Inzucht-Verpaarung?
-
-
Hunde aus der Zucht bzw Linien sind alle so eng bzw noch enger. Natürlich wird da weitergezüchtet. Meist im selben Bereich, weil man eben weiß das Gutes dabei rauskommt.
So einfach ist Genetik schlichtweg nicht und nicht nur das Gute wird weitergegeben. Auch schlechte Eigenschaften die erst noch gar nicht zum tragen gekommen sind kommen dann verstärkt raus.
-
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
Deswegen nochmal man muss sich auskennen
Ich kenne bis jetzt nichts schlechtes
Und ich kenne sehr seeeeehr viele Hunde aus diesen verpaarungen. -
Dann machen wir uns doch erst mal dran, den Unterschied zwischen INZUCHT und INZEST zu klären:
INZEST ist ein eher kulturell geprägter und auch juristisch angewandter Ausdruck für Geschlechtsverkehr naher Verwandter. Inwieweit die Gradierung geht, ob nur 1. Grades (Mutter/Sohn) oder 2. Grades (Cousins) ist von der jeweiligen Kultur abhängig.
INZUCHT ist eher die genetische Sichtweise. Durch gezielte Verpaarung möglichst erbgleicher Tiere/Pflanzen will man gewisse Merkmale herausbilden (mehr Milch bei Kühen, hohe Erträge bei Getreide).
Wenn man nun zurück schaut und sich z.B. die lange weit verbreitete Sitte anschaut, im Hochadel nur untereinander zu heiraten, nennt man das soziale Inzucht. Das hatte dann als logische Folge den Ahnenverlust.Also, konzentrieren wir uns damit auf die Inzucht und definieren weiter, was Linienzucht ist.
Wenn ich möglichst reinerbige Tiere immer wieder rückführe, kommen vor allem auch regressive Gene (also nicht dominant, wie z.B. Langhaar) auch zum Zuge, weil das Vorhandensein von rezessiven Genen höher ist. DAS ist ja erwünscht.
Aber auch neg. Sachen wie z.B. eine Anfälligkeit für Epilepsien kommt dann zum Vorschein! Bin ich jetzt ein verantworungsvoller Züchter und kein selbstsüchtiger und dummer Vermehrer, nehem ich diese Tiere sofort aus der Zucht!
Ohne Inzucht gäbe es die heutige Haustiervielfalt und Nutzpflanzen nicht.
Generell betreiben wir mit unseren Rassetieren sog. Reinzucht. D.h., alle Hunde einer Rasse dürfen miteinander verpaar werden. Punkt. Jetzt fangen die Feinheiten an:
Durch Veredelungs- und Verdrängungszucht (es werden jeweils fremde Rassen eingekreuzt) werden bestimmt Merkmale gefestigt oder entfernt. Beim Mops z.b. bräuchte es jetzt dringed eine Veredlungszucht, da die Anlagen für eine längere Nase völlig verschwunden sind.
Und dann habe ich eine fertige Rasse. Die dem Standart untersteht. DER ist aber nur ein Idealbild, welches es in real gar nicht gibt. Nothing is perfect! Zudem legt das jeder anders aus.
Und da kommen wir zur Linienzucht: ich nehme Hunde, die erst mal im Phänotyp und der Leistung dem entsprechen, was ich haben möchte. Ich nehme jetzt mal meine Whipps: in diesem Fall S&L-Hunde. Da beschränke ich mich aber nicht auf die nächsten Verwandten sondern streue sehr weit, bis zur 2., 3. Generation darf das schon gehen. Ich habe meine Weiber aus einer mehr als 20jährigen Linienzucht und da steht nicht ein Verwandter 2 x drin. Allerdings gibt es ja auch genug von denen...
Aber durch die relative Nähe zueinander gibt sich insgesamt nach langer Zuchtfolge ein relativ einheitliches Bild.
Beispiel: ich werfe Karotten, Kartoffeln, Zwiebeln, Wurststückchen, Petersilie in einen Topf, koche es 20 min und habe: Pichelsteiner! es schmeckt lecker, sieht gut aus, ich kann aber immer noch Kartoffeln, Karotten und co. unterscheiden. Koche ich es jetzt auf kleiner Flamme weiter, wird Eintopf draus! Alles einheitlich. Schmeckt lecker, ist zuverlässig immer gleich. Ab und an schwimmt mal ein kleines Stückchen Petersilie oben auf, das wäre dann halt mal ein Fleck auf der Brust oder so..
Der Silken Windsprite wäre im Moment also Pichelsteiner, der Whippet ist schon lange Eintopf...
Noch Fragen? -
Hunde aus der Zucht bzw Linien sind alle so eng bzw noch enger. Natürlich wird da weitergezüchtet. Meist im selben Bereich, weil man eben weiß das Gutes dabei rauskommt.
Also so eng muss es aber nicht wirklich sein. Da sehe ich auch mehr Nachteile als Vorteile.
-
Wie will ich mich in etwas auskennen das ich nicht vollständig überblicken kann und auch nicht vollständig verstehe (Genetik). Ich kann nur "rumprobieren" und was anderes ist Zucht strenggenommen nicht.
Ich finds einfach äusserst fragwürdig warum man verwandschaftlich so eng züchtet. Es hat halt nicht nur Vorteile wie du es gerne darstellst.
-
-
siehst Du, geisi2: das ist der Unterschied zwischen Züchter und Vermehrer: wissen, was man tut oder rumprobieren...
Ich habe in der Reinzucht sehr viele Möglichkeiten, die allerdings von den meisten bei weitem nicht ausgeschöpft werden, da persönlicher Ehrgeiz und Fehlvorstellungen dem Wissen vorab gestellt werden! -
Hunde aus der Zucht bzw Linien sind alle so eng bzw noch enger. Natürlich wird da weitergezüchtet. Meist im selben Bereich, weil man eben weiß das Gutes dabei rauskommt.
So ist es zum Glück nicht.
Natürlich gibt es Züchter die immer enger in die Linie gehen, nur macht sich da irgendwann die Inzuchtdepression breit und ohne regelmäßige Auszucht kommt da bald nichts Gutes mehr bei raus...
Warum man wissentlich den Genpool mit Linienzucht oder Inzucht verringert obwohl man sich mittlerweile der Gefahren bewusst sein sollte erschließt sich mir nicht.
Weil es - verantwortungsbewusst, gezielt und vor allem in Maßen(!) eingesetzt - ein sehr effektives Werkzeug in der Zucht ist.
Kritisch wird es erst wenn man ohne viel Sinn und Verstand immer enger und enger auf irgendeinen Popstar zieht, ohne dass es wirklich einen genetischen Grund hat, dass dieser Rüde so gehyped wurde - mein Lieblingsbeispiel ist da bei heute Gino Gomez "Mein Vater ist mein Onkel" del Citone. Für mich das Paradebeispiel an Dummheit und Sinnlosigkeit in der Hundezucht. Macht Linienzucht per se aber nicht schlecht. -
Es ist ne Illusion zu glauben, man wüsste mit Sicherheit, was in seinen liniengezüchteten Hunde gesundheitlich schlummert. Das geht schlicht und einfach nicht. Dieses Mantra "Know your lines!" ist ja schön und gut, aber es ist viel zu vereinfacht gedacht.
Man sieht beim Erbgut ja immer nur die Spitze des Eisberges, alles das was "unter der Oberfläche" für unsichtbare Prozesse codiert, das fällt nie auf, bis es dann mal nicht mehr funktioniert. Und je mehr/enger man Linienzucht betreibt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann mal was rezessives hochkommt.
Ein Züchter, der behauptet, er könnte das Risiko bei dauerhafter enger Linienzucht ausschlißene oder verschwindend klein halten, weil er seine Linien so gut kennt, der lügt (sich selbst an) oder hat keine Ahnung von Genetik.Andererseits sind die Vorteile natürlich, dass man relativ schnell relativ berechenbare Ergebnisse bekommt und das ist ja der Sinn und Zweck von Rassehundezucht.
Deswegen würde ich es auch nicht völlig verdammen, es ist halt ein Zuchtwerkzeug. Aber ein verdammt scharfes, zweischneidiges.Man sollte zumindest auch immer die Gesamtpopulation im Auge behalten und nicht nur die eigene Linie (" Züchten ist denken in Generationen" und so, und außerdm muss man ja irgendwann auch mal was anderes mit reinnnehmen und wenn die alle die gleichen tollen Ideen wie ich hatten, war das natürlich nicht so toll was wir da gemacht haben):
Wie viele Gründertiere hatte die Rasse? Viele Rassen sind eh nur auf der Basis von wenigen dutzend Tieren gegründet worden, von denen einige noch grob überrepräsentiert sind in den Pedigrees.
Gab es früher schonmal genetische Flaschenhälse (viele europäische Rassen sind um die 2. WK rum mal fast ausgestorben und wurden nachher auf dem Rücken von einer Hand voll Tiere wieder aufgebaut).
Aus diesen beiden Fragen ergibt sich die nächste: Wie hoch sind COI und Ahnenverlust in der einzelnen Verpaarung und in der Rasse allgemein? Je weiter zurück man da in der Berechnung gehen kann, desto besser, es darf gern auch mehr sein als die üblichen 5-10 Generationen wenn man das hinkriegt.
Wie hoch ist die effektive Populationgröße der Rasse? In der Erhaltungszucht bedrohter Arten gilt alles unter 100 als praktisch nicht mehr langfristig lebensfähige Population, jetzt nennt mir ale Hunderassen, die eine effektive Populationsgröße von über 100 Tieren haben...Auf welche Tiere wird Linienzucht betrieben - auf die großen popular sires, die jeder Hans und Franz genutzt hat, oder auf eher seltene Linien?
Ist das Zuhctbuch komplett geschlossen oder ist es offen, und wenn es offen ist, wie oft wird die Möglichkeit genutzt, einen wirklichen Outcross durchzuführen?Wenn man eine Rasse mit komplett geschlossenem ZB hat, die von wenigen Tiere abstammt, in ihrer Geschichte ein oder mehrmals durch Flaschenhälse gewandert ist, von Popular Sires beeinflusst wurde... dann würde ich mich immer nach einer Verpaarung umgucken, die eher unter dem Rassedurchschnitt liegt was COI und Ahnenverlust angeht. Also idR kein liniengezüchtetes Tier.
Man muss halt immer sehen, dass Inzestzucht und Inzucht/Linienzucht da, wo sie ihre größtem Erfolge feiert, nämlich in der Zucht von Nutztieren, in der Regel abgewechselt wird mit Outcrossverpaarungen, allerspätestens dann, wenn erst Probleme auftauchen.
Und es wird viel härter selektiert, was erstens bei unseren Haushunden gar nicht möglich ist, weil ja ein großer Teil nie arbeiten muss und nie auf irgendwas getestet wird, und es zweitens heutzutage auch nicht vertretbar ist, halt erstmal ein paar Generationen lang einen gewissen Anteil an Krüppel und Verreckern zu produzieren um mit den gesunden dann weiter zu züchten.TLDR:
Unter bestimmten Vorraussetzungen würde ich einen liniengezüchteten Hund kaufen, meistens halte ich es für ahnungslose Spielerei mit dem Feuer. -
Momentan ist es ja so, dass die meisten Hunderassen mit einem eingeschränkten Genpool zu kämpfen haben, weil z.B. der VDH nur seine eigenen Hunde zur Zucht zulässt und vereinsfremde Hunde außen vor bleiben.
Von daher halte ich eine enge Zucht für äußerst gewagt.
-
der VDH nur seine eigenen Hunde zur Zucht zulässt und vereinsfremde Hunde außen vor bleiben.
Es sind alle Hunde aus der FCI zugelassen und auch Hunde aus Partnerverbänden die den FCI Bestimmungen entsprechen werden zugelassen, also nicht nur VDH Hunde... -
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!