Ein Hund für unsere Familie?

  • Zitat


    In D und CH werden aber nur Standard-ESS gezüchtet, Showlinien, mit dem Worker nicht zu vergleichen. Die Trennung erfolgte schon recht früh, das sind praktisch 2 verschiedene Rassen.


    Weisst du eine Jahreszahl?


    Zitat


    - es kann auch der Nachkomme von den desinteressiertesten Eltern plötzlich sein altes Erbe entdecken! Das kann allerdings mit fast jedem Hund passieren....


    Was meinst du damit?

  • Zitat

    Weisst du eine Jahreszahl?


    So genau kann man das nicht festmachen, da die beiden Typen eher allmählich auseinanderdrifteten, und nicht von einer Generation zur nächsten. Es dürfte wohl zwischen den beiden Weltkriegen deutlich geworden sein. Den letzten dualen Champion gab es in GB in den frühen 1940ern.

    Zitat

    Was meinst du damit?


    Dass es einen Rückschlag auf jagende Ahnen gibt. Auch wenn es natürlich seltener ist, je weiter zurück die jagenden Ahnen sind. Aber Cocker zB gibt es auch aus Familienhund-Zuchten in allen Varianten. Von desinteressiert bis zu jagen wie der Teufel. Und hier habe ich sogar schon von einem Berner mit Jagdtrieb gelesen.

  • Hallo naijra,


    meiner bescheidenen Meinung nach hat selbst eine Showlinienzucht einer Jagdhunderasse - nimm nur mal den Irish Setter - für Ersthundebesitzer immer noch deutlich zu viel Interesse an Wild, weil sie den Hund nicht gut genug lesen, folglich auch Jagdverhalten nicht rechtzeitig erkennen können und erst reagieren, wenn der Hund dann "plötzlich" durchstartet, obwohl das Tier schon viel früher in den Jagdmodus geschaltet hat.


    Jemand, der noch nie einen Hund hatte, hat meist schon genug damit zu tun, ganz stinknormales Hundeverhalten ("Hilfe, Welpe beißt mein Kind!") gegenüber Artgenossen, Menschen und dem Lebensumfeld zu deuten und damit angemessen umzugehen, um aus dem Hund den Lebensbegleiter zu machen, den man sich vorgestellt hat.


    Und wenn Kinder in der Familie sind, muss man auch noch den Mittler zwischen ihnen und dem Hund spielen und kindverständlich "übersetzen", wie das jeweilige Hundeverhalten zu interpretieren ist.


    Daher machen sich Hundeunerfahrene m. E. das Leben nur unnötig schwer, wenn sie sich bewusst für Hunde mit starken Trieben gleich welcher Art entscheiden - denn dass ein Showlinien-Springer nun überhaupt kein Interesse an Wild(spuren) hat, mag sicherlich vorkommen, ist aber wohl eher selten.


    Und gar nicht mal so selten kommt dann an der Schwelle zum Erwachsenwerden des Hundes die Erkenntnis, dass der relativ problemlose, anhängliche Welpe & Junghund auch Seiten hat, mit denen man nicht zurecht kommt, weil man überhaupt nicht versteht, was der Hund da macht, warum der treue, verspielte Begleiter nun plötzlich wie der geölte Blitz aus dem Auto schießt, sobald die Klappe aufgeht, denn er hat ja schon bei früheren Fahrten zum herrlichen Strand auf - sagen wir, Holnis - auf dem Weg vom Parkplatz (der die meiste Zeit des Jahres eine stinknormale Weide ist) zum Strand gescannt, was hier so alles an Getier kreucht und fleucht, und jetzt, als Beinahe-Großer, traut er sich auch, sich etwas... ähm... "weiter" vom Rudel zu entfernen...


    Und meist muss der Hund erst einige Male so richtig aus dem Ruder laufen, bis man merkt, so geht es nicht weiter, und dann ist es richtig, richtig Arbeit, sich in die - inzwischen durch viele, vom Halter oft unbemerkte, Wiederholungen gefestigten - Verhaltensmuster reinzuschaffen und diverse Möglichkeiten auszuprobieren, das Verhalten in die von einem selber gewünsche Richtung zu lenken.


    Selbst wenn Corinna den English Springer Deinen Ausführungen zufolge in die falsche Kiste gesteckt hat, so ist dennoch viel Traurig-Wahres an dem, was sie geschrieben hat, und auch den Tipp, sich mit dem jagdlichen Einsatz dieser Rasse zu beschäftigen, finde ich sehr sinnvoll, denn ich würde jetzt Showlinienhunde egal welcher Rasse vom Verhaltensrepertoire mal ganz unwissenschaftlich mit einer Torte vergleichen, aus der einige Stücke herausgeschnitten wurden, und nur, wenn man den gesamten 360°-Radius an rassetypischen Verhaltensbandbreiten kennt, kann man auch mit den verbleibenden Tortenstücken was anfangen.


    Caterina (heute auf dem philosophischen Trip ;) )

  • Nun, da sind wir halt verschiedener Meinung. Wobei ich mich frage, was für einen Hund ein Ersthundebesitzer überhaupt anschaffen dürfte. Alles was vor zig Generationen mal irgendwie gearbeitet hat fällt ja raus - bleiben die seit Jahrhunderten gezüchteten Schosshunde?


    Ich plädiere ganz sicher nicht dafür, dass man sich blauäugig einen Hund anschafft, bloss weil jemand behauptet, das sei der ideale Familienhund. Tut die DOGS übrigens in der aktuellen Ausgabe ausgerechnet für den Deutsch Drahthaar, einen absoluten Jagdgebrauchshund, der aus seriöser Zucht gar nicht an Nichtjäger abgegeben wird! Da heisst es wirklich Hände weg!


    Aber wenn sich jemand wirklich damit befasst hat, und einen relativ unproblematischen Hund mit einigen besonderen rassetypischen Eigenschaften möchte? Die eben nicht denen eines Mops oder wasauchimmer als Ersthund genehm ist entsprechen? Da kann man genauso auf die Nase fallen, wenn man brav erst Mops- oder Bichon (oder andere "Anfängerrassen") Erfahrung gesammelt hat, und dann staunt, dass der Labrador oder Cocker oder Sennenhund doch etwas anders reagiert.


    Der ESS gehört wie der Cocker und die meisten Retriever zu den Jagdhunderassen, die durchaus von einem engagierten Nichtjäger gehalten werden können, auch als Ersthund. Wobei ich engagiert nicht mit unbedarft gleichsetze.

  • Mir ist es doch letztendlich wurscht wer sich welchen Hund ans Bein bindet :D


    Aber Genetik siegt eben immer. Und nur, weil ich beim Züchten irgendwas völlig aus meinem Augenmerk entferne, heißt es noch lange nicht, dass es sich nicht vererbt. Dass Showarbeitshunde oft nicht zu ihrem eigentlichen Job gebrauchen sind, weiß ich ziemlich gut, weil ihnen Elemente aus dem Notwendigen fehlen. Aber der Rest, der noch bleibt, ist nicht unbedingt ein Segen für den Hund (und Mensch...).


    Beim Border Collie funktioniert die Showzucht nur rudimentär. Mir ist aber auch noch kein Showzüchter begegnet, der seine Hunde darauf testet, dass sie auf die Schlüsselreize nicht jagdlich reagieren. Wenn das beim Springer gemacht wird, dann will ich nicht meckern.


    Die, die ich von der Rasse kennenlernen durfte bisher (waren aus Showzucht) und zeigten sich für Otto-Normal-Hundehalter jagdlich noch (zu)viel ambitioniert. Aber vielleicht bin ich immer über die falschen gestolpert.


    Abgesehen davon ist für den Threadersteller hier die Sau eh durchs Dorf.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Zitat


    Beim Border Collie funktioniert die Showzucht nur rudimentär. Mir ist aber auch noch kein Showzüchter begegnet, der seine Hunde darauf testet, dass sie auf die Schlüsselreize nicht jagdlich reagieren. Wenn das beim Springer gemacht wird, dann will ich nicht meckern.


    Die, die ich von der Rasse kennenlernen durfte bisher (waren aus Showzucht) und zeigten sich für Otto-Normal-Hundehalter jagdlich noch (zu)viel ambitioniert. Aber vielleicht bin ich immer über die falschen gestolpert.


    Ich kenne nur zwei ESS. Beide mit schwierig zu managenden Jagdtrieb bei NICHT Jägern. beide Hunde aber von gutem Wesen, nicht nervös..


    Zitat


    Beim Border Collie funktioniert die Showzucht nur rudimentär. Mir ist aber auch noch kein Showzüchter begegnet, der seine Hunde darauf testet, dass sie auf die Schlüsselreize nicht jagdlich reagieren. Wenn das beim Springer gemacht wird, dann will ich nicht meckern.


    :lol: :lol: :lol:
    Ich erinnere mich an eine SHOW-BC Züchterin, deren Hund beim Spaziergang hinter eine Rinderherde ging und dort Platz machte :lol: Fand die ganz ausserordentlich erstaunlich, dass der Hund so im Kreis lief.


    Ich fand noch erstaunlicher, wie unglaublich brav der Hund war...ein Glück...meiner hätte nicht die Sau durchs Dorf, sondern die Rinder durchs Dorf getrieben....(und war mitnichten so brav....gleiche Zucht...andere Linie...)

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