Clickertraining - Verständnisfrage

  • Hi!


    Die Aufmerksamkeit meines bald neun Monate alten Rambos lässt in letzter Zeit sehr zu wünschen übrig (hallo Pubertät) und mir wurde Clickertraining and Herz gelegt.


    Ich habe mich also mit einem Clicker und entsprechendem Trainingsbuch ausgestattet, allerdings ist letzteres eher irreführend.


    Bevor ich jetzt planlos irgendwelchen Konditionierungsmist starte, wollte ich euren Rat hören.


    Die Autorin benutzt in ihren Ausführungen immer den Begriff C&B (Clicker und Belohnung). Am Anfang schreibt sie, dass man den Clicker konditionieren soll. Logisch. Also Clicken, dann direkt belohnen = C&B.


    Mir gut es ab jetzt vor allem um Blickkontakt und Leinführigkeit. Da schreibt sie (zusammengefasst):


    Wenn Hundi in die Augen schaut C&B.


    Und: Wenn Hundi zieht, rückwärts gehen, sobald Leine Locker C&B.


    Jetzt ist aber irreführend: Wird immer direkt nach dem Click gefüttert? Oder ist der Click die Belohnung, weil der Hund ja darauf konditioniert ist. Sprich: Bei Blickkontakt NUR clicken oder auch gleiche füttern? Das gäbe dann doch gar keinen Sinn, weil man dann auch direkt nur füttern bräuchte oder?


    Und die zweite Frage: Wie oft führt man die Konditionierung aus. Einmal eine Session? Das sind drei mal fünf Click-Einheiten mit Füttern. Oder macht man das täglich? Nutzt sich der Clicker-Effekt vielleicht ansonsten wieder ab?


    Vielen Dank für eure Antworten!

  • Nach dem Click kommt immer eine Belohnung. das muss nicht immer Futter sein, ist aber am Anfang einfach am praktischsten.
    Zur Konditionierung würde ich mehr als eine "Sitzung" anpeilen. Und auch Umgebungswechsel miteinbeziehen.
    Tolle Seite mit vielen Infos:
    http://markertraining.de/


    Der Click ist eine Art "Krücke". Er signalisiert dem Hund punktgenau, dass er etwas richtig gemacht hat. Noch bevor wir fertig sind, nach den Leckereien in der Tasche zu kramen.

  • der Click ist quasi ein Versprechen an den Hund = jetzt gibts was tolles. Wie schon gesagt, was ist auf deinen Hund angepasst. Streicheleinheit, toller Ball, Leckerli. Was er eben gerne mag.


    Der Click selbst dient in dem Moment dafür, dass du das richtige Verhalten punktgenau clicken kannst bzw eben einfangen kannst und genau in der Sekunde belohnst. Du kannst auch ein Wort wie "fein" oder sonstiges nehmen. Doch mit dem clicker hast du den Vorteil, dass er immer gleich klingt (keine Emotionen wie in der Stimme) und wenn man das selbst ordentlich macht und geübt hat viel punktueller einzusetzen ist.


    Konditionieren kommt auch auf den Hund an - meine haben es immer schnell verstanden. So nach 3 Tagen mit 3 mal täglich 10 C&B's sollte es verknüpft worden sein.

  • der Click ist quasi ein Versprechen an den Hund = jetzt gibts was tolles.


    Ich finde dieser Satz drücke es doch ganz genau aus. Nach jedem Versprechen an den Hund gibt es ein Leckerchen. Es werden keine Versprechen gesammelt.

  • Wenn der Hund etwas richtig macht muss er innerhalb von 1-2 Sekunden belohnt werden damit er das mit seinem Verhalten verknüpfen kann. Da lässt sich der Click einfach schneller und passgenauer einsetzen. Außerdem kann er auch auf Distanz eingesetzt werden.
    Wie schon geschrieben wurde, der Klick bedeutet für den Hund, dass er gleich eine Belohnung bekommt und ist nicht die Belohnung selbst.
    Ansonsten würde ich erstmal 3-4mal reine Konditionierung machen und dann mal einen Test starten. In der HuSchu haben wir das damals so gemacht dass wir zuhaus mal clicken sollten wenn der Hund nicht im selben Raum ist. Wenn er angeflitzt kommt und ein Leckerchen fordert hat er das Prinzip verstanden.
    Ich würde am Anfang mit einfachen Tricks beginnen um selbst besser mit dem Timing zu werden. Ich hab damals mit dem Blickkontakt angefangen, im Nachhinein finde ich aber dass es dafür einfachere Sachen gibt. Zum Beispiel einfach einen Gegenstand nehmen un den Hund damit agieren lassen. Bei mir war es zum Beispiel ein Eimer. Am Anfang habe ich meinen Hund bestätigt wenn er darauf zu ist, dann wenn er ihn berührt hat und später dann nur noch wenn er mit den Pfötchen da drauf gestiegen ist. Dann natürlich iwann auf Kommando und später haben wir das noch ein wenig mit aus der Distanz auf den Eimer schicken geübt. Ich denke sowas ist für den Anfang einfacher, da es eindeutiger ist, was man von dem Hund verlangt. Beim Blickkontakt kann man sich schon leichter mal verklicken z.B. wenn der Hund dann doch mit dem Blick woanders ist. Das würde ich erst üben wenn man selbst schon am eigenen Timing gearbeitet hat.

  • Okay. Dann weiß ich aber nicht in wie fern ich das gut finde. Da werden dann ja Tonnen an Leckerlies verfüttert. Am Ende wird wahrscheinlich immer noch gezogen.


    Nur zieht der Hund dann nicht mehr mich, sondern ich einen dicken Fellball :).

  • Die Belohnung muss nicht immer Futter sein. Du kannst auch anders belohnen nach dem Click.


    Hier gibt's Futter. Das ist einfach ein gutes Drittel ihrer Tagesration. Den Rest gibt's aus dem Napf.


    Also nix mit dickem Fellball.

  • Ich finde es schwierig, was du umsetzen möchtest.
    Du lernst etwas Neues, der Hund auch, zudem ist der Hund im Hormonchaos.
    Der Hund lernt jetzt schlechter als normal. Der Clicker ist ein Weg in der Erziehung über positive Verstärkung und in meinen Augen das beste, was in den letzten 20 Jahren bekannt wurde, ausserhalb der Delphindressur.


    Kein Hund erhält beim Clickern TONNEN an Leckerchen.
    Man trainiert einfach eine bestimmt Zeit, oder eben man nimmt Zehn Leckerchen und versucht halt mit diesen etwas dem Hund beizubringen. Das sind dann genau 10 Clicks.


    Beim Clickern (nach herkömmlicher Art, also ein reines Gehorsamstraining, wie du es jetzt machen möchtest) ist es auch wichtig einen ANFANG und ein ENDE zu "verkünden".


    Und sebstverständlich kann ein leinenziehender pubertärer Jung-Hund, der 10 mal geclickt wird nicht perfekt Leinelaufen.


    Aber er kann lernen, dass es sich lohnt.
    Auch das übt man, wie alles andere auch, in erstmal ablenkungsfreier Umgebung, dann steigert man.


    Ich finde Blick und Click nicht das beste, bei Leinenführung.
    Ich möchte das zum Beispiel gar nicht haben. Ich möchte einen Hund, der neben mir herläuft, sich an mir orientiert. Dazu muss mir bitte keiner in die Augen schauen.


    Praktisch ist für mich das angucken nur, wenn ich den Namen des Hundes sage. Dann soll Hund sich freudig umdrehen in Erwartung von etwas Gutem.


    Dennoch kann man später hundesportmassiges Fusskleben mit Halsverdrehen und in die Pupille glotzen üben :D (habe ich auch schon gemacht :shocked: )


    Das schöne am Clickern ist eben, dass es das Zeitfenster vergrössert, zwischen Bestätigung und Belohnung.
    Und Belohnung muss letztlich nicht mal ein Leckerchen sein.


    Belohnung ist IMMER das, was der Hund als Belohnung sieht.
    Leckerchen ist halt am einfachsten. Das weiss jeder Hundeausbilder zu schätzen.


    Was der Clicker noch macht, er schärft beim Menschen das Timing. Also nicht nur der Hund lernt.

  • Hallo Clegane,


    Es sind, wie Liv schon sagt, mehrere Herausforderungen, die Du hier gerade anzugehen versuchst und das macht die Sache natürlich nicht gerade leichter:


    a) Ist Dein Hund in der Pubertät
    b) Musst Du ihn erst auf den Clicker konditionieren, d.h. sein Hirn muss die neue Trainingsform überhaupt erst einmal verstehen, bevor er damit wirklich irgendwelche neuen Inhalte lernen kann. Vielleicht denkst Du kurz an Deine Schulzeit (zurück?): bevor Du eine neue Lernmethode (MindMap, Karteikärtchen, etc.) effizient nutzen konntest, musstest Du zuerst mühsam erlernen, wie die Methode für Dich am besten funktioniert.
    c) Du möchtest dagegen arbeiten, dass Dein Hund an der Leine zieht.


    Clickertraining kann anfangs wirklich irreführend sein, weil man davon wegkommt, den Hund für sein Verhalten zu bestrafen und ihn stattdessen für erwünschte Verhaltensweisen belohnt. Diese erwünschten Verhaltensweisen darf man aber durchaus einfordern und darauf bestehen - das ist der Punkt, den viele Missverstehen: Clickertraining hat nichts mit 'den Hund verhätscheln', 'Laissez-faire' oder 'Leckerchen werfen' zu tun. Ich suche die Fehlerquelle bei falschem Verhalten nur nicht mehr beim Hund, sondern bei mir selber - und zu diesem selbstkritischen Ansatz sind eben nicht alle bereit, denn 'der Hund hat sich doch falsch verhalten, nicht ich!'


    Wie Du selbst schon gemerkt hast, ist beim Clickertraining schnelle Reaktionsfähigkeit essentiell. Der Click muss in genau dem Moment kommen, in dem der Hund schon nur den Ansatz eines richtigen Verhaltens zeigt. In meinen Clickerkursen für Anfänger besteht die erste Übung immer darin, zuerst einen Menschen zu clicken. Das Feedback, das man von der geclickten Person bekommt und das Gefühl, das man selber als 'Geclickter' erhält, ist durch nichts zu ersetzen. Gibt es jemanden in Deinem Umfeld, der sich als Dein Clicker-'Opfer' zur Verfügung stellen würde? Wichtig dabei: es wir, sobald die Übungssession los geht, KEIN EINZIGES WORT MEHR GESPROCHEN (erfahrungsgemäss wird jeder, Geclickter und Clickender, im Verlauf der ersten Übungseinheiten mehr oder weniger verzweifelt zu sprechen beginnen... Da gilt es dann knallhart zu bleiben.) Ich überlege mir also zuerst eine Übung, die mein 'Menschenhund' absolvieren soll. Achtung: oft sind Anfänger dabei viel zu ehrgeizig und wählen Verhaltensweisen aus, die viel zu komplex sind. Merke: nur weil der Geclickte physisch in der Lage ist, eine Verhaltensweise (z.B. einen Purzelbaum) auszuführen, heisst es nicht, dass der wortlose Weg dahin ebenso einfach ist. Verhalten wie 'den linken Arm heben', 'sich um die eigene Achse drehen', 'sich hinsetzen', sind schon mehr als komplex genug. Wichtig dabei ist es schon die kleinsten Schritte zu belohnen, weil der Gegenüber sonst frustiert wird. Das ist vollständig von Mensch zu Hund übertragbar. Beim Menschen kommen noch Schamgefühl dazu, das wiederum hat der Hund nicht - aber eine niedrigere Frustrationstoleranz und eine generelle Unklarheit darüber, wohin der Weg gehen soll, weshalb ich finde, das gleicht sich wieder aus. Gibt mein 'Menschenhund' also auf, seufzt, findet das Spiel plötzlich doof, wird frustriert oder will abbrechen, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich nicht oft genug belohnt habe.


    Um im Clickertraining auf einen grünen Zweig zu kommen, und den Hund ohne Strafe zu formen gibt es deshalb zwei Möglichkeiten: richtiges Verhalten zu trainieren und/oder den Hund in seiner Umwelt so zu managen, dass er kein Fehlverhalten zeigen kann.


    Zieht mein Hund also an der Leine, bedeutet das, dass es mehrere Wege nach Rom gibt. Ich halte allerdings, wie Liv, Leinenziehen nicht als geeignete Erstübung für einen Hund, der erst neu geclickt wird, weil es tatsächlich eine der schwierigeren Übungen ist, sich über Wochen hinzieht und nicht nur ein einziger Tipp helfen kann. Ich persönlich habe es noch nie geschafft, einen Hund nur anhand einer einzigen Massnahme (z.B. jedes Mal stehen bleiben, wenn der Hund zieht) Leinenführigkeit beizubringen: dazu ist immer eine Kombination von verschiedenen Übungen nötig und welche das sind, hängt immer vom individuellen Hund ab. Hier findest Du eine Liste von verschiedenen Übungen, die, richtig eingesetzt, schliesslich zum Ziel führen werden: Click mich! Es hilft übrigens auch sehr, sich Videos von Leuten anzuschauen, die wissen, was sie tun. Youtube ist dafür eine unglaublich reiche Quelle.


    A) Jetzt ist aber irreführend: Wird immer direkt nach dem Click gefüttert? Oder ist der Click die Belohnung, weil der Hund ja darauf konditioniert ist. Sprich: Bei Blickkontakt NUR clicken oder auch gleiche füttern? Das gäbe dann doch gar keinen Sinn, weil man dann auch direkt nur füttern bräuchte oder?


    B) Und die zweite Frage: Wie oft führt man die Konditionierung aus. Einmal eine Session? Das sind drei mal fünf Click-Einheiten mit Füttern. Oder macht man das täglich? Nutzt sich der Clicker-Effekt vielleicht ansonsten wieder ab?


    Wie zu A) ja bereits erklärt wurde, verspricht der Click eine Belohnung. Das kann ausser Futter auch ein Spiel mit dem Lieblingsspielzeug sein, der Zugang zu einer interessanten Schnüffelstelle, etc. Futter ist einfach fast immer und bei fast allen Hunden ein grossartiger Motivator, und deswegen so einfach einzusetzen. Am Anfang ist es sehr wichtig, dass der Hund sofort gefüttert wird, d.h. dass innerhalb von einer, allerhöchstens zwei Sekunden das Futter im Hund ist. Später können zwischen Click und Belohnung durchaus mehrere Sekunden liegen. In der aktuellsten Sendung 'Drei Engel für Tiere' wurde diese Woche von Ann Castro sehr toll aufgezeigt, was der Vorteil am Clicker ist und wie man ihn auf Distanz einsetzen kann: Click mich! Am Anfang mag das nicht so aussehen, als ob der Clicker ein Gewinn wäre (eine Aussage, die ich sehr oft höre: 'Da kann ich ja auch gleich füttern oder eben einfach 'ja!' rufen!'). Am Anfang vielleicht, aber später wird man feststellen, dass man mit Sprache niemals gleich schnell sein kann und man wird auch nicht dieselben Resultate erzielen. Ich selber 'weiss es immer mal wieder besser' und versuche es ohne Clicker - und werde dann eines Besseren belehrt: mit Clicker sind die Resultate einfach 'knackiger', klarer, schneller und zuverlässiger. Die Idee ist ja auch, den Clicker, wenn die Übung dann solide aufgebaut ist, wieder wegzulassen. Das vergessen viele Haustierhalter leider und rennen dann für den Rest ihres Lebens (oder das ihrer Hunde) mit dem Clicker durch die Gegend.


    B) Die Konditionierung führe ich nur anfangs durch. Ich finde die 3-3-3 Regel sehr für die Konditionierung sehr nützlich: dreimal am Tag für etwa drei Minuten lang C&B für etwa drei Tage sollten reichen um dem Hund begreiflich zu machen, dass er nach jedem Click eine Belohnung erwarten darf. Ja, man wird anfangs viel füttern - aber alle meine Hunde sind mit dem Clicker trainiert und ich lege Wert auf eine (sehr) gute Linie. Meine Hunde erarbeiten sich zu einem Teil ihr Futter übers Clickern, da landet dann halt einfach ein kleinerer Teil im Napf - oder je nachdem eben auch einfach gar nichts.

  • Damit der Hund nicht zur Kugel mutiert, nimmt man eben besonderes kleine Leckerlis oder zieht die Ration vom Hauptfutter ab, falls der Hund schnell zunehmen sollte.
    Ich benutze viel Katzentrockenfutter oder besser noch Kittenfutter, die sind winzig klein (für einen großen Hund fast schon zu klein, für kleine Hunde super). Allgemein ist die Hauptmahlzeit auch eher knapp gehalten, weil ich einfach extrem viel mit Futterbelohnung arbeite. Mein Hund ist aber rank und schlank.

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