Qualzuchten

  • das habe ich auch mal gefragt und eine für mich plausible Antwort bekommen. Der Jagdhund ist ein abeitshund. Deswegen wird er auf Arbeitseigenschaften selektiert. Und da gibt es schon viele Kriterien. Würde man jetzt auch noch nach Rute selektieren muss zwangsläufig auch eine andere Eigenschaft zurück stecken. Schließlich will ich in möglichst kurzer Zeit eine Verbesserung erreichen . Im Zweifelsfall geht das dann aber zu Ungunsten des bejagten Wildes.

    Sorry das Zitat ist weg. War der Absatz von cattledog zur Frage warum nicht auf Rute selektiert wird.

  • Das sind so die Ansichten, die auch viele Humanmediziner bis vor wenigen Jahren und Jahrzehnten noch vertreten haben - Säuglinge haben kein Bewusstsein, folglich auch kein Schmerzempfinden, sondern es handelt sich um bloße Nozizeption ohne die mit der Schmerzwahrnehmung verbundene Erlebnisqualität. Bis vor kurzem wurden selbst Operationen an Babys ohne Narkose durchgeführt, denn schmerzverzerrte Gesichter, Lautäußerungen, heftiges Strampeln etc. wurden auf niedrige Abwehrreflexe zurück geführt. Das, was du als unwiderufliche Tatsache hinstellst, ist jedoch keine. In der aktuellen Schmerzforschung geht man davon aus, dass selbst Frühgeborene über eine Form von Schmerzempfinden verfügen, teilweise sogar mit einer noch größeren Sensibilität als Erwachsene. Es herrscht jedoch nach wie vor kein Konsens darüber, inwiefern die Schmerzqualitäten in verschiedenen Stadien des Lebens vergleichbar sind, da die quantitative Erfassung verständlicherweise sehr schwer bis unmöglich ist. Deswegen aber davon auszugehen, dass es in den ersten Stunden, Tagen, Wochen..."nicht so schlimm" ist, irgendein Körperteil ohne jede Narkotisierung zu amputieren - sorry, aber das ist veraltetes Geschwätz. Als jemand, der u.a. Biopsychologie studiert hat und deswegen in dieser Hinsicht sicher nicht ganz uninformiert ist, distanziere ich mich ganz klar von solchen Aussagen.

  • Das heißt also man setzt 1 Woche alte Welpen unter Narkose?! Bisschen hohes Risiko oder? Ich weiß von einer Züchterin die jagdliche Foxls züchtet, das ihre Tierärztin die Ruten "mal eben schnell so abknipst...."

    Vorgeschrieben ist keine Narkose, sondern eine Betäubung ... und diese wird normalerweise als lokale Betäubung durchgeführt und nicht gleich der ganze Welpe schlafen gelegt.
    Sowohl die Betäubung als auch das Kupieren muss beim Hund durch einen Tierarzt durchgeführt werden.

    Ich kenne das Kupieren auf diese Art nur von Schweinen, zumindest wurde das vor 30 Jahren noch so gemacht, wie es heute ist, weiß ich nicht, ob das noch so gemacht wird oder gemacht werden darf.
    Da wurden den neugeborenen Ferkeln mit einer Zange die Schwanzspitze abgeknipst, dann kam Blauspray drauf und zusätzlich bekamen sie noch eine Spritze in den Schenkel, ich denke, das war evtl. Antibiotika.

    Bei Schweinen wird das immer noch gemacht. Die Spritze ist normalerweise eine Eiseninjektion.

    Wenn das bei Ferkeln tierschutzrechtlich noch so erlaubt ist, dann wird es m.E. bei Hunden nicht anders sein und somit ist daran "eigentlich" nichts Verwerfliches.

    Ferkel und Hundewelpen werden im Tierschutzgesetz unterschiedlich behandelt. Bei Ferkeln ist das Kupieren ohne Betäubung in den ersten vier Tagen zulässig, bei Hunden nicht.

  • Ferkel und Hundewelpen werden im Tierschutzgesetz unterschiedlich behandelt. Bei Ferkeln ist das Kupieren ohne Betäubung in den ersten vier Tagen zulässig, bei Hunden nicht.

    Kann man das irgendwo nachlesen, dass Hunde eine Betäubung brauchen und dass das gesetzlich vorgeschrieben ist?
    Ich frag nur, weil ja True Type das ohne Narkose selber macht oder gemacht hat, das wäre dann ja gesetzeswidrig (gewesen).


    Ich mach das bei keinem Welpen, der älter als 24 h ist. Und ja, bei meinen eigenen Parsons habe ich das selber gemacht. Ein kleiner Scherenschlag, ein kleiner Pieps - mehr Erschrecken als großer Schmerz - und schon lag er wieder an Mutter´s Bar, während ich noch einen Klecks Sekundenkleber auf die Wunde tropfte.
    Alles vorbei in 10 sec.

  • Kann man das irgendwo nachlesen, dass Hunde eine Betäubung brauchen und dass das gesetzlich vorgeschrieben ist?Ich frag nur, weil ja True Type das ohne Narkose selber macht oder gemacht hat, das wäre dann ja gesetzeswidrig (gewesen).

    § 5 Abs. 1 Satz 1 Tierschutzgesetz:
    An einem Wirbeltier darf ohne Betäubung ein mit Schmerzen verbundener Eingriff nicht vorgenommen werden. Die Betäubung warmblütiger Wirbeltiere sowie von Amphibien und Reptilien ist von einem Tierarzt vorzunehmen.
    Danach kommen in Absatz 2 und 3 die Ausnahmen von der Betäubungspflicht, da ist z.B. das 4 Tage alte Ferkel dabei, aber eben nicht der Hundewelpe.

    § 6 Abs. 1 Satz 1 Tierschutzgesetz:
    Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.

    Dann wieder die Ausnahme vom Verbot in § 6 Abs. 1 Satz 2 Tierschutzgesetz:
    Das Verbot gilt nicht, wenn 1. der Eingriff im Einzelfall ...bei jagdlich zu führenden Hunden für die vorgesehene Nutzung des Tieres unerläßlich ist und tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen ...

    Und dann die Bedingung um die Ausnahme nutzen zu können in § 6 Abs. 1 Satz 3 Tierschutzgesetz:
    Eingriffe nach Satz 2 Nummer 1 ... (Anm. das sind ebend die Ruten der Jagdhundwelpen) sind durch einen Tierarzt vorzunehmen;

  • Im Übrigen dauert es Jahrzehnte und viele Generationen bis die Rute weg ist. Keine Ahnung, wie das züchterisch funktionieren soll.

    Das "Problem" besteht aber ja seit Jahrhunderten, die Wälder waren in früheren Zeiten sicher nicht lichter als heute.

    Wenn da jetzt noch vermehrt auf die Optik wert gelegt werden soll...

    Da die Schwanzlosigkeit bei einigen Rassen doch so essentiell wichtig ist / sein soll, würde ich das nicht unter "Selektion auf Optik" einordnen. Darunter fällt ein flacher Gesichtsschädel mit übertriebenen Kindchen Schema oder extreme Faltenbildung oder Selektion auf Farbe....
    Da die Rute ja erwiesenermaßen (?) stört, wäre die Züchtung eines natural bobtail Jagdhundes eigentlich die logische Konsequenz.

    Würde man jetzt auch noch nach Rute selektieren muss zwangsläufig auch eine andere Eigenschaft zurück stecken.

    Warum?

    Man hat doch auch auf Farbe selektiert. (Oder ist es Zufall dass jede Jagdhundrasse farblich sehr einheitlich aussieht?)

  • Dann wieder die Ausnahme vom Verbot in § 6 Abs. 1 Satz 2 Tierschutzgesetz:
    Das Verbot gilt nicht, wenn 1. der Eingriff im Einzelfall ...bei jagdlich zu führenden Hunden für die vorgesehene Nutzung des Tieres unerläßlich ist und tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen ...

    Und dann die Bedingung um die Ausnahme nutzen zu können in § 6 Abs. 1 Satz 3 Tierschutzgesetz:
    Eingriffe nach Satz 2 Nummer 1 ... (Anm. das sind ebend die Ruten der Jagdhundwelpen) sind durch einen Tierarzt vorzunehmen;

    Da steht aber nirgends, dass das Kupieren unter Narkose oder örtlicher Betäubung durchgeführt werden muss. :???:
    Aber dass es nur ein TA machen darf ist zumindest schonmal sehr interessant, dann darf der Hundehalter nicht selbst herumknipsen, außer er ist TA.

  • Zitat

    Da steht aber nirgends, dass das Kupieren unter Narkose oder örtlicher Betäubung durchgeführt werden muss. :???:Aber dass es nur ein TA machen darf ist zumindest schonmal sehr interessant, dann darf der Hundehalter nicht selbst herumknipsen, außer er ist TA.

    Doch, da muss ich mich jetzt nochmal selber zitieren:


    § 5 Abs. 1 Satz 1 Tierschutzgesetz:An einem Wirbeltier darf ohne Betäubung ein mit Schmerzen verbundener Eingriff nicht vorgenommen werden.

    Und das Kupieren der Rute fällt definitiv unter den Begriff "ein mit Schmerzen verbundener Eingriff". Sonst wäre es ja nicht nötig gewesen, die ganzen Nutztiere von dem Verbot wieder auszunehmen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!