Qualzuchten

  • Qualzucht ist es vielleicht noch nicht, aber die Fellberge an Cockern gehen schon sehr am Sinn der Rasse vorbei. Die sollen im dichten Gedachs stöbern und dort sind Kletten, Zweiglein, Blätter und sonstiges, die sich im langen Haar verfangen und nachher mühselig entfernt werden müssen. Im Schnee sind sie durch die festpappenden Schneeballen mitunter bis zur Bewegungsunfähigkeit im eigenen Fell eingemauert.
    Mein erster Hund war ein Cocker und sehr wasserfreudig. Aber nach jedem Mal schwimmen gehen war die Gefahr einer Ohrentzündung, trotz kurzgeschorener Ohrinnenseite. Ihre Ohren waren nie sauber und problemlos, ihr ganzen Leben lang nicht, trotz bester Pflege.
    Hundefreundlicher und im Sinne der Arbeitstüchtigkeit als Stöberhund wäre ein viel moderateres Fell, eher wie beim Münsterländer oder Epagneul Breton.


    Schönes Beispiel für unsinniges züchten in Richtung Optik.

  • Das ist auch mit ein Grund, warum hier definitiv kein Cocker (Ausnahme Tierschutz) einziehen wird. Bei diesen teilweise übertypisierten 'Eierköpfen' (tschuldigung) mit den extrem tief angesetzten Dumboohren wehrt sich irgendwas in mir ganz stark, das als normal und gesund zu empfinden. Wobei man ganz klar sagen muss, dass meine Rasse vor Ohrenentzündungen auch nicht gefeit ist; auch da ist das regelmäßige Zupfen wichtig, allerdings sind die Ohren nicht größer als bei anderen schlappohrigen Hunden auch. Bei manchen Vertretern wuchert es in den Ohren ziemlich doll, finde ich z.B. auch nicht gut. Andere, so wie meine, haben gar keine Probleme.

  • Was ich übrigens auch noch nie nachvollziehen konnte ist die angestrebte Krallenfarbe. Meines Wissens werden rasseübergreifend einvernehmlich dunkle Krallen gewünscht. Für die Tiere hat das aber nur Nachteile; das Risiko, ins Leben zu schneiden, ist deutlich größer, wenn ich eben dieses nicht sehen kann. Warum wird nicht auf helle Krallen selektiert oder diese zumindest auch in die Zucht gelassen? (finde ich ähnlich verquer wie die gesunden Ridgebacks ohne Ridge von der Zucht auszuschließen). Vielleicht fällt das nicht zwangsläufig unter Qualzucht, aber es ist mal wieder ein schönes Beispiel dafür, dass optische Präferenzen nicht selten zu Lasten des Tieres gehen.

  • Ich kann mir vorstellen dass die Krallenfarbe etwas über die Pigmentierung des Felles aussagt. Beim Mops beispielsweise will man ja eine schöne dunkle Maske die sich gut vom restlichen Fell abhebt, bzw einen komplett schwarzen Mops. Wenn das Fell pigmentarm ist hebt sich die Maske nicht so gut ab, bzw der schwarze Mops wirkt bräunlich im Sonnenlicht. Also entspricht er nicht mehr dem Schönheitsideal. Aber das ist nur ne Vermutung.

  • Hm ich hab hier 2 Kurzhaarcollies in der selben Farbe, tricolor mit weißen Läufen. Die Hündin hat nur weiße Krallen und der Rüde hat hinten weiße und vorne schwarze, bis auf eine. Als Welpe waren die noch hellgrau.

    Keine Ahnung, ob das wirklich irgendwas zu bedeuten hat :ka: Beide haben die gleich schwarze Fellfarbe.


  • Ich finde die riesigen Ohren von Cockern und English Springern auch nicht so toll, aber wenn man sie nicht showgerecht frisiert ist es echt nur noch halb so schlimm, denn vieles der Länge ist schlicht nur Haar. Kann man auf Kontur des Ohrleders schneiden, und schon ist das Ohr nur noch halb so schwer. Unterseite wird eh ausgeschnitten/geschoren, da muss man nicht mal zupfen. Ist also nicht wirklich viel Aufwand. Qualzucht ist für mich was anderes als ein Hund, der regelmässige Fellpflege in moderatem Ausmass benötigt.


    Ja, ich versteh schon was du meinst, deswegen schrieb ich ja auch, ich bin mir nicht sicher ob man das schon qualzuchtrelevant nennen kann.

    Ich bin da vielleicht auch ein bisschen vorgeschädigt, weil ich eben so viele Hunde sehe, wo das mit der Pflege überhaupt nicht klappt.
    Naja, aber wenn man Bock auf Pflege hat, ist gegen eine pflegeaufwendige Rassen (vor allem Fellpflege) nix einzuwenden. Solange die gepflegt werden, geht es ihnen ja gut. Und bei vielen Rassen hat man ja auch die Wahl den Hund in nem einfacher zu pflegenden Kurzhaarschnitt zu halten.

    Die Ohren sind allerdings nicht immer nur durch Pflege gut hinzukriegen. Bei vielen Hunden wachsen die Haare so tief im Gehörgang, dass man da kaum im wachen Zustand zum zupfen rankommt. Wenn der Hund eher wenig Ohrenschmalz produziert und ansonsten einen schönen offenen Gehörgang hat, dann geht das alles irgendwie noch, spätestens wenn man vielleicht einmal die Woche was zum reinigen reinmacht und die Ohren ausmassiert.

    Wenn aber noch ein tief angesetztes Ohr mit weichem Ohrknorpeln und engem, oben durch das Hängeohr praktisch wie abgeschlossenem Gehörgang dazukommt, wie es bei vielen Cockern ist, dann braucht man nichtmal Haare im Ohr - da kommt ja so schon keine Luft rein und Sekret kann nicht ablaufen. Das ist wie ne Brutkammer da drinnen.
    Bei Basset Hounds und Bloodhounds hat man das auch. Beide Rassen haben den Ruf, oft unangenehm zu riechen, und ihre Ohren und die vielen Falten, besonders die Leftzenfalten im Gesicht, tragen da mMn nen guten Teil zu bei. Da winken dir die Hefepilze ja praktisch schon zu.

    Das ist schon ne Sache, da sollte man mMn züchterisch drangehen. Wenn ich überlege, in 9 Jahren Hunde (die meiste Zeit davon mit 2-3 Hunden) hatte einer meiner Hunde einmal eine leichte Otitis externa, die nach 1 Woche Behandlung weg war und nie wieder kam. Und ich reinige und pflege die Ohren nie, außer das ich vielleicht mal etwas überflüssigen Ohrenschmalz aus der äußeren Ohrmuschel auswische.

    Dagegen diese Modelle mit den ständigen Ohrentzündungen, die alle paar Wochen bis Monate wieder aufflackern und jedesmal mindestens zwei Wochen Behandlung brauchen, teilweise mit aufwendigem reinigen und so weiter - das ist sowohl für den Hund als auch für den Besitzer nicht lustig.
    Es gibt auch welche, die haben die allerschönsten Stehohren und trotzdem solchefiesen Probleme, und Hunde mit moderaten, leichten, hoch angesetzten Hängeohren (Deutsch Kurzhaar z.B.) haben da meiner Erfahrung nach auch nicht häufiger Probleme mit als welche mit Steh- oder Kippohren. Aber so ziemlich jeder TA wird bestätigen, dass diese sehr großen, sehr schweren, tief angesetzten Ohren ein Risikofaktor sind.

    Was ich übrigens auch noch nie nachvollziehen konnte ist die angestrebte Krallenfarbe. Meines Wissens werden rasseübergreifend einvernehmlich dunkle Krallen gewünscht.


    Bei welchen Rassen ist das denn wichtig und wird da tatsächlich drauf geachtet oder steht es nur im Standard, ist aber in der Praxis eher irrelevant?

    Bei Saluki und Greyhound wird die Krallenfarbe im Standard nicht erwähnt und ist auch weder beim richten noch bei der Zuchtauswahl entscheidend. Wäre auch albern bei Rassen mit vielen verschiedenen Farben und vielen Schecken bzw Hunden mit weißen Abzeichen an den Beinen, da hat man ja zwangsläufig helle und dunkle und gemixte Krallen.

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    Bei welchen Rassen ist das denn wichtig und wird da tatsächlich drauf geachtet oder steht es nur im Standard, ist aber in der Praxis eher irrelevant?

    Bei Saluki und Greyhound wird die Krallenfarbe im Standard nicht erwähnt und ist auch weder beim richten noch bei der Zuchtauswahl entscheidend.

    Ich habe auch noch nie gesehen dass auf Krallenfarbe geachtet wurde - bei den Settern/Pointern ist das definitiv unerheblich.

    Kommt wohl auch darauf an, inwiefern rasseübergreifend - ich hab echt nicht viel Ahnung von Farbgenetik, aber wie ist es zum Beispiel mit leuzistischen Rassen/Tieren. Beeinflusst Leuzismus nicht zwingend auch das Krallenpigment und wäre es dann nicht quasi-unmöglich da dunkle Krallen zu fordern?

  • Es kommt nicht von ungefähr, dass die Arbeitslinien von Cockern und ESS wesentlich kleinere, höher angesetzte Ohren, und insgesamt weniger Fell haben. Allerdings kriegt man die nicht angekört. Es gibt aber auch innerhalb der Standardzucht jagdliche Linien mit weniger übertypisierten Ohren. Das Fell ist weniger das Problem, obwohl tatsächlich kein Jagdhund Haare bis zum Boden brauchen kann. Fahnen und Befederung kann man kürzen, dann bleibt wesentlich weniger hängen. Den ganzen Cocker abscheren ist natürlich ein Unding, damit entfernt man auch das schützende Seidenhaar, in dem kaum was hängen bleibt - da hat der Züchter keine Schuld dran, wenn man nach einiger Zeit so ein Fusselwolltier hat, welches man scheren muss.

    Für mich waren aber die kürzeren, und höher angesetzten Ohren tatsächlich mit ein Grund, warum ich mich für den Welsh Springer entschieden habe. Wobei ich da weniger an Otitis dachte, als an das Ausdrucksverhalten. Der Welsh steht als echter Dual Purpose den Arbeitsspaniels wesentlich näher. Es ist ja eigentlich immer eine Übertypisierung, die dann irgendwann mal zur Qualzucht entgleist. Stichwort lose Haut und Falten, die dann im Gesicht zu Hängelidern führen - siehe Clumber Spaniel, Bloodie... Wobei auch da, die arbeitenden Linien sehen nicht so aus.

  • @Marula

    Bei den einfarbigen Pudeln sind helle Krallen definitiv unerwünscht. Mit Ausnahme von apricot, red und braun sollen die Krallen immer tiefschwarz sein, übrigens auch bei black&tan (bei den anderen dreien wird auch ein braun akzeptiert). Inwieweit das jetzt zu einer Disqualifizierung führt, müssten die Aussteller beantworten, da bin ich nicht ganz sicher. Mir erschließt sich jedenfalls der Sinn dieser Vorgabe nicht (aber das trifft auf so einige als wünschenswert deklarierte Aspekte zu ;-))

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