Echte Wölfe und blöde Fragen

  • die Haltungsform muss geändert werden ODER der große Beutegreifer aufgehalten werden
    da gäbe es zwei Varianten

    Was mir daran aufstößt:
    Es sterben jedes Jahr 5-stellige Zahlen von Tierarten aus, viele davon wegen uns und unserer Bequemlichkeit, und wenn dann man ein paar wenige in ihren ursprünglichen Lebensraum zurückkehren, dann sind wir nicht bereit die nötigen Konsequenzen zu tragen, um die Rückkehr möglich zu machen und trotzdem unsere eigenen Tiere zu schützen?


    Ja, das ist verdammt viel Arbeit für die Tierhalter, warum sollen das die Konsumenten nicht mit höheren Fleischpreisen zahlen? Damit sich "artgerecht" mit Herdenschutz trotzdem rechnet?
    Gerade in Gegenden wie hier, wo normale Wege über Weideland führen (und wirklich wenig Vieh auf eingezäunten Weiden steht), werden auch Nicht-Viehhalter von den Konsequenzen betroffen sein, aber diese ergeben sich mMn aus unserem Lebensstil (Fleischverzehr, Besitzanspruch an jedem Fleckchen Land) und nur in zweiter Linie aus der Rückkehr der großen Beutegreifer. Die haben nämlich erstmal genauso viel Recht sich hier auf zu halten, wie wir auch.


    Im Übrigen @Patti schreiben sich Jäger ja gern auf die Fahne, dass sie nur jagen, weil die natürlichen Feinde fehlen. Also brauche ich demnächst nicht mehr damit rechnen Autos mit bewaffneten Menschen und unerzogenen Hunden auf meinen Gassi Runden zu treffen? Das würde mich ziemlich freuen, muß ich zugeben ;)

  • Was mir daran aufstößt:Es sterben jedes Jahr 5-stellige Zahlen von Tierarten aus, viele davon wegen uns und unserer Bequemlichkeit, und wenn dann man ein paar wenige in ihren ursprünglichen Lebensraum zurückkehren, dann sind wir nicht bereit die nötigen Konsequenzen zu tragen, um die Rückkehr möglich zu machen und trotzdem unsere eigenen Tiere zu schützen?


    Ja, das ist verdammt viel Arbeit für die Tierhalter, warum sollen das die Konsumenten nicht mit höheren Fleischpreisen zahlen? Damit sich "artgerecht" mit Herdenschutz trotzdem rechnet?

    ich würde von menschen dicht besiedeltes Land nicht als ursrpünglichen Lebensraum bezeichnen, auch wenn er das geografisch vielleicht ist
    und Rinderrassen wie Braunvieh, Hinter- und Vorderwäldeer (und unzählige weitere Nutztierrassen) sind auch vom aussterben bedroht, das sind aber Nutztiere, die von Leuten gehalten werden, die nur wenige Tiere haben oder halt eben extensive Landwirtschaft betreiben und nicht das nötige Kleingeld haben für Herdenschutz, denen dann zu sagen "verkauf doch dein Fleisch teurer", denke nicht, dass das funktioniert, dann kaufen die Leute dieses Fleisch halt gar nicht mehr..


    oder das oben genannte Beispiel mit den Mufflons, die sterben hier dann aus, das wäre dann okay, dafür, dass der Wolf zurück kommt?


    ich bin absolut nicht gegen den Wolf, aber ich bin dafür, dass man ihn einschränken muss! sodass Tierhalter ihre Tiere weiterhin artgerecht draußen auf der Weide halten können

  • Durch annähernd guten Herdenschutz- fünfreihige Litze, beginnend bei 20cm über dem Boden, Zäune die gute 2-3m hoch sind sterben vermutlich auch einige Arten aus, beziehungsweise werden Lebensräume zerschnitten. Solch Zäune sperren nicht nur Wölfe aus, auch Rehwild und co kommt nichtmehr rein. Kleintiere die unter durch zu schlüpfen versuchen überleben die nötigen - hohen- Strommengen nicht usw..


    Nehmen wir die zweite Variante, die kostengünstiger und wahrscheinlicher, dass Nutztiere in Ställen verschwinden.. dann gehen offene, beweidete Buschlandschaften verloren und mit ihnen viele Arten, die genau darauf spezialisiert sind. Dass ist bei uns schon zu beobachten. Weiden die nicht direkt am Hof sind, werden schon nicht mehr genutzt, bzw nur einmal umgemulcht um der Agrarförderung genüge zu tun.


    Ganz so einfach ist es nicht, sich über die Rückkehr zu freuen, da damit wieder etwas passiert, was häufig ist. Zugunsten eines "Sympathieträgers" (Wolfspatenschaften und co) werden kleinere, nicht so viel Aufmerksamkeit und Geld ins Spendensäckl bringende Arten hinten über fallen gelassen. Welche Auswirkungen Herdenschutz und Aufstallung auf die Ökosysteme haben kann man nur raten aber ich denke, die Auswirkungen werden gravierend sein.

  • Es sterben jedes Jahr 5-stellige Zahlen von Tierarten aus, viele davon wegen uns und unserer Bequemlichkeit, und wenn dann man ein paar wenige in ihren ursprünglichen Lebensraum zurückkehren, dann sind wir nicht bereit die nötigen Konsequenzen zu tragen, um die Rückkehr möglich zu machen und trotzdem unsere eigenen Tiere zu schützen?

    Dieses Argument nutze ich gerade in ähnlicher Form - nur mit der Freizeitbevölkerung als Adressaten.


    Ich, extensiver Weidetierhalter, wobei extensiv hier einen Besatz von 0,8 GVE pro Hektar bedeutet, setze mich ganz privat und ohne finanzielles Interesse durch meine Art der Bewirtschaftung meiner Flächen für Natur- und Artenschutz ein.
    Extensive Weidetierhaltung bedeutet:
    - Verzicht auf konventionelle Düngung, Verzicht auf i-welche Spritzgeschichten sowieso
    -Blütenangebot für Insekten über die gesamte Vegetationsphase, anders als beim Mähen, wo mit einem Schlag zig Hektar Blühfläche weg sind mit den daraus folgenden Entwicklung von Artenreichtum in all seinen Facetten.


    Als s. g. "Hobby-Tierhalter", wobei ich das in aller Konsequenz lebe, wovon viele andere nur schwafeln, nämlich Natur- und Artenschutz, habe ich nicht die rechtlichen Möglichkeiten einer wolfssicheren Einzäunung. Die wird mir nicht genehmigt im Aussenbereich.


    Also: brauchts die Hunde als Herdenschutz.


    Nun quäkt ein (kleiner) Teil der Wanderer wegen der Hunde rum, wohlgemerkt, Wanderer, die einen Wanderweg nutzen, der auf meiner Fläche liegt - sowas steht beim Kauf nicht im Grundbuch, das findet man dann irgendwann anderweitig raus....
    Quäken Wanderer, quäkt die Tourismus-Industrie.


    Wer also macht hier gerade die Rückkehr der grossen Beutegreifer unmöglich?
    Wer setzt Artenschutz aufs Spiel für seine ganz eigenen Interessen?


    Nicht ich als Tierhalter.


    Ausser vllt. mal hier im DF bekomme ich für das was ich tue keinerlei gesellschaftliche Wertschätzung, geschweige denn Akzeptanz für Herdenschutzmaßnahmen.


    Wer also macht Herdenschutz und somit die Rückkehr der großen Beutegreifer unmöglich?


    Es ist SOOOOO leicht, das immer nur auf die Tierhalter zu schieben.


    LG, Chris

  • Ich denke auch, durch den Wolf selbst, aber vor allem durch die nötigen Schutzmaßnahmen wird sehr viel mehr aussterben. Da werden jahrhundertealte Biotope verloren gehen, und mit ihnen all die Tiere und Pflanzen, die eben nicht so spektakulär sind wie die heilige Kuh. Die werden leise gehen - und mit ihnen oft Kulturgeschichte von Jahrhunderten.


    Schert nur niemanden. Ich hab noch keinen der großen Naturschutzverbände auch nur ein Wort darüber verlieren hören, wie fatal sich eine überall "wolfssicher" gezäunte Landschaft auf Wild und Biotope auswirken würde. Der alte Naturschutz- Grundsatz, dass Lebensräume zum Genaustausch möglichst weit vernetzt sein müssen, ist da stillschweigend über Bord gegangen - bzw gilt offenbar nur noch für den Sonderfall Wolf. Alles andere kann plötzlich sehen, wo es bleibt.


    ...und was das wölfische Recht, überall zu sein angeht, könnte man sicher endlos diskutieren - das ist in meinen Augen ein Totschlag-Argument, graue und schräge Theorie, die der Praxis nicht standhält. Die Mufflons sind auch über 100 Jahre hiergewesen, aber bei denen ist es plötzlich super, wenn sie wieder aussterben? Meine Pferde sind direkte, urtümliche Nachfahren der Ponys, die in Europa früher überall heimisch waren - kann ich die jetzt auch aus der Koppel lassen und auf ihre Rechte pochen?

  • Der alte Naturschutz- Grundsatz, dass Lebensräume zum Genaustausch möglichst weit vernetzt sein müssen, ist da stillschweigend über Bord gegangen - bzw gilt offenbar nur noch für den Sonderfall Wolf.

    Ja und das gehört mit zu den Dingen, die ich einfach nicht verstehen kann.


    Ich bin absolut und sicher auch überdurchschnittlich pro Artenschutz eingestellt, was für mich auch den Wolf impliziert. Aber eben nicht nur den Wolf - und mir wird das mit dem Wolf einfach zu einseitig gesehen. Artenschutz kann sich niemals nur auf eine Art beziehen, sondern müsste eigentlich "Lebensraum-Schutz" genannt werden.


    LG, Chris

  • Geht mir genauso - ich versteh einfach nicht, dass im Naturschutz plötzlich nichts, aber auch nichts mehr zählt als der Wolf, bei dem der Schaden für die ganze Umwelt den Nutzen so weit überwiegt.

  • Ja, das ist verdammt viel Arbeit für die Tierhalter, warum sollen das die Konsumenten nicht mit höheren Fleischpreisen zahlen? Damit sich "artgerecht" mit Herdenschutz trotzdem rechnet?
    Gerade in Gegenden wie hier, wo normale Wege über Weideland führen (und wirklich wenig Vieh auf eingezäunten Weiden steht), werden auch Nicht-Viehhalter von den Konsequenzen betroffen sein, aber diese ergeben sich mMn aus unserem Lebensstil (Fleischverzehr, Besitzanspruch an jedem Fleckchen Land) und nur in zweiter Linie aus der Rückkehr der großen Beutegreifer. Die haben nämlich erstmal genauso viel Recht sich hier auf zu halten, wie wir auch.

    Hast du mal in die Listen der Wolfsrisse reingeschaut, welche Tiere am häufigsten gerissen werden? Es sind Schafe...
    Hast du nachgeschaut, mit wieviel Prozent ihr Fleisch am gesamten Fleischverzehr in Deutschland beteiligt ist? Es ist etwa 1 %
    So 80 % machen Schweine und Geflügel, die wohl relativ seltener in Freilandhaltung vorkommen.
    Die meisten Schafe in D werden wohl zur Landschaftspflege eingesetzt, etwas Fleisch wird eher so "nebenbei" verkauft.
    So ein Beispiel aus der legend - Verein Dummersdorfer Ufer, ein gemeinnütziger Verein mit ca. 1000 Schafen, die in Naturschutzgebieten eingesetzt werden.
    Soll es hier mal mit dem Wolf ernst werden, wird der Verein seine Arbeit eher einstellen müssen, die könnten die Kosten für Schutz der Herden kaum weiter geben...
    Bei den Rindern sind die Preise für Biofleisch schon recht hoch angesiedelt, bei mir ist bei 30€ / kg Schluß, da kaufe ich lieber Wildfleisch oder Rindfleisch aus Südamerika, kriegt man mittlerweile auch in hoher Qualität.
    Ja, die artgerechte Haltung von Rindern könnte man so los werden, kannst dich freuen!
    Es ist nur naiv zu denken, es werden dadurch wenige Tiere sterben. Sie werden nur unter schlechteren Bedingungen gehalten oder es kommt noch ein kleiner CO2-Transportbonus dazu ;-)


  • Wanderer, die einen Wanderweg nutzen, der auf meiner Fläche liegt - sowas steht beim Kauf nicht im Grundbuch, das findet man dann irgendwann anderweitig raus....
    LG, Chris

    Es gibt Fälle da haben die Besitzer den Wanderweg, der über ihr Privatgrundstück geht und kein Wegerecht im Grundbuch eingetragen ist, gesperrt und durften das auch. Die Bürger haben sich zwar beschwert aber das hat nichts gebracht.
    Problem ist nur dass die Gemeinde/Stadt am längeren Hebel sitzt, wenn sie möchte. Sie könnte dann evtl das Stück zwangsenteignen. Das ist aber auch nicht ganz so einfach.


    Normalerweise muss ein Wegerecht im Grundbuch stehen. Steht dort keins drin, dann muss man es auch nicht dulden, wenn Leute über das Grundstück laufen. Wie gesagt normalerweise und vereinfacht ausgedrückt. Es gibt da auch Ausnahmen unter bestimmten Umständen.


    Ich finde es auch ganz toll was du, jeden Tag und immer wieder aufs neue, für Arbeit leistet.


    LG
    Sacco

  • Es ist SOOOOO leicht, das immer nur auf die Tierhalter zu schieben.

    Damit meinst du jetzt aber nicht mich? Ich denke mir sehr bewußt zu sein, was Herdenschutz hier bedeuten würde, und das gerade die Touristen(verbände) da sehr viel umdenken werden müssen.
    Sobald die Tierhalter hier begriffen haben, dass sie ihre Tiere schützen müssen und eben nicht alle Beutegreifer abschießen können, was sie bisher nicht tun. Bisher sind die Touristen nämlich gar nicht betroffen, da kein Herdenschutz existiert. ;)

    da kaufe ich lieber Wildfleisch oder Rindfleisch aus Südamerika, kriegt man mittlerweile auch in hoher Qualität.
    Ja, die artgerechte Haltung von Rindern könnte man so los werden, kannst dich freuen!

    Die artgerechte Tierhaltung hat es gegenüber Umweltsünden und Massentierhaltung schwerer, weil Menschen deinem Argument "Rindfleisch aus Südamerika ist billiger" folgen, nach meiner radikalen Argumentation gäbe es gar keine Nutztierhaltung ;)
    Nach meiner realistischen Argumentation sollte der Verbraucher die Kosten tragen, also der Konsument die gestiegenen Fleischkosten, der Steuerzahler die gestiegenen Kosten der Landschaftspflege auf öffentlichen Flächen.
    Alles war nicht artgerecht ist gehört mMn eh verboten und mensch sollte sich schämen, das durch seinen Kauf zu unterstützen.

    Welche Auswirkungen Herdenschutz und Aufstallung auf die Ökosysteme haben kann man nur raten aber ich denke, die Auswirkungen werden gravierend sein.

    Ganz sicher sogar, aber andererseits gab es die bewirtschafteten Flächen auch vor 150 Jahren, als es in Europa auch noch Wölfe gab. Sicher weniger Fläche, ganz sicher keine Massenviehhaltung und die Arten, auf die du ansprichst sind ja auch nicht erst in den letzten 150 Jahren entstanden.

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