Echte Wölfe und blöde Fragen

  • ansich ist das aber schon logisch: der Gehegewolf benötigt ja einen Teil seiner Gehirnkapazität gar nicht, weil er sich weder großartig in neuen/veränderten Lebensräumen zurechtfinden muss, noch witterungsgeschützte Unterschlüpfe finden muss, noch auf die Jagd gehen muss.

    Durch das frühe Trennen von der Mutter erfolgt zudem auch eine komplett andere Prägung (z.B. kein Kampf um die besten Zitzen).

  • Mich würde mal interessieren, ob der hier angegebene Radius von 1,5km, den HSH um ihre Herden in osteuropäischen Ländern angeblich haben, stimmt?
    Vllt. kannst du was dazu sagen @Chris2406

    Ob genau 1,5 km - keine Ahnung.
    Aber grundsätzlich ist es vernünftiger Teil des Herdenschutzes mit Hunden, dass diese das Gelände um die Herde durchstreifen und Wölfe und Co schon weit vor der Herde vergraulen. Grad in sehr unwegsamen Gelände ist das wichtig, damit die Herde nicht nervös gemacht wird. Im Ideal-Fall hat man als Hunde-Team zum einen Hunde, die auf Distanz zur Herde tätig sind und zum anderen welche, die unmittelbar bei der Herde bleiben. Landry hat da auf der IPRA-Seite ein paar Videos dazu, wie die Pyris in Freiweide die Wölfe schon auf deutliche Distanz zur Herde vertreiben. Nicht jeder Hund macht jeden Job gleich gut - da muss man dafür sorgen, passende Hunde zusammenzubringen.

    Wir hier mit unseren Zäunen können das so nicht bieten - wir können nur versuchen, dafür zu sorgen, dass die Herden in der Fläche genügend Platz in der Mitte haben.

    Genau. Also hat man als Szenario Schafe, die durch den Zaun gebrochen sind, die Herde rennt also ganz woanders herum und die Hunde verteidigen ihre Territorium, das jetzt innerhalb des Zauns liegt, wo die Schafe sich gar nicht mehr aufhalten.

    Erfahrene Hunde würden da wahrscheinlich versuchen, mitzugehen mit der Herde, auch, wenn die Bindung noch nicht steht - was das Chaos aber eher noch grösser macht, wenn da Schafe, Hunde und Wölfe durcheinanderlaufen.

    Ich halte den sorgfältig aufgebauten Herdenschutz mit Hunden nach wie vor für die beste Lösung - aber eben wo es nur geht mit dem entsprechenden Vorlauf für Hunde und Herden, damit er wirklich funktionieren kann.
    Ich habe in meinem Umfeld einige TH mit HSH, aber tatsächlich darunter nur einen, mit dem ich mich über die Feinheiten der HSH-Arbeit austauschen kann - die meisten nehmen das alles gar nicht wahr. Auch gute Hundetrainer im Herdenschutz-Kontext zu finden, ist gar nicht einfach, wobei wir in Bayern mit der Trainerin grosses Glück haben, die b. Bd. vom LfU zur Verfügung gestellt wird. Aber selbst in der Trainerbranche gibt es welche, die behaupten, nach 4 Wochen sei die Integration bei ihren Rindern "feddisch" gewesen oder Größen wie M. Cordt schreiben in ihren Büchern so Sätze wie "dass die Hunde nicht mit ihrer Herde kommunizieren können".

    WTF? :muede:

    Die Arbeit mit HSH ist viel, viel komplexer.

    LG, Chris

  • Ich hab's befürchtet.

    Oh je... xD :bussi:

    Also degeneriert - ja, ich halte es für möglich, dass hier tatsächlich bestimmte Gehirnareale "nicht bedient" werden und deshalb sowas wie "verkümmern". Mir kommt hier allerdings eher der Gedanke von Deprivation in den Kopf - aber das ist natürlich ein ganz persönlicher, absolut unwissenschaftlicher Gedanke von mir :smile:

    Das mit der Prozentangabe halte ich allerdings für einen genauso pseudowissenschaftlichen Schluss des Pflegers |)

    Danke für deine Antwort :smile: Wenn du mal über irgendeine Quelle dazu stolperst, kannst du mir das ja per PN schreiben wenn du magst.

    "Vertiefen" muss ich das jetzt von meiner Seite aus nicht (wenn das für dich ok ist?)

    Lieber Gruß
    Moni

  • Erfahrene Hunde würden da wahrscheinlich versuchen, mitzugehen mit der Herde, auch, wenn die Bindung noch nicht steht - was das Chaos aber eher noch grösser macht, wenn da Schafe, Hunde und Wölfe durcheinanderlaufen.


    Oh Gott, die Vorstellung allein:

    Schafherde, eh schon aufgebracht wegen des Wolfangriffs zuvor, kriegt Hunde vorgesetzt, die sie nicht kennen.
    Wölfe nähern sich, Schafe werden nervös, Hunde werden nervös, Schafe werden nervöser und rennen los.
    Die Hunde rennen mit, weil sie bei den Schafen bleiben wollen/müssen, die Wölfe rennen mit, weil sie auf einen schnellen Snack hoffen (und vermutlich den auch bekommen in dem Chaos), die Schafe werden noch nervöser durch die Hunde, die Hunde werden noch nervöser durch die Nervosität der Schafe und Wölfe, ............

    Und diese ganze hektische, hysterische Gruppe bewegt sich uU kilometerweit, angetrieben durch sich selbst.

  • Ich halte den sorgfältig aufgebauten Herdenschutz mit Hunden nach wie vor für die beste Lösung

    Sollte neben dieser Lösung nicht auch aktiv dafür gesorgt werden, dass die Areale für angesiedelte Wölfe ganz klar definiert sind?

    Natürlich kommt mir dabei selber ein ganzer Rattenschwanz an Pro & Contra in den Sinn; Heißt eine solche Arealbegrenzung doch z. B. auch, dass diese Bereiche keine Nutztierhaltung mehr beinhalten dürften.
    Hieße andererseits auch, dass Wölfe außerhalb dieser Bereiche ganz klar "bekämpft" werden müssten, bis hin zu der Möglichkeit der Bejagung...

  • dafür gesorgt werden, dass die Areale für angesiedelte Wölfe ganz klar definiert sind?

    Solange diese Areale nicht im Zoo sind, mit entsprechenden Zäunen für die Wölfe, entbindet das ja in keinster Weise vom Herdenschutz. Das ist die Problematik dabei. Abwandernde Wölfe wird es immer geben und es sitzt ja nicht alle 50 Meter ein Beauftragter, der einen Wolf, der sich wo rumtreibt, wo er per dieser Definition nichts zu suchen hat, einsammelt und wegbringt. Das vergessen - auch und grad hier in Bayern - die meisten.
    Ich für mich wünsche mir ein etabliertes Rudel, das vom ersten Tag seiner Anwesenheit hier gelernt hat, dass meine Tiere zu gut geschützt sind, als dass sich Risiko und Aufwand lohnen würden. Das ist in Sachen Herdenschutz einfacher, als sich mit ständig neuen Durchziehern mit unterschiedlichen Erfahrungswerten auseinander setzen zu müssen.

    Bei der ganzen Riss-Bericht-Erstattung darf man nicht vergessen, dass es das genauso gibt: geschützte Herden in Wolfsgebieten, auf die es keine Übergriffe gibt.


    Oh Gott, die Vorstellung allein:

    Ja, deshalb ist die Integration von HSH nach Riss in eine Herde eine Sache, die unglaublich viel Fingerspitzengefühl benötigt.

    LG, Chris

  • Solange diese Areale nicht im Zoo sind, mit entsprechenden Zäunen für die Wölfe, entbindet das ja in keinster Weise vom Herdenschutz.

    Deshalb schrieb ich ja auch: "Neben dieser Lösung des Herdenschutzes", weil

    - einerseits aktiv dafür gesorgt werden müsste, dass es diese Areale für freilebende Wolfsrudel überhaupt gibt
    - andererseits das natürliche Abwanderungsverhalten ja nicht abgeschafft werden kann, das es aber auch eben in den Griff zu bekommen gilt.

    Eines der derzeitigen Probleme ist ja auch der "gedeckte Nutztiertisch" für die Wölfe.

    Momentan habe ich den Eindruck, die Lösung der Problematik eines hier wieder heimisch werdenden Raubtieres wird sehr einseitig zu Lasten der Nutztierhalter betrachtet (von den Behörden).


    Bei der ganzen Riss-Bericht-Erstattung darf man nicht vergessen, dass es das genauso gibt: geschützte Herden in Wolfsgebieten, auf die es keine Übergriffe gibt.

    Das sollte doch das Ziel sein: Ein Wolf, der sich weiterhin seiner natürlichen Beute widmet (und das sind eben NICHT die Nutztiere).

    Ich persönlich bin da der Meinung, dass dies alleine nur mit Herdenschutzmaßnahmen nicht zu bewerkstelligen ist.

  • Ja, im Schermbecker Bereich hat sich wohl eine Wölfin niedergelassen; es wird wohl auch damit gerechnet, dass sich hier im Winter ein Paar daraus entwickeln kann, wenn sich ein Jungwolf dazugesellt.


    Irgendwas klappt beim zitieren nicht.

    Die gute Gloria hat auch am WE ihr erstes Kalb gerissen, Erfahrungen mit Schafen hat sie auch schon, ebenso Gehegewild. Die wird Erfahrungen weitergeben könne, die die Welt nicht braucht.

  • "Unser" Wolf geht geht wohl auch an Rinder....zumindest ist ein Kalb tot. Beim Googeln nach Details stieß ich auf diesen Artikel: Waldarbeiter begegnete Wolf bei Toppenstedt - Winsen - kreiszeitung-wochenblatt.de Ist die gleiche Gegend...wird wohl der gleiche sein? Finde ich nicht sooo lustig....

    Und jetzt fällts mir auf: Den Herren kenne ich, war gerade erst Kunde bei mir. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mal nach dem Wahrheitsgehalt und Zeitpunkt des Vorfalls gefragt. :/

  • "... oder Größen wie M. Cordt schreiben in ihren Büchern so Sätze wie "dass die Hunde nicht mit ihrer Herde kommunizieren können"."
    Das erstaunt mich jetzt aber. Ich halte sonst sehr viel von ihr, weil sie gut beobachten kann.
    "WTF?

    Die Arbeit mit HSH ist viel, viel komplexer." "
    Vielleicht solltet Ihr mal Kontakt schließen.
    Bin am Handy, kann nicht besser zitieren, das Graue in Anführungszeichen schrieb @Chris2406.
    L. G.

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