Echte Wölfe und blöde Fragen
-
mittendrin -
27. Juli 2013 um 09:58 -
Geschlossen
-
-
Noch ergänzend - es ist doch bestimmt einleuchtend, dass man als Tierhalter seine "Draussen-Tiere" unter Wolfs-Bedingungen sicher untergebracht wissen möchte.
Diese Sicherung aber wird mir z. B. da ich kein im Sinne des Baurechts privilegierter Landwirt bin, verwehrt.
Ich halte meine Rinder extensiv, weil ich im Aussenbereich nix bauen darf und unser kleiner Hof kein Nebengebäude hat, das ich zum Kuh-Stall umwidmen lassen könnte (was übrigens auch so um ein halbes Jahr dauert).
Den Hof (das Dorf liegt baurechtlich komplett im Aussenbereich, was eine ziemliche Sondersituation darstellt) habe ich damals nur gekauft, weil mir die Haltung der Tiere von den Ämtern als erlaubt zugesichert wurde. Für mich bedeutet das eigentlich, dass die Ämter, die A gesagt haben, nun auch B sagen müssen, wenn äußere Umstände, für die ich nicht das geringste kann, nun auch entsprechende Maßnahmen erfordern.
Um meine Tiere im Winter in absoluter Hausnähe halten zu können, wie es nun aktuell empfohlen wird, müsste ich die Erlaubnis für Erdbewegungen einholen und für die Befestigung einer Lauffläche im Auslauf, da die dem Haus am nächsten liegende Koppelfläche auch die "nasseste" und am Hang schiefste Fläche ist. Mit einer lustig schief stehenden Weidehütte am Hang im Sommer läßt sich leben, aber im Winter hat man mit einer schief stehenden Hütte noch nicht mal die Möglichkeit, die Eingänge mit PVC-Wind-Kälte-Streifen zu verhängen, weil die eine gerade stehende Hütte brauchen, um zu funktionieren.
Heute kommt eine Lieferung mit Paddock-Matten, die ich "mobil" einsetzen kann - sprich in mühevoller Arbeit für den Winterstandplatz verlege und im Frühjahr dann wieder abbaue. Ich kann die Tiere schliesslich nicht auf der nassen Fläche im Matsch stehen lassen - ein Problem, das ich weiter hinten auf dem Land nicht in dieser Form hätte.
Den vergangenen Winter stand die Hütte einige hundert Meter vom Haus entfernt auf einer deutlich flacheren und in sich ebenen Fläche, das werde ich dieses Jahr aus Sicherheitsgründen aber eben nicht so machen können. Wir sollen die Tiere näher ans Haus holen. Auch da gilt für mich - wenn Amt A gesagt hat, muss es nun auch B und C sagen und die ursprünglich genehmigte Tierhaltung auch weiterhin möglich machen.
Ich finde das ganz schön heftig - mein ganzes Leben wird durch diesen Kram umgekrempelt, ich habe keine Ahnung wie das weitergehen soll und ich habe keine Ahnung, ob ich es durchbekomme, dass ich meine Tiere wolfssicher halten kann. Man steht von jetzt auf gleich vor dem absolut Ungewissen. Es gibt ungeahnte Zusatzkosten und nein, ich kann mir auch nicht alles mal eben aus den Rippen leiern.
Tiere verkaufen - und dann sitze ich auf einem Hof fest, den ich ohne Tiere nicht nutzen kann?
In einer derart unvorhersehbaren Lage den Tierbestand drastisch vergrössern, um als Landwirt zu gelten? Das hilft mir übrigens in Sachen Baurecht auch nicht weiter, da gibt es nämlich Abstufungen in Sachen Landeirt, aber immerhin könnte ich dann Fördermittel in Sachen Herdenschutz beantragen - vorausgesetzt, es wird mal eine offizielle Wolfsregion ausgewiesen. Das wird ja derzeit erst bei sicheren Nachweisen gemacht.Das wäre ebenfalls eine Forderung von mir - dass die geförderten Herdenschutzmaßnahmen bei ersten Verdachtsfällen/Wolfserwartungsland greifen. Und nicht erst dann, wenn die ersten Risse stattgefunden haben.
Ich kann es sowohl verstehen, dass es Tierhalter gibt, die aufgeben, es ist einfach zu viel, was man da stemmen muss und ich kann verstehen, dass viele es einfach drauf ankommen lassen.
Wer wie ich bei ersten Verdachtsmomenten vorbildlich präventiv handelt und Maßnahmen ergreift, hat so ziemlich die Master-A-Karte gezogen in dem Spiel.
LG, Chris
-
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
In den meisten dieser Länder wird eben auch durch Maßnahmen dafür gesorgt, dass der Wolf den Menschen tatsächlich eher meidet. Sprich: werden die Wölfe zu aufdringlich, werden sie geschossen.
Irgendwann wird das hier auch kommen. Mir tut zwar jeder einzelne Wolf leid, aber trotzdem wäre ich da nicht gegen.
Nur ist in den von dir besagten Ländern es meist so, daß nicht nur Herdenschutzhunde bei der Herde sind, sondern auch Hirten, die in der Nacht im Schäferkarren schlafen und wenn die Hunde anschlagen, gleich bei der Herde sind. So haben sie viel mehr Möglichkeiten, Übergriffe zu verhindern. Hier in Deutschland wäre das in der heutigen Zeit unmöglich, da zu teuer. -
Eine Idee: Rundherum Bewegungsmelder, die, sobald etwas näherkommt, laute Geräusche (Knallen, Pfeifen, Menschengeräusche - immer was anderes) auslösen. Ist natürlich auch für die Herdentiere blöd. Also doch nicht so eine gute Idee. Aber irgendwie sowas wäre nicht schlecht.
-
Das Problem:
die bekommen keine Erlaubnis für den Unterstand. Unterstände auf Weiden dürfen hier nur Landwirte bauen, und auch das nur, wenn die "begründet" sind. Wenn ich ne Weide gepachtet habe, bin ich aber kein Landwirt.Wir haben ja ebenfalls keinen fest gebauten Unterstand genehmigt bekommen, als es damals rein um Pferdehaltung ging.
Mit der mobilen Weidehütte aber, war das für die Behörden ok:
http://www.hippo-tech.de/
Wir müssen sie halt "mehrmals" im Jahr versetzen, was wir aber aus Gründen der Weideaufteilung eh machen.LG, Chris
-
Chris - soweit ich weiß, haben die sowas auch schon angefragt, aber auch das fand die Behörde nicht ok - ich weiß den Grund allerdings nicht mehr. Die Weide liegt im Naturschutzgebiet, direkt an einem Bach und es gibt da schon einen kleinen Unterstand - der reicht allerdings allerhöchstens für 2 Pferde. Vergrößern dürfen die den Unterstand witzigerweise auch nicht....
-
-
Eine Idee: Rundherum Bewegungsmelder, die, sobald etwas näherkommt, laute Geräusche (Knallen, Pfeifen, Menschengeräusche - immer was anderes) auslösen. Ist natürlich auch für die Herdentiere blöd. Also doch nicht so eine gute Idee. Aber irgendwie sowas wäre nicht schlecht.
Keine gute Idee, Weidetiere einem dauerhaften Lärmstress auszusetzen - weisst du, wie viele Füchse, Marder, Wiesel, Rehe, Kaninchen, Katzen, Mäuse, Ratten, Igel etc nachts unterwegs sind? Die alle das Getöse auslösen?
-
Chris - soweit ich weiß, haben die sowas auch schon angefragt, aber auch das fand die Behörde nicht ok - ich weiß den Grund allerdings nicht mehr. Die Weide liegt im Naturschutzgebiet, direkt an einem Bach und es gibt da schon einen kleinen Unterstand - der reicht allerdings allerhöchstens für 2 Pferde. Vergrößern dürfen die den Unterstand witzigerweise auch nicht....
Ok, für bestimmte Naturschutzgebiete, Flächen am Wasser oder an Wasserschutzgebieten gelten noch mal deutlich schärfere Regeln. 1 ha unserer Flächen liegt auch im Wasserschutzgebiet, da ist auch im Sommer keine Weidehütte erlaubt, weil einfach der Stickstoffbodeneintrag an den Stellflächen größer ist, als bei normalem Weidebetrieb. Da könnte dann allerdings auch der verpachtende Landwirt eher nichts in Sachen Unterstand erreichen, kann sein, dass der alte Unterstand da noch von anno tuc war und deshalb Bestandsschutz hat.
---
Ich bin grad wirklich etwas entnervt von der ganzen Geschichte, weil ich derzeit auch mal an meine finanziellen Grenzen stosse. Mir nützt der E-Zaun im Winter bei unseren üblichen Schneeverhältnissen nicht wirklich viel, wenn wir Pech haben, müssen wir die Reihen 1 - 5 im Winter in Sachen Strom aus dem Rennen nehmen (was, um die Tiere innerhalb der Einzäunung zu halten, aber kein Problem darstellt) und im Winter sind meine Herrschaften weit und breit die einzigen, die draussen gehalten werden.
Die vorhandenen Panel-Elemente http://www.texas-trading.de/onlineshop/zaunelement/panels.html , so dass man wenigstens zur Nacht einen (dann aber wirklich sehr kleinen) Nachtpferch bauen könnte, lassen sich nicht ohne weiteres in "wolfssicher" umrüsten. Irgendwas zusammengetüdeltes Marke "wir tüdeln mit etwas Schweissdraht ein wenig Maschendrahtzaun dran" funktioniert bei Rindern nicht, die kriegen nämlich so ziemlich alles kaputt. Es gibt Treibgang-Panels, die eine Blechverkleidung haben - aber allmählich müsste hier erst mal ein Goldesel einziehen.Eigentlich habe ich den Plan, mir für den Winter einen extra-Auslauf, sozusagen als Zaun im eh schon eingezäunten Bereich aus den Steckfix-Horden für Schafe - http://shop.koehler-holz.de/Sortieranlagen…gjbqf67v6qfksv5 mit Überbau aus Elektro-Zaun zu bauen. Das sind aber für eine vernünftige Auslauffläche für 5 Rinder Kosten für die ich erst ein paar Monate sparen müsste. Ohne E-Zaun-Überbau sind mir die Dinger für Rinder zu gefährlich, weil die gern auf sowas draufspringen und ohne E-Zaun-Überbau wären sie ja auch überwindbar von aussen.
Als Verkleidung für die vorhandenen Panel-Elemente geht das notfallmäßig in kleinem Rahmen auch nicht oder eher gesagt nur mit wahnsinnigen Umständen, weil dann unbedingt E-Zaun dabei sein muss, sonst ists ja wieder überkletterbar - da müßte ich das Zeugs jeden Abend aufbauen, Strom mitten auf die Koppel zur Weidehütte ranholen, Steckelemente anketten, den E-Zaun-Überbau davor pappen und alles morgens wieder abbauen. Oder wahlweise auch bei Abwesenheit tagsüber. Aber so richtig viel was besseres fällt mir auf die Schnelle als Notsicherung bei hohem Schnee grad nicht ein.
Es muss im Aussenbereich alles mobil sein. Deshalb funktioniert sowas naheliegendes wie ein vernünftiger Stahlmattenzaun oder ein solider Holzzaun mit E-Zaun-Ergänzung eben leider nicht.
Vielleicht kann ja einer die Problematik nachvollziehen und hat noch eine zündende Idee, da wäre ich froh drum.
Ich wünsche mir dieses Jahr so einen Winter wie 2013/14, als kaum Schnee lag - da müsste ich mir nämlich keine Sorgen machen und hätte noch genug Zeit zum Sparen.
Ich schreibe das nicht, um rumzujammern und es ist auch nicht so, dass man sich nun den ganzen Tag die Haare rauft oder nur "ohgottohgottohgott, der Wolf, der Wolf....." denkt, nur weil ich hier relativ viel schreibe - aber es ist vielleicht einfach mal ein kleiner Einblick, was es mit den immer so gern abgegebenen lapidaren Äusserungen "dann müssen die halt Zäune bauen" oder "die Tiere nachts einsperren" auf sich hat. Das ist nämlich leichter gesagt, als getan. Da steckt so vieles hinter und selbst, wenn man einen Goldesel hätte, muss das Zeugs immer noch arbeitstechnisch umgesetzt werden.
LG, Chris
LG, Chris
-
Danke, Chris, für deine Gedankengänge! Denn genau solche Überlegungen fehlen beim in seiner Stadtwohnung sitzenden Naturfreund oft, weil sie schlicht keine Ahnung von den praktischen Hürden haben.
-
Gilt bei dir ein Holzzaun als mobil wenn du die Pfeiler nicht direkt im Erdboden versenkst sondern mittels dieser Metallhülsen? Weiß nicht ob es Rindern stand hält, bei Pferden mit Strom geht das gut.
http://content.meingartenversand.de/media/catalog/…odenhuelsen.jpg
Ansonsten als "Paddock" würde mir noch Bauzaun einfallen. Der ist doch hoch und tw auch günstiger zu bekommen. Ich würde die benötigte Größe hinstellen, innen den mobilen Weidezaun mit Strom vor und das so in die Weide integrieren, dass du morgens nur ein Zaunelement aufmachst plus den E- Zaun und fertsch. Verständlich? *g*
Bei den Schafen und den Zaunempfehlungen war ehrlich mein erster Gedanke "wer zum Geier glaubt einen Wolf mit einem Meter Zaun abhalten zu können..." Jeder Schutzhund hüpft über die Meterhürde ohne große Probleme und wenn dahinter lecker Futter wartet...
-
Die Gedankengänge des zuständigen Amtes sind da etwas schwierig nachvollziehbar. Ich versuche das seit Jahren und schaff es nicht.....
Holzpfosten haben wir und dürfen wir, die sind bei dem extrem steinigen Boden hier aber auch eine ernsthafte Probe in Sachen Arbeitsmotivation - aber eine solide Verbretterung ist nicht drin. Das würde im Landschaftsbild zu massiv aussehen und störend wirken. Hier haben sich allerdings die T-Pfosten deutlich besser bewährt - nach und nach tauschen wir alle Holzpfosten dagegen aus.
Ganz eventuell vielleicht bekomme ich aber zumindest einen kleineren "Nachtpferch" durchgesetzt - allerdings eben nur mit den üblichen bürokratischen Vorlaufzeiten, also nix für diesen Winter.
Die gängigen Bauzaunelemente haben den Haken, dass sie unten viel zu viel Luft haben, so dass da problemlos wer durchschlüpfen kann, die haben eine ähnliche Bodenfreiheit wie die Panel-Elemente. Da sind schon einige Tierhalter drauf reingefallen. Selbst, wenn man die Streben unten direkt in der Erde verbaut, hast Du immer noch einen Zaun, der überkletterbar ist - und klettern fällt Wölfen deutlich leichter, als das Überspringen von Hindernissen, die sich nur schwer einschätzen lassen.
Bei den Schafen und den Zaunempfehlungen war ehrlich mein erster Gedanke "wer zum Geier glaubt einen Wolf mit einem Meter Zaun abhalten zu können..." Jeder Schutzhund hüpft über die Meterhürde ohne große Probleme und wenn dahinter lecker Futter wartet...
Die sind aber dennoch für den Durchschnittswolf noch sehr bewährt - die Hürden im Hundesport sind massiv und dadurch optisch einschätzbarer. Auf der schwierigen Einschätzbarkeit dieser Elektronetze beruht die Wirkung wohl in der Hauptsache - in Kombination mit dem ersten Beschnuppern von solchen Dingen, wo es dann an der Nase halt entsprechend bruzzeln muss.
Das ist ein wenig so wie im Pferdesport - die sehr lichten, offenen Hindernisse sind für die Pferde schwieriger zu taxieren als massiver wirkende. Kommt dann ein Versuch, mit der Pfote die Festigkeit zu testen, bruzzelt es mal wieder.Und genauso funktioniert dann das Aufrüsten bei Wölfen, die gelernt haben, diese Zäune zu überwinden - das Überbauband (das in wirklicher Sprunghöhe liegt und somit nicht mehr elektrifiziert sein MUSS, da der Wolf im Sprung eh nicht geerdet ist) - es macht den Zaun einfach schwerer einschätzbar. Diese Überbau-Bänder sollen auch extra gar nicht schön straff gespannt sein, sondern sich bewegen können und auch an manchen Stellen leicht durchhängen - denn das macht sie so schwierig zu taxieren.
LG, Chris
-
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!