Pro und Contra Auslandstierschutz

  • Zitat

    Solange es herrenlose, ausgesetzte und ungeliebte Tiere gibt wird es für mich niemals ein Zuchttier im Haus geben. Einfach da ich es für mich persönlich einfach Sinnlos finde, gewollten Nachwuchs zu unterstützen solange es Tiere gibt, die ein Zuhause wirklich nötig haben.


    :gut:

  • OK, dann schreib ich mal meinen Meinung bzw. Erfahrung dazu.


    Als wir vor 10 Jahren unseren ersten Hund zu uns holten, war uns klar, ein Hund aus dem Tierschutz soll es sein. Ob Mischling oder Rassehund war uns egal, wir wollten halt einer armen Socke, die keiner will, ein gutes Zuhause geben.


    Da wir im Ruhrgebiet leben, gibt es eine große Auswahl an Tierheimen um uns herum, aber welche Hunde saßen da? Mit anderen Hunden unverträgliche, als gefährliche Hunde eingezogene, die ich mir als Anfänger einfach nicht zugetraut habe, Hunde, die nicht zu Kindern vermittelt werden konnten (uns war schon klar, dass wir Kinder bekommen wollen) oder Sokas, für die meine Nerven hier im Ruhrpott einfach nicht stabil genug sind (nicht dass wir uns falsch verstehen, ich habe nichts gegen Sokas, aber die Anfeindungen, die man in dieser Gegend mit diesen Hunden erlebt, hätte ich nicht ausgehalten!)


    Also haben wir uns weiter umgeschaut und haben in einer Pflegestelle bei uns um die Ecke einen jungen Bardino-Mix-Rüden aus Fuerteventura gefunden, bei dem die Chemie zwischen Hund und Mensch direkt stimmte. Die Vermittlerin war von uns sehr angetan und letztendlich habe wir ihn dann übernommen.


    Nachdem wir mit dieser Organisation nur gute Erfahrungen gemacht haben, war uns klar, dass wir den nächsten Hund wieder von dieser Organisation übernehmen werden. Ganz im Gegensatz zum örtlichen Tierheim, von dem meine Eltern mal vor etlichen Jahren eine Katze übernommen haben. Es gab weder Vor- noch Nachkontrolle und der Kater wurde uns als sehr lieb und verschmust angepriesen. Nachdem er in der ersten Woche meinen Bruder mehrfach ohne Vorwarnung gebissen und gekratzt hatte, haben meine Eltern ernsthaft überlegt, ihn wieder abzugeben, was sie aber zum Glück nie getan haben, sie haben sich zusammengerauft.


    Generell ist es aus meiner Sicht völlig egal, wo den Tieren geholfen wird. Unterschiedliche Menschen engagieren sich halt für unterschiedliche Projekte. Es gibt Menschen, die unterstützen z.B. Brunnenbauprojekte in Afrika, obwohl es auch in Deutschland arme Kinder gibt. Wo kämen wir denn da hin, wenn man da sagen würde, zuerst muss den deutschen Kindern geholfen werden, bevor man sich im Ausland engagiert. Das fände ich extrem engstirnig. Also, gut dass so viele Menschen über den Tellerrand schauen und überhaupt helfen!


    Was mich an der Auslandstierschutz-Diskussion allerdings extremst nervt, ist, dass immer alle Organisationen so dargestellt werden, als ob sie nur Tiere nach Deutschland karren. Wenn man Tiere, die sich gut in ein Leben im Haus einfügen können, hierhin vermittelt, heißt das doch nicht automatisch, dass man vor Ort nichts tut. Die Organisation, von der unser Hund kommt, kastriert vor Ort, klärt vor Ort auf (sensibilisiert vor allem Kinder und Jugendliche), verschifft nicht alle Hunde und Katzen nach Deutschland, sondern hat verschiedene Projekte vor Ort, wo die Tiere, die für ein Leben in Deutschland nicht gemacht sind, bleiben können (medizinisch versorgt, sauber und satt)


    Ärgerlich finde ich allerdings auch die Unart vieler Organisationen, Straßenhunde oder sehr ängstliche, unzureichend sozialisierte Hunde an Anfänger und dann gerne noch in Großstädte zu vermitteln. Ich kenne in meinem Umfeld mehrere Hundeanfänger, denen ein traumatisierter, total verstörter Hund aus Osteuropa vermittelt wurde. Das finde ich absolut unseriös! Außerdem wirft das ein schlechtes Licht auf ganz viele Tierschutzorganisationen.


    Schlimm finde ich die Organisationen, die mit möglichst mitleidheischenden Texten und Bildern möglichst schnell möglichst viele Tiere hierhin vermitteln wollen. Die Wahl für einen Hund sollte meiner Meinung schon sorgfältig und vernunftgeleitet erfolgen und nicht eine Gefühlsentscheidung sein. Sonst sitzen nämlich die nächsten Hunde hier in den Tierheimen.


    So, das ist ein langer Text geworden, aber ich ärger mich immer über diese Pauschalisierungen "Auslandstierschutz ist das einzig Wahre" oder "Auslandstierschutz ist das Letzte". Es gibt halt solche und solche Organisationen.


    Wie würden sich denn die Menschen fühlen, die sorgfältig einen Züchter ausgewählt haben, um sich ihren Traumhund auszusuchen und dann würde ich kommen und darüber herziehen, wie schrecklich das doch ist, dass man bewusst einen Hund züchtet, wo doch so viele Tiere im Tierheim sitzen. Das tu ich auch nicht, also erwarte ich auch von den Menschen, die sich einen bewusst gezüchteten Hund anschaffen, dass sie meine Entscheidung für einen spanischen Mischling aus der Tötungsstation respektieren.


    So, dass wars jetzt wirklich von mir!


    LG, Eva

  • Unsere hündin kommt aus dem Ausland. Aus Rumänien. Sie war 4 1/2 Monate alt, komplett durch geimpft, gechipt und entwurmt. Sie hatte eine lokale Demodikose (die dann leider schlimmer wurde) aber sowas gibt's ja auch mal bei Rassehunden.


    Sie ist absolut umweltsicher, verträgt sich mit allem und jedem und ist einfach nur freundlich. Silvester war ihr zb komplett egal und man kann sie überall mit hin nehmen.


    Und das, 'obwohl' sie auf der Straße geboren wurde und in Tierheimen aufgewachsen ist.


    Und ich kenne mittlerweile einige Hunde aus dem Ausland, die ähnlich unproblematisch sind.


    Wir haben damals auch zuerst in deutschen Tierheimen geschaut. Aber da saßen nur 'Problemhunde': entweder Sokas oder Hunde mit ausgeprägter Aggressionsproblematik oder zu klein für uns. Das wollten wir uns als Anfänger einfach nicht antun. Und da ich den Hund gern am Pferd mitnehmen wollte, musste es auch ne gewisse Größe sein.


    Wir würden uns definitiv wieder für einen Tierschutzhund entscheiden. Aber natürlich schaut man da vorher genau hin. Nur nach Foto würde ich keinen Hund nehmen. Das persönliche kennen lernen war mir wichtig



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  • Ich habe nur sehr eingeschränkte Erfahrung mit dem Auslandstierschutz in Händen Einheimischer, die sich darauf beschränkt, eine Freundin bei der Hundesuche begleitet zu haben, die letzten Endes einen Auslandswelpen über einen heimischen Tierschutzverein genommen hat.
    Mein Eindruck aus diesem einen Ereignis war, dass die heimischen Tierschutzvereine auf "nicht marktgängigen" Hunden sitzen und deshalb Junghunde aus befreundeten ausländischen Tierheimen importieren, die süß, hübsch, bunt und marktgängig sind.
    Bei mir hat das einen schalen Nachgeschmack hinterlassen, auch weil meine Freundin den Welpen so problemlos bekommen hat und sie gedrängt wurde, ihn sofort mitzunehmen, da er nicht angezahlt und reserviert werden könne bis zum nächsten Wochenende. (Sie war noch voll arbeiten die Woche, ich habe den Welpen deshalb übergangsweise zu mir genommen. Niemand hat mich gefragt, ob ich mich überhaupt mit Hunden auskenne.)


    Inwieweit das noch Tierschutz ist oder schon internationaler Hundehandel - ich weiß es nicht. Vielleicht werden mit den Welpen die Kosten für die unvermittelbaren Langzeitsitzer gedeckt - denkbar wäre es. Aber ich kann mir genauso vorstellen, dass andernorts Welpen für den heimischen Tierschutz produziert werden, und das fände ich widerlich.


    Vielleicht hat ja irgendjemand hier mehr Einblick in das Thema - mich würde es interessieren, mehr zu erfahren.

  • Das hängt wohl ganz von der Orga ab.
    Wir wurden bei Mia nicht gedrängt sie sofort zu nehmen. Und auch ein kennen lernen bei uns zu Hause (wg besonderen örtlichen Gegebenheiten) war problemlos möglich. Und auch danach hatten wir noch Zeit zu überlegen ob wir sie nehmen.
    Wäre es nichts geworden, hätte die Pflegestelle eben weiter nach nem zu Hause für sie gesucht. Da war wirklich keinerlei Druck dahinter.
    Es ging ausschließlich drum ob's zwischen Mensch und Hund passt.



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  • unser Scotty kommt auch aus dem Ausland (Rumänien) und sind echt glücklich mit ihm :smile:


    uns war es egal wo unser erster Hund herkam, hauptsache Tierschutz


    wir haben ihn von einer (zu der zeit noch privaten Zusammenschluss von Familien, jetzt aber auch eingetragenen Verein) Orga, die mit verschiedenen Tierheimen im Ausland zusammen arbeitet. Sie haben aber nur Hunde rübergeholt, die wirklich gute Chance zur Vermittlung haben. Und immer nur einen Hund, keine Massen. Die Hunde haben bis zur Vermittlung in den "Gründungs"familien gewohnt. Man kommt den Hund mehrmals besichtigen um zu schauen ob es wirklich passt. Auch das neue Heim wird angeschaut.

  • Zitat

    Bei mir hat das einen schalen Nachgeschmack hinterlassen, auch weil meine Freundin den Welpen so problemlos bekommen hat und sie gedrängt wurde, ihn sofort mitzunehmen, da er nicht angezahlt und reserviert werden könne bis zum nächsten Wochenende. (Sie war noch voll arbeiten die Woche, ich habe den Welpen deshalb übergangsweise zu mir genommen. Niemand hat mich gefragt, ob ich mich überhaupt mit Hunden auskenne.)


    Nun ja, auch dazu gehören zwei. Einer, der den Hund sofort loswerden will und einer, der den Hund - obwohl er ihn eigentlich erst später nehmen könnte - trotzdem sofort nimmt. Warum hat Deine Freundin denn nicht auf diesen Hund verzichtet?


    Manche Welpen werden von Privatpersonen aufgefunden und ins Tierheim gebracht.
    Andere Personen rufen die Tierschützer an und bitten sie an den Ort, wo die Welpen - teils mit, teils ohne Mutter - leben.
    Manchmal sehen Privatpersonen oder Tierschützer auch ein trächtiges, herumstreunendes Tier. Die Anwohner kennen die Tiere zumeist. Oft haben sie in Familien gelebt, bevor die Menschen ihnen überdrüssig wurden. Nicht wenige leben aber frei auf den Grundstücken und sind nicht kastriert.
    Hier setzt dann der Tierschutz vor Ort an. Die Tierschützer übernehmen die Welpen unter der Maßgabe, dass die Hündin kastriert wird.


    In dem Fall hilft die Schutzgebühr, die für die Welpen erzielt wird, schon dafür, dass dank der Kastration der Hundemutter keine weiteren Welpen geboren werden.


    Es heißt immer wieder, dass Welpen extra produziert werden und ich schließe das auch nicht aus. Aber wie gesagt, dort, wo wir helfen, gibt es auch ohne gezielte Produktion genügend Welpen. Leider.


    Wobei ich eh nicht verstehe, warum so viele Menschen Welpen wollen. Bei uns zog vor 3 Wochen eine 13 oder 14 Jahre alte Hündin ein, die bislang noch nie im Haus lebte, noch nie die beiden Grundstücke verließ, auf denen sie lebte. Sie ist die souveränste Socke, die man sich vorstellen kann :-) Insgesamt waren bislang alle erwachsenen Hunde, gerade die Oldies, unkomplizierte Hunde.

  • Dieses Argument: Unsere Tierheime sind schon voll da müssen nicht noch Straßenhunde aus dem Auslang rüber gebracht werden. Das kotzt mich etwas an.


    Im Ausland sind die Tierheime auch voll und auf der Straße werden die Tiere getötet, wenn sie nicht eh schon in der Tötung sitzen. Dann bewahre ich lieber ein Tier vor dem frühen Tod als unsere Tierheime zu "leeren".


    Manche finden "ihren" Hund halt im Ausland und nicht hier. Man kann doch nicht erwarten das man das nimmt was grade da ist, wenn man auch im Ausland helfen kann.


    Also ich bin absolut für den Auslandstierschutz.

  • Zitat

    :gut:


    Super !! Genau. Und das absolut sinnloseste finde ich ist jetzt mal wieder eine hitzige Diskussion über Auslandstierschutz, bei dem die Leute sich gegenseitig beschimpfen und niedermachen. Wenn jeder solange lieber sich aktiv mit Hilfe beschäftigen würde - jeder da wo er mag, ein Link über vermisste Hunde weiterposten, einen Link zur Vermittlung an gute Freunde schicken, 1Euro irgendwo spenden - jeder da wo er mag, Inlands Tierheim, Rumänien, Spanien, könnten wir vermutlich noch heute nacht einiges bewirken. Stattdessen wir hier vermutlich wieder ein 5 Seiten Thread mit harten Kommentaren folgen. Was in dem Moment keinem einzigen Hund hilft.


    Unser persönlicher Grund für einen Auslandshund - Spanier : Wir wollten damals bei der Anschaffung unseres Ersthunden auf jedem Fall einen Tierschutzhund helfen. Und hatten 3 Kinder, damals 10, 8 und 6 Jahre. Mir war es sch... egal woher der Hund kommt, Rasse war egal, grosser Hund war klar, eher jung, damit er sich gut an das Leben mit uns gewöhnen kann. Wir waren zuerst in unserem Grosstadt-tierheim. Und da war kein einziger jüngerer grösserer Hund, den ich ruhigen Gewissens in unsere Familie hätte integrieren können. Alleine hätte ich mir einige der Problemfälle da zugetraut, aber nicht mit Kindern. Unseren Spanier hab ich in einer Pflegefamilie mit kleinen Kindern, Katzen und anderen Hunden kennengelernt - stürmisch, anstrengend - aber super sozialisiert - da wussten wir , dass das klappt.


    Ich weiss nicht woran das liegt - an der Grosstadt, an den Tierheimen, daran, dass es uns in unserem Land so gut geht, dass nur die wirklichen Problemfälle in einer grossen Stadt im Tierheim "übrig" bleiben??? Oder am System der Tierheime hier?
    Warum auch immer, wenn ich helfen will und dass in meiner Situation nur mit einem Hund aus Spanien geht, dann tue ich dass eben da. Sonst könnte ich auch anfangen, darüber nachzudenken , warum ich Hunden helfe und nicht lieber hungerndern Kindern in Afrika. Oder Waisenkindern in Rumänien. Oder Kriegsopfern in Afghanistan. Herrje, es gibt soviel, wo Hilfe benötigt wird, muss man darüber diskutieren? Lieber einfach mal machen !


    Lg, Trixi

  • Zitat

    Ich weiss nicht woran das liegt - an der Grosstadt, an den Tierheimen, daran, dass es uns in unserem Land so gut geht, dass nur die wirklichen Problemfälle in einer grossen Stadt im Tierheim "übrig" bleiben??? Oder am System der Tierheime hier?


    Lg, Trixi


    Ich weiß auch nicht, woran es genau liegt, das es hier tatsächlich nur "Problemhunde" in den Tierheimen gibt, aber eine völlig widersinnige Geschichte aus unserer Stadt kann ich da mal zum Besten geben.


    Bei uns ist die Hundesteuer eh schon recht hoch, im Verhältnis zu vielen anderen Städten. Wenn man einen "gefährlichen Hund" (dazu gehören eben auch Sokas, die nie negativ aufgefallen sind) hält, ca. 4x so hoch, wie bei einem anderen. Sollte der Hund den Wesenstest bestehen, nur noch doppelt so hoch :???:. Es gibt auch keine Befreiung für Hunde aus dem Tierheim.


    Bin ich also ein verantwortlicher Halter (ein anderer würde ja wohl einen "gefährlichen Hund" auch gar nicht vom Tierheim vermittelt bekommen), der ein solches Tier übernehmen möchte und damit der Stadt, die Träger des Tierheims ist, jährlich mehrere Tausend Euro erspart, darf ich nach bestandenem Wesesntest immer hin noch doppelt so viel Hundesteuer bezahlen. Abgesehen von den Anfeindungen, die man mit einem solchen Hund erfährt, der Schwierigkeit eine Haftpflichtversicherung abzuschließen und vielen anderen Unangenehmlichkeiten, werde ich also noch fleißig zu Kasse gebeten.


    Das ist meiner Meinung auch noch ein Grund, warum so viele schwierige Hunde und Sokas ewig in den Tierheimen hocken und ganz viele leider auch dort sterben werden (zumindest in unserer Stadt).


    LG, Eva

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