Der "schwierige" Hund als Trendhund?
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Zitat
@ Regula,
wenn ich das richtig lese, lebst du in Kanada (bitte berichtigen, wenn ich falsch liege
), und ich gehe davon aus, daß der Hund auch dort lebt.
Das sind natürlich völlig andere Lebensbedingungen als in Deutschland in einer Großstadt in ner Wohnung.
Schwierige Hunde - ich finde die Bezeichnung irgendwie unpassend. Was ist "schwierig"
Das müsste man erstmal definieren. Für mich gibt es passende Hunde, passend zur Person und zum Lebensumfeld, und unpassende.
Nicht zum Halter und zur Lebenssituation passende Hunde
sind schwierig, für diese Person.Für eine andere Person, in anderen Lebensumständen, kann genau dieser Hund völlig unkompliziert sein. Ich persönlich habe demnach kein Interesse an "schwierigen" Hunden, ich fühle mich nicht dazu berufen, einem Hund, dem ich nicht gerecht werden kann oder nur mit größter Mühe, was ich nur als Streß empfinden würde, auf biegen und brechen passend zu mir machen zu müssen/wollen.
Genau das war mein Punkt :).
Man muss kein überdurchschnittlich engagierter Halter sein, um einen Hund zu halten, der eh schon zu den Lebensumständen passt. Manchmal ist das halt ein Pudel und manchmal ein Herdenschutzhund...
DAS finde ich erstrebenswert - sich selbst und seine Bedürfnisse einschätzen zu können und dann gezielt eine Wahl zu treffen, mit der alle glücklich sind. Nicht, an einem Hund der eigentlich nicht passt herumzuerziehem und Beschäftigungen für ihn zu finden, und danach am besten noch allen die es hören wollen (oder auch nicht) zu erzählen "Hach, war der Hund heute wieder anstrengend" -
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Ja, bin ganz Deiner Meinung.
Wenn mir jemand am laufendem Meter erzählt, wie furchtbar schwierig sein Hund doch ist, hat er in meinen Augen einfach eine etwas unglückliche Wahl getroffen. Es passt dann einfach nicht, die Chemie stimmt nicht zwischen Hund und Mensch, die Lebensumstände, die Möglichkeit, sich auf diesen Hund einzustellen (ob nun vom Lebensumfeld her oder persönlich).
Wobei ich es verstehn kann, wenn jemandem das Herz blutet und aus Mitleid ein Tier aufgenommen wird, das in ganz besonders schrecklichen Umständen leben muß, obwohl es nicht so wirklich passt. Ob damit aber Halter und/oder Hund glücklich werden, sei dahin gestellt.
Verschiedene Hunde haben verschiedene Bedürfnisse, sowie Menschen verschieden sind. Ein gehandicappter Hund zB hat andere Bedürnisse als ein plumsgesunder Junghund, und für beide gibts die richtigen Halter.
Person A, die sich zB gut auf die Bedürfnisse des gehandicapten Hund einstellen kann, und den dann auch gar nicht so "schwierig" empfindet, hat vlt ein Problem mit dem quirligem Junghund und findet den total stressig und umgekehrt. Den "schwierigen" Hütehunde finden viele sicherlich gar nicht so furchtbar schwierig, weil sie mit den Bedürfnissen gut umegehn können und Spaß haben, mit ihnen dementsprechend zu arbeiten. Und..und..und.
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Zum Thema Lebensumstände bzw. Umfeld und das es passen sollte kann ich was beisteuern, eigentlich war das Problem von Herr Hund: Kinderbeisser.
Doch er hatte ein für sich selbst viel größeres Problem, er war früher in Hamburg bzw. Vorstadt von Hamburg nur gestresst, alles hat ihn überfordert, er neigte total geistig abwesend zu sein, nicht ansprechbar, dann auch zu Übersprungshandlungen. Dann stand von HH ein Umzug in den Süden Deutschlands an und wir haben uns bewusst für ihn für ein Leben auf den Land entschieden. Vorher war er durch den Stress andauernd krank, andauernd Augen entzündet, Nierenwerte ganz schlecht etc.
Ohne großes Zutun war er auf einmal ein anderer Hund und vor allem gesund. Eine Mischung wie er mussten wir einsehen haben, gehört nicht in die Stadt. Keiner wusste so genau wie gut er wirklich früher die Außenwelt kennengelernt hatte. Das Tierheim wusste nur das er viel auf dem Grundstück war und wohl am Zaun schon aus Langeweile Radfahrer gehütet hat.
Das Jahr in Hamburg hat mich sein Problem schirr zu Verzweiflung getrieben, im Hundesportverein hatte er Einzeltraining gekriegt, damit er nicht in Stress gerät, ohne Stress konnte er auch gut arbeiten.
Ihr glaubt nicht wie peinlich es ist einen Hund zu haben der nicht ansprechbar ist, ich musste mir anhören, der Hund hat keinerlei Bindung zu mir, der Hund ist respektlos, dominat blablabla.
Heute muss man nur immer wieder nur gucken, dass er selbst mit seinen 9 Jahren ausgelastet ist. Damit er nicht zu sehr auf Bewegungsreize reagiert. Stress selbst wenn er mal in die Stadt muss ist auch keine große Sache mehr.
Eine kleine Änderung des Wohnumfelds hat bei ihn Wunder bewirkt und dadrüber bin ich sehr sehr glücklich. Glaube in HH wäre ich und er nie so glücklich geworden.
Heut' ist er einfach nur noch ein selbstständiger Hund mit einer gehörigen Affinität zu Schafen.
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Ja, bin ganz Deiner Meinung.
Wenn mir jemand am laufendem Meter erzählt, wie furchtbar schwierig sein Hund doch ist, hat er in meinen Augen einfach eine etwas unglückliche Wahl getroffen. Es passt dann einfach nicht, die Chemie stimmt nicht zwischen Hund und Mensch, die Lebensumstände, die Möglichkeit, sich auf diesen Hund einzustellen (ob nun vom Lebensumfeld her oder persönlich).
Ich kann mir beim besten Willen keine Konstellation vorstellen, in der sich mein Hund unkompliziert einfügen würde. Irgendwo in absoluter Einöde ohne äußere Reize vielleicht und einem riesigen umzäunten Grundstück. Aber selbst da würde sie Panikattacken bekommen wegen der Zimmerdecken (-lampen), oder irgendwelcher Gegenstände.
Ich finde die Einstellung, 'ist Dein Hund problematisch, dann gehört er einfach nicht zu Dir' ehrlich gesagt enorm arrogant! Da schwingt so ein "ich weiß bescheid, ich habe das Wesen aller Hunde (und eigentlich auch der Welt) durchdrungen und wer Probleme hat, war einfach nicht Weise genug " mit, das ich als ziemlich kurz gedacht und ignorant empfinde.
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Ich finde die Einstellung, 'ist Dein Hund problematisch, dann gehört er einfach nicht zu Dir' ehrlich gesagt enorm arrogant! Da schwingt so ein "ich weiß bescheid, ich habe das Wesen aller Hunde (und eigentlich auch der Welt) durchdrungen und wer Probleme hat, war einfach nicht Weise genug " mit, das ich als ziemlich kurz gedacht und ignorant empfinde.
Wie immer, ist eben auch das nicht absolut. Für viele Beispiele, z.B. das von Regula, trifft es. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein HSH (oder einer der vielen Mixe aus den osteuropäischen Ländern) in der Hochhaussiedlung schwierig ist, ist halt relativ hoch. Der gleiche Hund kann aber in passender Umgebung total easy sein. Der bringt dann aber höchstwahrscheinlich auch keine Baustellen, wie Deprivation z.B. mit. Der ist ganz normal und gesund, bloß aufgrund seiner Rasseeigenschaften kann da gehörig was schief gehen oder eben auch nicht.
Natürlich gibts noch andere Beispiele. Ein "wo-steht-das-Klavier-Mensch" könnte mit einem sensiblen Collie wirklich schlecht bedient sein und der Collie auch.
Das kann man jetzt ausgiebig fortführen. Viele Probleme sind ja tatsächlich hausgemacht.Aber das heißt natürlich nicht, dass es nicht Hunde gibt, die in so ziemlich jeder Umgebung, die wir überhaupt bieten können, Probleme haben. Und die auch bei Hundeflüsterers nicht unproblematisch sind und bis an ihr Lebensende nur geringe Fortschritte machen. Nach meinen Erfahrungen sind die Hunde aber nicht bei den Leuten, die sich damit profilieren möchten. Weil das klappt nicht. Das ist anstrengend, das schränkt das Leben ein, damit läßt sich kein Blumenpott gewinnen.
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Also, in meinem realen Umfeld, gibt es ganz wenig "Problemhunde". Aktuell fällt mir da sogar nur einer ein, den man vielleicht als solchen bezeichnen könnte, den kenne ich aber nur, weil ich ihn auf unseren Gassi-Runden ab und an sehe. Ob der Besitzer ihn tatsächlich als problematisch beschreiben würde, weiß ich gar nicht, der Hund ist halt nur bei Hundebegegnungen ziemlich griffig und deswegen kenne ich den nur angeleint.
Wenn man hier durchs Forum liest, fällt auf, dass viele Probleme aus den übersteigerten Erwartungen der Besitzer bestehen. Das sind eigentlich keine wirklichen Probleme im Sinne von "Problemhunde". Wenn der Rückruf bei nem 1jährigen Hund noch nicht immer klappt, der Hund mit 3 Monaten noch nicht stubenrein ist, der Welpe auf "Nein" nicht reagiert! kann man nicht von Problemhunden sprechen. Mich wundert da nur immer, mit welcher Erwartung an einen Hund rangegangen wird....
Dann gibt es natürlich den Trend (ich sage das jetzt mal bewusst) zum Tierschutzhund aus irgendwo. Der dann aus Mitleid geholt/adoptiert wird. Der ist immer und grundsätzlich traumatisiert.
Und wenn dann - aus lauter Mitleid - der Kopf völlig ausgeschaltet wird, kann es durchaus sein, dass man ein echtes Problem bekommt.
Es gibt sicherlich wirklich tolle Hunde aus dem TS, ohne Frage. Das Problem sehe ich nur darin, dass die Art und Weise der Vermittlung es leider häufiger begünstigt, dass da.....wie sage ich es jetzt mal ..... eventuelle Probleme, die der Hund evtl hat, mit dem großen, weichen Mantel des Mitleids übertüncht werden.
Und Mitleid ist in der Situation leider oft kein wirklich guter Ratgeber. Ein kleines bisschen mehr Ratio ist da schon wünschenswert. -
Ich fänd´s irgendwie schon ganz hilfreich, wenn man weniger andere Menschen bewerten und verstärkt sein eigenes Handeln hinterfragen würde.
Hier scheint es meist nur darum zu gehen, welche Menschen schlimm sind und welche noch viel schlimmer... Ich finde das nicht besonders hilfreich für irgendjemanden.Besser ist es doch, sich im Zweifel in so einem Forum zu informieren, und sich Hilfe zu suchen (hier oder im realen Leben), wenn mal etwas danebengegangen ist. Dazu ist es aber auch nötig, mit seinen Problemen rauszurücken, und das wird sicher nicht einfacher, wenn man befürchten muss, dafür angegangen zu werden.
Und natürlich sich vorher zu informieren, was in diesem Forum ja auch oft vorkommt (die Rubrik "Überlegungen vor dem Kauf" ist klasse).Übrigens - ich bin zwar nicht wirklich in der Hundevermittlung tätig, aber bekomme ab und an Anfragen von Menschen, die einen Hund suchen, weil sie wissen, dass ich ein Tierheim unterstütze. Und da ist nie, aber auch wirklich nie einer dabei, der sagt, er möchte einen schwierigen Hund haben. Die meisten wollen ein Rundumsorglos-Paket, was ihnen niemand bieten kann.
(Am ehesten funktioniert das noch bei älteren Hunden, aber die will auch keiner) -
Zitat
Ich gäb den Orden lieber an all jene, die Hunden aus dem Tierheim ein neues Heim geben und aber trotzdem seriöse Züchtung gut finden. Und solche Leute hab ich noch nie getroffen.
Vielleicht weil die ihre Meinung für sich behalten.
Ich habe bei den Leuten mit den Tierschutzhunden auch durchblicken lassen, dass ich Züchter nicht verteufle. Inzwischen reden sie wieder mit mir.
Wollte ich einen Welpen, würde ich ganz klar zum seriösen Züchter gehen!
Da ich mich aber eh nicht auf eine bestimmte Rasse festlegen kann und erwachsene Hunde bevorzuge, ist halt der Tierschutz die beste Adresse. Primär will ich einen Hund der zu mir passt, sekundär kann es dann halt passieren, dass ich einen Hund "rette". -
Es gibt doch sozusagen 2 Arten von "schwierig": Typische Rassemerkmale, die den Halter überfordern, weil er sich, warum auch immer, für die falsche Rasse entschieden hat und Hunde mit schlechter oder ungewisser Vergangenheit, die deshalb Macken zeigen.
Ich für mich kann sagen, hier würde nie ein HSH einziehen. Ich kenne mich mit den Hunden nicht aus, ich kann dem Hund nicht das bieten, was er braucht und ich traue mir die Erziehung ganz schlicht und einfach nicht zu. Mit dem Jagdtrieb anderer Rassen käme ich hingegen gut zu Recht, die würden für mich weniger ein Problem darstellen.
Was hier jederzeit einziehen darf ist ein Hund mit Vergangenheit. Die Entscheidung ist natürlich auch abhängig von der Rasse und der Art der Vergangenheit. Aber so einen schwierigen Hund würde ich nehmen. Und das zu einem großen Teil aus Mitleid raus. So bin ich halt.
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Übrigens - ich bin zwar nicht wirklich in der Hundevermittlung tätig, aber bekomme ab und an Anfragen von Menschen, die einen Hund suchen, weil sie wissen, dass ich ein Tierheim unterstütze. Und da ist nie, aber auch wirklich nie einer dabei, der sagt, er möchte einen schwierigen Hund haben. Die meisten wollen ein Rundumsorglos-Paket, was ihnen niemand bieten kann.
(Am ehesten funktioniert das noch bei älteren Hunden, aber die will auch keiner)Doch hatte ich früher häufiger...
Es kamen regelmäßig "Retter" die auch den schwierigsten, gestörtesten Hund nehmen wollten, um ihn aus dem Tierheim zu retten... die Vermittlungsquote war aber in den fällen gleich Null, weil ich bei solchen Träumern keinen Hund rausgegeben habe.
Aber das ist ein anderes Thema.Ich denke es ist auch bisweilen ganz schick, sich in kleine (Rasse) Probleme reinzusteigern. Aus dem pöbelnden Junghund wird gleich der absolute Leinenrambo, ein Hund der mal einen anderen gerechtfertigt runterbügelt, wird gleich zum gemeingefährlichen Beißer deklariert...
Es wird oft ein Problem aufgeblasen und künstlich dramatisiert, weil den Leuten das Wissen fehlt und sie normales hundliches Verhalten nicht mehr von echten Problemen unterscheiden können.Zu dem habe auch ich gerade in den Diskussionen rund um die Gebrauchsrassen immer wieder den Eindruck, dass es bei einigen wirklich am Ego nagt, dass sie einen leichtführigen, freundlichen, hundewiesentauglichen Familienhund haben, weil das für andere Hundeführer keine Priorität hat und man in die Aussagen anderer gern zu viel hineininterpretiert.
Gerade bei den Familienbegleithunden fällt es mir sehr häufig auf, dass sich viele Leute wirklich gekränkt fühlen, wenn man darauf hinweist, dass andere Hunde schwerer zu führen sind. Anstelle sich zu freuen, dass man einen Hund hat, der gut ins eigene Leben und zu den eigenen Ansprüchen passt, fühlen sie sich herabgesetzt, weil der andere Hundehalter mehr Probleme hat. -
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