Muss ich mich rechtfertigen für meinen Hundewunsch?


  • Eben, es wird versucht. Dass das erfolgreicher ist, als wenn man einfach der Natur und der natürlichen Evolution und Selektion freien Lauf lässt, wäre noch nachzuweisen.


    Äh ja...... Du meinst also, es wäre besser, der "Natur ihren freien Lauf zu lassen"..... also krepieren lassen, was gerade mal Pech hatte (und ich meine wirklich krepieren lassen!), alles, was krank ist / wird seinem Schicksal überlassen.......


    Sehe ich irgendwie anders.


    Bei Haustieren ist die Zeit der natürlichen Selektion endgültig vorbei. Evolution ist durch "Zucht" ersetzt, sprich: Nicht mehr die Natur selektiert, sondern der Geschmack des Menschen. Wenn bei Verwilderungen wieder natürliche Selektion und Evolution "das Ruder übernehmen", ist das für die Einzeltiere sehr sehr hart.


    Denn "Natur" ist nicht "gut", sie ist teilweise sehr sehr grausam (nach menschlichen Maßstäben) und extrem häufig einfach auch aufgrund von Zufällen tötlich....

  • Domestikation und natürliche Selektion schließen sich gegenseitig aus. Hunde gibt es überhaupt nur, weil vor 30 000 Jahren Menschen in die Evolution der Wölfe eingegriffen haben. Wollte man die natürliche Selektion wieder wirken lassen, müsste man die Hunde als Haustiere aufgeben, egal, ob Rassehund oder Mix.

  • @Cattlefan
    Ich habe nicht geschrieben, dass man den Dingen freien Lauf lassen und seine Hunde unkontrolliert vermehren lassen sollte! Selbstverständlich nicht!! Ich zweifel lediglich an, dass Zucht im Ergebnis wirklich immer besser ist als natürliche Reproduktion. Bei manchen Rassen sieht man ja, dass es auch nicht gerade vorteilhaft ist, bestimmte Merkmale immer weiter herauszuarbeiten.
    Aber du hast vermutlich den Kern getroffen, denn letztlich geht es wohl nur und ausschließlich darum Hunde zu erzeugen, die dem Geschmack des Menschen gefallen. Die Rechtfertigung erfolgt dann eben oft über andere mehr oder wenigerArgumente.


    Nur mal rein interessenshalber: siehst du das mit der natürlichen Selektion im Humanbereich eigentlich auch so? Oder wieso ist es da eigentlich okay, bei Kinderwunsch nicht erstmal umfangreiche Gentests und Ahnenanalysen in Auftrag zu geben, um sich ohne schlechtes Gewissen zu vermehren? Gemessen an dem, was wir im Haus- und Nutztierbereich treiben, dürfte es ethische Diskussionen um Designerbabies eigentlich längst nicht mehr geben.

  • https://www.dogforum.de/index.php/User/57724-Cattlefan/
    Aber du hast vermutlich den Kern getroffen, denn letztlich geht es wohl nur und ausschließlich darum Hunde zu erzeugen, die dem Geschmack des Menschen gefallen. Die Rechtfertigung erfolgt dann eben oft über andere mehr oder wenigerArgumente.


    Nur mal rein interessenshalber: siehst du das mit der natürlichen Selektion im Humanbereich eigentlich auch so? Oder wieso ist es da eigentlich okay, bei Kinderwunsch nicht erstmal umfangreiche Gentests und Ahnenanalysen in Auftrag zu geben, um sich ohne schlechtes Gewissen zu vermehren? Gemessen an dem, was wir im Haus- und Nutztierbereich treiben, dürfte es ethische Diskussionen um Designerbabies eigentlich längst nicht mehr geben.


    Zum ersten: Zum Geschmack des Menschen gehören nicht nur Äußerlichkeiten, wie oberflächlich gerne gesehen wird (Obwohl sicher niemand abstreitet, dass es das viel zu häufig gibt!) Zum Geschmack zählen auch Arbeitseigenschaften (weswegen Hunde letztendlich überhaupt domestiziert wurden!) und Gesundheit, nicht zuletzt auch das Wesen!


    Zum zweiten: Ich vergleiche nicht Menschengeburten und Hundezucht!


    Umgekehrt könnte ich Dich fragen, ob Du auch bei Menschen alles "Der Natur überlassen" würdest, dann würde ein Großteil der heutigen "zivilisierten Menschheit" gar nicht mehr ins fortpflanzungsfähige Alter kommen.....

  • Hm, ich glaube wir reden etwas aneinander vorbei. Charakter und Arbeitseigenschaften hatte ich ja vorher schon erwähnt, das ist schon klar alles. Aber ich behaupte mal, dass zumindest die Arbeitseigenschaften bei der Masse der Hundehalter heute gar keine Rolle mehr spielen. Die Zahl der Hunde, die wirklich noch im ursprünglichen Verwendungszweck gearbeitet werden, geht ja mehr und mehr zurück.


    Zur zweiten Frage: ich setze "der Natur freien Lauf lasse" nicht mit dem Entzug medizinischer Versorung usw. gleich, von daher verstehe ich die Frage nicht so recht. Ich meinte eher, dass ich mir meinen Fortpflanzungspartner auch eher selten medizinisch durchcaste und hier komischerweise das Gesundheitsargument eher selten fällt. Ich meinte das auch nicht irgendwie provozierend oder angreifend, sondern mich wundert wirklich aufrichtig, wieso hier so sehr mit zweierlei Maß gemessen wird.


  • Zur zweiten Frage: ich setze "der Natur freien Lauf lasse" nicht mit dem Entzug medizinischer Versorung usw. gleich, von daher verstehe ich die Frage nicht so recht. Ich meinte eher, dass ich mir meinen Fortpflanzungspartner auch eher selten medizinisch durchcaste und hier komischerweise das Gesundheitsargument eher selten fällt. Ich meinte das auch nicht irgendwie provozierend oder angreifend, sondern mich wundert wirklich aufrichtig, wieso hier so sehr mit zweierlei Maß gemessen wird.


    Wie schon gesagt: Kinder bekommen und Tierzucht sich VÖLLIG unterschiedliche Themen Bereiche!


    Und trotzdem kenne ich Frauen, die BEWUSST auf Kinder verzichten weil sie selber Rheuma oder andere einschränkende erbliche Krankheiten haben und nicht für sich verantworten wollen, Kindern dieses Leiden auch "an zu tun".

  • Weil man Menschen auch verschiedener Nationaltitäten nicht mit den verschiedenen Rassen der Hunde gleichsetzen kann vielleicht?


    Rein auf Gesundheitsaspekte bezogen meine ich.


    Aber ihr habt Recht, für die meisten sind das vermutlich ganz unterschiedliche Themen. Ich zieh mich auch raus, ich denke, das sind alles Themen, die sehr individuell sind. Hauptsache am Ende erwischt jeder den Hund, der zu ihm passt :)

  • Ich finde es wird zu oft vergessen, dass auch "netter, freundlicher und einfacher Begleithund/Familienhund" Eigenschaften sind, die man durch Zucht herauskristallisiert hat und auch weiterhin tut. In dem Sinne ist das also durchaus auch eine "Arbeitseigenschaft".


    Bei Studien oder schlicht den eigenen Beobachtungen wird zu gern "übersehen", dass bei Mischlingen nur in den seltensten Fällen bestimmte Untersuchungen überhaupt vor irgendwelchen Anzeichen gemacht werden und oft wird "der Rassehunde" einfach "dem Mischling" gegenübergestellt.
    Mischlinge sind insgesamt gemittelt. Es gibt weniger Extreme.
    Rassehunde werden aber nur durch das künstliche zusammenziehen so gemittelt. Eine sehr große deutsche Dogge hat nun mal eine erheblich kürzere Lebensdauer und es gibt Rassen, die besonders häufig mit bestimmten Krankheiten belastet sind. Das heißt aber nicht, dass JEDE Rasse bei der Gesundheit dem Mischling hinterherhinkt und Zucht sinnlos ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass z.B. Pudel als recht robuste und gesunde Rasse im Vergleich besser abschneiden würden. Da fehlen aber schlicht die genauen Untersuchungen/Studien.

  • Übrigens denke ich durchaus, dass eine gut durchdachter Wurf "Mischlinge" gesünder sein kann, als ein Rassehund. Das Thema wurde ja hier in einem anderen Bereich ("Qualzucht", genetische Varietät etc.) schon besprochen.
    "Gut durchdacht" bedeutet für mich aber in dem Fall mit Zukunftsplänen (z.B. Kreuzungszucht mit wieder Rückkreuzung zur Rasse), mehreren beteiligten Züchtern, motivierten Abnehmern und natürlich mit gesunden Ausgangshunden, die über Ahnentafel und entsprechende Untersuchungsergebnisse, Wesens- und Arbeitszeugnissen verfügen.


    Das "wilde" aufeinander lassen zweier Hunde, am schlimmsten Fall auch noch zweier Rassen, die absolut nicht zusammen passen (egal ob nun Wesen, Aussehen - extrem groß/klein - oder Krankheiten) hat für mich absolut nichts damit zutun und ist für mich auch in keinster Weise einer Unterstützung wert.

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