The End of the ( Schlepp-) line oder "Ich bin dann mal weg..."

  • Ich bräuchte mal Eure Hilfe:


    Zur Vorgeschichte...


    Meine Große ist jetzt 1 1/2 Jahre alt und seit gut einem Jahr bei mir. Da sie Jagdtrieb hat, ist sie an der Schleppleine - immer noch... Meist schleppt die Schlepp so, im dunkeln hab ich sie meist in der Hand, in Wildreichen Gebieten sicherheitshalber auch. Ayu ist mittlerweile gut abrufbar und vor allem ansprechbar. Sie ist zwar sehr aufgeregt, aber sie hört auf meine Kommados. Ich habe sie darauf konditioniert bei Wildsichtungen zu mir zu kommen und Sitz zu machen. Meist sucht sie dabei viel Körperkontakt. Ausser Leckerlis lege ich meist meine Hand noch auf ihren Rücken und lobe den Körperkontakt zu mir. Sie ist bei Wildsichtungen meist sehr nervös und neigt zu Übersprungshandlungen, deswegen hilft ihr Körperkontakt meist gut. Sie hört auch gut auf "Schau", kann also den Blick vom Wild nehmen. Ich bin sehr vorsichtig und vorrausschauend, deswegen ist sie mir noch nie hinter Wild hinterher ( nur ganz am Anfang ihrer Jagdkarriere: zwei Vögeln - da hab ich dann gemerkt was los ist). Sie war auch noch nie "weg" - also irgendwo im Wald verschwunden. Sie darf mittlerweile auch am Pferd mitlaufen und es klappt ganz gut. Highlight war letztens: 5 Hunde jagen im dunkeln irgendwas hinterher, Ayu war im Freilauf wegen spielen... Rennt im Pulk mit den 5 Hunden mit auf der Wiese, die irgendwas anfangen zu jagen und Ayu war mit Superabruf die einzigste, die sich aus dem Rudel gelöst hat und zu mir kam. Ich war so stolz auf mein Mädchen.... :herzen1:


    Wir machen zur Auslastung Verlorensuche, Minze anzeigen und haben viel Impulskontrolle geübt. Ayu kann, auch wenn sie dem Ball hinterher rennt, aus dem rennen herraus "Stop".


    Jetzt zu meinem eigentlichen Problem:


    Ayu will immer weit vorraus laufen, was ich aber nicht möchte ( eben wegen dem Jagdtrieb). Wenn ich die Schlepp festhalte, läuft sie immer am äussersten Zipfel, egal wie lang die Schlepp ist 5 m, 10 m, 15 m... Sie läuft auch immer, als würde sie unter Spannung stehen. Sie zieht nicht, aber sie läuft immer wie ne Duracell-Batterie. Also normaler Schritt ist nicht, immer Trab wenn es geht. Wenn wir allerdings joggen gehen ( an einer 3 m Schlepp mit Bauchgurt) hat sie nach gut ner halben Stunde keine Lust mehr und würde lieber hinten laufen. Bei Spaziergängen bis zu 2 h läuft sie immer press vorne unter Strom. Dabei befolgt sie allerdings alle Kommandos wie "warte", "laaaangsam", "stopp" etc. Wenn ich die aber nicht gefühlt alle 30 Sek. gebe ist Madam weg! Also straigt gerade aus! Das heißt sie läuft immer weiter vor. Klar, sie hört auf den Rückruf, aber es nervt! Ich mag ja nicht alle 2 Min den Hund zurück rufen. Manchmal lasse ich sie dann einfach hinter mir laufen - das macht sie brav, solange bis ich mein okay gebe.


    Ich finds aber doof, ich will ja meinen Hund normal laufen lassen. Wenn ich beim Ausreiten sie "freigebe" und sie laufen darf ( gut einsehbare, kurze Wiesen), rennt sie - und zwar straigt und das sehr weit! Sie rennt und rennt und rennt. Auf gerader Linie weg. Dabei hat sie nichts in der Nase oder so, sie rennt einfach. Wenn ich dann die Richtung wechsele oder auch mal einfach stehen bleibe und sie merkt es irgendwann, kommt sie im selben Tempo zurück. Ich meine, ich hab ja nix dagegen, wenn mein Hund mal rennt - aber sie rennt den Weg auch mal 200 m aus der Sichtweite, wenn ich nix sage! Und mit dem Jagdtrieb ist mit das zu heiß. Wenn ich sie zurück pfeife oder auch "Stop" rufe, macht sie das anstandslos.


    Ich hab jetzt schon probiert, stehen zu bleiben und sie zu mir zurück zu "ziehen", indem ich ein paar Schritte rückwärts gehe ( ohne irgendwas an der Schleppleine zu machen!) damit sie mehr auf mich achtet. Sie kommt dann freudig auf mich zu, lässt sich kurz graulen und wenn ich okay sage - ist sie wieder weg! Das kann sie gefühlt stundenlang.


    Also kurz mein Problem zusammengefasst: Hund hört sehr gut, hält aber keinen Radius ein. Sie hat schlicht keinen. Und Frauchen möchte den Hund nicht ständig mit Kommandos gängeln oder noch schlimmer auf die Schlepp treten...


    Wenn ich Kommandos gebe, werden die freudig befolgt. Wenn ich gar nix sage, ist Madam weit vorraus. Und sie "fängt" sich auch nicht irgendwann... Hab ich schon probiert, einfach mal über ne Stunde gelassen und nix gesagt - dann ist sie auch so lange ich sie lasse gerade noch in Sichtweite, je nach Gelände auch nicht.


    Habt Ihr ne Idee?

  • Hallo "Leidensgenossin"! Du beschreibst hier fast meine Hündin, allerdings könnte ich sie nie direkt von flüchtendem Wild abrufen ...


    Da ich auch öfter mal ratlos bin, was dieses Verhalten angeht, hoffe ich auf viele Tipps für dich, von denen ich vielleicht auch profitieren kann! :smile:

  • Bei meiner Hündin war das auch lange Zeit so und zum Teil ist es noch so, wenn sie in Erwartung auf Wild ist :roll: ...


    Bei uns haben zwei Dinge gut geholfen:
    Zum einen hab ich oft die Richtung gewechselt oder mich versteckt. Das war am Anfang nur möglich, wenn andere auf sie geachtet haben, weil es ewig gedauert hat, bis sie es überhaupt gemerkt hat. Dann war sie total panisch und obwohl sie ne Superspürnase ist, ist sie nur kopflos hin und her gelaufen, ohne mich zu finden. Aber ziemlich schnell hat es sie dazu veranlasst, immer wieder nach mir zu gucken.
    Zum anderen habe ich ein Sichtzeichen eingeführt (ich klopfe auf den Oberschenkel), welches bedeutet: Wenn du Lust hast zu kommen, fliegt vielleicht ein Leckerli oder ein Ball oder so... Also es ist kein Kommando sondern ein Angebot. Sie dreht sich dadurch oft um und manchmal geb ich ihr das Sichtzeichen und dann kommt sie angeflitzt. Das Zeichen ist also kein Kommando sondern eher etwas Tolles, auf das sie wartet.
    Nicht zu vergessen ist auch, dass sie jetzt fast vier ist und nicht mehr so in der "Strum und Drang"-Phase wie deine.

  • Sie orientiert sich lediglich MANCHMAL an anderen Hunden (z.B. an meiner) da bleibt sie dichter bei uns :) zwar ist der Radius immer noch groß , aber sie rennt nicht mehr aus Sichtweise und wenn doch holt meine Hündin sie immer zu uns.

  • Hallo,


    vielleicht könnte noch ein bisschen Orientierungstraining an der Schlepp helfen. Sobald sie mehr als nen Meter vor dir ist, auf die Schlepp treten und dabei 180 Grad drehen und in die andere Richtung laufen. Wenn sie da wieder mehr als n Meter vor dir ist, wieder auf Schlepp treten, 180 Grad drehen usw. Habe das mit Newton als Welpe ganz lange so trainiert und er hat, trotz Pubertät, noch einen sehr engen Radius, so maximal 5m. Vllt könnte das was helfen?


    Lg,
    Rafaela

  • Was ist denn Ayu für eine Rasse? Bei manchen Hunden ist der natürliche Radius sehr gross, das heisst nicht, dass sie keinen haben. Und hat sie denn genügend Gelegenheit, dem Bedürfnis nach rennen auch mal ungehindert nachzugehen? Wenn nicht, kann es das Bild durchaus verfälschen. Als mein Rüde noch öfters an der Schlepp war, fand ich es immer wichtig, dass er auch mal auf vertrautem Glände flitzen kann.


    Splash läuft an der Schleppleine auch fast immer am Ende, denn sein natürlicher Radius ist grösser als die Leine lang ist. Ich schraube durchaus etwas an dem Radius (allerdings weniger mit ständigem Rückruf, ich gebe ihm lieber guten Grund, auf meine Aktivitäten zu achten), aber ich versuche nicht, den Hund umzukrempeln. Für ihn wird ein 10 m Radius im Freilauf nie entspannt möglich sein, nur per ständiger Kommandokontrolle, denn es entspricht ihm schlicht nicht.


    Ich persönlich finde zur Radiuskontrolle ein Wendesignal sehr nützlich. Es weist den Hund an, den Radius etwas zu verkleinern, ohne den Freilauf zu unterbrechen. Ich bin hier im Forum deswegen schon mit Spott und Hohn überschüttet worden, denn sowas ist in D scheinbar absolut unüblich und daher sehr suspekt, man kann doch auch mit Rückruf und Warte, usw..... Jo, kann man, aber das sind Signale, bei denen man sehr konsequent sein sollte, und wenn man die alle 30 Sekunden geben muss, nervt das oft Hund und Halter. Das Wendesignal ist gummiartiger, eigentlich ein schlampiger, unvollständiger Rückruf, viel entspannter. Interessanterweise funktioniert es trotz (oder gerade wegen) dem etwas lässigen Aufbau recht gut, und man verleidet dem Hund nicht den eigentlichen Abruf.


    Ich versuche aber nicht ständig, Splash an der SL zu einem Einhalten des vorgegebenen Radius zu bringen. Ich gebe oft nur ein Signal, dass die Leine gleich zu Ende ist. Seine Sache, ob er verlangsamt oder reinläuft. Auch das hat diese Spaziergänge deutlich entspannt. Eine tiefere Signalfrequenz wird deutlich bereitwilliger angenommen als pausenlose Interventionen. Dabei hilft auch eine genügend lange Leine, 5 m läuft für mich unter Führleine....


    Sehr geholfen hat auch, freiwillige Blickkontakte und Vorbeikommen kreativ und abwechslungsreich zu bestätigen. Es wird dadurch deutlich enger Kontakt gehalten. Meine Ansprüche waren da aber anfänglich sehr gering, ich mache Angebote, aber nicht ständig, erwarte keine Rückblicke alle 5 Sekunden.

  • Ich persönlich finde zur Radiuskontrolle ein Wendesignal sehr nützlich. Es weist den Hund an, den Radius etwas zu verkleinern, ohne den Freilauf zu unterbrechen.


    Darf ich fragen wie du das aufgebaut hast? Gerne auch per PN.


    Lg Demona

  • Hach ja, das kenne ich auch. Mein Hund will unterwegs rennen und Spaß haben - und die ist inzwischen 5 Jahre alt. Ich sehe es aber an ihrem Gangbild und ihrer Körperhaltung, ob sie einfach nur große Kreise auf einem Acker rennen will oder ob sie irgendwas scheucht. Rumrennen erlaube ich, scheuchen nicht. Als erlaubter Radius hat sich dabei "solange ich Dich noch sehen kann" etabliert.


    Früher hat sie unterwegs gar nicht auf mich geachtet und es war ihr total schnuppe, ob ich sie oder sie mich noch sehen konnte. Wenn ich mich versteckt habe, war ihr das in den ersten Monaten bei mir völlig egal, später hat sie mich dann sowieso immer ohne Probleme gefunden (sogar, wenn ich mich auf Hochsitzen verschanzt habe!), also hat das gar nichts geholfen.


    Den Hund ständig zu rufen oder dauernd Kommandos zu geben, hat hier erst recht nicht funktioniert - ihr Gehorsam wird schlechter und nicht besser, wenn ich sie zu oft damit belästige.


    Ich habe dann damit angefangen, selber irgendwas interessantes ohne sie zu machen (im Laub kruscheln, ein Stöckchen aufheben, Leckerchen in Baumrinde picken - solche Sachen). Da ist sie dann gerne mal gucken gekommen, was da so spannend ist. Und darauf konnte man aufbauen.


    Irgendwann haben wir ein Sichtzeichen etabliert (große Gesten - der Hund ist ja weit weg!) das eine Belohnung, eine lohnenswerte Aufgabe oder ein Spiel verspricht. Das hat sehr geholfen, und sie achtet inzwischen ganz ordentlich auf mich, um nichts zu verpassen. Aber zwischendurch ist sie trotzdem manchmal nur als kleiner Punkt am Horizont zu sehen. Ich kann damit leben: Denn wenn ich was von ihr will, ist sie da wie der Blitz.

  • Den Abstand trainiert man ganz einfach indem man immer zurück ruft sobald der hund zu weit voraus ist. Mache ich aktuell und klappt super.
    dreht sich immer um und läuft langsamer als früher.
    So trainiert man auch super den Rückruf wenn man dutzende male zurück ruft :-)

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