Muss ich mich rechtfertigen für meinen Hundewunsch?

  • Zur zweiten Frage: ich setze "der Natur freien Lauf lasse" nicht mit dem Entzug medizinischer Versorung usw. gleich, von daher verstehe ich die Frage nicht so recht. Ich meinte eher, dass ich mir meinen Fortpflanzungspartner auch eher selten medizinisch durchcaste und hier komischerweise das Gesundheitsargument eher selten fällt. Ich meinte das auch nicht irgendwie provozierend oder angreifend, sondern mich wundert wirklich aufrichtig, wieso hier so sehr mit zweierlei Maß gemessen wird.


    Nun, kommt drauf an wie informiert man ist, würde ich sagen.
    Für mich war immer klar das ich kein Kind haben würde wenn mein Partner ähnliche Krankheiten mitbringt wie ich sie habe oder aber überhaupt krank ist.
    Dann wären mein Mann und ich eben kinderlos geblieben.
    Hat für mich etwas mit Verantwortung zu tun.


    Ich habe ein Kind weil ich das Glück hatte mich in einen gesunden Mann zu verlieben und den zu heiraten. Aber wir haben nur 1 Kind obwohl wir beide am liebsten 4 hätten. Doch bei einem 2ten wäre das Risiko für ein krankes Kind um das 3fache angestiegen und das kann ich meinem Kind nicht antun.


    Also ja, es gibt Leute die da nicht mit 2erlei Maß messen.


  • Aber du hast vermutlich den Kern getroffen, denn letztlich geht es wohl nur und ausschließlich darum Hunde zu erzeugen, die dem Geschmack des Menschen gefallen. Die Rechtfertigung erfolgt dann eben oft über andere mehr oder wenigerArgumente.


    Um was sollte es denn sonst gehen? Auch das ist der Grundgedanke der Domestikation: Individuen gezielt zur Fortpflanzung zu bringen, von deren Nachkommen MENSCH sich einen Nutzen verspricht. Nicht mehr, nicht weniger. Da ist gar keine Rechtfertigung nötig. Ob der Nutzen nun emotionaler oder finanzieller oder anderweitiger Natur ist, spielt erstmal keine Rolle. Wenn Du keinen Nutzen aus Deinem Hund ziehen würdest, hättest auch Du keinen! Genausowenig, wie Du vermutlich keine Milchkuh oder kein Mastschwein hälst (Beispiel!) - die Mühen der Haltung würden ihren Nutzen für Dich weit übersteigen, deshalb hast Du keine.


    Für mich würde die Mühen der Haltung eines Mixes, der aus nicht harmonisierenden Rassen "geuppst" wurde, sehr wahrscheinlich den Nutzen weit übersteigen, den ich emotional hätte. Weil es sehr viel aufwändiger wäre, ihn in mein Lebensumfeld zu integrieren, als das bei einem gut gezüchteten, ausgewählten Rassehund der Fall wäre. Und das ist bei vielen Leuten so, sonst würden die ganzen Hundeflüsterer, -psychotherapeuten, -verhaltenstrainer usw. nicht so aus dem Boden schießen.


    Aber manchmal liegt der emotionale Nutzen wohl auch in der Befriedigung des Pflegetriebes und der Aufmerksamkeit, die man für einen "schwierigen" Hund bekommt....

  • Ich bin jetzt auch kein Freund von X Mischlingen. Sowas muss man auch nicht fördern.


    Nur die Zucht, sei sie noch so seriös als das einzig wahre darzustellen ist genauso falsch. Es gibt X Rassen in den Verbänden die krank sind obwohl man ja so aufpasst...


    Wir haben drei Hunde aus dem Tierschutz die das Glück hatten keine negativen Erfahrungen zu machen. Alle wurden schon als Welpe gefunden. Probleme? NULL
    Weder bei Gesundheit noch Wesen. Bei älteren kann halt die Vorgeschichte das Ganze problematischer machen.


    Auf der Strasse kann die Hündin wenigstens noch entscheiden wen sie drüberlässt und die weis das besser als jeder Züchter...


    Aber auch einen Mischling kann man schön versauen, keine Frage. Liegt aber meistens am Halter und der entsprechenden Haltung.


    Probleme gibts meisten wenn der Mensch in die Genetik eingreift.
    Wie gesagt ich rede hier nicht von X Mischlingen aus zwei Rassewauzis sondern von Mehrgenerationsmischlingen.


    Nochmal mein Standpumkt. Wenn ich bei der Auswahl eines TS Hundes dieselben Kriterien anlege wie beim Rassehund dann ist das genauso wenig ein Ü Ei wie der Rassehund.

  • Es gibt auch X Mischlinge die krank sind und es gibt auch noch sehr gesunde, robuste Rassen. Nicht alle sind übergroß, haben zu kurze Nasen etc.
    Wie vorher geschrieben besteht bei Rassehunden sicherlich Bedarf die ZuchtART zu überdenken (Kreuzungszucht als Ausweg?), aber die Hunde einfach wild vermehren zu lassen in der naiven Hoffnung, dass die Hündin es schon "besser weiß" ist ganz sicher nicht die Lösung der Probleme.


    Ein Rassehund ist beim Ü-Ei-Potential in keinster Weise vergleichbar mit einem Mischling, vor allem nicht mit einem von mehreren Generationen unbekannten Elterntieren. Rassehunde sind nicht nur auf Aussehen gezüchtet, sondern auch auf bestimmte Wesens- und Arbeitseigenschaften. Man kann sich auf bestimmte Eigenschaften einstellen, weiß um bestimmte Bedürfnisse, die erfüllt werden wollen. Natürlich hindert das trotzdem die Menschen nicht daran sich oft den für sich falschen Hund auszusuchen, aber das hat nichts mit Ü-Ei zutun.
    Bei einem Mischling, vor allem wenn die Eltern, Großeltern etc. nicht bekannt sind, hast du keine Ahnung was auf dich zu kommt. Wird der Hund viel WTP haben oder eher eigenständig sein? Alleine das macht verdammt viel aus bei der Erziehung und man kann den Hund richtig schön versauen, wenn man es falsch macht. Es wird die gesamte Vetrauensbasis des Hundes erschüttern, wenn du bei einem sehr eigenständigen Hund erwartest, dass er dir gefallen will (wie du es vielleicht von deinen 20 Jahren Hundererfahrung zuvor gewohnt warst und dir sicher bist, dass es ja "so klappt"). "Wildes aufgedrehtes Verhalten" wird einfach den falschen Gründen zugeordnet, es wird versucht den Hund geistig auszulasten, aber er reagiert eben nicht auf das, was man geplant hat etc.


    Ich will Mischlinge jetzt nicht als "Höllenhunde" darstellen, mit denen man gar nichts anfangen kann. Im Allgemeinen sind Hunde sehr anpassungsfähig, egal ob Rassehunde oder Mischling. Das haben wir durch Zucht so hinbekommen. In den meisten Fällen wird man also auch ohne Probleme ein glückliches und zufriedenes Leben mit einem Mischling führen, wenn man eben nicht ganz gezielte Wünsche und Anforderungen hat.


    Wenn es aber nun mal um die Frage nach Ü-Ei-Potential geht, dann haben Mischlinge einfach ein wesentlich höheres.

  • Stellen wir uns doch einmal vor:


    wir achten nicht auf die Rasse, kreuzen einfach wie es uns gefällt. Ist doch egal was und wie hauptsache der Hund der rauskommt ist gesund.
    Schöne Vorstellung aber was passiert dann?
    Nehmen wir einmal eine Familie die einen netten Begleiter sucht, keine Hundeerfahrung, 3 kleine Kinder, es geht rund im Haushalt.
    Da wäre doch eine schöne Rasse die etwas robuster ist, nicht zu klein, ein gutes Nervenkostüm und nicht so anspruchsvoll was das Arbeiten angeht. Bei Rassehunden könnte man da doch einiges raussuchen.
    Jetzt gibt es nur Mischlinge, man orientiert sich am Fell, an der Größe usw. Es soll ein Welpe sein, damit er mit den Kinder aufwächst - es wird der niedliche Welpe, der aussieht wie eine Mischung aus Berner Sennenhund und Labrador.
    Nach einiger Zeit wächst er und wächst- War wohl mal eine Dogge dabei und das Nervenkostüm erinnert eher an einen Mali. Was nun?


    Wäre jetzt zwar toll für die Hunde, alle gesund, alle werden alt. Aber was können wir egoitischen Menschen mit den Hunden anfangen?
    Wie können wir das erhalten was wir brauchen? Hütehunde, Schlittenhunde, den coolen Begleiter?
    Das geht leider nur wenn darauf selektiert wird UND wenn dann dabei noch darauf geachtet wird, den Hund so gesund wir möglich zu bekommen.


    (Ich mag Mischlinge und wenn man bereit ist sich darauf einzulassen, egal was aus dem Hund wird mit ihm zu arbeiten - dann ist das super) Ich bin da egoitisch, ich möchte es nicht, ich weiß was ich vom Hund will und möchte da so wenig Überraschung wie möglich, was den Character betrifft.


    Schön wäre es doch wenn wir Menschen etwas weniger auf das Äussere achten und wir bei den Rassehunden auch Hunde mit "Fehlern" im Fell zulassen würden - wenn die Gesundheit top ist.
    Ich denke hier gibt es aber immer mehr ein Umdenken - bei den Dalmatinern war es früher nicht möglich einen Hund mit Platte in die Zucht zubekommen, jetzt geht dies. Wenn die mit Platten gesund sind, einen guten Stammbaum haben und ansonsten super Hunde sind bekommen sie ein ZL. Es sind auch schon einige in der Zucht eingestzt worden.
    Natürlich möchte man nicht das Aussehen zu sehr verwässern, es soll ja noch ein Tupfenhund bleiben, daher gibt es ein paar Auflagen aber ein Anfang auf die Gesundheit mehr zu achten als auf das Aussehen ist gemacht.


  • Gebe dir recht das es in unserer heutigen Welt einfach nicht geht und ich weder bei Katzen noch bei Hunden dafür bin das die sich wild vermeheren.


    Das mit dem Ü Ei Potenzial ist wieder ein anderes Thema und da bin ich einfach ganz anderer Meinung. Gerade aus eigener Erfahrung und Erfahrung mit X Hunden die man so im Laufe der Hundehaltung kennengelernt hat. Die schwierigen sind meistens eben nicht die Mehrgenerations Mischlinge.

  • Richtig. Du hast erst nach einem DSH gefragt, dann über einen Rotti-Mix geschrieben und dich jetzt für einen Malamute/Aussie entschieden.
    Selbst nicht Hundekenner sehen, dass die Rassen nichts gemeinsam haben und würden sich fragen, wie so ein Meinungswandel zustande kommt.


    Also ich weiß net - ich kann mir das eigentlich ganz gut vorstellen. Mir gefällt ja auch nicht nur eine einzige Rasse, und behaupte von allen Anderen, daß ich sie mir nieiiiie antun würde! ich finde meine Terris toll, die Pudeline klasse, finde aber auch Rottweiler wunderschöne, Doggen, den Cane Corso, Dogo Artgentino, aber auch Dobermänner oder Pinscher. Das alles sind komplett unterschiedliche Hunde - aber ich wette, ich hätte mit keiner von den Rassen irgendein Problem, weil ich bereit bin, mich darauf einzustellen, was ein Hund mitbringt, und das mit ihm zu arbeiten, woran ER Interesse hat. So what???


    Klar, die Punkte in aschen Gesundheit etc. sind nochmal was Anderes - aber nur darauf abzustellen, daß die TS sich für unterschiedliche Rassen interessiert? Also, daran würd ich mich jetzt echt nicht aufhängen.....

  • immer wieder schön dieses thema und die kontroversen meinungen dazu.


    wollen wir doch erstmal festhalten, dass wir alle unsere hunde toll finden und lieben so wie sie sind. klar.. der eine hat 3 baustellen, der andere 1.455. bei "wünsch dir was" würden wir vielleicht details anpassen (würde ich aber auch an mir selber und meiner figur :o), aber unterm strich würden wir unsere hunde nicht mehr missen wollen.


    ich stelle also fest, hier ist "alles" vertreten. vom wildwurf, übern rassehund, auslandsnotfalltier, inlandsnotfalltier, vermehrerhund, etc. idealerweise lernen wir aus unseren fehlern und wissen gleichzeitig zu schätzen was wir haben.
    die person mit dem vermehrerhund ist heute, nach x-tausend euro TA-kosten, aufgeklärter und würde eher nicht nochmal an der grenze zum ausland einen kofferraumwelpen mitnehmen, und spekuliert als nächstes auf einen rassehund mit vernünftigen papieren.
    der mit dem rassehund vom züchter, der festgestellt hat dass das 2.000€ Tier trotzdem HD hat und kein hochleistungssport machen kann, überlegt beim nächsten mal einem wildwurf eine chance zu geben.
    der gutmensch der einem notfalltier ein zuhause gegeben hat sehnt sich nach welpen den er von anfang an begleiten darf, anstatt die fehlprägung und vorhandenen baustellen eines erwachsenenen notfalltiers zu korrigieren.


    aber was haben all diese hundehalter gemeinsam? was haben wir alle hier gemeinsam? wir lieben unsere hunde und wollen sie nicht mehr missen! aber würden wir es immer wieder genauso machen - also diesen weg zu unseren nächsten hund wieder gehen? jein, je nachdem welche erfahrungen und erkenntnisse wir mit den vergangenen jahren gemacht haben und folgenden jahren machen werden.


    was ich damit sagen will - es gibt kein pauschales falsch oder richtig. keinen idealen weg seinen besten vierbeinigen freund zu finden. ich finde es sehr schade wenn sich hundehalter gegenseitig "beschiessen", weil ihrer meinungen nach ihr weg zum hund der richtige ist. dazu kann ich nur sagen - nein, weder dein noch mein weg zum hund war der einzig richtige.


    mein nächster hund ist idealerweise übrigens einer vom züchter :-)

  • Zitat

    was ich damit sagen will - es gibt kein pauschales falsch oder richtig. keinen idealen weg seinen besten vierbeinigen freund zu finden. ich finde es sehr schade wenn sich hundehalter gegenseitig "beschiessen", weil ihrer meinungen nach ihr weg zum hund der richtige ist. dazu kann ich nur sagen - nein, weder dein noch mein weg zum hund war der einzig richtige.


    Naja, ein richtig falsch gibt es:


    Den Kofferraumwelpen vom netten Herrn der die putzigen Welpen mit 5 Wochen abgibt.

  • Kenjada, ich glaube du missverstehst mich bzw. ich habe mich sehr missverständlich ausgedrückt. Ja, in dem Sinne gibt es ein "falsch". Aber dies wird der jeweilige Hundehalter im Laufe der gemeinsamen Jahre mit seinem vierbeinigen Freund hoffentlich durch eigene Erfahrung und Erkenntnis merken.


    Meine erste Schäferhündin habe ich achtwöchig aus dem östlichen Deutschland, im tiefsten Winter, aus einem Hinterhofzwinger gekauft für kleines Geld. Von einem Bauern der einen damaligen Mauernhund über seine Schäferhündin hat rüberrutschen lassen. Die beiden Welpen standen bis über den Pfoten im eigenen Kot und haben den Zwinger noch nie von aussen gesehen.
    Trotzdem war sie so toll toll toll und ein Hundelebenlang gesund, dass ich lange die Augen davor verschlossen habe, dass es falsch war sich auf diesem Wege einen Hund zu holen. Selbst heute weigere ich mich es als "falsch" zu betrachten. Zu schwarz, denn sie war ein großartiger Hund der mich 13,5Jahre lang durchs Leben begleitet hat. Würde ich aber diesen Weg zum Hund nochmal einschlagen? Defintiv NEIN! Würde ich von diesem Weg abraten? JA!

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