Ein paar Gedanken zu vielen Hundeanschaffungsplänen

  • Zitat

    Mir ist schleierhaft, wie jemand sich anhand eines Bildes im Internet in einen Hund "verlieben" kann und ohne weitere Information beschiesst, die naechsten 10-15 Jahre Verantwortung fuer diesen Hund zu uebernehmen...



    Also, da war zwar eine kurze Beschreibung von Akuma auf der Seite der Nothilfe. Sein Bild war ja auch nicht vorteilhaft:
    http://31.media.tumblr.com/tum…xfdFk1rb5pbho1_r1_400.jpg


    Und ich habe mich verliebt. Richtig schlimm sogar. So sehr, dass ich erstmal geheult habe, dass er schon vermittelt ist, weil ich zu langsam war. Ja, ich habe mich schon auch gefreut, dass er gleich ein Zuhause gefunden hat.


    Als er dann wieder zur Vermittlung frei stand, habe ich die Chance ergriffen und als ich ihn dann in natura gesehen habe, hat sich der Eindruck verstärkt. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, wenn ich keinen Ersthund gehabt hätte, aber Akuma ist mein absoluter Seelenhund. Obwohl er mich mehrmals gebissen hat, würde ich ihn niemals hergeben (solange es Dinge sind, die ich beeinflussen kann, wenn ich sterbe oder ins Koma falle, ist das was anderes)...

  • Zitat

    ich kann und werde es nie verstehen warum immer so viele Anfänger zu extremen Spezialisten tendieren.
    Wenn ich lese wie viele "Normalmenschen" sich einen reinen Arbeiter wie z.B. den Husky anschaffen wollen, wird es mir ganz anders.
    Oft scheint es mir so, als ob die Leute vergessen, für welche Zwecke der Hund gezüchtet worden war und was er an Leistung fähig ist.
    Diese Hunde müssen sich an ein unausgelastetes nicht artgerechtes Leben gewöhnen, nur weil die Leute die Rasse so schön oder anmutig fanden.


    Ich sehe das beim Siberian Husky ganz anders. Da ist es weniger die angebliche "Arbeit" (Zugarbeit/Schlitten, das meinst du doch?) - einen Husky kann man prima artgerecht auslasten - sondern der eher "spezielle" Charakter als sehr eigenwilliger Hund.
    Es gibt sehr viele glückliche Huskys bei eher "normalen Familien", weil man hier versteht, dass man Huskys bitte nicht zu allem zwingt. Natürlich ist ein unausgelasteter Husky unglücklich und schwierig, aber er ist weniger Spezialist als manch anderer Hund.

  • NeonAtom: Grundsätzlich stimme ich dir schon zu, aber ich glaube auch dass sehr viele Hunde besser dran wären wenn es nicht so einen Wirbel um sie gäbe. Klar, das geht bei deinem Beispiel Border in 5-köpfiger Familie natürlich nicht, wobei ich da auch nicht weiß, was daran mehr Wirbel um den Hund was ändern sollte, da wäre nur die Möglichkeit ne Schafherde zu halten und das nicht nur zur Hundebespaßung ne Möglichkeit.
    Und es gibt Rassen, die können nicht überall gehalten werden, weil das Drumherum fehlt. Einen Vorsteher hält man zwar am Besten wenn man ein Revier oder zumindest den Jagdschein und Begehungsmöglichkeiten für andere Reviere hat, aber vieles der Sachen, die z.B. einen Drahthaar auslasten kann man auch anderweitig simulieren. Zumal Jagdeinsätze ja nicht immer sind und viele Jäger bespaßen die Jagdhunde außerhalb der Jagdzeiten genauso wie es ein Nichtjäger tun würde. Das gilt nicht für alle Jagdhunde, die total eigenständig jagenden sind sicherlich schwerer zufriedenzustellen, aber bei sehr vielen kann ich mir einen engagierten Nichtjäger ebenso gut vorstellen wie einen Jäger als Besitzer.
    Weshalb ich mir auch einen Jagdhund ohne Jagdschein geholt habe, jedoch nur weil die Rasse eben schon immer nicht ausschließlich zur Jagd eingesetzt wurde. Wäre es ein Fachidiot würde ich das auch nicht machen.
    Nur ob gerade den sog. Nicht-Anfängerhunden und Hütehunden perse wirklich geholfen ist, dass man einen Hype sondergleichen um sie macht, sie noch anziehender für manche Leute gestaltet (das ist nen richtiger Hund, nicht so ne langweilige Begleitfußhupe) bezweifle ich eben auch.

  • Ich finde dass bei (fast) allen Rahmenbedingungen Hundehaltung möglich ist.
    Hätte ich hier vor meiner Hundeanschaffung geschrieben, hätte mir wahrscheinlich fast jeder 2. hier abgeraten.
    Weimaraner+Wohnung+Vollzeitberufstätig+Außendienst+Studium
    Letztendlich bekommen wir den Alltag sehr gut geregelt wohnen mittlerweile im Haus mit Garten und ich bin nur noch selten im Außendienst. Das Studium ist in 1 1/2 Jahren auch fertig.


    Ich habe hier mit Vollzeitberufstätigen, alleinerziehenden Müttern, Studenten und Hartz V-Empfängern geschrieben die sich mit Herz und Verstand wirklich toll um Ihre Hunde kümmern. Genauso habe ich Beiträge von Haltern gelesen bei denen die Bedingungen ideal sind aber trotzdem der Hund abgeschoben wird. Meiner Meinung nach kommt es immer auf den individuellen Menschen an.

  • Ich muss ehrlich gestehen dass ich dieses übermächtige Rassengetue als völlig überbewertet ansehe.
    Die Rasse sehe ich bei der Hundeanschaffung sogar eher zweitranigig an. Sehr viel wichtiger als die Rasse ist der Hundeverstand des angehenden Besitzers.


    Wie sieht es denn in der Realität aus?


    Da gibts nen Border der bei Leuten mit Sachverstand lebt und lediglich was spazierengeht und absolut unproblematisch ist. Allerdings gibts auch den Border der regelmäßig in die Hundeschule geht, Agitraining hat und ein Problemhund ist, weil seine Besitzer völlig falsch mit ihm umgehen. Da heißt es dann direkt, der Border ist ein Spezialist der gehört nur in Hände mit Vieh ect.
    Wißt ihr das ich eigentlich nur Border (und deren Mischlinge) kenne die absolut tolle und brave Partner sind? Und keiner von ihnen ist am Schaf. Zufall? Ne die haben einfach Leute gefunden die das richtige Feeling für Hunde (im Allgemeinen) haben.


    Oder der Jagdhund der sich als völlig unkomplizierten Familienhund darstellt, in einer anderen Familie mit Dummytraining ect. ausgelastet wird und sich trotzdem zum Problem entwickelt.


    Oder der hochgelobte Anfängerhund Labbi der sich von Anfang an nicht in die hundeerfahrene Familie einfügen kann.


    Hund ist doch in erster Linie erstmal Hund und auf der Suche nach einem harmonischen Zusammenleben mit seinen Menschen. Wie er sich weiterhin entwickelt liegt in unserer Verantwortung.


    Und ich kann diese Aufschreie nicht mehr ertragen, von wegen "dein Hund macht nur Probleme weil er ein Husky, Jagdhund, Border oder keine Ahnung was ist!". Das ist doch Quatsch, der Hund macht Probleme weil er nicht richtig geführt wird vom Menschen. Und meistens wird es mit einer "Anfängerrasse" auch nicht besser.


    Ja ich weiß Ausnahmen bestätigen die Regel und ich habe völlig Unrecht weil Rassen sind unheimlich wichtig ect. :p . Aber ich wollte es dennoch mal gesagt haben.


    Ich habe im Übrigen meinen Hund nicht nach der Rasse ausgesucht (ich fand Terrier nie schön :pfeif: ) sondern nach ihrer Geschichte (als Problemhund) und weil der Funke einfach damals rübersprang nach dem kennenlernen.
    Sollte angeblich bissig gegenüber Kindern sein und Jagdtrieb haben.
    Bei mir zeigte sie nichts von beidem und bei mir stehen auch schon mal Rehe im "Garten" weil ich so ländlich lebe :D .


    Unser Schäfer Husky Mischling hat noch nie sowas wie Hundesport oder Hundeschule gemacht und war der liebste und braveste Kinder/Familienhund der Welt.
    Und um Futter haben wir uns damals auch keine wirklichen Gedanken gemacht und überwiegend vom Tisch gefüttert. Hund wurde gesunde 15 Jahre alt und sein lebenlang nur zum Impfen beim TA. So herrlich unkompliziert. Seufz.

  • Ich finde es grundsätzlich gut, wenn jemand hier fragt: "Glaubt ihr, das ein Hund bei mir einziehen sollte? Welche Art von Hund würde denn passen?".


    Wenn derjenige dann alle Antworten analysiert, wird er eine Tendenz feststellen. Einige raten ab, andere raten zu, es gibt Rassetipps und Verhaltenstipps. Die Antworten spiegeln doch in der Regel die eigenen Erfahrung der Antwortenden wider.


    Aber es gibt fast immer auch die "Missionare", die nur ihre eigene Meinung gelten lassen. Und wehe, es überwiegen die Antworten, die dieser Meinung entgegen stehen. Dann muss der Missionar nochmal reinhauen.... und leider nicht immer auf freundliche Art.


    Wir sind hier kein Kuschelverein, auch wenn wir es mit pelzigen Zeitgenossen zu tun haben. Aber in der Regel wird auch die Netiquette eingehalten, auch wenn es immer mal Ausrutscher gibt.


    Ich (meine persönliche Meinung!) sehe ein Forum als Möglichkeit, mehrere Aspekte einer Sache abzuchecken. Ich stelle hier keine Frage, nur um eine bestimmte Antwort zu bekommen, die ich mir (ohne Forum) sowieso schon selbst gegeben habe. Ich fragen, um Denkanstösse zu bekommen, um meine möglicherweise einspurige Denkweise in andere Bahnen zu lenken.


    Ich halte nichts davon, in bezug auf Hundehaltung das Prinzip "Trial and Error" anzuwenden, was ja in vielen anderen Lebenssituationen durchaus hilfreich sein kann. Eine Entscheidung für einen Hund ist aber etwas anderes als für ein Auto oder ein Sofa. Ein Lebewesen ist beteiligt, das - auch wenn einige das immer noch nicht glauben - Gefühle hat. So ein Lebewesen kann nicht einfach hin und her geschubst werden. Man kann es nicht einfach mal "zum Ausprobieren" für eine bestimmte Zeit mit nach Hause nehmen, um dann festzustellen, das es "nicht funktioniert".


    Gerade junge Leute, die vielleicht gerade mal aus dem Elternhaus mit all seiner Geborgenheit und Fürsorge ausgezogen sind, wünschen sich oft den Hund, den sie als Kind nie bekommen haben, weil die Eltern nicht die Verantwortung übernehmen wollten (oder auch einfach keine Lust hatten, ihre Zeit- und Lebensplanung von einem Vierbeiner abhängig zu machen). Dann werden Hunde angeschafft - während des Studiums klappt es ja auch meistens noch. Dann kommen Praktika oder Jobs - und auf einmal ist man nicht mehr stundenweise von zuhause abwesend sondern von morgens 7 bis abends 7 - und hat dann noch nicht einmal eingekauft oder die Wohnung in bewohnbaren Zustand gebracht. Und dann soll man noch 2 - 3 Stunden täglich für den Hund erübrigen? Klar, es gibt Hundesitter, Hundetagesstätten - aber hat man sich einen Hund zugelegt, um ihn morgens abzugeben und abends wieder abzuholen?


    Genau diese Gedanken werden aber oft gar nicht gedacht oder zur Seite geschubst. Hier werden diese Gedanken von anderen wieder ans Tageslicht geholt. Und das ist wichtig!


    Wenn der Fragende dann alle Informationen ignoriert, sich doch mit 20 Jahren und ohne gesicherte Zukunft den Rottweilerwelpen in die WG holt und 4 Jahre später mit dem ausgewachsenen Hund keine Wohnung am Arbeitsort findet ist das Geschrei gross. "Warum hat mir niemand etwas gesagt? Warum hat mich niemand davon abgehalten?"


    Alles, was ich hier schreibe ist meine persönliche Meinung, gewachsen aus meiner eigenen Erfahrung. Ich habe mir auch mit 25 einen Hund gewünscht und keinen angeschafft. Auch mit 30 und 40 nicht. Einfach weil die Lebensumstände nicht gepasst haben und ein Hund bei uns nicht die Lebensweise gehabt hätte, die er verdient hat. Ich hatte lange und unregelmässige Arbeitszeiten, war auf kurzfristig geplanten Geschäftsreisen. Mein Mann war ebenfalls berufstätig und auch seine Arbeitszeiten waren oft nicht genau planbar. Wir hatten ein gemeinsames Hobby, das Turniertanzen, für das wir uns die Trainingszeit auch oft abknappsen mussten (oft spät abends und nahezu jedes Wochenende).


    Nachdem mein Mann mehrere Gänge zurückgeschaltet hatte (Altersteilzeit mit 20 Stunden) und ich durch eine berufliche Veränderung auch ganz andere Zeiten hatte kam erst das Thema Hund wieder auf den Tisch.
    Und nach dem, was wir mit unserer Leika erlebt haben und immer noch erleben war das die einzig richtige Entscheidung, denn neben ihr bleibt wenig Zeit für andere zeitintensive Hobbies.


    Ich wünsche mir, dass die Leute, die hier fragen "bin ich für die Hundehaltung geeignet?" wirklich lange und intensiv nachdenken und so viele Aspekte wie möglich in Betracht ziehen, bevor sich für eine Rasse entschieden ein Hund angeschafft wird.


    Gruss
    Gudrun

  • Zitat

    Wie kann ein Hund, der einen mehrfach gebissen hat ein "Seelenhund" sein?


    Ich habe noch nie einen Hund gehabt, der mich gebissen hat und ich würde solch einen Hund ganz sicher nicht als "Seelenhund" bezeichnen.


    Aber ich denke, man akzeptiert von Hunden viele Sachen, die man von einem anderen Menschen niemals akzeptieren würde, weil Hunde immer 100% ehrlich sind. Wenn sie beissen, dann weil sie wirklich ganz ehrlich daran glauben, dass diese die richtige Handlung in dieser einen Situation ist. Natürlich muss man dem Hund klar machen, dass dies in unserer Menschen-Welt nicht akzeptabel ist und ich gehe davon aus, dass die Besitzerin des "Seelenhundes" dies auch tut. Aber ich finde, man sollte sowas nie persönlich nehmen. Der Hund tut das nicht, weil er Dir was böses will oder, weil er sowieso ein "Arschloch-Hund" ist, sondern weil er es in dem Moment einfach nicht anders kann.

  • Zitat

    Ich muss ehrlich gestehen dass ich dieses übermächtige Rassengetue als völlig überbewertet ansehe.
    Die Rasse sehe ich bei der Hundeanschaffung sogar eher zweitranigig an. Sehr viel wichtiger als die Rasse ist der Hundeverstand des angehenden Besitzers.


    Jein.
    Probleme gibt es nicht weil es Rasse xy ist, sondern weil Hund eben nicht zum Halter passt und Hundeverstand bedeutet für mich auch zu wissen, was Hund braucht und was ich Hund bieten bzw. nicht bieten kann.
    Natürlich kann man sich auf jede Rasse einarbeiten und sein Leben darauf einstellen, wenn man den möchte, lernwillig ist und die Versorgungssituation es zu lässt.
    Gefährlich finde ich die derzeit sehr verbreitete Denke "Rasse ist egal, mit richtiger Sozialisation und Erziehung passt jeder Hund überall hin"

  • Zitat


    Gefährlich finde ich die derzeit sehr verbreitete Denke "Rasse ist egal, mit richtiger Sozialisation und Erziehung passt jeder Hund überall hin"


    Ich finde hingegen gefährlich das die ein oder andere Rasse derartig als Anfängerhunde angepriesen werden :verzweifelt: .


    Die von dir genannte Denke unterstütze ich dagegen sogar in einem gewissen Maß!


    Edit: Die wenigen Labbis die ich so länger mitbekommen habe, waren mit Abstand die schlimmsten Problemhunde und leider wurden sie auch schnell wieder weitervermittelt (u.a. noch im Welpenalter).
    Es gibt einfach Menschen die sollten sich niemals nich einen Hund anschaffen auch keine Anfängerrasse.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!