Moin,
ich hoffe, Du liest noch mit?
Ich will Dir von dem Dalmatiner meiner Tochter erzählen, den ich seit Oktober in Tagespflege - sozusagen - habe, sie wohnt wieder hier und ist gut 12 Stunden außer Haus.
Der Dalmi war völlig neben der Spur, rannte wirklich stundenlang durch die Wohnung, kam nicht zur Ruhe, spran auf, wenn ich mich bewegte, lief hierlang, dalang, rauf auf Sofa - runter von Sofa, sprang an mir hoch, drehte sich im Kreis, ging meinem Hund gehörig auf die Nerven - kurz, es war einfach nicht auszuhalten. Und das ging wirklich stundenlang.... quasi bis ich durchdrehte.
Meine Tochter hatte das Problem auch, aber sie sperrte den Hund in eine Box, wenn er ihr auf die Nerven geht und dann gab er Ruhe. Also, zwar eine Lösung, aber keine, hinter der ich stehe - und die ich daher bei mir zu Hause, zumindest wenn ich den Hund habe, auch nicht mache.
Ich hab ihn aber, weil Ruhe muss sein, konsequent an einem Platz, jeweils in meiner Nähe angebunden - wir haben alels durch, heulen, bellen, in die Leine beißen (daher gibts bei uns dünne Kettchen), in die Leine springen - das volle Programm, nach 14 Tagen gab er langsam auf und wurde still, legte sich hin. Nach weiteren 14 Tagen ging er nach dem mrogendlichen Fressen, auf seinen Platz, legte sich hin und schlief.
Da meine Tochter, für mein Empfinden, extrem viel mit ihm machte, kleine Übungen, kleine Tricks, rufen und - für mein Empfinden so viel, das ich beim gemeinsamen Spaziergang schon wuschig wurde, weil der Kleine nie auch nur 5 Minuten für sich allein hatte - hab ich zeitgleich bei den Spaziergängen nichts mit ihm gemacht, außer das, was ich im Alltag so brauche. Rückruf (der klappt 1a!!!), Absitzen wenn Fahrräder oder Reiter an uns vorbei wollen und das war`s. Nach zwei Wochen wurde der Knirps deutlich ruhiger..... heute übe ich mit ihm durchaus, aber nie soviel, das er spürbar (wie an meiner Tochter) an mir hängt und mich nie aus den Augen lässt..... er klebt förmlich erwartungsvoll an ihr um bereit zu sein, was seine liebste Chefin will - Will to please - unglaublich.... aber, ich glaube fest, das ihn das stresst. Ich mache nur dann etwas, wenn er mal entspannt irgendwo lang trabt und eher nicht damit rechnet. Er dreht schnell hoch.... das vermeide ich.
Noch heute ist er Montags, wenn sie das Wochenende da war und natürlich viel mit ihm gemacht hat, überdreht und wir brauchen den Tag um wieder runter zu kommen.
Wir nutzen heute, auchin unbeobachteten Zeiten keine Leine mehr. Ich hab grad andere Probleme, etwa das er im Dunklen auf alles bellend drauf los geht, was ihm in die Quere kommt - nichts, was ich schätze.... oder das er beim Freiilauf immer auf Lucas geht und diesen zwickt und rempelt und anbockt - aber auch das bekomme ich langsam in den Griff. Hier zu Hause - ist mittlerweile alles paletti..... draußen muss er frei laufen, einfach weil er einen immensen Bewegungsdrang hat, na ja, Dalmatiner eben. Da er ziemlich gut hört, darf er auch, zumindest wenn es hell ist und ich weiter sehen kann als er hört.
Also, wenn einer aufs Sofa springt und pieselt, dann würde ich den gar nicht mehr aufs Sofa lassen, das ist meins und wer sich nicht benimmt, der fliegt.... egal wie süß er guckt. Wer Katzen jagt, der fliegt.... oder wird angeleint, immer, konsequent, keine Ausnahme. Und ja, das ist verdammt harte Arbeit, was mich dieser Tüpfel an meine Grenzen bringt - ich weiß schon, warum ich keinen Junghund wollte.
Wenn der Tupf andere anbellt, drehe ich um.... nehme ihn kurz, werde auch mal laut. Ich bestimme, grob gesagt, wer hier gefährlich ist und wer nicht. Ich sehe zu, das wir unterwegs souveränen älteren Hunden mit deutlicher Körpersprache begegnen, die ihn durchaus auch mal massregeln, wenn er zu "frech" (er ist jetzt gut 9 Monate alt) ist und ihnen schräg kommt. Mein Lucas ist einfach zu geduldig und geht ihm lieber aus dem Weg, als das er mal sagt wo die Pauke hängt. Man kann nicht alles haben. Aber der Tupf braucht genau so etwas. Klare Ansagen und keine Kompromisse und eben auch nicht "mal so" und "mal so" - Konsequenz hoch vier ist hier das Zauberwort. Alles andere nutzt nichts.
Zieht er an der Leine, geh ich keinen Schritt mehr, blöd für meinen Hund, aber so langsam lernt er, das er nur weiter kommt, wenn er brav geht.... benimmt er sich schlecht, draußen - gibts heute auch mal "okay, Du hast gemacht, gehen wir nach Hause, wer sich nicht benimmt, kommt eben kurz" - manchmal mach ich das auch einfach nur zur Schonung meiner Nerven, aber ich hab auch durchaus raus, wann hier wer unterwegs ist und kann das steuern.
Im Übrigen hatte der Tupf eine verschleppte und vor allem verdeckte Blasenentzündung, er trank unglaublich viel und pieselte mir auch ab und an ins Haus, die hat man nur durch weitergehende Urinuntersuchungen heraus gefunden - über Nacht kein Problem, aber über Tag schaffte er es nicht immer. Nach Antibiotika ist heute alles okay.
Nur kurz zur Rasse, es gibt bei Mixen derart verschiedener Rassen immer Ausreisser in die eine oder andere Richtung, in solchen Mixen schlagen wirklich zwei Herzen die nicht zueinander passen und das macht es schwer... ich hab hier - bewusst - Mischlinge aus Jagdhund und spanischem Hütehund, aus dem Tierschutz, ganz besondere Hunde, muss man mögen und wollen. Aber man muss auf sie eingehen und ihnen gerecht werden, sie anpassen und alltagstauglich in jeder Situation machen - geht nicht. Und, niemals würde ich solche Mixe bewusst vermehren. Ansonsten sehe ich keinen Unterschied zwischen Puggle und Labradoodle - gibt ja noch mehr solche Desingerhunde, was sah ich neulich einen Irischdoodle und einen, wirklich ausgesprochen schönen Hund, der mir als Labradogge vorgestellt wurde. Ach, wenn wir doch nur bei Mischlingen bleiben würden. Nur bekommt man für die halt einfach kein Geld - Menschen sind schon komisch.
Aber darum gehts ja nicht, sondern darum, einem solchen Hund durchs Leben zu helfen, nun ist er ja schon mal da.... machen wir das Beste daraus.
Sundri