Bericht Cesar Millan 18.9. in Köln

  • Hallo allerseits,


    frisch zurück, die Autofahrt hatte ich Zeit, die Eindrücke Revue passieren zu lassen, und zuhause möchte ich mir dann doch gönnen, gleich was dazu zu schreiben. Denn es ist passiert, was ich beim Besten Willen nicht erwartet hätte: Ich fand die Show langweilig!


    Es gab einzelne Elemente die sicherlich toll insziniert hätten sein können. Doch gerade das Konstrukt in Deutschland hat einfach nicht so funktioniert, wie es hätte sein können und wie ich es mir erhofft hätte. Und das hat nichts mit seinen Fähigkeiten als Hundetrainer zu tun.


    Nach all dem Hype in beide Richtungen, sowohl die kritischen als auch die begeisterten, hätte ich einfach erwaret, daß "mehr" passiert. Doch es ist nichts passiert, was mich bewegt hätte. Es gab keine Demonstrationen oder Kommentare, die ich "schlecht" fand, oder wo man sich aufregen könnte, aber auch nichts, was mich so wirklich begeistert hat. Was waren also die Elemente, die eine vom Potential her gute Show zerstört haben?


    Fangen wir mal mit dem grottenschlechten Übersetzer an! Wenn ich in Deutschland auf eine Veranstaltung mit einem englischsprachigen Trainer gehe macht es für einige Sinn, einen Dolmetscher zu haben. Dafür gibt es tolle System, die auch viel eingesetzt werden: Per Funkübertragung, mit einem Ohrstöpsel, es gibt da viele Varianten.


    Doch daß ein Übersetzer sich auf der Bühne neben CM insziniert passt einfach nicht. Er soll "übersetzen" und nicht "neu-interpretieren". Dabei hat er unglaublich viel falsch übersetzt. Kleinere Fehler und "Umdichtungen" in jedem zweiten Satz, und mindestens alle 10 Minuten ein großer "Klopper", wo er Inhalte völlig falsch übersetzt hat.


    Dazu sind sich CM und der Übersetzer auch noch ständig gegenseitig in´s Wort gefallen. Wenn dann für eine Demo noch ein deutschsprechender Hundehalter dabei war dann war das Chaos perfekt: Ich hörte nur noch ein Stimmenwirrwarr und es war nicht mehr klar, wer gerade was sagt.


    Da der Übersetzer jeden einzelnen Satz von CM auf der Bühne stehend in´s Deutsche übersetzt hat ging es nur sehr schleppend voran. Klar, es dauert halt doppelt so lange, wenn die Sachen zweimal gesagt werden. Pointen sitzen nicht mehr, weil es bei solchen "Doppelungen" eben keine feine Pointe mehr geben kann.


    Auch genervt hat es, daß viele der eingefleischten CM-Fans jegliche Übersetzungspausen zusätzlich für Applaus zu nutzen. Klatschen wir einfach mal, weil wir ihn so toll finden, und nicht weil er was gutes gemacht hat. Dadurch wurde es nur noch langatmiger.


    Untermalt war dieses Drama von einer schrecklichen Akkustik. Wenn kein Tontechniker da ist, der es hinbekommt, die Kölnarena ohne nervtötenden Hall zu beschallen, dann soll man sich halt eine andere Halle suchen. Doch die Technik, da zog sich der Schwachsinn durch: Der Junge am Licht drückte alle paar Minuten mal auf den Schalter für das Licht, daß in den Saal strahlt, um das Publikum zu blenden. (einen anderen erkennbaren Sinn hatten diese Strahler nicht). Und die mobilen Kameras hatten auch irgendwie einen seltsamen Fokus: Immer, wenn ein Hund reinkam, war die Kamera auf CM, anstatt auf dem Hund. Und den Hund gab´s später auch immer nur aus einer einzigen Perspektive. Naja ... für 70 Euro hätte ich da einfach mehr erwartet.


    CM zog seine Show durch, ohne auch nur eine seiner Pointen in´s Deutsche zu übertragen. Er zieht (zugegeben, recht elegant) Obama durch den Kakao. Er spricht von mexikanischen und von amerikanischen Hunden. Und so weiter, und so fort. Alles Geschichten und Pointen, die in Amerika gut wirken dürften, in Deutschland jedoch, zusätzlich verwässtert durch die Übersetzung, kaum noch eine Wirkung haben.


    So schleppte sich der Abend hin und ich wartete vor allem auf die Demonstrationen mit Hunden.


    Demo 1:
    Ein Welpe läuft dem Futter hinterher.
    Aha ... ja und? Ja, das war wirklcih eine DEMONSTRATION! Er hat gezeigt, wie ein Welpe brav einem Futternapf hinterherläuft anstatt auf Kommandos zu hören. Lernen sollte man hier, daß ein Welbe eben ZUERST auf Gerüche reagiert, udn erst DANACH auf auditive Kommandos. NIcht wirklich Magie, was da passiert ist: CM läuft mit Futter über die Bühne und der Hund läuft Ihm hinterher ...


    Demo 2:
    Ein jugendlicher Hund, der lernen muß, ruhig zu sein.
    Irgendwie war die Demo ebenso uninteressant, ich habe sie mir gar nicht genauer gemerkt.


    Demo 3 + Demo 4:
    Boah, auf die Demos war ich am neugierigsten und jetzt kann ich mich an eine davon nicht einmal mehr erinnern, so unspektakulär war sie.


    Demo 4
    Demo vier war ein Quitscheball und ein Hund, der lernen muß, ruhig zu werden. Hier war auch das totale Stimmenchaos: Das Frauchen redet mit dem Übersetzer in Detusch, beantwortet aber zwischendurch eine Frage an CM in englisch, und aus dem Stimmenwirrwarr der beiden Männer (CM und Übersetzer), mal in Detusch, mal in Englisch, wusste ich nun gar nicht mehr, wer da was sagt.


    Demo 5
    Die war schon fast peinlich. Ein Hund, bei dem CM fast nichts gemacht und eben auch fast nichts erreicht hat.
    Ein völlig überdrehter Hund, der nicht ruhig am Futternapf vorbeigehen konnte. Das konnte er aber auch bei CM an der Leine nicht. CM hat nur angedeutet, was man mit ihm machen müsste, und ihn dann wieder von der Bühne gelassen.


    Und schon ging er zu den Abschiedsworten über. Wie bitte? Das war schon alles?


    Ich nehme an, daß es dieser dappische §11 ist, wegen dem sich CM bei den Demos so stark zurückgenommen hat, daß fast nichts mehr passiert ist. Es würde erklären, warum er eben kaum mit Hunden gearbeitet hat. Sie waren nur "alibihalber" auf der Bühne, so mein Eindruck.


    Was bleibt übrig?
    Nichts, worüber man sich aufregen könnte. Dieser ganze nerv-hype der CM-Hasser war einfach gewaltig übertrieben. Aber eine gute Leistung hat er auch nicht gezeigt.


    Dennoch glaube ich, daß die Show funktionieren KANN.
    Wenn er einfach reden kann, ohne auf den Übersetzer zu warten. Wenn er arbeiten darf, mit den Hunden. Wenn das Publikum amerikanisch ist und die Pointen auf das Publikum zugeschnitten.
    Ja, ich kann mir sehr gut vorstellen, daß diese Show in den USA hervorragend funktioniert, im positiven für alle Seiten. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, daß diese Show in einer modifizierten Form, mit guter Akkustik, gescheiter Übersetzung und ohne Handfesseln für CM auch in Deutschland sehr gut funktioniert. Das, was ich heute abend gesehen habe, halte ich aber für ein unreifes Ding, weil es einfach nicht funktioniert, so eine Show 1:1 aus den USA nach Deutschland zu übertragen.


    Da ich nun aber nicht nur auf die negativen SEiten gucke möchte ich noch einmal herausstellen:
    Seine Geschichten und Gedanken sind an sich hervorragend aufgebaut. Daß er gleich zu Anfang den Lebenszweck eines Hundes so klar definiert ("To make you happy!"), das auch noch logisch unterbaut, ist sehr, sehr geschickt. Noch deutlicher wurde es beim Thema "Gassi gehen". Er sagte, viele Menschen haben Stress, wegen dem Gassigehen, doch das sollte deine "Happy Hour" sein. Keine Probleme, kein Stress, nur freude.
    Diesen Kommentar muß man sich in dem Bewustsein auf der Zunge zergehen lassen, daß viele Amerikaner mit Ihren Hunden gar nicht und nur sehr, sehr unzureichend Gassi gehen. Die Betonung auf "Happy Hour" und "Free of Stress" dient ganz hervorragend dazu, tausende von Hundebesitzern mehr zum Gassigehen zu kriegen, ohne belehrend zu wirken.
    DAS sind die Dinge, die ich ihm hoch anrechne. Daß er nicht als wichtigtuer Theorien verbreitet, sondern sich überlegt, wie er solche Gedanken aufbauen muß, um eine Wirkung zu haben.


    Und nun noch als allerletztes ein kleines Schmankerl:
    Nachdem er gesagt hatte, daß es der Lebenszweck Deines Hundes ist, Dich "happy" zu machen, fragt er "What is happyness?". Direkt nach der Frage dreht er sich rum und zieht sich ganz nebenbei seine Jacke aus. Auf dem Rücken seines T-Shirts steht "Millan". Daß es ein deutsches WM-Trikot is und er sagt "THIS is happyness", das ist dem Entertainer geschuldet. Doch wirklich tricky war der Mometn davor: Während in den Köpfen der Zuhörer noch "What is happyness?" wirkt sollen alle die Antwort auf dem Rücken des T-Shirts lesen.


    Genialer Verkauf, so wie er in Amerika insziniert wird.
    Hat nichts mit Hunden zu tun. Dennoch ist es hervorragend aufgebaut!


    So, für mich war´s das jetzt.
    Ich springe noch ku rz mit Shades raus, der heute ganze fünf Stunden alleine sein mußte, und dann geht´s in´s Bett.


    Alles Liebe, Julian!

  • Ganz ehrlich? Da würde mir um jeden einzelnen Cent den ich für die Karte, die Fahrt usw. ausgegeben hätte und die aufgewendete Zeit das Herz bluten. Nach Deiner Beschreibung war das ja wirklich völlig belanglos.
    LG von Julie

  • Danke für den sehr ausführlichen Bericht. Schade ums Geld und dass es dir nicht so gut gefallen hat....
    Was mich noch interessieren würde ist, wie er denn Sinn des Hundes (dich glücklich zu machen) begründet hat. Irgendwie klingt es in deinem Bericht so, dass es der Lebenszweck des Hundes wäre und da würde ich widersprechen.
    Hunde haben ja auch eigene Bedürfnisse die sie durchsetzen möchten... :???:

  • Evtl ist eben dank §11 nichts passiert, worüber man sich hätte aufregen KÖNNEN, darum gings doch und daher freue ich mich, dass er sich bei den Hunden zurückgehalten hat :gut:
    Das sollte erreicht werden, super!

  • Wenn der Rest blöde war wie Übersetzung, Beleuchtung, dann ist nicht der Paragraph daran Schuld.
    Wenn er sich deswegen in der Praxis zurückgehalten hat, finde ich das prima. :gut:
    Auch wenn das den Befürwortern wieder Wasser auf die "Er ist sooo nett zu Hunden " Mühlen gibt. :headbash:


    Blöde natürlich für die die das Geld ausgegeben haben, aber ich denke auch mit §11 hätte man eine gute Show machen können.


    Ich komm über 70,- echt nicht weg.
    Ist Rütter auch so teuer?
    Nicht dass ich da hingehen würde, aber die Preise finde ich völlig überzogen, selbst wenns Nuhr oder Mittermeier wären.

  • Auf das Pseudo-Tierschützer-Geblubbere antworte ich schon gar nicht mehr.


    Ich hatte oben extra geschrieben, daß das nichts mit seinen Fähigkeiten als Hundetrainer zu tun hatte. Die Show hatte einige Mängel und die waren völlig unabhängig von der ganzen blinden Kritik.


    Würden die Tierschützer nicht so gegen Ihn wettern, dann wäre er wohl nicht halb so bekannt. Mir scheint inzwischen, daß die CM-Hasser und die CM-Liebhaber beide extrem blind sind und alle sich so sehr in Ihre Leidenschaftliche Meinung verrannt haben, daß die Belanglosigkeit der Show selbst dabei untergeht.


    Welch Ironie ... keine der beiden Gruppierungen hätte ohne die andere so viele Anhänger.
    Ich glaube, viele Hundehalter würden gut damit fahren, diese Ego-Kriege zu ignorieren und stattdessen einfach mehr Zeit mit dem eigenen zu verbringen. ;)


    Alles Liebe, Julian!

  • Zitat

    Ich komm über 70,- echt nicht weg.
    Ist Rütter auch so teuer?
    Nicht dass ich da hingehen würde, aber die Preise finde ich völlig überzogen, selbst wenns Nuhr oder Mittermeier wären.


    Rütter kostet so zwischen 35-45€ je nach Sitzplatz..zumindest bei uns in Österreich.
    Ich bin jetzt auch nicht so der Rütter.... fan..
    Aber sein Bühnenprogramm würde ich eher als Kabarett/Comedy abtun mit Hundetipps.
    Was ich als programm aber sehr cool finden... etwas wissenwertes...tipps...sicht der hunde..und was zum lachen.


    Rütter hat das eben etwas anders aufgebaut..was ich persönlich als "Bühnenprogramm" gut finde.
    Ihn als Trainer... ja... da hab ich wieder eine etwas andere Sicht...
    Aber das soll hier ja nicht Thema sein...


    70€ für Eintritt zahlen und dann enttäuscht sein...das verstehe ich..und die Witze können nicht Sitzen wenn man sie dolmetschen muss..

  • Rütter hat vor 2 Jahren um die 35€ gekostet. Und ich finde ihn als Komiker sehr gut, als Trainer ok...ich bin aber eher wegen der Show hingegangen, als jetzt konkret um was zu lernen.
    CM hätte ich auch gerne gesehen, einfach um ihn zu sehen, jetzt nicht weil ich ihn gut oder schlecht finde.
    Nur niemals für das Geld!!! So bis 40€ hätte ich gezahlt, aber nicht mehr. Für 70€ hätte er sich dann eine Stunde Zeit für mich ganz alleine nehmen müssen :D

  • Schon seltsam,


    über das Geld mache ich mir überhaupt keine Gedanken, warum kriege ich so viel "Mitleid" wegen dem Geld?
    Ist mir doch wurscht, ob ich 10 Euro, 100 Euro oder 500 Euro dafür bezahle. Als Roger Waters erstmalig mit The Wall nach Deutschland kam habe ich über 500 Euro bezahlt für zwei Karten. MIr war es das halt wert.


    Rütters Show hat mit Hundetraining nicht viel zu tun. Als Comedy betrachtet finde ich sie maximal mittelmäßig. Als Trainer empfinde ich ihn als zu zurückgenommen, zu "teilnahmslos". Rütter habe ich auch noch nie mit einem wirkliche Problemfall arbeite sehen, sondern immer nur "über Hunde erzählend".


    Zitat

    Für 70€ hätte er sich dann eine Stunde Zeit für mich ganz alleine nehmen müssen


    Es ist echt heftig, wie oft es einigen um´s Geld geht.
    Was mich mal so rein aus Neugierde interessieren würde ist: Wie umstritten wäre CM, wenn er genau das gleiche tun würde wie schon immer, aber damit nicht Millionen sondern nur ein normales Durchschnittsgehalt verdienen würde.


    Ich könnte mir gut vorstellen, daß viele Kritiker sich dann gar nicht mehr so sehr an Ihm stören ...


    Alles Liebe, J ulian!

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