht und gelobt. Er musste sitzen bleiben bis er sich etwas beruhigt hatte.


    Wie sehr wurde geruckt? Warum diese Art der Einwirkung? Wie soll sich der Hund im Sitz beruhigen, wenn er möglicherweise die anderen Hunde weiter fixiert? Versteh ich nicht.

  • Also ich habe geschrieben leichter Ruck. Der Hund hatte eine Geschirr an und es war kein Rucken wie man es aus der Hundeschule kennt sondern einfach ein Schnicken mit dem Handgelenk.


    er hat den Hund nicht genommen und zum "funktionieren" gebracht. Der Hund sollte ein bekanntes Kommando ausführen. Das wurde OHNE jeglichen Zwang gemacht. Das ist keine Hundeschule und soll es auch nicht sein. Es werden einfach Hilfestellungen geben. Er zeigt mir direkt wie die Übung aussieht und wie man allein durch Ruhe und Autorität schnell Erfolge erzielen kann. Ich sehe dann direkt dass mein Hund reagiert und auf was er reagiert, da ich mir es anschauen kann.


    Erzogen habe ich meinen Hund selbst, er hat mir einfach nur Hilfestellungen gegeben wie ich verschiedene rassespezifische Probleme beheben kann bzw wie ich selbst mehr Ruhe und Sicherheit vermitteln kann.


    Ich kann sehr gut unterscheiden, ob mein Hund gestresst ist oder ob er ruhig und sicher ist. Wurde irgendwas zu stressig für den Hund wurde er sofort aus der Situation genommen.


    Ich finde es schade, dass sich man sich an Kleinigkeiten aufhängt und nicht einsieht was es für manche Hundehalter für eine Chance ist.

  • Zitat

    *Dumme-Frage-an* Wieso fällt die weg? Meinst du das üben oder generell?*Dumme-Frage-aus*


    Generel. Weil wir nicht schießen wollen. Es geht nur um den Gehorsam am Wild und Ersatzbeschäftigung. Ich hab ja auch gar keinen Jagdschein.


    @ Mimi


    Sorry, manchmal sind es die "Kleinigkeiten", die eine gute von einer schlechten Ausbildung trennen. Deshalb sind hier einige etwas kleinlich.


    Vielleicht ist dein Text auch falsch rüber gekommen. Für mich hatte es sich nicht so angehört, als seien die Hunde schon ausgebildet und erzogen.
    Dabei ging es ja in eurem Kurs nur noch um die Feinheiten.
    Ich bin von so etwas wie meinem Hund ausgegangen, der schon völlig verrückt gespielt hat, wenn am Horizont ein Eichhörnchen oder fremder Hund auftauchte.


    Sicher ist es was anderes, wenn der Hund das Kommando "Hier" und "Sitz" schon sauber beherrscht. Dann kann man sie auch in einer Situation mit erhöhter Ablenkung anwenden.


    Es ist aber auch gut, wenn es angesprochen wird, damit jeder, der wegen seinem jagdambitioniertem Hund hier reinschaut, gleich weiss, dass erst mal die Grundausbildung stimmen muss, bevor man mit stressigen Aufgaben darauf aufbaut.


    Unser Jäger (der die Ausbildung in unserem Kurs übernommen hat) ist wirklich ein lieber Kerl. Trotzdem bin ich froh, dass unsere Hundeschule die Umgangsart bestimmt. Ich bin mir sicher, dass er unseren Umgang mit dem Hund insgeheim für zu zimperlich hält...


    LG Christine

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