Pro und Contra Auslandstierschutz

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    Ich nehme da eig. keine moralische Wertung vor: Ich finde es nicht zwangsläufig besser oder schlechter, sich einen Hund aus dem Ausland/Tierheim oder vom Züchter zu holen. Es kommt schließlich immer darauf an, was man möchte und in sein Leben integrieren kann.


    Ich glaube, wir meinen da ungefähr das gleiche. :smile:

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    Sinnlos Hunde nach Deutschland bringen, halte ich für eine schlechte Idee, solange sich vor Ort nichts ändert.


    Für all die Hunde, die wir in den letzten Jahren nach Deutschland geholt haben, war das keinesfalls sinnlos und auch nicht für deren Familien (und anderem wir selbst).

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    Gerade, wenn es um Länder mit einer größeren Straßenhunde-Problematik geht (zB Rumänien usw.), bringt es meiner Ansicht nach nicht viel, diese Hunde in ein anderes Land zu vermitteln, zumal für Nachwuchs 100-fach gesorgt ist. Mir ist schon bewusst, dass die Verwaltung (teils mit schnellen Gesetzesänderungen) gerne Mal als Notlösung die Tötung wählt, und ich versteh schon, dass man sowas tunlichst verhindern möchte. Nur ohne Aufklärung (und Kastrationen) führt das lediglich dazu, dass man das lokale Problem derart abmildert, dass es aus der politischen Diskussion und somit Bewusstseinsbildung verschwindet. Und das ändert nun mal nichts.


    Auch wenn das jetzt sicher falsch rüber kommt: es mag sein, das es an den grundsätzlichen Bedingungen für die Straßenhunde in diesen Ländern nichts ändert.
    Aber für das einzelne Tier ändert sich alles.


    Mia zb hatte ja eine (letztendlich) generalisierte Demodikose. Auf der Straße, ohne Behandlung, wäre sie mit Sicherheit früher oder später an den daraus resultierenden Hautinfektionen gestorben.


    Stattdessen ist sie aber bei uns gelandet, sie wurde behandelt und die Demodikose ist quasi vollständig ausgeheilt. Die letzte Behandlung ist jetzt 7 Monate her.
    Sie ist ein absolut fröhlicher, freundlicher und glücklicher Hund, der sein Leben genießt.
    Auf der Straße hätte sie dazu nie die Chance bekommen.


    Für sie hatte es also schon eine massiver Veränderung hin zum Positiven.

  • Nein, das kam gar nicht falsch rüber. Für Mia als Einzelfall ist das natürlich super - keine Frage. Unbekannterweise würde ich ihr auch gar nichts anderes wünschen wollen =)


    Aber mir geht's auch gar nicht darum, dass niemand Tiere aus dem Ausland aufnimmt, sondern, dass der Fokus/die Priorität darauf liegen sollte, die Situation vor Ort, vor allem für die Tiere, aber auch in den Köpfen der Menschen zu verbessern.


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    Ich sag immer: Es hilft den Hunden vor Ort nicht, wenn man einzelne Tiere hierherholt. Aber es hilft auch nicht, wenn man es nicht macht.


    :gut:

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    Aber mir geht's auch gar nicht darum, dass niemand Tiere aus dem Ausland aufnimmt, sondern, dass der Fokus/die Priorität darauf liegen sollte, die Situation vor Ort, vor allem für die Tiere, aber auch in den Köpfen der Menschen zu verbessern.


    Deshalb kann man die Frage nach Pro und Contra nicht so einfach beantworten, es sei denn, man ist aus ideologischen Gründen dagegen, sich um Belange in anderen Ländern zu kümmern. Dann ist das Gespräch aber ziemlich schnell vorbei.


    Wie diese Hilfe im einzelnen aussehen kann/aussehen sollte, ist schon eher ein Thema, worüber man diskutieren kann. Am besten, wenn man selbst involviert ist und weiß, wovon man spricht.

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    Für all die Hunde, die wir in den letzten Jahren nach Deutschland geholt haben, war das keinesfalls sinnlos und auch nicht für deren Familien (und anderem wir selbst).


    Wenn du mal den ganzen Text liest, wirst du feststellen, das ich das sinnlos,nur auf Hunde beziehe, die einfach nur von der Straße weggefangen und nach Deutschland gebracht werden, ohne das man weiß ob sie mit Menschen überhaupt klarkommen. Die reisen nämlich nur von Tierheim zu Tierheim und das ist für mich sinnfrei.

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    Nur ohne Aufklärung (und Kastrationen) führt das lediglich dazu, dass man das lokale Problem derart abmildert, dass es aus der politischen Diskussion und somit Bewusstseinsbildung verschwindet. Und das ändert nun mal nichts.


    Dem kann ich nicht zustimmen. Ich bin absolut für Aufklärungsprojekt und Kastrationsaktionen. Aber das wegkarren von massenhaft Hunde bringt gar nichts für die Problematik, also auch nicht, dass die Bewusstseinbilung oder Diskussion verschwinden würde. Es mildert auch das Problem nicht.
    Man kann es sich so vorstellen: In Stadt X gibt es Lebensraum (Futter/Platz) für z.B. 2500 Straßenhunde. Würde ich als Organisation 500 einfangen und nach Deutschland bringen, bräuchten die Hunde vermutlich nichtmal mehrere Monate um wieder auf den Maximalstand zu kommen und wieder zu 2500 zu sein. Es wird sich in der Natur eben soviel vermehrt, wie die Möglichkeit besteht. Was nun wirklich hilft ist: Kastrationsprojekte. Die kastrierten Tiere belegen weiterhin den Platz reproduzieren sich aber nicht mehr. Also sind weiterhin 2500 Tiere dort, die sterben aber nach und nach und können aber nicht für mehr Nachwuchs sorgen. Oder der zweite Weg: Man verringert den Futterzugang. Also Supermärkte bringen ihren Müll zu abgesperrten Containern usw.

  • Steffi, wie kommst du auf diese Zahlen? Ich glaube beim besten Willen nicht, dass eine Organisation ein Fünftel des Straßenhundbestandes einer Stadt vermitteln kann. :???:
    Und klar, man kann die Hunde kastrieren oder ihnen die Nahrungsgrundlage entziehen, wie du vorschlägst. Ersteres ist allerdings nicht so leicht, wie man sich das so vorstellt. Unkastrierte Haushunde stellen wohl ein großes Problem hierbei dar, da sie viele Kastrationsprojekte zunichte machen.
    Trotzdem ist das der einzige Weg, und man muss natürlich bei der Bevölkerung ein Bewusstsein dafür erschaffen. Aber es ist schwer und langwierig. Versuch mal, eine beratungsresistente brandenburgische Bäuerin davon zu überzeugen, ihre Katze kastrieren zu lassen, die ständig Würfe hat. Dann weißt du, was ich meine. :roll:
    Und Zweiteres - naja, da kann ich mir auch bessere Lösungen vorstellen. :/


    Ich glaube auch nicht, dass durch das Vermitteln einiger Hunde die Situation derartig abgemildert wird, dass sich dadurch irgendein Verantwortlicher zurücklehnt und denkt "Oh, prima, Problem gelöst, ich brauch nix mehr zu machen". Das ist bestenfalls Wunschdenken.
    Sicherlich gibt es das Phänomen, dass eine Verbesserung der Situation (weniger Straßenhunde, sei es nun durch Kastration oder durch Einfangen der Hunde) auch wieder eine Verschlechterung nach sich ziehen kann, weil man dann wieder nachlässiger wird. Das ist bekannt, so wie z. B. die allgemeine Anerkennung von "Safer Sex" und Keuschheit zu vermehrtem Auftreten von HIV-Infektionen führen kann. Aber soll man deswegen Kondome verbieten?


    Andersherum ist es doch aber nicht so, dass die Lokalpolitiker anfangen, tierfreundliche und vor allem nachhaltige Lösungen zu finden, wenn das Problem überhand nimmt. Je nach Land werden die Tiere dann eben eingefangen und weggesperrt oder getötet, oder beides.
    Und auch dann sind wieder weniger Hunde auf den Straßen. Also, egal, was man macht um die Zahl der Hunde zu minimieren, dieses Phänomen besteht immer! Und dann gebe ich den Hunden doch lieber ein schönes Zuhause, als dass sie weggesperrt oder umgebracht werden.


    Abgesehen davon sind Straßenhunde nur ein Teil des Problems. Es gibt ja auch massenhaft Hunde in "Tierheimen", mit denen teilweise sehr viel Geld verdient wird (wie z. B. in Italien). Demensprechend besteht auch kein Interesse daran, die Hunde loszuwerden. Diese Hunde sind nicht sichtbar und somit auch nicht im Bewusstsein der Bevölkerung. Wenn die Betreiber dieser "Tierheime" sich dann ein anderes Geschäftsfeld suchen müssen, weil ein paar Tierschützer ihnen ihre Goldesel weggenommen haben, dann kann ich damit sehr gut leben.


    Die Problematik der Straßen- und Tierheimhunde muss politisch diskutiert werden, und ganz langsam tut sich auch was in der EU und auch in der Öffentlichkeit der einzelnen Länder, auch wenn es noch viele Jahre dauern wird, bis sich wirklich was ändert. Bis dahin soll man doch bitte für so viele Hunde wie möglich ein adäquates Zuhause finden. Da haben die meinem Empfinden nach nämlich ein Recht drauf.


    (Und sie müssen gar nicht "gekarrt" werden. Man kann sie auch ganz liebevoll nach Deutschland bringen ;) )

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