Ratlosigkeit mit Tierschutzhund

  • Bitte keinen Futterentzug bei einem gestressten Hund! Der hat schon genug Probleme, der sollte nicht noch mit einer weiteren lebensbedrohlichen Situation konfrontiert werden.

    Zitat

    Es gibt hier viele Hunde, die nicht unbedingt den unglücklichsten Eindruck machen.

    Ich glaube, da liegt der Hase im Pfeffer. Bist Du Dir bewusst, dass mit der Aufnahme eines solchen Tierschutzhundes mit einer solchen Vorgschichte ein Wagnis eingegangen bist, das auch schief gehen kann?

    Lies mal hier, vielleicht wird Dir dann einiges klarer:
    https://www.dogforum.de/deprivationsschaden-t148132.html

    Ansonsten bis zum Termin: Nimm sie halt auf den Arm und geh dahin wo sie sich wohlfühlt.

    Viele Grüße
    Corinna

  • :gut: Das hab ich mir so noch nie vor Augen geführt. Wurde uns auch als Hund ideal für Anfänger vermittelt, aber das lass ich jetzt mal so stehen.

    Das heißt also für uns es wird schwierig und viel Arbeit, aber wir können dennoch zusammen glücklich leben? Ich würde sie um alles in der Welt nichtmehr hergeben und spare lieber an anderer Stelle und bezahle dann weiterhin den Hundetrainer als sie hier rauszureißen. Selbst wenn das Wagnis nun schief gegangen ist, jetzt haben wir die Situation und müssen damit irgendwie umgehen.

    Ich meine auf die Naturfrage schon geantwortet zu haben, vielleicht wurds aber auch verschluckt: Sie verhält sich an sich nicht durchgehend ängstlich in der Natur, ist an sich neugierig und trägt ihren Schwanz auch in der "Normalstellung", eingerollt auf dem Rücken locker hängend. Kommt ihr etwas komisch vor nimmt sie selbigen natürlich runter, richtet ihre Rute aber bald wieder auf. Der praktische Vorteil ist, dass man bei ihr sofort die Schwanzstellung erkennen kann und sieht, dass sie , zumindest darauf bezogen, nicht der Natur an sich abgeneigt ist. Mit anderen Hunden waren wir manchmal schon unterwegs, die meisten sind ihr jedoch zu stürmisch und sie zeigt wieder dieses Beschwichtigungsverhalten. Die einzige Hündin in der Umgebung die auch ruhig, gelassen und freundlich bleibt ist mit einem anderen Hund im Doppelpack unterwegs der genau das nicht ist und einmal versucht hat nach ihr zu schnappen.

    Von Futterentzug halte ich in der Situation auch nicht viel, zumal sie Nassfutter bekommt und nicht sonderlich auf Trockenfutter abfährt. Und bei Nassfütterung gestaltet sich das etwas schwerer mal eben das Futter draußen zu geben :lol:

    Ich werde mal versuchen mit ihr weiter weg zu fahren und melde mich sobald ich eine Veränderung bemerkt habe.

  • Ich sage es mal ganz deutlich: Es gibt manche Hunde, die nicht stressfrei (und in meinen Augen diesem Individuum gereicht) in bestimmten Umgebungen leben können. Zu gut deutsch: Wenn ein Hund z.B. von der Straße "gerettet" wurde und vom Tierschutz in ein großes Mietshaus vermittelt wird, dann kann das richtig heftig in die Hose gehen. Und zwar so sehr, dass gar kein Training greifen kann, weil dieser Hund mit dieser Situation niemals umgehen lernen wird. Solche Fälle gibt es leider immer wieder. Und da ist ausschließlich eine Abgabe in eine dem Hund gerecht werdende Umgebung die Lösung.

    Ich weiß nicht, ob es bei Euch so ist. Das ist ein Beispiel. Nur, um Dir klar zu machen, dass man mit Liebe, Training und Hundetrainer nicht alles erreichen kann ;)

  • Ach Mensch.
    Was das Spazierengehen angeht würde ich mir auch erstmal nicht allzuviele Gedanken machen, wenn du merkst dass es ihr besser geht wenn ihr nur kurz zum Lösen rausgeht, dann mach das. Oder wenn du für 200m 30 Minuten brauchst, dann ist das eben so. Gib ihr einfach erstmal die Zeit die sie braucht. Je mehr du dich stresst desto weniger wird sie mit dir spazieren gehen wollen ;)
    Wie ist das denn wenn sie sitzt und du dich in etwas Abstand (anderes Leinenende) seitlich zu ihr hinhockst und sie nicht anschaust? Kommt sie dann zu dir? Oder bleibt sie dann auch sitzen? Und wie ist es denn wenn du mit ihr spät Abends oder richtig früh morgens rausgehst? Viele ängstliche/unsichere Hunde sind dann entspannter weil die Umwelt noch relativ ruhig ist. Ansonsten kannst du sie auch in der Wohnung mit ruhigen Denk- und Suchspielen auslasten, wobei ich denke, dass sie wahrscheinlich genug verarbeiten muss und die Zeit nutzt um erstmal runterzukommen.
    Evtl. kannst du ihr unterstüzend ein Tuch mit Lavendelöl beträufeln und in ihr Körbchen legen (1-2 Tropfen Lavendlöl auf ca. 10 ml Sonnenblumenöl). Das wirkt beruhigend.
    Die Seite hier http://markertraining.de/ kann ich dir bei nem unsicheren/ängstlichem/depriviertem Hund wirklich ans Herz legen, da sind viele nützliche Infos und Tipps zu finden.

  • Zitat

    Ich sage es mal ganz deutlich: Es gibt manche Hunde, die nicht stressfrei (und in meinen Augen diesem Individuum gereicht) in bestimmten Umgebungen leben können. Zu gut deutsch: Wenn ein Hund z.B. von der Straße "gerettet" wurde und vom Tierschutz in ein großes Mietshaus vermittelt wird, dann kann das richtig heftig in die Hose gehen. Und zwar so sehr, dass gar kein Training greifen kann, weil dieser Hund mit dieser Situation niemals umgehen lernen wird. Solche Fälle gibt es leider immer wieder. Und da ist ausschließlich eine Abgabe in eine dem Hund gerecht werdende Umgebung die Lösung.

    Ich weiß nicht, ob es bei Euch so ist. Das ist ein Beispiel. Nur, um Dir klar zu machen, dass man mit Liebe, Training und Hundetrainer nicht alles erreichen kann ;)

    Danke dafür :applaus: :2thumbs:
    Daran hatte ich auch gedacht.

  • Zitat

    Ach Mensch.
    Was das Spazierengehen angeht würde ich mir auch erstmal nicht allzuviele Gedanken machen, wenn du merkst dass es ihr besser geht wenn ihr nur kurz zum Lösen rausgeht, dann mach das. Oder wenn du für 200m 30 Minuten brauchst, dann ist das eben so. Gib ihr einfach erstmal die Zeit die sie braucht. Je mehr du dich stresst desto weniger wird sie mit dir spazieren gehen wollen ;)
    Wie ist das denn wenn sie sitzt und du dich in etwas Abstand (anderes Leinenende) seitlich zu ihr hinhockst und sie nicht anschaust? Kommt sie dann zu dir? Oder bleibt sie dann auch sitzen? Und wie ist es denn wenn du mit ihr spät Abends oder richtig früh morgens rausgehst? Viele ängstliche/unsichere Hunde sind dann entspannter weil die Umwelt noch relativ ruhig ist. Ansonsten kannst du sie auch in der Wohnung mit ruhigen Denk- und Suchspielen auslasten, wobei ich denke, dass sie wahrscheinlich genug verarbeiten muss und die Zeit nutzt um erstmal runterzukommen.
    Evtl. kannst du ihr unterstüzend ein Tuch mit Lavendelöl beträufeln und in ihr Körbchen legen (1-2 Tropfen Lavendlöl auf ca. 10 ml Sonnenblumenöl). Das wirkt beruhigend.
    Die Seite hier http://markertraining.de/ kann ich dir bei nem unsicheren/ängstlichem/depriviertem Hund wirklich ans Herz legen, da sind viele nützliche Infos und Tipps zu finden.

    Wenn ich mich hinhocke kommt sie dennoch nicht zu mir. Aber ich glaube auch, dass ich mir zuviele Gedanken mache. Gerade waren wir nochmal draußen zu zweit mit dem Hund und es ging alles problemlos. Sie kam mit auf die Hundewiese, hat überall ein bisschen geschnuppert, Passanten nachgeschaut und versucht eine Eidechse zu erlegen :D Ich VERSUCHE mir immer wenig Gedanken zu machen und mit selbstbewusster Körperhaltung da heranzugehen, aber ich glaube, ein Hund merkt sofort wenn man sich eigentlich doch Gedanken macht. Also entweder hatte sie beim ersten Versuch wirklich garkeinen Bock und dachte "Ich möchte jetzt nicht herumwandern, lass uns zurückgehen". Oder es liegt an mir. Eventuell auch beides :lol:
    Früh morgens geht es eigentlich besser als mittags, das könnte wirklich an den Hunden liegen die hier herumstreifen. Jetzt gerade kam uns auch nur ein Hund in ihrer Größe entgegen und das lief stressfrei. Ich habe oft gesagt bekommen, dass man selbst sagen soll wann es losgeht, aber wäre es denn aus Hundehaltersicht sehr verwerflich zu sagen wir gehen wieder zurück wenn sie keinen Bock hat oder untergrabe ich damit meine eigene Autorität?

    Da es manchmal problemlos klappt, glaube ich nicht, dass sie ein hoffnungsloser Fall ist, der hier bei uns komplett falsch aufgehoben ist. Aber mal abwarten was die Trainerin dazu sagt.

    Ist Markern das Selbe wie Clickertraining? Das machen wir nämlich schon und sie hat großen Spaß daran. Sie hat/hatte ein wenig Probleme mit ihrem Selbstvertrauen anfangs, dadurch wurde es aber besser. Vielleicht testet sie jetzt auch ihr "neues" Selbstvertrauen aus und möchte auch mal mitteilen, wenn ihr etwas nicht passt?

  • Ich wage mich an keine Ferndiagnose, dazu müsste ich den Hund und seine Körpersprache sehen. Drei Monate finde ich auch etwas kurz, um von einer Deprivation zu sprechen. Gut möglich auch dass die Hündin eine Krise durchlebt seit dem Einzug, weil sie keine Möglichkeit hat, ihre Stresshormone abzubauen. Den Faktor der völlig neuen Umgebung mit ihren Eindrücken würde ich nicht unterschätzen.
    Ob sie depriviert ist werdet ihr wohl erst mit der Zeit feststellen, hier würde ich vorallem darauf achten, ob ihre Lernleistung im Bereich der Sozialisierung vermindert ist.
    Ich habe selbst einen deprivierten Hund und hatte auch schon die Gelegenheit, mit solchen Hunden zu arbeiten.
    Was ich dir auf jeden Fall für die nächsten Tage mitgeben möchte:
    Habt Spass zusammen und versuche, ihr die Gelegenheit zu geben, unbeschwerte positive Erlebnisse mit dir zu haben.
    Ich würde folgendermassen vorgehen:
    1. Überlege, ob es irgend einen Ort gibt, den ihr schnell erreichen könnt und wo sie einfach entspannt an der Schleppleine die Umgebung erkunden kann. Wenn sie mit dem Autofahren keine Probleme hat, dann fahr evtl. Eine kurze Strecke. Am besten ist ein Ort, wo ihr weder Hunden noch Menschen begegnet. Wo du nicht ständig angespannt sein musst, den Hund Hund sein lassen kannst und Nichts von ihr erwarten musst. Ich kenne eure Wohnsituation und die Umgebung nicht. Wenn du in einer sehr belebten Gegend wohnst, wäre es gut die Spaziergänge auf ruhige Zeiten (Nacht, über Mittag, früh morgens) zu verschieben.
    Suche diesen Ort mindestens 1x am Tag auf und gehe in der nächsten Zeit nirgends anders spazieren.
    Lernt euch so unverkrampft kennen, lass sie in der Bewegung Stresshormone abbauen und die Umgebung erkunden. So gewinnt sie Sicherheit und baut vertrauen auf.

    2. Beschäftige den Hund drinnen mit Spielen. Zerrupft zusammen eine Zeitung, verstecke Käsestückchen in einem Badetuch, lass sie Leckerchen auf und unter deinem Pulli und lass sie sie erschnüffeln, gib ihr einen Kong der sie beschäftigt (Rezepte findest du im Internet überall), macht, was immer ihr Spass macht.
    Nach aufregenden Spielen immer für Ruhe sorgen, Kauen ist ganz wichtig für die Entspannung. So schaffst du unverkrampft Nähe. Kontaktliegen, Entspannungsmassagen und gemeinsame Ruhezeiten sind super, wenn der Hund dabei wirklich entspannt ist. Aber überfordere sie damit nicht, respektiere, wenn es ihr zu nah ist.

    Dieses Programm würde ich sicherlich 2 Wochen durchziehen.
    Ein Ort für spannende Spaziergänge 1x im Tag, so wenig Stresssituationen wie möglich, viel Spass, Zuneigung, Akzeptanz, kein Zwang nach draussen zu gehen wenn sie nicht will (dann bis zum Löseplatz tragen, danach wieder rein wenn sie möchte.) und dann drinnen Auslastung machen.

    So fährst du den Hund erst einmal runter und lernst ihn kennen. Danach kannst du, am besten in Begleitung eines Trainers, mit dem Aufbau beginnen.
    Liebe Grüsse auch dem 4beiner,
    Katrin

  • Ähm, ich geh jetzt mal in die andere Richtung.
    Der Hund ist ja durchgecheckt, soweit gesund und alles.

    Ganz ehrlich? Mitnehmen. Weitergehen und sie mitnehmen. Kann gut sein das sie einfach gemerkt hat das du dich bemühst und in letzter Instanz nachgibst und sie so bekommt was sie will.
    Wo ich mit meinem Hund langgehe bestimme in erster Linie ich. Und wenn an der Strecke nix ersichtlich ist und vor allem wenn man wie bei der TS nicht viel Ausweichmöglichkeiten hat, dann muss der Hund auch mal lernen das man durch manche Situationen einfach durchmuss.

    Grade weil die TS vorbildhaft dafür sorgt das die Hündin Schutz hat, das sie nicht spielen muss und alles, die Hündin nimmt den Schutz ja anscheinend auch gerne an.
    Dann muss sie nun eben lernen das es völlig okay ist Frauchen zu folgen. Auch wenn man aus welchen gründen auch immer da nun grad nicht langwill.

  • Zitat

    Ähm, ich geh jetzt mal in die andere Richtung.
    Der Hund ist ja durchgecheckt, soweit gesund und alles.

    Ganz ehrlich? Mitnehmen. Weitergehen und sie mitnehmen. Kann gut sein das sie einfach gemerkt hat das du dich bemühst und in letzter Instanz nachgibst und sie so bekommt was sie will.
    Wo ich mit meinem Hund langgehe bestimme in erster Linie ich. Und wenn an der Strecke nix ersichtlich ist und vor allem wenn man wie bei der TS nicht viel Ausweichmöglichkeiten hat, dann muss der Hund auch mal lernen das man durch manche Situationen einfach durchmuss.

    Grade weil die TS vorbildhaft dafür sorgt das die Hündin Schutz hat, das sie nicht spielen muss und alles, die Hündin nimmt den Schutz ja anscheinend auch gerne an.
    Dann muss sie nun eben lernen das es völlig okay ist Frauchen zu folgen. Auch wenn man aus welchen gründen auch immer da nun grad nicht langwill.

    Naja aber man kann es dem Hund doch auch auf nette Art vermitteln, dass es ok ist einem zu folgen, sei es durch dieses Pendeln, eine intermediäre Brücke (IB) oder was auch immer. Fördert das Vertrauensverhältnis sicher mehr als den Hund einfach irgendwie durch die Situation zu ziehen/schieben/tragen und zu sagen da muss der jetzt durch. Es gibt sicherlich Exemplare die das abkönnen, aber ich konnte das bei unserem Hund nach drei Monaten noch nicht abschätzen und ich bin froh dass ich den sanfteren Weg gewählt habe. Wenn sie jetzt manchmal bockt kann ich sie mittlerweile gut genug einschätzen ob sie einfach nur keinen Bock hat (dann wird hier auch von hinten angeschoben) oder ob sie Angst hat (dann wird gependelt oder die IB benutzt, je nach Zeit die ich zur Verfügung habe)

    Fineli: schöner Beitrag, unterschreib ich voll und ganz.

    Zitat

    Ist Markern das Selbe wie Clickertraining?

    Im Prinzip ja, du kannst nen Clicker nehmen oder auch ein Markerwort aufbauen. Wir haben hier beides, den Clicker für Tricks und für Alltagssituationen und Spaziergänge das Markerwort (hier das Wort "Klick", aber da kann man nehmen was man will, es sollte nur im Alltag nicht zu häufig im Wortschatz vorkommen).
    Beim Markertraining werden halt bestimmte Verhaltensketten aufgebaut, wie bspw. die IB, der Geschirrgriff..., die allesamt positiv aufgebaut sind. Zur Bestätigung wird der Clicker oder das Markerwort benutzt, weil man damit punktgenau das richtige Verhalten bestätigen kann.

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