Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Ich hab gestern mit einem Freund telefoniert, der an der Schorfheide, also mitten im Wolfsgebiet, eine große Mutterkuhhaltung betreibt. Der war zu meiner Verblüffung völlig entspannt, sagte, er habe noch nie einen Wolf gesehen (und er ist zu allen Tages- und Nachtzeiten draußen) und hielte die Gefahr für seine Rinder und Pferde für eher gering.

    Bei dem Gedanken, seine Tiere vorschriftsmäßig einzuzäunen (inklusive Zaun 30 cm eingraben), hat er sich schlichtweg weggeschmissen vor Lachen - seine Rinder laufen auf insgesamt schlappen 300 Hektar...

    Und ich hab mich nach dem Gespräch gefragt, ob sie vielleicht dadurch sicherer sind? Ich habe hier jetzt auch schon öfter Berichte gehört, wie Chris sie erwähnt, nach denen Wölfe strategisch mit Zäunen arbeiten, also ihre Beute von innen oder außen dagegentreiben. Wenn das nicht so einfach ist, weil die Fläche so riesig ist - geht man sich da eventuell eher friedlich aus dem Weg, so nach dem Motto: "Der Aufwand ist uns zu groß, da nehmen wir lieber das Reh"?

    Keine Ahnung, aber irgendwie war ich froh, auch mal von einem Bauern zu hören, den die Sorge (noch) nicht so frißt - und ich hoffe sowas von sehr, dass das auch so bleibt!

  • Ich könnte mir schon vorstellen, dass es für Wolf einen Unterschied macht, ob er Rind auf kleiner oder großer Fläche jagen muß. Auch, dass dann vielleicht die Wahl eher auf ein Reh fällt.
    Aber der eine Landwirt hier hat meinem Mann erzählt, dass auf der Hutweide schon Kälber vom Heckrind "verschwunden" sind. Das sind immerhin 176 Hektar, die zwar einen einerseits eindrucksvollen Zaun haben, aber Wölfe lachen da drüber. Da könnte sogar ich drunter durch krabbeln.

    Ob das stimmt, weiß ich nicht. Offiziell gibt es da keinen Eintrag zu. Ob es den geben würde, weiß ich allerdings auch nicht zu beurteilen. Der NLWKN ist da schließlich selbst zuständig.

  • und hielte die Gefahr für seine Rinder und Pferde für eher gering.

    Was ich mit Sicherheit unterschreibe, ist, dass die Gefahr für Rinder und Pferde deutlich geringer ist als für Schafe. Und dass die Wölfe erst einmal eine gewisse Hemmschwelle überwinden müssen, um diese deutlich wehrigeren Tiere anzugehen.

    Aber beim Wolf gilt immer auch: Gelegenheit macht Risse. Egal bei welcher Tierart.

    Warum das mit den Rinderrissen regional so unterschiedlich ist - ich weiss es nicht.
    Es scheint große Unterschiede bei den Rinderrassen zu geben - aber es gibt bestimmt noch zig Faktoren, die da eine Rolle spielen.
    Ich drück jedenfalls die Daumen, dass es in der Schorfheide in Sachen Rinder ruhig bleibt.


    Wenn das tatsächlich der Wolf mit den Hunderissen ist, wirds wohl die pure Verzweiflung sein:
    photo.php?fbid=1715648328505659&set=p.1715648328505659&type=3&theater

    LG, Chris

  • Ich frag ja nur. Ich kenne mich damit ja gar nicht aus.

    Hmm...ok. Also werde ich wohl unserer Hündin eine Wäscheleine dran machen. Die läuft normalerweies frei und ein paar Meter vor uns. Wir müssen aber jetzt öfter beruflich weg. Da weiß ich nicht wie es mit Wölfen aussieht.

    Sie wiegt 20 Kilo und hat eine Schulterhöhe von 51cm. Unser Rüde ist ja eh immer an der Schlepp.

    LG
    Sacco

    Hier ist mal ein Video für Dich, wie ein Wolf ein Wildschwein aus dem Aufnahmebereich der Kamera zieht:
    10214824688681588

    LG, Chris

  • Aus unserer Gallowayherde, mittlerweile ca. 50 Tiere, wurden die alten Kühe mit kleinen Kälbern aufgestallt, ebenso einige Jungtiere. Eine separate Jungtierherde wird es nicht mehr geben, und der Deckbulle, der normalerweise schlachtreif gewesen wäre, bleibt nun noch bis zum Sommer bei der Herde, selbst wenn er dadurch die ein oder andere seiner Töchter decken wird.

    In diesem Jahr war das Sortieren und Verladen auch ohne Hunde völlig problemlos, weil die Tiere durch das seit September laufende Zufüttern - die Moorweiden, auf denen sie laufen, sind praktisch abgesoffen - sehr, sehr zutraulich sind.

    Noch gab es hier keine Rinderrisse, im Raum Schleswig allerdings schon Schafsrisse, soweit ich weiß.

    Caterina

  • Wenn das tatsächlich der Wolf mit den Hunderissen ist, wirds wohl die pure Verzweiflung sein:
    photo.php?fbid=1715648328505659&set=p.1715648328505659&type=3&theater

    Ja, der sieht ziemlich räudig aus. Das wünscht man ja auch keinem Tier, so zugrunde gehen zu müssen. Der Abschuß wär da doch echt gnädig.

  • Wie geländegängig ist so ein Wolf eigentlich? Wird der den Rindviechern auf der Alm auch gefährlich oder sieht der keinen Sinn darin, so hoch aufzusteigen? Und denkt ihr, Almkühe sind da "anders"? Menschen und Hunde werden ja mal ganz gerne von denen gekillt, wie würds mit einem Wolf aussehen?

  • Da gab es aber schon oft genug Berichte dazu. Was ich jetzt noch gefunden habe, ist das hier:

    http://www.zeit.de/2014/25/schweiz-alpen-tiere-gefahren


    Zitat

    Aber der Reihe nach. Am gefährlichsten ist der Alpsommer für die Schafe. Zwei von hundert Tieren kehren nie mehr ins Tal zurück. 4.200 Stück starben im Jahr 2011, damals wurden die wolligen Kadaver das letzte Mal wissenschaftlich gezählt. Denn die Schafe weiden dort, wo keine Kuh mehr grast. Im unwirtlichen Gelände, in unwegsamen Tobeln, fernab jeder Zivilisation suchen sie nach Grünzeug.
    Zäune gibt es da oftmals keine. Manchmal sind die Herden tagelang ohne Aufsicht, oder ein Hirt schaut aus der Ferne, durch die Linse seines Fernglases, nach seinen Tieren. So sind sie ein gefundenes Fressen für Wolf, Bär und Luchs: 2012 rissen sie 17 (der Luchs), 23 (der Bär) beziehungsweise 121 (der Wolf).

    Demnach dürften Wölfe auch in der Höhe jagen, wo Kühe grasen.

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