Ein paar Gedanken zu vielen Hundeanschaffungsplänen

  • Zitat


    Ich wünsche mir, dass die Leute, die hier fragen "bin ich für die Hundehaltung geeignet?" wirklich lange und intensiv nachdenken und so viele Aspekte wie möglich in Betracht ziehen, bevor sich für eine Rasse entschieden ein Hund angeschafft wird.


    Gruss
    Gudrun


    Das wünsche ich mir auch.


    Gudrun, danke für deinen Beitrag, er spricht das aus, was ich oftmals bei diesen Anfrage Threads denken muß.


    Gaby und ihre schweren Jungs

  • Zitat

    Ich habe noch nie einen Hund gehabt, der mich gebissen hat und ich würde solch einen Hund ganz sicher nicht als "Seelenhund" bezeichnen.


    Aber ich denke, man akzeptiert von Hunden viele Sachen, die man von einem anderen Menschen niemals akzeptieren würde, weil Hunde immer 100% ehrlich sind. Wenn sie beissen, dann weil sie wirklich ganz ehrlich daran glauben, dass diese die richtige Handlung in dieser einen Situation ist. Natürlich muss man dem Hund klar machen, dass dies in unserer Menschen-Welt nicht akzeptabel ist und ich gehe davon aus, dass die Besitzerin des "Seelenhundes" dies auch tut. Aber ich finde, man sollte sowas nie persönlich nehmen. Der Hund tut das nicht, weil er Dir was böses will oder, weil er sowieso ein "Arschloch-Hund" ist, sondern weil er es in dem Moment einfach nicht anders kann.


    Kann ich so unterschreiben :)


    Mein Chuck hat mich mal gebissen. War meine Schuld.. ich habe ihn in seiner Ruhephase gestört, ihm mit so nem Quietschespielzeug genervt bis er die Schnauze voll hatte und nicht auf seine Signale geachtet. Er, eindeutig stinkesauer, schnappt nach hinten, will sich das blöde Mistding schnappen und erwischt meinen Arm. War keine Absicht, tat zwar weh, aber ich wusste ja, dass das meine Schuld war.


    Ihm ging es danach wesentlich schlechter wie mir und hat sich danach winselnd versteckt und wollte stundenlang nicht wieder hervorkommen obwohl ich ihn nicht geschimpft habe. Mein "Aua" Aufschrei hat ihn wohl an sein "Beißhemmungs-Training" erinnert, er wusste, dass er inakzeptables gemacht hatte und litt extrem darunter.

  • Ich denke, die Rasse ist nicht wirklich das Problem, wenn man mit diesen Hunden kann.
    Aber während ich mal behaupte, ich fahre mit meinem Chessie wirklich gut, komme ich mit nem Collie oder Sheltie nicht wirklich klar (letzteres habe ich in der Familie) und daher wäre dieser ach so unkomplizierte Hund nichts für mich.
    Nur erfordern manche Rassen aufgrund ihrer Geschichte einfach mehr Ahnung vom Halter und mehr Feingefühl als andere das brauchen.
    Den Labrador kann man sich verziehen, ohne weiteres. Aber er ist ein Hund, der viele Fehler verzeiht, der sehr lange braucht um wirklich "sauer" zu werden, dass er mal beißt. Unerzogene Labradore sind meistens total stürmisch, haben keine Grenzen kennengelernt und nehmen sich alles heraus. Wenn da aber einer kommt, der Grenzen zeigt, einfach klar in seinem Verhalten ist und dem Hund die Führung abnimmt, dann wird sich der Labrador da anschließen.
    Beim Dobermann kann es dir immer noch passieren, dass der sagt, mit dir erst Recht nicht und fertig.

  • Wie immer ist die Wahrheit wahrscheinlich irgendwo in der Mitte... also ich bekomme auch Bauchschmerzen, wenn sich jemand einen Wolfshund/Australian Cattle Dog/Sambesischen Rattentöter holen will, weil er/sie "sich in die Rasse verliebt hat", aber eben mitten in Köln in einer 2-Zimmer-Wohnung wohnt. Und glaubt, mit ganz viel Liebe und Hingabe diesem Hund gerecht zu werden.
    Das funktioniert zu 99% einfach nicht.


    Und ich verstehe nicht, warum jetzt wieder auf Rassehunden rumgehackt wird. Jede Rasse ist zu einem bestimmten Zweck gezüchtet worden, bei einigen ist das inzwischen verwässert, bei anderen nicht. Aber gewisse Anlagen sind einfach da. Auch bei Mischlingen bestimmter Rassen ist das in der Regel so. Warum sollte diese Anlagen ausgerechnet bei dem Hund, den der jeweilige TE haben will, nicht vorhanden sein?


    Bei dem Wort Familienhund muss man genau hinschauen: Ist der Hund wirklich ein Teil der Familie, wird er mit das Familienleben einbezogen und auf seine Wünsche und Bedürfnisse eingegangen? Oder ist er einfach nur ein Anhängsel, dass darauf warten muss, dass irgendjemand Lust hat, sich mit ihm zu beschäftigen und ansonsten bitte nicht stören soll?



    Ich behaupte einfach, wer unbedingt seine Wünsche durchsetzen will, ohne sich auf Probleme einzustellen und andere Erfahrungen mit der Wunschrasse in seine Entscheidung einzubeziehen, hat nicht sehr viel Feeling für den entsprechenden Hund.

  • Gudrun, das ist es! dein posting deckt jenen teil ab, den ich nicht mehr erwähnt habe. für mich gehören zwei dazu: der hundebesitzer und der Hund.


    wenn sich jeder erst einmal Gedanken machen würde, wie eben von Gudrun beschrieben, und sich dann einen Hund holen würde, der eben passt (dazu zähle ich im übrigen auch die Mischlinge) und nicht nur gefällt, gäbe es wahrscheinlich weniger Tiere in den Tierheimen und vielleicht auch weniger zusammenstösse zwischen hundebesitzer und nicht-hundebesitzer. uh, und da erinnere ich mich gerade an diesen einen Hund, den dobi im weissen pudelfell....kann sich noch jemand an den erinnern? der kam doch schon zum zweiten mal zurück ins Tierheim....


    wenn das zusammenleben von mensch und Hund klappt, freue ich mich immer riesig. wenn man sieht, dass sich da zwei "gefunden" haben, ist das eine grossartige Sache. ich denke aber auch, dass man manchmal auch glück mit dem Hund hat - nicht böse sein, aber ein Weimaraner ist ja nicht uuuunbedingt ein Stadtkind...in dem sinne hast du mit deinem Hund einfach glück gehabt.


    dass man auch ein bitzeli hundemensch sein muss, stimmt natürlich auch. es gibt leute, die zwar einen Hund an der leine herumführen, aber gar nicht wissen, was ein Hund ist. und mir tun dann die Tiere leid, wenn von den besitzern so gänzlich das Interesse fehlt. aber auch als hundemensch oder talentierter neu-hundemensch muss man mit der Basis anfangen. ob dazu eben ein Hund nötig ist, der wahnsinnig herausfordernd ist, bezweifle ich. zum teil finde ich es sogar gefährlich.


    übrigens habe ich mich wahnsinnig geärgert, als in meinem wohnkanton der dobi als ersthund verboten wurde. jawoll, wer hier einen dobi halten will, muss hundeerfahrung nachweisen, einen einwandfreien Leumund haben, den Hund aus einer zertifizierten zucht beziehen und vom kantonalen vet. amt eine Bestätigung bekommen. ich fand das so übertrieben. ich dachte immer, dass erwachsene menschen doch sicher wüssten, was sich gehört und dass so ein Hund nicht in anfhänger-hände gehört. nach dem letzten grossen thread könnte ich mich 1000x für meine Naivität hauen.... :verzweifelt:

  • Ich kann den Grundcharakter des Hundes nicht umerziehen, egal was ich anstelle.
    Ich kann die Anlagen kontrollieren, umleiten, managen oder unterdrücken, aber ich werde zB dem Weimaraner den bei den meisten Hunden dieser Rasse vorhandenen Jagdtrieb nicht aberziehen können, ebenso wie ich dem Kangal den bei den meisten Hunden dieser Rasse vorhandenen Wachtrieb nicht einfach aberziehen kann.

  • Zitat

    Ich kann den Grundcharakter des Hundes nicht umerziehen, egal was ich anstelle.
    Ich kann die Anlagen kontrollieren, umleiten, managen oder unterdrücken, aber ich werde zB dem Weimaraner den bei den meisten Hunden dieser Rasse vorhandenen Jagdtrieb nicht aberziehen können, ebenso wie ich dem Kangal den bei den meisten Hunden dieser Rasse vorhandenen Wachtrieb nicht einfach aberziehen kann.


    Das ist richtig, aber grade bei Jagdtrieb gibt es ja viele verschiedene Facetten und wenn ein Weimaraner zwingend alle Jagdsequenzen erleben müsste, wäre das kein passender Jagdbegleiter. Gerade die Jagdhunde müssen so oder so lernen, sich zurückzunehmen, und weil sie das können und das Verhalten dafür schon mitbringen finde ich diesen Typus Hund relativ einfach auch anderweitig zu halten.
    Das Wach- und Schutzverhalten eines Kangals zu simulieren geht dafür nicht. VPG ist ja auch im Grunde nicht anderes als eine Simulation.

  • Das die Anschaffung eines Hundes gut überlegt sein will steht ja ganz außer Frage. Ich habe mir auch immer einen Hund gewünscht und es war durch Schule, Ausbildung und später Job einfach nicht möglich. Erst durch die Selbständigkeit meines Lebensgefährten und die damit verbundenen "Freiheiten" konnten wir uns diesen Traum erfüllen. Also haben wir langsam angefangen nach dem passenden Hund für unser Leben Ausschau zu halten, wir haben Bücher gelesen, uns mit anderen Hundehaltern ausgetauscht und schonmal die Umgebung nach passenden Trainern gescannt. Als wir unseren Hund dann fanden haben wir uns viel Zeit fürs Kennenlernen genommen, bis fest stand "der oder keiner". Ich habe mir nicht eine Rassebeschreibung angesehen, da das für mich unwichtig war. Ich wollte den Hund kennenlernen und dann entscheiden und letztendlich sind wir bei unserem Mix gelandet. Natürlich geht das nur wenn man weiß, dass man unbedingt einen erwachsenen Hund möchte, denn nur da weiß man in etwa was man bekommt. Mich führt bei der Anschaffung eines neuen Familienmitglieds aber auch immer der erste Weg ins Tierheim und nicht zum Züchter, vielleicht kann ich es deshalb auch nicht nachvollziehen, dass man sich in eine bestimmte "Rasse" einfach mal so verliebt. Verlieben tut man sich in erster Linie in die Optik, später kommt dann der Charakter und das böse Erwachen.


    Aber mich würde interessieren, ob es tatsächlich "Anfängerrassen" gibt. Und sind diese Rassen dann automatisch für jeden geeignet weil die eben immer so "einfach" sind? Haben alle Hunde dieser Rasse garantiert weder Jagdtrieb, noch Schutztrieb und stellen auch sonst nur minimale Anforderungen? Und kann man sie dann wirklich guten Gewissens an jeden Anfänger empfehlen? Ich frage deshalb so provokativ, weil ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen kann und trotzdem fällt häufig der Begriff "Anfängerrasse". Natürlich hat jede Rasse Eigenschaften, die ausgeprägter sind als bei anderen, aber es gibt doch immer Ausnahmen. Und was ist wenn der neue Besitzer trotz aller guten Vorsätze und perfekter Rahmenbedingungen so garkeinen Hundeverstand hat? Das kann man ja aus Außenstehender schlecht bewerten, gehen diese Rassen dann trotzdem?


    Natürlich sollen Hundebesitzer immer versuchen die Beschäftigung eines Hundes möglichst artgerecht zu gestalten, aber ist das tatsächlich in unserer modernen Gesellschaft möglich und kann ein Profi das besser als ein Neuling, der aber mit Feuereifer lernen möchte? Und woher weiß man denn so genau, dass die Ersatzbeschäftigung wirklich artgerecht ist? Tatsache ist doch das nur ein Bruchteil der Hunde noch das macht, für das die Rasse ursprünglich gezüchtet wurde, weil sich unser Leben verbessert hat. Ersetzt ein Treibball eine Herde? Oder ein bisschen Zugsport ein Leben in eisiger Kälte und ursprünglicher Natur? Oder Antijagdtraining die Jagd? Immer wieder liest und hört man nur "du bist Anfänger, das ist zu schwierig für dich, du kannst dem Tier nicht bieten was es braucht", aber kann das überhaupt jemand? Und wenn ja, wieso sollte ein Anfänger das nicht können wenn er es will?
    Natürlich ist es Mist wenn ein Hund zu lange alleine bleiben muss, aber das ist für jeden Hund jeder Rasse doof. Auch muss man die individuelle Lebensweise betrachten und da schaffen die einen es trotz Studium und Job noch Zeit für den Hund zu haben, während ein anderer trotz großzügiger Tagesfreizeit die Kurve irgendwie nicht kriegt. So jemand würde einem Vollzeitberufstätigen doch direkt schon die Hundehaltung generell ausreden. Kein Mensch kann von sich mit Sicherheit behaupten, dass seine Lebensumstände sich während eines Hundelebens nicht ändern werden, da speilt es keine Rolle ob man 18 oder 88 Jahre alt ist, jeder Tag kann der letzte sein.


    Wo genau liegt der Unterschied zwischen einem Hundeanfänger und jemandem der schon X Hunde hatte und dann die Rasse wechselt? Da muss man doch auch erstmal bei Null anfangen und einige Dinge umstellen. Wichtig ist nur, dass man sich allgemein über Hunde informiert und versucht das Bestmögliche zu tun. Die innere Einstellung eines Menschen kann man hier nicht beurteilen und deshalb ist jede Rasseempfehlung irgendwo ein Schuss ins Blaue. Und es geben nicht nur Leute Tipps die auch diese Rasse tatsächlich zu Hause haben, vieles kommt nur vom Hörensagen.

  • Zitat

    Das ist richtig, aber grade bei Jagdtrieb gibt es ja viele verschiedene Facetten und wenn ein Weimaraner zwingend alle Jagdsequenzen erleben müsste, wäre das kein passender Jagdbegleiter. Gerade die Jagdhunde müssen so oder so lernen, sich zurückzunehmen, und weil sie das können und das Verhalten dafür schon mitbringen finde ich diesen Typus Hund relativ einfach auch anderweitig zu halten.
    Das Wach- und Schutzverhalten eines Kangals zu simulieren geht dafür nicht. VPG ist ja auch im Grunde nicht anderes als eine Simulation.


    Es niemand behauptet, dass Hund immer alle Sequenzen erleben muss.
    Aber so zu tun, als könnte man das angeborene Verhalten egal in welche Richtung mit ein paar Trainingsstunden komplett verschwinden lassen, ist meiner Ansicht nach unverantwortlich.


    Zitat

    Aber mich würde interessieren, ob es tatsächlich "Anfängerrassen" gibt. Und sind diese Rassen dann automatisch für jeden geeignet weil die eben immer so "einfach" sind?


    Die Anfängerrasse für jedermann gibt es meiner Meinung nach nicht. Es gibt Rassen, die in ihren Ansprüchen weniger extrem sind als andere und es gibt Rassen, die sich durch ihren Grundcharakter besser in bestimmte Umgebungsbedingungen einfügen können als andere.
    Die ideale Anfängerrasse ist für jede Person eine andere.


    100% der Welpen werden nicht der Rassedisposition entsprechen, aber aus kontrollierter seriöser Zucht, dürften die Chancen auf einen rassetypischen Hund doch sehr nahe an den 100% liegen. Es sei denn es handelt sich um Eigenschaften, die im Rahmen der Marketingkampagnen dazu erfunden wurden


  • Ja, das stimmt auch. Richtiger wäre es jeden selber Erfahrungen zu sammeln, aber manchmal tun einem die Tiere auch Leid oder der Fragesteller will Input von total fremden Menschen, die er nicht kennt, die ihn nicht kennen. Alle Threads dieser Art zukünftig ignorieren?
    Ich versuche wenn ich auf sowas antworte anhand der Posts zu erkennen, wie derjenige seinen Wunschhund sieht, wenn er schon ne Rasse nennt, wie er sie beschreibt (und wenn beim Aussie als erstes kommt der sieht toll aus rate ich lieber generell ab als zu) und wie die Bedingungen sind. Ich persönlich mag mich nicht auf Fremdbetreuung verlassen müssen, ich sehe aktuell im näheren Bekanntenkreis, wie blöde das ist, wenn der Hund nicht zuhause bleiben kann, weil die Kündigung der Wohnung sonst ansteht und alles probieren muss, um ihn irgendwo unterzukriegen. Aber wenn das für Jemanden in Ordnung ist, wird er das auch so machen, auch wenn 1 User im Internet was anderes sagt.

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