Wenn man das in Deutschland einführen würde ...

  • Ich lebe, wie einige wissen, in den Niederlanden.
    Jetzt habe ich mit Erschrecken die Höhe der Hundesteuer in einigen Threads mitbekommen. Und von Besuchen in D weiß ich, dass gerade die besonders teuren Städte nicht viel bieten.
    Es wird ja immer damit argumentiert, dass die Hundesteuer die Menge der Hunde begrenzen soll und so sozusagen "zugeschissenen Wegen" entgegenwirken soll.
    Dass das nicht klappt, das sieht man an jedem Parkeingang. :hust:

    Jetzt wollte ich mal fragen, was ihr von dem niederländischen Modell haltet.
    Hier zahlt man nicht überall Hundesteuer, wenn eine Gemeinde Hundesteuer verlangt, dann muss sie das eingenommene Geld auch für Hundebesitzer ausgeben.
    Ich leben in einem kleinen Dorf, unsere Gemeinde besteht nur aus Dörfern, daher haben wir keine Hundesteuer.

    Also nehme ich als Beispiel die Stadt Venlo, die erhebt Hundesteuer und die kennen viele Deutsche. ;)

    In Venlo kostet
    der erste Hund 94,90 € pro Jahr
    jeder weitere 142,44 € pro Jahr
    Zwinger, die entweder "beim holländischen VDH" oder beim zuständigen Ministerium registriert sind, zahlen pro Hund im Prinzip die oben genannten Sätze, aber die Belastung ist auf 522,25 € pro Jahr begrenzt.

    Die Strafen hier in NL sind saftig, das gilt nicht nur für Autofahrer.
    Innerhalb von bebautem Gebiet gilt Leinenzwang.
    Wer sich nicht daran hält, zahlt mal eben 85 €.
    Auf Spielplätzen, Spielwiesen und an ähnlichen Orten sind Hunde verboten.
    Nimmt man den Hund trotzdem mit, kostet das günstige 120 €.
    Auch das nicht Aufsammeln von Kot ist hier kein Kavaliersdelikt.
    Wer hier (außer auf Hundewegen) den Kot liegen lässt oder kein Tütchen vorweisen kann, darf 120 € abdrücken.
    Kontrollen finden täglich statt, bevorzugt zu Zeiten wo viele Gassi gehen.

    So, das klingt jetzt erstmal schrecklich, wenn man das deutsche Modell gewöhnt ist. Man denkt viel Steuer und dann auch noch unglaubliche Bußgeldsätze.
    Aber jetzt kommt der interessante Teil:

    In ganz Venlo verteilt gibt es 157 Hundewege. Auf diesen speziellen Wegen darf Hund sich lösen und man muss es nicht wegräumen. Die Wege werden alle 14 Tage gereinigt. Dort gilt Leinenpflicht. Sogar mein Minidorf mit weniger als 5000 Einwohnern hat so einen Hundepfad, der gereinigt wird.

    Dazu kommen 30 eingezäunte Auslaufflächen über das Stadtgebiet verteilt.

    Und in den Parks direkt in Zentrumnähe stehen Kotbeutelspender.


    Wenn es diese Gegenleistung in D für die Hundesteuer geben würde, dann hätte ich nichts gegen die astronomischen Sätze, die manche Großstadt nimmt. Hier gibt es auch an jeder Ecke Mülleimer, da fällt es leicht, den Kot zu entsorgen. Und weil das locker geht, finde ich nicht einmal die hohen Strafen schlimm.

    Wie seht ihr das?

  • An sich keine schlechte Idee. Vor allem in großen Städten können so gute Lösungen geschaffen werden. Aber ich wohne ländlich und da ist es mir lieber so wie es ist. Unser Hund läuft sehr oft ohne Leine und wenn ich das nur noch auf Freilaufgehegen machen dürfte wäre ich nicht so begeistert. Wir nehmen unseren Hund auch am Pferd mit...auch offline.


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  • Ich lebe doch auch aufm Dorf.
    Ich zahle keine Hundesteuer und der Leinenzwang gilt auch hier nur im Ort. Und genau gibt es eben such den Pfad zum lösen.

    Steuern erheben hier nur Städte, ländliche Gemeinden haben ja gar keine Möglichkeit, die eingenommene Steuer für Hudehalter auszugeben. Was sollten sie denen bieten? :???:

  • Selbst wenn die neue Hundesteuer so starten würde, daß die Beträge wieder den Tierhaltern zu Gute kommen, würde das Geld ganz schnell und schleichend zweckentfremdet werden. Das ist mit jeder Steuer/Abgabe passiert, die ursprünglich rein zweckgebunden verwendet werden sollte. Letztlich werden die Ausgaben für andere Sachen erhöht und das Geld dahin umgeleitet.

    Von daher gefällt mir die Idee zwar theoretisch, ich halte sie aber in D nicht für umsetzbar.

  • Ich weiß nicht... Ich habe kein Problem damit, die Hundehaufen wegzuräumen, und bei zwei Hunden bezahle ich für die Beutel vielleicht 2 Euro im Monat, das ist ein Zehntel der Hundesteuer in deinem Beispiel.
    Zu den eingezäunten Ausläufen: Hm, mit denen habe ich auch keine guten Erfahrungen gemacht. Meist sind die so klein, dass ich die lieber "Mobbingkäfige" nenne.

    Also: Wenn man in einer Stadt wie Berlin größere Ausläufe schaffen könnte als diese Mobbingkäfige, dann würde ich 20 Euro Steuer im Monat für zwei Hunde O.K. finden. Wenn das Konzept dann so funktionieren würde, dass keine Hundekacke mehr auf den Straßen liegen würde, dann würde ich sogar mehr bezahlen, zumal ich momentan ohnehin mehr bezahle.
    Aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das hier umsetzbar wäre. :???:

    Würden die Leute dann nicht erst recht die Hundepfade meiden? Ich vermutlich schon, denn mein Reslein hat sich auf das Fressen von Hundekacke spezialisiert.
    Hier müsste man die Wege auch fast täglich reinigen.

  • In unserer Gemeinde ist im letzten Jahr die Hundesteuer um 4 Euro angehoben worden. Dafür sind Kotbeutelspender und Mülleimer, die von der Gemeinde geleert werden, aufgestellt worden. Zumindest schonmal ein Anfang.

    Hundewege gibt es hier nicht. Braucht`s auch nicht hier gibt`s mehr Felder als Einwohner. :lol: Und wenn jeder einsammelt und am Ende vom Spaziergang in den Mülleimer wirft sind auch die Bauern zufrieden.

  • Zitat

    An sich keine schlechte Idee. Vor allem in großen Städten können so gute Lösungen geschaffen werden. Aber ich wohne ländlich und da ist es mir lieber so wie es ist. Unser Hund läuft sehr oft ohne Leine und wenn ich das nur noch auf Freilaufgehegen machen dürfte wäre ich nicht so begeistert. Wir nehmen unseren Hund auch am Pferd mit...auch offline.

    Ich schließe mich AnniBanani an.
    Ich wohne im letzten Kuhkaff und mein Hund läuft hier zu 95% frei. (wenn wir in Ort oder in die Stadt fahren natürlich nicht).
    Trotzdem stehen hier ja ein paar Häuser (also bebautes Gebiet) und ich dürfte sie nach eurem Modell hier nicht laufen lassen. Es kommen in höchstens 5% der Gassirunden Fußgänger/Fahrradfahrer etc. entegegen, Autos sind auch wenige. Wenn ich nichtmal hier mit meinem Hund offlein laufen darf wo dann??

    Außerdem... verleitet sowas nicht diejenigen welche ihre Hunde eh nicht vernünftig erziehen es noch mehr schleifen zu lassen?

    Ich weiß nicht. Für mich ist es so wie es ist gut. Vll ist dieses Modell eher was für (größere) Städte??

  • Mira läuft hier im Ort auch größtenteils frei obwohl es bebautes Gebiet ist mit knapp 8000 Einwohnern.
    In einem kleinen Park mit ein paar Bäumen steht ein leerer Tütenspänder und wir bezahlen im Quartal ca. 40€

    Nicht mal die Polizei an der wir vorbei laufen sagt etwas. Dort sieht man meistens "leider" nur den Hund der im Kofferraum eines Kombis auf sein Herrchen warten muss und bellt wenn ein Hund am Zaun vorbei läuft.

  • Ich glaube, die Schweiz hat da echt das beste Model.

    Ich zahle Hundesteuer die nicht zweckentfremdet wird. Sie wird für Robbidogs ( Kotbeutelspender mit integriertem Mülleimer) verwendet.
    Die Gemeinden legen den Steuersatz fest.

    Hundepfade gibt es nicht. Bei mir im Kanton herrscht kein genereller Leinenzwang. Nur in Naturschutzgebieten, auf Spielplätzen und in Bern in der Altstadt weiss ich es.

    In Bern ist es so, wenn man seinen Ghüdder ( Müll) auf der Strasse liegen lässt, dazu gehören auch Haufen, und man wird erwischt, kostet es auch 50 CHF.
    Läuft der Hund ohne Leine in der Altstadt, gibt es erst mal eine Verwarnung. Ab wann, bzw. wie hoch die Strafe ist, weiss ich nicht.

    Genauso beim jagen. Geht der Hund jagen, gibt es meistens erst mal nur eine Verwarnung. Wird er ein zweites mal erwischt kann es bis zu 20000 CHF Strafe kosten.

    Ab Seite 8 zu lesen.
    http://www.admin.ch/opc/de/classif…10000/922.0.pdf

  • Dass in den Nachbarländern Deutschalnds für Vieles merklich höhere Geldstrafen fällig sind, ist ja nichts Neues. Da braucht man sich ja nur mal die Strafen bei Verkehrssünderei anschauen. Das kann richtig teuer werden mal irgendwo zu schnell zu fahren, oder falsch zu parken.

    Das Model zur Hundestseur in den NL ist ansich ein guter Ansatz. Solange aber hier in D die Hundesteuer nicht Zweckgebunden ausgegeben werden muss, wird es genau daran scheitern.
    Die ganzen Petitionen und Gegeninitiativen gegen die Hundesteuer in D sind ja meistens nur darauf begründet, dass man dem Hundehalter immer tiefer in die Tasche greift, ohne dass davon irgendwas zurück kommt. Wenn eine Gemeinde dann doch mal netterweise Kotbeutel-Spender und/oder Mülleimer aufstellt, oder eine Hundefreilauf-Fläche einrichtet, dann wird sie gleich gelobpreist bis zum Gehtnichtmehr, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
    Bevor sich an diesem Steuersystem nichts ändert, wird auch der normale Hundehalter keine Ambitionen haben mehr Steuern oder Abgaben für den Hund zu zahlen. Und so lang wird das Model aus NL auch keine Chance haben.

    Zur Erhöhung der Strafen für beispielsweise Laufen ohne Leine in anleinpflichtigen Gebieten habe ich zwei Meinungen:

    Auf der einen Seite wäre es gar nicht schlecht hier die Kontrollen zu verstärken und die Strafen anzuheben. Dann hätte ich, und bestimmt auch andere Hundehalter, endlich mal Ruhe vor Hunden, die unkontrolliert in meinen angeleinten Hund reinprescht, und es im schlimmsten Fall noch zur Beißerei kommt. Viel zu oft musste ich in letzter Zeit brenzlige Situationen managen, damit es nicht knallt. Außerdem machen solche ignoranten Hundehalter auch jedes mal das Anti-Pöbel-Training an der Leine kaputt, oder wirft uns zumindest wieder einige Schritte zurück, was ich sehr ärgerlich finde.

    Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass sich solche Situationen möglicherweise reduzieren ließen, wenn man innerstädtisch mehr Freilauf-Möglichkeiten hätte. Dann können die Leute, die ihre Hunde laufen lassen können, dort hingehen, und es würde möglicherweise weniger zu Leinenbeißereien kommen, was die allgemeine innerstädtische Situation möglicherweise etwas entschärfen könnte - so die Theorie.

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